Kapitel 10: Finale Grandioso, oder: Die Passion Hamanos

Gerade schon hatte Saphariel Apollon antworten wollen, als er Hamano so reden hörte, und nun hob er nur die Augenbrauen, bevor er tatsächlich seinen Blick zu seinem Sklaven wandte. "Und du denkst es würde mich einen feuchten Kehrricht interessieren, was mein kleiner, nichtsnutziger Bruder tut oder was er sagt. Denkst du das wirklich?" Er konnte nur spöttisch lachen. "Ginge es nach mir, würde er direkt neben dir knien und das Gleiche erdulden, aber zu meinem eigenen Leidwesen musste er ja rebellieren. Nun gut...wenn du nicht doch einmal ein paar Tage in der Untersten Hölle verbringen willst, würde ich dir raten, deine Zunge ein wenig zu zügeln." Er hatte ein gespielt freundliches Lächeln aufgesetzt, doch jeder konnte sehen, welche Drohung sich dahinter verbarg. Die Unterste Hölle war ein Ort, den niemand betreten wollte, und der im Normalfall auch bisher niemand - abgesehen von Luzius - zugemutet worden war.

"Die....die Unterste?", stammelte Hamano erschrocken. Er hatte sein ganzes Leben über Geschichten darüber gehört, wie lediglich Luzius jemals diesem Ort entflohen war. Er hatte es immer als Legende und Märchen abgetan, doch in diesem Moment hörte er, dass es also alles wahr war. Als Saphariel mit der Untersten drohte, verschwand sofort das Lächeln in den Gesichtern aller Anwesenden.
"Die Unterste? Meinst du er hat das wirklich schon verdient?", entgegnete Apollon, dem allein schon beim Gedanken an die Geschichte mit Luzius und der Untersten, das Lächeln verloren ging. Man konnte dem Gott der Sonne ansehen, dass ihm ein kalter Schauer über den Rücken lief, als er allein den Namen hörte. Hamano schloss daraus, dass dieser Ort wohl wirklich so grauenvoll sein musste, wie es in den Geschichten erzählt worden war.
"Ein Tipp an den Haussklaven! Ja! Die Unterste ist wirklich so schlimm, wie ihr euch da unten gegenseitig erzählt..nein ich würde sogar sagen noch viel schlimmer. Glaub mir! Wenn du einmal unten warst, wirst  du nach der Peitsche betteln. Nicht dass ich aus eigener Erfahrung spreche, aber man bekommt als Gott ja doch mehr mit als ihr Sterblichen", klärte Apollon die neue Putzkraft auf, als er Hamanos Gesichtsausdruck bemerkte.

"Wo er Recht hat, hat er Recht." Mit einem Stapel Bücher in den Armen war eine recht junge, braungelockte Dame aufgetaucht, die nur die Bücher auf einem soeben erschienenen Tischchen abstellte und sich dann ihre Brille zurechtrückte, wobei sie Hamano doch recht neugierig musterte. "Ich habe schon gehört, dass du der neue Haussklave Saphariels bist, also dachte ich, ich gebe dir ein wenig Lektüre mit, damit du die Regeln und Etiketten hier lernst. Übrigens, ich bin Athene, Göttin des Wissens." stellte sie sich vor. "Und was die Unterste Hölle angeht - alle Gerüchte, die du gehört hast, stimmen. Der Ort wurde mit verschiedenen Schutzzaubern, Bännen und Flüchen versehen, sodass derjenige, der dort eingesperrt ist, im Normalfall nicht von dort flüchten kann - zumindest nicht ohne äußere Hilfe. Hinzu kommen allerlei Qualen physischer Art - die Hitze sollte recht unerträglich sein und die Luft ist vergiftet mit Schwefel und stickigen Gasen. Zudem würdest du stetig von all deinen schlechten Erinnerungen und Ängsten geplagt werden. Dein Leben würde zu einem Alptraum werden... also, versuch es zu vermeiden." Auch sie war etwas blasser geworden, als sie Apollon nur so beipflichten konnte. Sie hatte die Schauergeschichten gehört, aus eigener Sicht von Luzius erzählt.

"Grüß dich, Athene! Was für ein Prachtexemplar von Vampir, nicht wahr? Ein Reinblüter aus der zweitmächtigsten Vampirfamilie!", informierte Apollon die Göttin, wenngleich er sich im nächsten Moment fragte, ob die Göttin des Wissens das mit Sicherheit nicht schon längst wusste. Während Athene den Horror in der Untersten gefangen zu sein etwas detaillierter beschrieb, wurde auch Apollon wieder etwas blasser und seine sonnige Ausstrahlung schwand ein wenig.
Hamano dagegen lauschte aufmerksam den Worten der Göttin. Er war völlig überrumpelt von der Freundlichkeit der Wissensgöttin. Überrascht war der Reinblüter zudem auch darüber wie zuvorkommend Athene war, obwohl er doch eine Schöpfung Luzius' war.
"Ich danke euch vielmals, Athene! Ich werde mir die Lektüre zu Herzen nehmen und bei nächster Gelegenheit durchlesen", versicherte Hamano, der erfreut darüber war eine Göttin kennenzulernen, die nicht wie die anderen zwei Götter nur daran interessiert war ihn zu foltern oder für niedere Arbeiten zu missbrauchen.
"Die Gelegenheiten wirst du dir teuer verdienen müssen!", unterbrach Smythe Hamanos Äußerungen. Für seinen Geschmack war Athene deutlich viel zu zuvorkommend für solch ein Scheusal wie Hamano es war.

Athene hatte Apollon nur ebenfalls ein Lächeln zugeworfen als dieser sie so grüßte. "Er ist wirklich recht zäh und stark für einen Vampir, da hast du Recht." sie konnte nur schmunzeln, denn tatsächlich hatte sie es schon gewusst, aber es Apollon für die Nase zu halten, würde nur die gute Konversation stören. "Oh ich habe übrigens mitbekommen, dass Aphrodite schwanger ist - herzlichen Glückwunsch würde ich mal sagen? Immerhin scheint es diesmal von dir zu sein." Sie wusste, dass der Sonnengott und die Liebesgöttin zwar verheiratet waren, aber doch eine recht offene Beziehung führten und sich gegenseitig - und mit gegenseitigem Einverständnis - fremd gingen. So hatte Apollon mehrere Liebhaberinnen und Aphrodite ebenso, doch keinen von beiden störte es. Die Liebe zueinander war immer noch die selbe. Doch während die Wissensgöttin so nachdachte, wanderte ihr Blick auch wieder zu Hamano und sie nickte ihm nur vielsagend zu. "Falls du dazu kommst, meine Bibliothek sollte irgendwann mal abgestaubt werden, aber den Büchern macht es nichts aus, wenn sie auch noch eine Weile länger verstaubt bleiben. Das heißt, für den Fall dass du doch die Zeit findest, wer weiß das schon?"

"Waaaaaas? Und sie ist auch ganz sicher? Sie hat mir noch gar nichts davon erzählt!", entgegnete Apollon mit weit aufgerissenen Augen voller Freude. Der Sonnengott strahlte mehr denn je, als er die frohe Nachricht zu Ohren bekam. "Entschuldigt mich. Wir sehen uns später, Saphariel!", entschuldigte sich Apollon bevor er in einer goldenen Wolke verschwand. Während die Hunter alle freudige Gesichter machten und bereits planten Apollon und Aphrodite zu besuchen um zur Schwangerschaft zu gratulieren, war Hamano überhaupt nicht nach Feiern zumute.
Hamano fühlte sich plötzlich innerlich so leer und verlassen, als er von der Schwangerschaft Aphrodites hörte. Sofort dachte er wieder an seinen letzten Augenblick auf dem Schaffott, als er seinen neugeborenen Sohn in Nozomis Armen gesehen hatte. Ein pochender Schmerz breitete sich von seinem Herzen in seinen ganzen Körper aus. Das musste der Schmerz sein, den die Sterblichen meinten, wenn sie davon redeten, dass man ihnen das Herz brach.
"Ich würde sehr gerne Bücher entstauben....sofern Gott es mir erlaubt!", ging Hamano auf Athenes Angebot ein. Bücher zu entstauben klang für ihn auf jeden Fall ehrenvoller als den Müll von der letzten Engelparty aufzuräumen.

Athene konnte nur schmunzeln, als Apollon sich schon so freute und dann verschwand, wobei er einen sichtlich perplexen Saphariel zurückließ. Dieser hatte immerhin nichts von der Schwangerschaft der Liebesgöttin gewusst und war dementsprechend verdutzt, woher Athene das wusste, aber gut, sie wusste immerhin fast alles, was im Universum geschah, weshalb er letzten Endes nur mit den Schultern zuckte. Während er nun aber so rätselte und in Gedanken wohl schon eine Unterhaltung mit Aphrodite führte, um ihr ebenfalls zu gratulieren, hatte sich Athene wieder Hamano zugewandt, wobei sie ihn nun doch etwas mitleidig musterte. Vampire mochten vielleicht Monster sein, aus den Augen Saphariels zumindest, doch sie sah eine gewisse Art von Schmerz, die bei allen Wesen gleich waren. Der Schmerz über einen Verlust, und in seinem Fall wohl der Verlust der eigenen Familie. Es war eines der menschlichsten Gefühle, die sie kannte, und es war wohl ein Schmerz, den niemand so leicht verarbeiten konnte. Deshalb nutzte sie nun auch die Chance und nickte ihm zu, als er anbot, die Bücher zu entstauben. "Saph wir sind dann mal weg." meinte sie damit nur noch mit einem spitzfindigen Lächeln und hatte sich im nächsten Moment mit Hamano in ihre Bibliothek teleportiert.

"Was zum?", protestierte Jonathan Symthe, als Athene mit Hamano verschwand. Vom ehemals angeketteten Vampir war keine Spur mehr zu sehen - weder der Vampir selbst, noch die Kette.
"Darf Sie das?", fragte der Hunter verwirrt den höchsten aller Götter, Saphariel. Keiner der anwesenden Hunterseelen hätte gedacht, dass eine der Göttinnen soviel Verständnis für Vampire zeigen würde. Am allerwenigsten hatten sie es von Athene erwartet - schließlich wusste sie am meisten über die Gräueltaten Bescheid, die die Vorfahren Hamanos und die Ahnen der Shadakos an Saphariels Schöpfung verübt hatten.

Völlig verwirrt sah sich Hamano um, als er plötzlich mitten in der Bibliothek des Wissens stand. Der Gedanke an sein Kind schmerzte noch immer, doch wurde der Schmerz nun durch das gute Gefühl verdrängt, dass die Göttin ihm entgegen all seiner Erwartungen helfen wollte. "Womit habe ich das verdient? Ihr wisst doch sicher, was ich auf der Erde getan habe?", fragte Hamano, wobei kaum noch etwas von seiner ehemaligen Arroganz und Überheblichkeit übrig war - zumindest für den Moment. Der beschwerliche Weg zur Himmelspforte und die Auspeitschung im Vatikan hatten eben schon ein wenig Wirkung gezeigt.

"Athene....." Saphariel konnte nur genervt die Augen verdrehen. "Das ist so typisch für sie...Sie versucht immer das Gute noch irgendwo in irgendjemandem zu sehen - weshalb glaubt ihr, hat sie damals Luzius so gut behandelt? Wir werden noch sehen wie sie sich an diesem Monstrum die Zähne ausbeißt. Vielleicht erkennt sie dann, dass man nicht alles mit Psychologie und Gesprächen retten kann, und dass ein wenig Folter doch auch nicht schadet..."

"Ich weiß in der Tat, was du getan hast. Ich weiß alles, sonst wäre ich nicht die Göttin des Wissens." Athene schmunzelte. "Aber ich vertrete die Auffassung, dass man Feuer nicht mit Feuer bekämpfen sollte, und vor allem habe ich eine gewisse Abneigung gegen Folter und anderweitige Qualen. Es führt meist doch nur zum falschen Ergebnis, wie ich beobachten konnte. Stattdessen versuche ich, hinter die Fassaden zu blicken, die so viele von euch Sterblichen aufsetzen. Wobei natürlich wir Götter auch nicht davon verschont bleiben." Sie lächelte Hamano vielsagend an. "Wir Götter waren - zum größten Teil - auch einmal Menschen. Aber gut. Während du hier arbeitest, möchte ich, dass du mir einige Fragen beantworten wirst, die ich dir stelle - sozusagen als kleine Gegenleistung für meine Güte. "

"Mit Hamano hat sie sich auf jeden Fall einen harten Brocken geschnappt. Da wäre wahrscheinlich nur Yokai Shadako vergleichbar, was die Psyche angeht. Ich wette er wird sie einfach nach Strich und Faden belügen, um so schnell es geht wieder auf Erden zurückgeschickt zu werden wegen guter Unschuld und schwerer Kindheit oder dergleichen", beurteilte Jonathan Smythe die Aussicht, dass Athene irgendetwas Gutes in Hamanos Herz finden würde.

Hamano fühlte sich sofort wie auf frischer Tat ertappt, als Athene davon sprach, wie selbst die Götter Fassaden aufsetzten. Er folgerte daraus, dass es wohl keinen Sinn machte hier eine Fassade aufzuziehen, da die Göttin wohl mit Leichtigkeit das falsche Spiel durchschauen würde. "Einverstanden. Ich werde Eure Fragen nach bestem Gewissen beantworten. Wo soll ich anfangen?", fragte Hamano, während er bereits den Raum nach einem Staubwedel absuchte. Neben Athene waren einige Musen in der Bibliothek unterwegs, die in den Büchern schmökerten um Inspirationen für neue Geschichten und Charaktere zu finden.

"Belügen? Das bezweifle ich stark. Athene erkennt sofort, wenn jemand lügt. Sie durchschaut jede Fassade und jede Illusion. Sie sieht die wahre Gestalt hinter allem." erwiderte Saphariel nur. Schon damals war Athene diejenige gewesen, die wohl als erstes erkannt hatte, was sich hinter der Illusion Hamanos verborgen hatte, und dass es in Wahrheit Ryouji gewesen war, der nur dazu gezwungen worden war, die Gestalt seines älteren Bruders zu tragen, auch wenn er selbst davon wohl nicht viel gewusst hatte. "Du kannst sie nicht belügen. Probiers, die Gute weiß alles." Der Gott schüttelte den Kopf. "Aber gut, mal sehen ob sie diese harte Nuss knacken kann... ich bezweifle es ja - aber wollen wir drauf wetten?"

Sichtlich amüsiert hatte Athene zu Hamano geblickt als er sich einverstanden gab, und sie konnte seinen Blick nur zu gut deuten. "Ah, du hast verstanden, dass es besser ist, die Wahrheit zu sagen. Das ist auch gut so, ich mag es nicht, wenn man mich belügt. Zudem ist es lächerlich, eine Göttin des Wissens belügen zu wollen - ich kenne stets die Wahrheit hinter allem. Aber gut. Erzähl mir, Hamano Taiki - was bewegt einen jungen Mann dazu, seine Eltern brutal zu ermorden? Wie kam es dazu, dass du einen solchen Hass auf sie entwickelt hast?" Sie deutete auf einen Tisch neben sich. "Während du antwortest, kannst du gleich mit der ersten Reihe beginnen. Da liegt alles, was du brauchst." Auf dem Tisch waren bereits Staubwedel und Lappen ausgebreitet.

"Worum wollen wir wetten? Eine Flasche Baileys im Olymp-Club? Oder um eine Monatspackung Cappuccino?", fragte Jonathan, der einer Wette nicht abgeneigt war. Die anderen Hunter zeigten sich erschrocken, dass Jonathan den Mut hatte mit Gott eine Wette einzugehen. Schließlich könnte der allmächtige Gott das Ergebnis stets zu seinen Gunsten ändern.

Hamano erstarrte vor Schock, als die erste Frage gestellt wurde. "Ich sehe Ihr lasst nichts anbrennen. Bitte gebt mir einen Moment...", entgegnete Hamano völlig überrumpelt. Der Vampir nahm den Staubwedel in die Hand und entstaubte die ersten Bücher in der Reihe, während er in seinen Erinnerungen wühlte. Erinnerungen an Takaras Hochzeit, an die Schulzeit mit Yokai und Yoshiro, schließlich auch Ryoujis Hochzeit oder Matsuos Geburt. Erinnerungen an eine glückliche Kindheit mit seinen Geschwistern Takara und Ryouji tauchten vor seinem inneren Augen auf. Erinnerungen an Senri und Kanon, die sich liebevoll um ihre drei Kinder kümmerten. Hamano ging in die Knie und brach fast zusammen, als er wieder das Bild vor Augen hatte wie er seine Eltern ermordet hatte. Da war es wieder - das blutbesudelte Bett und seine blutverschmierten Hände. Warum hatte er das getan? Was hatte sich seit der glücklichen Kindheit geändert? Hamano richtete sich langsam wieder auf und stellte seine Fassung wieder her so gut es ging. Der Reinblüter entstaubte weitere Bücher, während er vorsichtig begann zu antworten.
"Ich wollte das nicht...aber sie waren im Weg. Sie wollten alles auffliegen lassen - mich und meine Urgroßmutter. Sie haben mich an jenem Abend zur Rede gestellt. Sie hatten die Intrige und den geplanten Staatscoup von mir und meiner Urgroßmutter aufgedeckt. Sie wollten aber zumindest mir noch eine Chance geben mich zu erklären, bevor sie alles an die Shadakos weitergeben würden. Sie haben auf einen günstigen Moment gewartet, denn Takara und Ryoji sollten nichts davon mitbekommen. Wenn ich könnte würde ich sofort zurückreisen und alles ungeschehen machen", erklärte Hamano mit Tränen in den Augen.
"Es kam zum Streit. Ich hatte eine heftige Auseinandersetzung mit meinem Vater Senri, während meine Mutter immer wieder versuchte dazwischen zu gehen um uns zu  beruhigen. Ich habe ihnen vorgeworfen, dass sie keine wahren Taikis seien, da sie dagegen waren, dass wir uns zur Herrscherfamilie aufschwingen würden. Ich sagte ihnen sie seien nicht besser als die arroganten Shadakos, die uns seit jeher beherrschten. Das hat meinen Vater zur Weißglut getrieben bis ihm die Hand ausgerutscht ist. Ich hab die Ohrfeige sofort erwidert, aber das hat ihn erst Recht in Rage gebracht. Hätte meine Mutter ihn nicht beruhigt, wäre ich jetzt bestimmt nicht hier. Ich bin raus auf den Balkon, während meine Eltern sich in das Schlafzimmer zurückgezogen haben, es war schon kurz vor Tagesanbruch. Ich war voller Wut und gleichzeitig hatte ich aber auch Angst davor, was mit mir passieren würde, wenn die Shadako erfahren würden, was ich und meine Urgroßmutter Ayumi geplant hatten. Da hörte ich ihre Stimme in meinem Kopf. Sie hatte den ganzen Streit mitbekommen und was meine Eltern vorhatten. Ich muss dumm gewesen sein, aber ich habe jeden ihrer Befehle ohne Hinterfragen befolgt. Ich habe nur kurz gewartet, bis meine Eltern eingeschlafen waren. Dann passierte es. Ich wollte eigentlich nur meinen Vater töten, auf den ich solch eine Wut hatte. Ich brachte es nicht übers Herz meine Mutter zu töten, auch wenn Ayumis Anweisungen klar gewesen waren", erzählte Hamano, wobei mehr und mehr Tränen über seine Wangen liefen.
"Kanon war doch noch wach gewesen und warf sich schützend vor meinen Vater, gerade als ich ihm den Todesstoß versetzen wollte. Ich sehe heute noch manchmal vor mir, wie sie mich ansah, bevor sie zu Kristall zerfiel. Ich habe kaum noch Erinnerungen daran, was danach geschah. Ich weiß nur noch dass ich die Kontrolle über mich verloren habe und meinen Vater tötete. Ich habe dann panisch die Villa verlassen und bin zu Ayumi geflohen. Dort bin ich geblieben bis die Polizeiermittlungen abgeschlossen waren." Hamano saß mittlerweile heulend auf dem Boden zwischen den Bücherregalen und blickte an den endlos scheinenden Bücherreihen entlang.
"Ich bereue zutiefst was ich damals getan habe! Ich kann das niemals wieder gutmachen", klagte Hamano, der sich nur langsam wieder beruhigte.
"Hier, nimm!", sagte eine Muse, die einen Bücherstapel auf dem Arm trug und in diesem Moment Hamano ein Taschentuch entgegen hielt. Die Muse selbst war den Tränen nahe. "Was für eine dramatische und herzzerreissende Hintergrundgeschichte!"

Athene hatte sich nur auf einen Sessel sinken lassen, als Hamano nun zu erzählen begann. Die ganze Zeit über, währen der erzählte, verzog sie kaum eine Miene, sondern musterte den reinblütigen Vampir nur mit einem berechnenden, aber auch prüfenden Blick. Sie wollte wissen, ob er ihr wirklich die Wahrheit erzählen würde, denn so ganz glaubte sie ja selbst noch nicht daran. Sie kannte die Maschen ihrer Patienten nur zu gut. So viele hatten ihr zu Beginn alles mögliche erzählt, und sie damit immer wieder in ihrer Hoffnung enttäuscht, wenigstens ein einziges Mal gleich zu Beginn die Wahrheit zu hören. Nicht die halbe Wahrheit, nicht die Lügen oder die Fassaden, sondern einfach nur die Wahrheit, und nichts als die Wahrheit. Dementsprechend war sie auch aufgestanden, als Hamano fertig war, und ging nun zu der Muse hin, wobei sie doch nur den Kopf schütteln konnte. "Dramatisch und herzzerreißend, ja, aber nicht wahr." Ihr Blick wanderte zu Hamano. "Ich warte sehnlichst den Moment, an dem mir jemand einmal nicht versucht, irgendetwas vorzulügen. Denkt ihr denn, ich würde das nicht merken? Haltet ihr mich alle für dumm?" sie seufzte. "Warum hast du mich belogen? Damit ich mehr Mitleid mit dir habe? Damit du zurückkehren kannst auf die Erde, um wieder mit dem weiterzumachen, was du vor dienem Tod schon zu genüge getan hast? Und vor allem - dachtest du wirklich, ich würde nicht bemerken, wie du mir direkt ins Gesicht lügst? Ich durchschaue jede Fassade, selbst die der Götter. Selbst die deines Schöpfers, und glaub mir, er ist ein wesentlich besserer Lügner als du."

Sofort war das Taschentuch wieder verschwunden und die Muse warf Hamano einen abschätzigen Blick zu. "Pfffff, elendiger Schuft! Kein Benehmen! Und dann auch noch derart auf der Tastatur meiner Gefühle herumzuspielen! Oh ich fühle soeben wie mich die Inspiration für einen Roman erfüllt. Die Rache wird das zentrale Thema sein und ich weiß auch schon an wem sie vollzogen wird!", entgegnete die Muse und stapfte wütend mit ihrem Bücherstapel davon.
Hamano dagegen starrte Athene sprachlos und erschrocken an. Er hatte sie wirklich unterschätzt. Sie war gut. Zu gut. Die Göttin der Weisheit und des Wissens hatte ihn auf frischer Tat ertappt und er wusste zum ersten Mal in seinem Leben nicht wie er sich aus dieser Situation herausreden sollte.
"Ich...ich...das...äh", stammelte Hamano herum, während er in seinem Kopf nach den passenden Worten suchte, doch diesmal wollte ihm einfach kein Konter einfallen. Die Göttin konnte ihn wohl durchschauen als wäre er aus Glas und kannte seine Vergangenheit nur allzu bestens.
"Gut ich gestehe. Ich habe nur die halbe Wahrheit gesagt. Ich habe niemals Befehle von Ayumi bekommen, da war keine Stimme in meinem Kopf und sie war auch nicht in die Intrigen involviert. Es war alles meine Idee. Meine und Shuusukes Idee. Wir hatten alles geplant und meine Eltern wollten uns auffliegen lassen. Ich schwöre ich wollte meine Mutter niemals töten, sie starb wirklich als sie meinen Vater beschützte. Das ist die Wahrheit! Nur habe ich alles nie bereut - bis heute nicht! Schließlich wurde ich zum offiziellen Stellvertreter meiner Familie im Senat, nachdem Senri tot war. Nach dem Mord bin ich wirklich zu meiner Urgroßmutter, sie hat mir ein Alibi gegeben und mir Unterschlupf gegeben, ohne mir jemals Fragen zu stellen. Ich glaube sie wusste von allem Bescheid, wenn ich jetzt genauer darüber nachdenke!", erzählte Hamano die richtige Fassung von der Mordnacht.

Athene hatte der Muse nur noch kopfschüttelnd hinterhergesehen, bevor sie doch wieder zu Hamano blickte, und dabei nicht umhin konnte, als ein wenig zu schmunzeln. Vor allem als sie merkte, wie sprachlos er doch war, und wie ihm absolut die Worte fehlten, konnte sie nicht umhin, als triumphierend zu lächeln. "Du dachtest wirklich ich wäre leichter zu hintergehen. Das denken viele, ich nehme es dir nicht einmal übel. Wie schon gesagt, die Lüge ist die Option, die meine Patienten immer als Erstes wählen. Es scheint wohl eure besondere Art von Dankbarkeit zu sein?" Sie zuckte mit den Schultern. "Aber immerhin, du hast gemerkt, dass es doch besser wäre, mir die richtige Wahrheit zu erzählen. Sieh es so - im Moment bin ich so ziemlich die einzige im ganzen Universum, die gnädig zu dir ist. Ich bin diejenige, die dein Leben noch in der Hand hat und es an dem seidenen Faden hält, an dem es hängt. Solange du mir gegenüber Respekt zeigst, will ich auch dir gegenüber Respekt zeigen und dich vor den Huntern und Saphariel bewahren. Solltest du aber das Vertrauen, das ich dir entgegenbringe, weiterhin mit Füßen treten, und meine Geduld so weit strapazieren, dass mein Geduldsfaden reißt, dann kann es durchaus vorkommen, dass dein Leben sich wieder zum Schlechteren wendet. Ich drohe dir nur ungern, aber du solltest die Regeln, die hier herrschen, akzeptieren." Sie schob ihre Brille zurecht, während sie nun die richtige Geschichte hörte und nickte. "Es war also Macht, die du wolltest, nichts weiter?"

Hamano schluckte schwer, als Athene darüber sprach wie Hamanos Schicksal allein in ihren Händen lag. Sofort dachte Hamano wieder an die glühende Kette und die Lichtpeitsche, die Saphariel noch nicht an ihm getestet hatte. Er entschloss ab sofort nur noch die Wahrheit zu sagen, die Lügen wurden offensichtlich sofort von der Göttin durchschaut und mochten sie auch noch so dramatisch und mitleidserregend sein.

"Gut ich gebe es zu. Ja, ich wollte Macht. Ich wollte dafür sorgen, dass die Taikis die Shadakos als Herrscherfamilie ablösen und damit den König der Vampire und den Senatsvorsitzenden stellen. Ich konnte die Gewissheit einfach nicht ertragen, dass ich mein ganzes Leben lang immer nur die zweite Geige für einen Shadako spielen sollte. Ich wollte es mir ersparen, dass ich jemals vor diesem rotäugigen Monster Yokai knien und Gefolgschaft schwören müsste. Ich wollte hoch hinaus und tief bin ich nun gefallen!", antwortete Hamano, wobei er diesmal ausnahmslos die Wahrheit sprach. "Hätte ich gewusste, dass meine Schwester einen Shadako heiraten musste, hätte ich es mir damals mit dem Mord anders überlegt...", fügte Hamano hinzu.

Athene lächelte sichtlich zufrieden, als Hamano nun wirklich mit der Wahrheit herausrückte. Wie es schien, konnte man ihn doch auch mit anderen Methoden zum Reden bringen als nur mit roher Gewalt. Als sie aber hörte, wie er über Takara redete, konnte sie nur lachen. "Sie scheint ihn doch ganz zu mögen, also war es nicht einmal so verkehrt. Die Liebe ist ein seltsames Gut, das überall dort hinfällt, wo man es am wenigsten erwartet - das hast selbst du zu spüren bekommen, nicht?" Nun aber kam ihr ein anderer Gedanke, und sie wirkte noch neugieriger als zuvor schon. "Sag mir, was hättest du getan, wenn es anders herum gewesen wäre. Stell dir vor, du wärst König der Vampire geworden, und jemand aus der Shadako-Familie wäre an zweiter Stelle gewesen - und hätte sich irgendwann geweigert und selbst eine Intrige geschmiedet. Wie hättest du dich denn gefühlt? Denkst du, du hättest es einfach so hinnehmen können?"

"Natürlich nicht. Ich hätte sie ins Exil verbannt, enteignet und in Gefängnis geworfen oder sogar hinrichten lassen. Solche Vertrauenbrüche würde ich niemals dulden - umso mehr schmerzt mich wie mich meine eigene Nichte wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen hat, was ich hier mal so ganz nebenbei einfügen möchte. Selbstverständlich würde ich mir benutzt und betrogen vorkommen. Schließlich hätte dieser Shadako mein Vertrauen für seine eigenen Zwecke missbraucht und meinen guten Willen ausgenutzt. Ich bin mir aber sicher, dass im Vergleich in der Shadakofamilie der gute Wille nur spärlich vorhanden ist. Die einzige von denen die einen guten Willen hat, ist vielleicht Amaya. Und den guten Willen den sie hat schenkt sie ausgerechnet den Level E Vampiren. Ehrlich gesagt versteh ich bis heute nicht wie Takara so ein positives Bild von dieser Familie haben kann. Was hättet Ihr den getan an meiner Stelle? Hättet ihr das Schicksal so hingenommen, immer nur auf dem zweiten Rang zu sein und das bis in alle Ewigkeit? Ich habe es immer schon gehasst von anderen Befehle zu bekommen und herumkommandiert zu werden", plauderte Hamano aus dem Nähkästchen. Er achtete nicht darauf ob er sich damit selbst belasten würde oder nicht.

"Ihr Sterblichen seid euch alle so unglaublich ähnlich - und doch hasst ihr euch gegenseitig so sehr, dass ihr wohl über eure Gemeinsamkeiten hinwegseht, nur um des Hasses Willen. Wenn du mich fragst: Ich würde niemanden bevorzugen. Ich würde die Hierarchie, wie sie ist, grundsätzlich abschaffen und eine allgemeine Gleichheit fordern. Eine Regierung des Volkes sozusagen. Oder zumindest dem Volk die Möglichkeit geben, selbst einen Herrscher zu finden - die Menschen nennen es Demokratie. Aber siehst du, was du mir erzählst, was du alles getan hättest, ist im Endeffekt genau das Gleiche, was auch die Shadakos taten um ihre Machtposition zu halten. Ich würde ihnen nicht direkt Böses vorwerfen, immerhin wussten sie es nicht besser. Genausowenig will ich euch Taikis oder den Aritomos Vorwürfe machen - auch ihr wusstet es nicht besser, und saht keine andere Möglichkeit. Aber vielleicht habe ich dir ein wenig die Augen geöffnet? Vielleicht erkennst du, wie viel ihr doch gleich tut, auch wenn ihr es nicht wahrhaben wollt?"

"Das mag für die Menschen vielleicht funktionieren, aber in der Welt der Vampire können die Reinblüter über alle verfügen - und wenn sie sie dazu mit ihrer Macht zwingen müssen. Demokratie und Vampire klingt geradezu utopisch. Ich bin mir sicher, dass keiner der Reinblüter oder der Adligen freiwillig auf ihre Stellung verzichten würden und gewöhliche Level C Vampire die Staatsgeschäfte übernehmen lassen. Alle bis auf Amaya vielleicht. Aber nehmen wir mal an meine wohltätige Nichte würde das durchsetzen, ich wette bei allen Göttern, dass sie alle Ahnen der Reinblüterfamilien gegen sich hätte. Allen voran Yakuma. In der Theorie mag das ja geradezu wünschenswert klingen, es würde den Teufelskreis aus Machtgier und Rache durchbrechen - aber in der Praxis seh ich die Erfolgschancen als nur sehr gering an. Äußerst bedauerlich!", entgegnete Hamano, wobei er kurz stockte und überrascht war, dass diese Worte soeben aus seinem Mund gekommen waren.

Nun wirkte Athene tatsächlich etwas erstaunt, als sie diese Worte von Hamano hörte. Das hatte sie von dem stolzen Reinblüter tatsächlich überhaupt nicht erwartet, und tatsächlich war sie nun ein wenig stolz auf ihn, dass er zu einer solchen Erkenntnis fähig war. "Nun, in dieser Hinsicht hast du natürlich recht. Zumal es schwer ist, eine so fest verankerte Tradition zu brechen. Aber ich denke, mit viel Zeit und viel Geduld könnte es durchaus möglich sein. Sieh dir die Menschen an - sie haben früher über andere verfügt, doch haben sie im Laufe der Jahrhunderte diese strengen Hierarchien abgeschafft und sich auf eine, sagen wir mal grobe Gleichheit aller geeinigt. Natürlich ist das System noch längst nicht perfekt, aber es zeigt schon einmal gute Ansätze. Dass es natürlich bei euch Vampiren eine Spur schwieriger sein wird, das bezweifle ich keineswegs. Wer tausende von Jahren seine Macht demonstrieren kann, der wird diese Stellung nicht so schnell aufgeben. Vor allem nicht, wenn er Mittel und Wege hat, diese Macht zu verankern. Aber siehst du, seit deine Nichte Vorsitzende geworden ist, hat sich doch zumindest schon einmal etwas getan? Oder würdest du es als Rückschritt sehen?"

"Ein Rückschritt ? Nein, zumindest nicht mehr. Vor zwei Tagen fand ich aber noch, dass es ein Rückschritt war Level C Vampire soviele Rechte zuzugestehen. Aber jetzt sehe ich das alles aus einem neuen Blickwinkel. Ich....", antwortete Hamano, doch wurde er unterbrochen, als ein Götterbote die Bibliothek betrat und mit lauter Stimme eine Nachricht verkündete.
"Göttin Athene seid gegrüßt. Ich bringe eine Nachricht von Hephaistos. Der neue Haussklave Saphariels hat in der Schmiede auszuhelfen. Er wird die Arbeit bei euch wieder aufnehmen, sobald er fertig in der Schmiede ist. Das wird auch von Saphariel so gewünscht!", benachrichtigte der Bote die Göttin.
"Scheint so als müssten wir ein anderes Mal weiterreden", bedauerte Hamano, der während ihrem Gespräch doch immerhin ein paar Bücher entstaubt hatte. Der Bote schien es eilig zu haben, er schaute immer wieder zwischen Hamano und der Sonnenuhr hin und her.

Leise seufzte Athene, als sie merkte, dass sie Besuch bekamen, und tatsächlich warf sie Hamano nun einen mitleidigen Blick zu. Er hatte sich zu Beginn sicherlich recht trotzig angestellt, doch nach und nach hatte er sich ihr geöffnet und sich ihr teilweise sogar anvertraut wie es schien. Mittlerweile hatte sie sogar das Gefühl, dass der Ansatz zur Reue bei ihm durchaus da war - die Frage war nur, wie stark dieser jetzt zerstört werden würde, wenn Hamano wieder bei Saphariel und Hephaistos war. Denn von der psychischen Folter des höchsten Gottes und der brachialen Gewalt, die der Schmiedegott an den Tag legen konnte, wusste sie durchaus schon Bescheid. Dass Hephaistos schon öfter mit dem Hammer auf seine Diener und seine Sklaven eingeschlagen hatte, hatte sie oft genug mitbekommen - spätestens, wenn es ihr zu viel geworden war und sie besagte Diener irgendwann von ihren Traumata kuriert hatte. Doch gegen einen Befehl des höchsten Gottes konnte sie sich trotz allem Widerwillen nicht stellen und so nickte sie leicht, als der Bote kam. "Ich hoffe doch, er kommt bald und vor allem unversehrt zurück. Sag Hephaistos ich brauche ihn mit allen Gliedmaßen, wenn er mir noch die Bücher sortieren soll."

"Ich hoffe wir sehen uns dann recht bald wieder! Es war wirklich erfrischend sich mit euch zu unterhalten!"; verabschiedete sich Hamano bei Athene, während er zu dem Boten ging. Ihm wurde schon ganz mulmig, als er hörte wie Athene darum bat, dass er mit allen Gliedmaßen zurückgeschickt werden sollte.
"Keine Sorge! Der Gott der Schmiede weiß sich zu benehmen wie alle Götter"; versichte der Bote mit einem Grinsen. "Solange der Vampir seine Arbeit gut macht wird ihm schon nichts passieren!" Der Bote ließ Hamano nicht viel Zeit zum Abschied, stattdessen packte er ihn an der Eisenkette um den Hals und zog Hamano hinter sich her. Hamano stolperte dem Boten mehr hinterher als zu laufen, da der Götterbote ,wie Hermes auch, geflügelte Schuhe trug und daher deutlich schneller war als der Reinblüter. Hamano merkte wie es schlagartig wärmer und stickiger wurde als sie eine Treppe in einen Vulkan hinabstiegen. Die Luft roch bereits nach Kohle, Eisen und Schweiß und Hamano konnte das Schlagen eines Hammers und das Zischen von Wasser hören. Sie näherten sich eindeutig der Schmiede.
Nicht gerade sanft wurde Hamano vom Götterboten auf den verrusten Boden geworfen, sodass er zwangsweise vor der Gottheit kniete. "Oh mächtiger Hephaistos, ich bringe dir den Haussklaven! Athene hat darum gebeten, dass du ihn heil wieder in die Bibliothek schicken sollst aber du kennst sie ja?! Immer Mitleid mit denen, die die Unterste verdienen!", erklärte der Götterbote bevor er wieder davon flatterte.

Athene hatte tatsächlich Hamano nur mit einem recht mitleidigen Blick hinterhergesehen, wobei sie bei den Worten des Boten nur die Augen verdreht hatte. Sie kannte den Schmiedegott gut genug um zu wissen, dass sie wohl mehr Ehre in ihrem kleinen Finger hatte als er in seiner ganzen Seele. Dass die Götter sich benehmen konnten, bezweifelte sie dementsprechend tatsächlich, doch im Moment konnte sie nichts mehr für Hamano tun, und so ging sie selbst ihrer Arbeit nach, während es für den Reinblutvampir wohl nun wieder wesentlich anstrengender werden würde. Gerade als man Hamano in die Schmiede gestoßen hatte, wandte sich Hephaistos um und wischte sich die dreckigen Hände an einem Handtuch ab, bevor er seine langen, braunen Haare kurz aus dem Zopf löste und dann neu band. Dabei musterte er Hamano doch etwas herablassend. "Saph nimmt auch immer mehr Ungeziefer auf." kommentierte er nur die Anwesenheit des Vampirs. "Los, stell dich an den Blasebalg. Das Feuer muss gut brennen -wehe es ist nicht heiß genug." Sein Blick wanderte bereits zu den verschiedenen Zangen und Hämmern, die an der Wand der Schmiede hingen. "Ich wollte schon immer mal den neuen Hammer ausprobieren. Mal gut wie sich Vampirknochen anhören, wenn sie zertrümmert werden?"