Kapitel 10: Finale Grandioso, oder: Die Passion Hamanos

"Tja, da hat sich wohl gezeigt wer hier wohl die Meisterin auf der Flöte ist, was?", entgegnete Matsuo, die sich die Gelegenheit einfach nicht entgehen lassen wollte, sich für die Attacke während der Prüfungen zu revanchieren.
"Hätte ich mir ja denken können, dass so jemand wie du nur eine Amateurin auf diesem wohlklingenden Instrument bist. Ich wundere mich ja bis heute noch, wie du es nur jemals auf die Akademie geschafft hast. Ich dachte immer, dass sei eine Elite-Schule..eine Akademie für die oberen 3 Familien. Zumindest dachte ich das, bevor du und die anderen niederen Adligen bei uns erschienen seid...", giftete Matsuo eifrig herum, sodass sie mehr wieder ihrem früheren Ich glich, als jemals zuvor. Sie hatte sich für den Ballabend sogar Haarclips an diejenigen Haare geklämmt, die Emi einst wegen der verlorenen Wette abgeschnitten hatte. So sah sie auch äußerlich wieder so aus, wie damals als sie noch in einem der Senats-Ministerhäuser gewohnt hatte und jeder nach ihrer Pfeife tanzte.
Die Streicher unter den Musikern schüttelten alle wie wild ihre Hände, da sie durch die schwere Symphonie alle einen Krampf in den Händen und schmerzende Finger hatten. Es war eben nicht so leicht die Symphonie von Luzius aufzuführen - dafür wurde man aber mit einem einzigartigen Klangerlebnis für die Mühen belohnt.

"Keine Ursache...nach all den Ereignissen in letzter Zeit sollten wir uns doch mal wieder vertragen und uns alle kollegial verhalten. Ich habe das ständige Angefeinde mindestens so satt wie Sie sicher auch", entgegnete Chiaki freundlich und gab noch eine Runde kühles Mineralwasser aus.

"Ich denke nicht, dass ich mir das von dir anhören muss. Ich habe dich vor allem überhaupt nicht spielen gehört." Hana runzelte die Stirn. "Außerdem hat ein geübter Piccolospieler, beziehungsweise eine geübte Piccolospielerin eher Schmerzen am Ansatz als an den Fingern. Fingerschmerzen bedeuten nur, dass du nicht genügend geübt hast und mit dem Stück nicht vertraut warst. Zumindest ich hatte keine Schmerzen in den Fingern, die Läufe waren mir bereits bekannt." gab sie zurück. Sie ließ sich in keinster Weise von Matsuos Gegifte beeindrucken, zumal sie wusste, dass Matsuo ihr im Piccolospielen niemals das Wasser reichen könnte.

"Oh, natürlich. Es war schon aufwändig genug, Akuma-sama zu überreden, dass er uns wieder in die Welt der Lebenden lässt, damit wir dabei helfen können, alles wieder zu regeln. Es ist eine Schande, wie wir uns, die wir doch alle gleich sind, so bekriegen können." erwiderte Ruka und pflichtete damit Chiaki bei.

Da die Probe damit beendet war, wurden die Musiker dazu aufgefordert ihre Stühle, Instrumente und Notenständer zu nehmen und auf die Bühne im Ballsaal zu bringen, damit man dort die Sitzordnung aufbauen konnte. Die Reinblütigen unter den Musikern wurden davon natürlich ausgenommen, auch wenn manche wie Juria darauf bestanden ihre Harfe selbst zu tragen. Matsuo dagegen nahm das Angebot an, als sei es selbstverständlich, dass jemand ihr den Stuhl und den Notenständer trug.

"Natürlich habe ich gespielt..lauter als jeder andere hier!", entgegnete Matsuo verwirrt und wurde rot. Bevor Hana noch etwas weiteres darauf erwidern konnte, verschwand sie überraschend schnell von der Bildfläche. Hana hatte offensichtlich ins Schwarze getroffen.

Hana grinste nur und nahm dann ihren Stuhl, ihre Piccolo und ihren Notenständer samt Noten, und folgte dann den anderen. Auch Amya und Sayoko hatten jeweils ihre eigenen Instrumente genommen. Amaya hielt sowieso wenig vom Reinblüterbenehmen, und wollte sich schon gar nicht so benehmen wie ihre hochnäsige Cousine.
Yoshiro dagegen bekam bereits Hilfe von seiner Mutter beim Verschieben des Flügels. Er hätte gern andere die Arbeit lassen machen, doch war er von Ruka getadelt worden, dass er gefälligst seine Instrumente und Noten selbst tragen sollte wie jeder andere. Dafür hatte er von Yokai ein freches Grinsen bekommen, denn die Orgel war nicht transportierbar, stattdessen gab es zwei stationäre Orgeln. Jeweils eine im Probenraum und eine auf der Bühne selbst.

In der Küche stand auch schon alles auf Hochbetrieb: die Köche irrten von ihren Arbeitplätzen zu den Töpfen und den Herdplatten wie ein Haufen aufgescheuchter Hühner, während einige wachsame Adlige genau kontrollierten ob die Speisen auch annehmbar waren für die Gaumen der adligen und reinblütigen Herrschaften.
In einer der vielen Küchen arbeiteten auch die familieneigenen Köche der Familien, die genau die Vorlieben ihrer Arbeitgeber kannten. So wünschten manche der Vampirfamilien gar ein vegetarisches Menü.
Kyo jammerte derweil über seine schmerzenden Lippen. Er hatte die zweite Flöte gespielt und eigentlich nicht damit gerechnet, dass er trotz des vielen Übens so sehr gefordert werden würde. Niemand hatte ihm gesagt, dass man einen echten Luzius spielen würde.

Vor dem Saal wurde bereits ebenfalls auf Hochtouren gearbeitet - Stühle mussten hergebracht werden, je nach Zugehörigkeit zur Familie in unterschiedlichen Farben, die Dekoration musste angepasst werden, die Sitzordnung bestimmt werden und natürlich die Tische gedeckt werden. Man hatte für diesen Anlass das beste Geschirr holen lassen, und es vorher noch extra einmal poliert. Es war eine wahre Meisterleistung, in solch kurzer Zeit einen ganzen Ball auf die Beine zu stellen, doch das Personal des Schlosses war für solche Fälle extra ausgebildet worden. Immerhin kam es doch öfter vor, dass die Herrscherfamilien je nach Lust und Laune spontane Entscheidungen trafen - und diese musste man ohne Widerrede berücksichtigen und umsetzen.

Da um sie herum wie wild gearbeitet wurde, suchten Ysou und Yuiko etwas die Ruhe, schließlich würden sie beim Ball noch genug Unterhaltung und Musik haben. Jetzt wollten sie den Arbeitenden nicht im Weg stehen, weshalb Yuiko mit Decke und Mangas bewaffnet in den Senatsgarten ging, dicht gefolgt von ihrem Bruder, der auch mal wieder Lust hatte einen Manga zu lesen - auch wenn die meisten Mangas seiner Schwester ihn ziemlich verstörten.

Im Garten trafen sie aber auch schon ein paar andere Vampire an, die sie aus der Akademie kannten. Kaoru schlenderte mit ihrem Vater an den Teichen und Rosenhainen vorbei, während Hirou auf einer der Mauern saß und offensichtlich auch die Ruhe genoss. Angesischts der vielen Wasserspiele und dem schön gestalteten Garten war das aber auch keine Überraschung. Wahrscheinlich würde hier selbst Luzius zur Ruhe kommen können.

Der hatte jedoch ganz andere Sorgen. "Nein , nein und nochmals nein!" Man hörte seine genervte Stimme durch die Senatsgärten.
"Ich will aber! Und zwar jetzt! Du hast es mir versprochen....'" Zu der Stimme des Teufels gesellte sich die Stimme eines Jungen, nicht viel älter als zehn Jahre, aber die Stimme trotz allem laut genug, als dass sie durch den ganzen Senatsgarten hallte. Schon die ganze Nacht hindurch hatte Vincent Elijah seinen Vater angequengelt, dass sie noch auf den Ball gehen würden - jetzt hatte der Junge es immerhin bis zu den Senatsgärten geschafft, wo es nun darum ging, dass sich der Teufelssohn mit ins Orchester setzte, um die von seinem Vater komponierte Symphonie mit aufzuführen.
"Ja , ich habe es dir versprochen, aber wenn ich dir doch sage, dass die Proben vorbei sind! Nie hörst du auf mich. Schlimmer als meine sitraín..." Er rollte mit den Augen, wofür sein Sohn ihm die Zunge herausstreckte.

Kaoru musste kichern, aber sie wurde sofort wieder ernst, als der genervte Vater mit seinem Sohn ihren Weg kreuzte.
Yuiko machte sich dagegen nicht viel daraus und breitete die Decke auf einer der Bänke aus. "Ach, dieser Garten wäre wie geschaffen für ein Kageshima-Met!"; bemerkte sie entspannt und atmete zufrieden laut aus. Das Leben konnte so schön sein.
Im Garten war es mal abgesehen von Luzius richtig harmonisch: beim genaueren Hinsehen hatte Yuiko bemerkt, dass Hirou auch ein Buch las, während nun auch noch einige der Ahnen entspannt durch den Garten spazierten und die Ruhe genossen.

"Oh , Sie können sich ruhig lustig machen. Ich habe jetzt fünf Kinder. Und ich habe es bei keinem geschafft, mich durchzusetzen. Ich regiere ein Volk aus Millionen von Vampiren und Dämonen, ebenso wie anderen Sterblichen. Ich bin einer der Höchsten in diesem Universum. Und ich bringe es nicht auf die Reihe, meinen eigenen Kindern zu sagen was sie tun dürfen und was nicht." Luzius seufzte, lächelte aber Kaoru doch etwas zu, als sie an ihm vorbeiging. "Sie haben nicht zufällig irgendwelche Tips für mich? Ich meine, Sie als Lehrerin? Vielleicht bekommen Sie mehr hin als ich..." Er rollte etwas mit den Augen, während er nebenbei wieder auf dämonisch mit Vincent zu diskutieren begann, wobei bei dem Jungen immer mal wieder Funken sprühten wenn er sich aufregte.

"Oh...ähm..also ich habe es in meinem Unterricht ja immer mit Strenge und Strafen versucht, aber außer dass die Schüler sich dann erst unter aller Sau benahmen, habe ich damit nichts erreicht. Nicht einmal schlechte Noten haben sie abgeschreckt. Meine besten Erfahrungen in solchen Dingen habe ich gemacht, wenn ich meine Schüler in ein Gespräch unter vier Augen zu einer Tasse Tee eingeladen habe. Aber nicht irgendwelcher Tee - am besten funktioniert es mit Hasekuras Spezialmischung für pubertierende Vampire. Das hat echt Wunder gewirkt - die Schüler wirkten danach wie ausgewechselt. Vielleicht funktioniert das ja auch bei ihren Kindern!"; erklärte Kaoru mit einem Augenzwinkern.
Yuiko hatte mitgelauscht und schaute Ysou verwirrt an. "Wann hat sie jemals jemanden von uns zu einem Lehrergespräch eingeladen?", fragte sie ungläubig. "Wenn mich nicht alles täuscht hatte sie mal Kyosuke und Matsuo zu sich bestellt, aber das muss irgendwann in den Ferien gewesen sein. Vielleicht auch Amaya, aber ich hab das auch nicht so genau mitbekommen, Schwesterherz...vielleicht war das vor unserer Zeit?", meinte Ysou, der sich selbst nicht ganz sicher war.

"Hm... das wäre eine Überlegung wert. Vielleicht wirkt es auch bei pubertierenden Dämonen." Luzius wandte wieder den Blick zu seinem Sohn, der ihn nun etwas erschrocken ansah. "Ich will doch nur im Orchester mitspielen! Und ichb in mir sicher das geht auch ohne Proben."
"wenn ichs dir doch sage, dass es nicht geht? Muss ich dich erst in die maya vasca sperren und dir dann diesen Tee geben von dem die Dame gerade geredet hat?" herrschte Luzius seinen quengelnden Sohn an, der aber auf diese Predigt hin etwas stiller wurde, und dann das Gesicht zu einem Wimmern verzog, woraufhin sein Vater nur ein weiteres Seufzen abgab. "Na gut...ich...ich sehe mal was ich tun kann, ja?"
"Aber du bist doch der große Akuma-sama! Du kannst alles tun!" beschwerte sich Vincent wieder, woraufhin Luzius etwas ärgerlich mit den Zähnen knirschte.
"Ja , ich werde das regeln. Aber jetzt bist du ruhig, ja?"

Derweil begann in Rom eine Veranstaltung, die das genaue Gegenteil des fröhlichen Balls war, der in der Senatsstadt stattfinden würde. Im großen Petersdom war die gesamte Hunterschaft mit Ausnahme von Kaien, Sakura und ein paar wenigen Kollegen, versammelt und würde nun über Hamano richten, der in ihrer Mitte an ein Kreuz gefesselt war.
Micha rutschte schon aufgeregt auf seinem Stuhl hin und her und wackelte mit seinen Füßen, die nicht mal bis zum Fußboden reichten. Der gefangene Hamano lachte schon die ganze Zeit seit er hier war, was sich weder Micha noch ein anderes Mitglied der Versammlung erklären konnte. Wie konnte der Vampir so rumlachen, wenn er für seine Sünden zu bereuen hatte? Lag es etwa an den Pantoffeln, die Micha per Gesetz allen Huntern vorgeschrieben hatte, die sich in der Regierung der Huntervereinigung befanden?

Während es Hamano eher schlecht als recht erging, war in der Senatsstadt mittlerweile die Dienerschaft dabei, die letzten Vorbereitungen zu treffen, damit der Ball perfekt werden würde. Man kontrollierte eben noch einmal, ob auch das Besteck passend lag, ob die Platzkarten richtig ausgeteilt waren, das Orchester stimmte sich bereits schon einmal ein - noch ohne die Adligen, den das Entrée würde das Stammorchester spielen. Ein bisschen Geplänkel, Klassik oder Barock, während die Gäste eintrafen und man einen kleinen Aperitif servieren würde. Erst vor dem Essen sollte das volle Orchester die vás-ilión'sche Symphonie aufführen, aber bis dahin würde es noch eine Weile dauern. Reden mussten gehalten werden, und Amaya rannte bereits draußen im Garten herum wie ein aufgescheuchtes Huhn und ärgerte sich darüber, dass sie absolut schlecht war im Reden halten.

Die gewöhnlichen Adligen und ein paar Reinblüter, die sich reingeschlichen hatten, da sie das in ihren Augen unnötige Prozedere verabscheuten, waren bereits in dem großen Saal, in dem jeden Moment gefeiert werden würde. Plötzlich wurde es still im Saal und ein Sprecher des Senats bat um Ruhe. Er referierte noch einmal kurz über den überwältigenden Sieg gegen Hamano und die Rettung der Kageshima, bevor auf sein Zeichen das Orchester den verabredeten Entrée spielte.
Zu dieser Musik stellte der Sprecher alle zur Feier eingetroffenen Angehörigen der drei großen Reinblüterfamilien vor, die nacheinander durch die Tür schritten und wie auf einem roten Teppich zu ihren Plätzen gingen. Zu allerletzt rief der Sprecher die Shadakos auf: alle Anwesenden schauten gespannt auf die Tür, um zu sehen wie fein und vornehm sich wohl die Senatsvorsitzende für diesen Abend gekleidet hatte. Genauso waren sie auch alle gespannt, was die Vorsitzende für eine Rede vorbereitet hatte.

Die Shadakos betraten den Saal in aufsteigender Reihenfolge des Alters, wobei nur jene wirklich gingen, die auch noch am Leben waren - die Geister hatten sich bereits niedergelassen und sahen gemütlich zu, wie nun zuerst Yuuji in einem farblich zu seinen Haaren passenden Anzug den Gang entlanggeschritten kam, etwas unsicher wirkend, aber darum bemüht, Haltung zu wahren. Ihm folgte Amaya, die sich an diesem Tag für ein Kleid in Shadako-Farben entschieden hatte, welches nicht nur einen Meter Schleppe besaß, sondern zugleich einen wunderschönen Carmenausschnitt und aufwändige Bestickung auf der Schleppe und dem Brustteil. Bei genauem Hinsehen erkannte man den für die Shadakos typischen Phönix, sowie eine Krone, die er auf dem Haupt trug und die dem Diadem, welches Amaya sich in die offenen Haare gesteckt hatte, ziemlich ähnelte.
Hinter ihr ging ihre Mutter, deren Kleid nicht minder schön war, aber zumindest etwas schlichter - die Schleppe fehlte, und das Kleid mit breiten Trägern an den Schultern war vielmehr in einem zarten Violett gehalten, während zugleich das Shadako-Wappen nicht fehlte. Mit dem Kleid wollte die Mutter der Vorsitzenden beweisen, dass sie zu beiden Familien gehörte - im Blute eine Taiki, doch durch den Bund der Ehe an die Shadakos gebunden.
Sie ging Arm in Arm mit Yoshiro, der einen schwarzen Anzug trug, dazu aber eine rote Schärpe. Er trug eine etwas kleinere Krone als die von Amaya, während sich Takara ein Diadem in die Haare gesteckt hatte, welche sie kunstvoll hochgesteckt hatte.

Yokai war eher der Einzelgänger, der sich komplett in schwarz gehüllt hatte. Nicht ein kleiner Fleck rot war zu sehen, stattdessen zeigten die silbernen Knöpfe seiner Anzugjacke das Wappen der Familie von Maria. Er hielt den Blick etwas abgewandt, und wirkte auch sonst eher so, als wollte er nicht einmal dazugehören.

Ruka und Amura hatten sich beide dafür entschieden, sich passend zu ihrer eigentlichen Epoche zu kleiden, weshalb er in einer Uniform, die noch aus dem Frankreich des 18. Jahrhunderts bekannt war, erschien, während seine Frau ein ausladendes Kleid trug.
Zuletzt folgten die drei Ahnen der Familie, Miya in einem prächtigen Kimono, zusammen mit ihrem Mann Shikaru, und zuletzt Hakuna, der es ebenfalls vorzog, sich ganz in schwarz zu kleiden - aber immerhin hatte er den Phönix der Shadakos als Stickerei auf seinem Kimono.

Ein großes begeistertes Raunen ging durch die Masse der Gäste, die den Anblick der Abendgarderobe der Reinblüter mal wieder mehr als nur begeistert genossen. Manche der jungen weiblichen Gäste fielen gar in Ohnmacht angesichts der Schönheit der Shadakos. Wären die Kleider der Shadakos nicht Designerstücke, wären sie sicherlich am nächsten Tag alle vollständig ausverkauft gewesen.
Matsuo soff derweil ihren Ärger mit Champagner hinunter. Kaum dass die Shadakos erschienen waren, hatte sie niemand auch nur ansatzweise angesehen und dabei hatte sie extra das Kleid ihrer Träume mit extra großer Schleife angezogen.
"Bei mir fällt niemand in Ohnmacht...was mach ich nur falsch...", murmelte Matsuo genervt vor sich her und biss sich auf der Lippe herum. "Einen Schluck Tee gefällig? Hilft immer! Garantiert!", fragte Kumiko, die es nicht verantworten wollte, dass sich Matsuo noch weiter besoff und noch auf dumme Gedanken kam. Zum anderen war es auch schade um den Champagner wenn ihre Tochter ihnen nun den ganzen Vorrat wegsaufen würde. Lieber hatte sie es, wenn ihre Tochter so wie sie auch, auf den Geschmack kommen würde und den Trend mit Hasekuras Tee weiterverbreitete. So wie Kaoru auch schon Kumiko geradezu zum Teetrinken missioniert hatte.

Während sich die anderen Shadakos an den Tisch setzten, der orthogonal zu den Tischen der anderen Familien stand, hatte Amaya kurz gewartet, bis die Musik verklungen war und die Gäste dem Orchester applaudiert hatten, bevor sie nun selbst die Bühne betreten hatte und sich der Menge präsentierte.
"Verehrte Gäste. Es freut mich, dass ihr an diesem Tag so zahlreich erschienen seid. Normalerweise kommt jetzt die Begrüßung jeder einzelnen Familie, und jedes besonderen Gastes, aber ich möchte heute darauf verzichten. Wir sind alle Bürger und Bürgerinnen dieses Landes, und dabei spielt es keine Rolle, ob man Reinblüter ist oder Aussätziger. Wir sind alle gleich, und wir alle haben in den letzten Tagen und Wochen für die gleiche Sache gekämpft. Ich will deshalb niemand einzelnem Danken, niemand soll höher gelobt werden als der Rest. Wir können uns allen selbst applaudieren, das wir zu solch großen Leistungen fähig sind. Und es ist nicht die Hierarchie, die uns zu großen Taten bringt, und auch nicht der Adelstitel. Nein, es ist die Gemeinschaft, das Streben nach einer bestimmten Sache. Und dieses Streben ist es, was uns auch letzten Endes zum Sieg geführt hat. Ich möchte daher mein Glas erheben für alle, die an diesem Tag bei mir sind, egal ob geistig oder körperlich. Stoßen wir an, auf den Frieden." Sie selbst hielt ihr Glas Champagner in die Höhe und lächelte etwas.

"Yaaaaaaay auf den Frieden!"; riefen einige von Amayas ehemaligen Mitschülern laut aus, wobei manche wie Hirou sich dabei schon fremdschämten und so taten als gehörten sie nicht dazu. Als Amaya mit der Rede fertig war, gaben Emi, Kyo und die Shirotsukis zusammen mit Touya und Seiji einige Minuten lang "standing ovations", schließlich war Amaya die jüngste Senatsvorsitzende jemals und übte das Amt so gut aus, dass sie die Erwartungen von vielen der Anwesenden bei weitem übertroffen hatte.
Da im anschließenden Teil die Aufmerksamkeit mehr beim Essen lag, schlich sich Hirou zum Tisch der Shadakos und setzte sich zu Yuuji dazu, in der Hoffnung, dass das niemand vor den Kopf stoßen würde. "Hallo, darf ich? Meine Verwandten konnten nicht kommen....alleine sitzen wollte ich nicht", erklärte er sich Yuuji.
Matsuo befand sich derweil halb auf dem Weg ins Nirwana, nachdem sie die Tasse Tee, die ihr ihre Mutter angeboten hatte, in einem Schluck geleert hatte. Da ihr Körper keinerlei Erfahrung mit dem Wirkstoff des Tees hatte, war Matsuo durch den Tee nun mehr als nur ein wenig entspannt. Sie konnte schon einen Mann sehen, der einen goldenen Kimono trug und sie war sich nicht sicher ob er zwei oder sechse Arme hatte.

"O-too-san, darf sich Hirou zu uns setzen?" fragte Yuuji sofort und lächelte seinen Vater selig an, der daraufhin nur mit den Schultern zuckte und etwas zur Seite rückte, sodass ein weiterer Stuhl zwischen ihm und Yuuji Platz finden konnte, auf den sich Hirou setzen konnte. Er kannte den Jungen kaum, er wusste nur, dass er mit Yuuji zur Schule gegangen war und seine Noten ganz in Ordnung waren - zumindest im Fach Literaturkunde.
Amaya dagegen war nach ihrer Rede wieder zum Tisch der Shadakos zurückgekehrt, und machte sich auch ans Essen. Als ihre ehemaligen Mitschüler so auf sie geklatscht hatten, hatte sie nur gegrinst, und winkte sie nun ebenfalls an ihren Tisch. Immerhin, Platz genug war allemal, und sie wollte nicht, dass sie so allein sitzen mussten, weshalb sie nun Emi und Kyo, sowie Hana und Sayoko eine kurze SMS schrieb und immer wieder verstohlene Blicke zu ihrem Tisch warf.

Eine Weile flogen noch weitere SMS hin und her und im nächsten Moment war der Tisch der Shadakos gleich komplett belegt, anstatt dass die lange Tafel, die extra für die Shadakos organisiert worden war, viel Platz zwischen den einzelnen Stühlen frei ließ.
Da damit die offizielle Sitzordnung sowieso über den Haufen gehauen wurde, wechselten auch Kaoru mitsamt ihrem Vater mal kurz ihre Plätze und setzten sich zu Hasekura dazu. Schon allein deshalb, da dort der beste Tee ausgeschenkt wurde. Auch Kumiko konnte nicht widerstehen und setzte sich dazu, während Ryouji sich näher zu den Shadakos gesetzt hatte, um näher bei Takara zu sein. Kanon und Senri schauten sich nur einen kurzen Moment an, dann hoben sie ihren Tisch hoch und stellten ihn an die Tafel der Shadakos an, sodass die Tafel lückenlos weitergeführt wurde.
Eine ganze Tischewanderung später, saß der Großteil der Adligen und Reinblüter an einem einzigen Tisch, die Familienzugehörigkeiten völlig durchgemischt.
Lediglich Ichiru und Yuka bestanden auf ihren eigenen Tisch, während Nozomi und Juria ebenfalls bei den Shadakos saßen.

"Warum sitzen sie hier?" Amura hatte etwas die Augen verdreht als er merkte, dass kaum mehr Shadakos an dem Tisch saßen, der eigentlich ihnen zugeteilt war, sondern vielmehr Vertreter aller Familien, sogar Nicht-Adlige oder vertreter des niederen Adels. "Sie sind weder Reinblüter noch sind sie Sahdakos. Worin besteht die Ehre, dass sie hier sitzen dürften?!" er schien sich ziemlich aufzuregen, wurde jedoch sofort von seinen Großeltern beschwichtigt.
"Amura, besinne dich. Wenn du dich noch darüber aufregst, warum die Sitzordnung nicht eingehalten wird, hast du nicht verstanden, worum es deiner Enkelin geht. Es ist gut, wenn nach all der Zeit der Krieg beendet ist. Du hast selbst gesehen, wozu es führt, wenn die Hierarchie so streng eingehalten werden muss. Sicherlich, wir waren die Ersten, aber wir sind alle Teil der Schöpfung des ehrenwerten Akuma-sama. Und ich glaube nicht, dass es sein Ziel war, dass wir uns bekriegen."
Auf diese Worte hin schwieg Amura, hielt es aber trotzdem nicht für nötig, auch nur ein Wort mit den anderen am Tisch zu wechseln.

Dagegen hatte Hasekura Kaoru sofort eine Tasse Tee eingeschenkt. Sie saß auch mit ihrem Bruder Shion noch da, während die beiden über die Tee-Rezepte der Familie sprachen und sich darüber beratschlagten, welches wohl das bessere Rezept sei - und ob es vielleicht nicht doch eine Möglichkeit gab, die berauschende Wirkung mit der heilenden Wirkung zu mischen und so den ultimaten Tee zu kreieren - ohne an Geschmack zu verlieren.

Kaoru war mehr als nur gewillt die verschiedensten neuen Teekreationen von Shion und Hasekura zu testen. Schließlich diente sie damit der Wissenschaft und wer wusste schon wem nicht alles mit dem idealen, perfekten Tee in Zukunft geholfen werden konnte. Da der Jahrgang an der Akademie erfolgreich abgeschlossen hatte, würde Kaoru ja wieder mehr Zeit für ihre Forschungen haben.

Matsuo tanzte derweil bereits auf dem Parkett im Ballsaal. Dabei umarmte sie den imaginären Ahdubb, den sie vor sich aufgrund von zu starkem Tee vor sich sah. Kumiko und Ryouji ließen sie aber einfach weitertanzen, so würde sie wenigstens niemandem auf die Nerven gehen.

"Seht sie euch an...." murmelte Amaya, die den Blick hinüber auf die Tanzfläche gewandt hatte und etwas grinsend das Gesicht verzog.
"So kann sie später wohl nicht die Solostimme im Orchester spielen. Tja, zu schade dass dann der Part wohl auf mich fällt?" Hana hatte sich ebenfalls umgewandt und ihre Züge erhellten sich, als sie die tanzende Matsuo beobachtete. Offensichtlich war diese schon so im Rausch, dass sie schon halluzinierte - immerhin tanzte sie allein und hatte aber doch die Arme ausgestreckt, als ob jemand sie führen würde.
"Ganz schön bitter, zuerst so anzugeben und sich dann jetzt so zu blamieren. Aber gut, was will man machen? Sie war wohl schon immer so." bemerkte Sayoko trocken und nippte wieder an ihrem Glas Sake, das sie sich hatte bringen lassen.

Matsuo bemerkte gar nicht, dass sie Publikum hatte und tanzte unbeirrt weiter - dabei wechselte sie mehrmals den Tanz. So tanzte sie nicht nur Walzer, sondern auch noch ChaChaCha und Tango mit Ahdubb, wobei sie spätestens bei der Endfigur des Tangos wieder zu Bewusstsein kam, als sie auf den Boden krachte. Schließlich konnte sie eine Halluzination nicht in den Armen heben.
Ein Butler kam herbei und half Matsuo auf, wobei er sei gleich im Anschluss dabei half in eines der Gästezimmer zugehen, damit sie sich erholen konnte. Matsuo schien die peinliche Situation nicht realisiert zu haben und tanzte den Weg mit dem Butler, der sich aber nicht beirren ließ.

"Hat die was geraucht?"; fragte sich Emi verwirrt, als sie Matsuo hinterher schaute. Sie ließ sich den Champagner schmecken, der hier am Shadakotisch ausgeschenkt wurde. Amura würde das sicherlich zur Weißglut treiben, aber Emi folgte einfach dem Beispiel von Amayas anderen Freundinnen.