Kapitel 10: Finale Grandioso, oder: Die Passion Hamanos

"Scheint zumindest so als würden sich noch genug Leute an mich erinnern. Selbst bei so einer Scheinhinrichtung bin ich offensichtlich immer noch beliebter als du es jemals sein wirst, Yokai-chan. Oder war bei deiner Hinrichtung etwa jemals so ein Andrang? Ich glaube nicht!", entgegnete Hamano schnippisch, bevor er von zwei Bodyguards vom Auto getrennt und auf das Schaffott gebracht wurde.

Die Schüler und Lehrer suchten bereits ihre reservierten Plätze weit vorne auf der Tribüne, während die jenigen die zum Fahren verdonnert worden waren, noch nach einem ausreichend großen Parkplatz suchten.

"Ich sehe das als Vorteil, Hamano." meinte Yokai im Vorbeigehen zu ihm. "Es waren weniger Leute, die diese Peinlichkeiten mitbekommen haben. Nur ein kleiner Teil der Bevölkerung, der sich mein größtes Verderben angesehen hat. Aber bei dir, bei dir wird es die ganze Kageshima sein, wenn sie nicht sogar schon von anderen Inseln gekommen sind um dich so zu sehen. Jeder einzelne, ob arm oder reich, alt oder jung, wird sehen was aus dir geworden ist." Er schmunzelte, bevor er sich umwandte und sich selbst zu seinem Platz begab - zur Linken Amayas. Diese hatte etwas mit den Augen gerollt, ließ sich dann aber auf den goldenen Thron der Senatsvorsitzenden fallen, direkt links von ihrem Vater. Auch die anderen Mitglieder der Herscherfamilie hatten bereits ihre Plätze in der Loge eingenommen, die die beste Sicht auf das Schaffott bot. Amaya hatte jedoch nicht nur Stühle für ihre Familie bereitstellen lassen, sondern hatte auch ihre Freundinnen Hana und Sayoko zu sich geholt.

Emi und Kyo hatten ebenfalls ihre Plätze eingenommen, sie saßen nicht weit entfernt von den Shadakos und Amaya. Dafür hatten sie Gesellschaft von Nozomi und Juria, die sich mitsamt Kind dieses Ereignis nicht entgehen ließen. Fröhlich winkte Juria Yokai lächelnd zu, während Nozomi das Kind von Hamano in den Armen hielt, sodass Hamano es genau sehen konnte. Chiaki und Ichimonji saßen ebenfalls in der Loge, in der auch Emi, Kyo und Seiji saßen. Die Shirotsukis hatten sich auf die Plätze zwischen Aritomos und Shadakos gesetzt, sodass sie sozusagen die Trennlinie zwischen den beiden Familien waren. Dafür waren ihre Plätze auch bei weitem nicht so bequem wie die gepolsterten Sitze der Reinblüter.
Entgegen der Platzordnung saßen Senri und Kanon mitten unter den Aritomos und unterhielten sich fleißig. Die Logenplätze der Taikis und Takenouchis waren äußerst leer. Neben Kumiko und ihren Brüdern, saßen lediglich Ryouji und Matsuo auf ihren Plätzen, wobei der Platz von Matsuo aber derart modifiziert war, dass er fast soviel Platz benötigte wie der goldene Thron Amayas.
Ichiru und Yuka saßen ebenfalls auf den Tribünen, allerdings mit großem Abstand zu allen anderen. Schließlich mussten sie sich erst einmal daran gewöhnen, dass sie sich benehmen mussten und niemand mehr nach ihrer Pfeife tanzte.

"Das ist eine Frechheit." Amaya hatte sich zu ihrer Mutter umgewandt, die ihrerseits selbst etwas die Augen verdrehte und dann zu Ryouji blickte. //Nii-san, ich will ja nicht böse sein, aber willst du Matsuo vielleicht sagen, dass sie ein wenig mehr Bescheidenheit zeigen sollte? Sie ist keine Senatsvorsitzende. Sei mir nicht böse, ja? Aber ich finde es ein wenig übertrieben...// Sie sprach ruhig, unwissend, wie ihr Bruder reagieren würde. Sie saß an der Trennlinie zwischen den Taikis und den Shadakos, gehörte sie immerhin zu beiden Familien. Hinter ihr hatten sich die Ahnen aufgebaut, wobei Hakuna mit seinen Geschwistern über allen anderen zu thronen schien. Er war immerhin der älteste noch lebende Vampir hier, und so schien er auch ein gewisses Vorrecht zu haben. Die verstorbenen Ahnen der Shadakos und der anderen Familien schienen über der Loge zu schweben, es sich aber auch bequem gemacht zu haben, während Amura und Ruka ebenfalls bei den Drillingen Platz genommen hatten.

Yokai lächelte nur kurz zu Juria hinüber. Es war schön, dass sie wieder am Leben war, und noch schöner war es, dass er in diesem Moment Yuuji auf dem Schoß hatte, und merkte, wie Maria über ihm schwebte.
Yoichi und seine Familie, zusammen auch mit Yunas Familie, hatten sich ihren eigenen kleinen Schwebeplatz gesucht, während Kazumi und Vincent einen eigenen Thron bekommen hatten, am Rande der Loge, aber dennoch mit guter Sicht. Luzius selbst hatte das Schaffott betreten, er würde an diesem Tag Foltermeister und Henker spielen.

"IHR? Ich dachte Yokai wollte das übernehmen???!"; entgegnete Hamano schockiert, als er Luzius als Scharfrichter vor sich sah, anstatt Ryouji, Yoshiro oder Yokai. Endgültig die Fassung verlor Hamano aber, als er mit seinen Augen die Zuschauerreihen entlang schaute und dabei den Säugling in Nozomis Händen entdeckte. Hamano überlegte nicht lange, denn nachdem was er gehört hatte, gab es keine Zweifel, dass das Kind in Nozomis Händen sein Sohn sein musste.

Wütend sprang Hamano vom Schaffott herab und wollte in die Zuschauertribüne hinauf zu seinem Sohn springen, als er von einem kräftigen Luftstoß durch Kaoru zurückgestoßen wurde und durch Misamis Rankenfähigkeit am Boden gefesselt wurde. Die Bodyguards waren völlig überrascht und ein großes Raunen war durch die Zuschauerränge gegangen, als der Verurteilte überraschend zu den Logen gesprungen war.

"Verzeih mir liebe Schwester.....", erklärte Ryouji, bevor er sich zu Takara beugte und im Flüsterton weitersprach. "Diese Nervensäge von Tochter hatte darauf bestanden, dass sie ihren Sitzplatz nach Belieben gestalten durfte, sonst wäre sie nicht mitgekommen und hatte mir gedroht mein Auto anzuzünden", erklärte Ryouji seiner Schwester, wobei er gleichzeitig genervt seine Augen verdrehte. Manchmal hätte er sich wirklich gewünscht er könnte seine Tochter gegen jemand anderes täuschen. Selbst die Yaoi-und-Yuri-Hefte-lesende Yuiko wäre ihm lieber, als seine eigentliche Tochter. Zumindest in Momenten wie diesen.

"Oh, ich verstehe...." meinte Takara und nickte dann nur verständlich. Matsuo hatte einiges durchgemacht, und dabei wohl ein wenig von ihrem Verstand verloren - oder zumindest von ihrem guten Benehmen. Nun aber wandte sie sich nur wieder um und beruhigte Amaya, die leise fluchte. Sie war ebenfalls aufgesprungen, genauso wie der Rest der Zuschauer in der Loge, die nahe am Schaffott saßen, als Hamano seinen Fluchtversuch gestartet hatte.

"Ich danke vielmals. Ein kleiner Moment der Aufmerksamkeit und schon versuchst du zu flüchten. Ganz schön gerissen, Hamano Taiki. Aber nicht mit mir." meinte dagegen Luzius, als er Hamano sah. Sofort wurden die Ranken, die ihn fesselten, zu glühenden Ketten, die ihn davon abhalten, erneut die Flucht zu ergreifen. "Und ja, ich werde dein Scharfrichter sein. Aber wenn ich fertig bin mit dir, ist sicherlich noch genügend von dir übrig für die anderen." Er schmunzelte etwas, als er den Blick durch die Loge wandern ließ, und zustimmende Blicke von Yokai und Yoshiro, ebenso wie von Yoichi bekam.

Kaoru setzte sich wieder zufrieden auf ihren Platz. Durch diesen unerwarteten Fluchtversuch hatte sie einen starken Adrenalinschub bekommen. "Wäre ja noch schöner wenn dieser Schuft und Halunke seiner gerechten Strafe entkommt!", entgegnete sie und stieß sofort mit Hasekura auf den vereitelten Fluchtversuch an. Natürlich mit einem Tee aus Hasekuras Spezialmischung.

"Vielleicht sollte ich sie mal einer Therapeutin übergeben. Ich hatte gehört, dass Yatsumi neben ihrer Arbeit als Reporterin der Daily Nightlife sich auch etwas als Psychotherapeutin verdient. Sie soll sogar Psychologie im Nebenfach studiert haben. Vielleicht sollte ich mal nach einem Termin fragen!"; witzelte Ryouji, nachdem der kurze Schock sich wieder gelegt hatte. Noch so ein Fluchtversuch würde jetzt sicherlich nicht noch einmal geschehen.

"Wieso schickt ihr mich nicht gleich runter! Tot bin ich ja schon alle Male! Ich will wenigstens einmal meinen Sohn sehen, bevor ich gehen muss! Wenigstens eine Erinnerung! Bitte! ", beschwerte sich Hamano, wobei er allmählich schon etwas verzweifelter klang. Offensichtlich hatte der große Verräter und Zerstörer der Senatsstadt eben doch seine Schwachpunkte.

"Sehe ich da Verzweiflung in den Augen des Tyrannen?" fragte Luzius und schüttelte nur den Kopf. "Viele vor dir haben um das Selbe gebeten, und sie alle wurden bitter enttäuscht. Warum solltest du eine Ausnahme bilden?" Er dachte an sich selbst und seine erste Frau, dachte an seine dritte Tochter. Er dachte an Yokai und Yuuji, und an viele andere, die ihrer Familie wegen zum Äußersten gegriffen hatten. Viele waren vor ihm auf die Knie gegangen, hatten ihn angefleht, ihm alles versprochen, doch bisher hatte niemand sein Herz erweichen können. Der Teufel beliebte nicht , gnädig zu sein.


"Das wäre doch sicherlich eine gute Alternative, oder etwa nicht?" fragte Takara und lächelte. Es gab für alles eine Abhilfe. "Und wenn Yatsumi scheitert, könnten wir es im Notfall mit Hasekura-sans Tee versuchen. Er ist der beste Tee, den ich in meinem ganzen Leben je probiert habe!" Schon jetzt glitt ihr Blick zu Hasekura hinüber, die in diesem Moment mit Kaoru anstieß und sich offensichtlich freute, dass ihre Mischung so gut ankam, während sie aber selbst ein wenig über Hamano wetterte.

"Vielleicht sollten wir es sofort mit dem Tee versuchen, dann müsste ich zumindest niemandem ein Gehalt zahlen für etwas von dem ich nicht weiß dass es funktionieren wird", entgegnete Ryouji. "Wenn du mich fragst hat sie endgültig den Verstand verloren. Ich muss ein schlechter Vater sein, dass ich es überhaupt so weit kommen ließ.
Ich hätte Matsuo nicht so lange in seiner Obhut lassen dürfen...", verfiel Ryouji in Selbstmitleid. Matsuo dagegen verfolgte gespannt die symbolische Hinrichtung ihres Onkels, den sie einst geliebt hatte. Doch jetzt hasste sie ihn vollkommen, nachdem was er ihr alles angetan hatte.

"Monster! Dämon! Herzloses Tier!", entgegnete Hamano erzürnt und verzweifelt zugleich. "Ich will nicht wissen, was für Abnormitäten eure Eltern gewesen sein müssen, dass so ein Monster wie Ihr es seid aus dieser Verbindung entstehen konnte. Macht es wenigstens schnell! Ich warte!"

"Meine Eltern sind Tod und Leben höchstpersönlich. Sag ihnen das mal ins Gesicht, ich glaube sie würden sich sehr darüber freuen, von einem Sterblichen beschimpft zu werden." entgegnete Luzius bissig. "Und schnell? Nein, ganz sicher nicht. Ich will doch den Zuschauern hier etwas bieten?" Sein Grinsen war breiter geworden, dämonisch und diabolisch, als er sich nun an die Menge wandte.
"Meine verehrten Damen und Herren ! Ich heiße euch alle herzlich willkommen zu dieser kleinen Festivität. Ich hoffe ihr genießt die Vorführung. Lehnt euch zurück und betrachtet das Schauspiel, das sich euch nun bieten wird. Für den Anfang.... etwas sanftes..." In seiner Hand war eine Peitsche erschienen.

"'Wir waren alle schlechte Eltern..." meinte Takara leise und dachte an das, was mit Amaya passiert war. Dachte an das, was Yoshiro ihr angetan hatte, und wie Takara nur tatenlos zugesehen hatte. "Es wird besser. Gib nicht auf, Nii-san. " Sie lächelte. "Wir alle machen Fehler, aber wenn wir lange genug darum kämpfen, werden wir sie irgendwann ausmerzen können."

"Oh es geht los!"; freute sich Matsuo und klatsche laut. Sie war auf einmal hellwach, kaum dass die "Vorstellung" begann. Luzius Rede wurde mit lautem Applaus erwidert, während einige Zuschauer noch einmal einige Beleidungen an Hamano los wurden, bevor das Publikum verstummte und gespannt zuschaute, was Luzius alles vorbereitet hatte.
"Endlich geht es los!"; freuten sich auch Yuka und Ichiru, die sich einen großen Eimer Popcorn teilten. Yuka hatte eine große Leidenschaft für Folterungen und Hinrichtungen. Wenn es nach ihr ginge, sollte man die Todesstrafe viel öfter auf der Kageshima vollziehen.

Yoshiro hatte mit Amaya noch einmal angestoßen, bevor auch sie gespannt den Blick zu Luzius und seinem Verurteilten wandten. Dagegen hielt Yokai Yuuji die Augen zu, er wollte nicht, dass er mit gut 16 Jahren schon solches Elend ertragen musste. Dass der Junge in der Hölle eigentlich solche Dinge schon einigermaßen zu Gesicht bekommen hatte, hatte ihm Maria natürlich nicht erzählt.
Auch Hana und Sayoko sahen nun zu, Hana hatte sogar ihr Handy gezückt und begann das ganze zu filmen, während Sayoko belustigt zusah. Sie alle waren gespannt, was nun passieren würde. Eine bedrohliche Stille war eingetreten - und dann fiel der erste Schlag.

Einer, von vielen Schlägen, die in den nächsten Minuten folgen sollten. Luzius holte gut aus, und schlug kräftig zu. Er kannte keine Gnade, zu oft schon hatte er diese Arbeit verrichtet, als dass er noch Gewissensbisse hätte an irgendeiner Stelle. Das Blut spritze ihm auf den Anzug, aber es störte ihn relativ wenig. Viel mehr erwartete er die qualvollen Schreie von Hamano.

Hamano biss zunächst die Zähne zusammen, sodass kaum ein Laut von seinen Lippen kam. Mit der zunehmenden Härte der Schläge wurde es aber immer schwieriger, bis Hamano bei einem erneuten Schlag von Luzius Peitsche zusammenzuckte und einen lauten Schrei los ließ. Mit jedem weiteren Schlag wurden die Schreie noch lauter, bis Hamano fast nicht mehr aufhörte mit Schreien.

"Meine Güte was für eine Heulsuse!", lästerte Yuka, die eifrig Popcorn knabberte, während Hamano ausgepeitscht wurde. "Gibts ein Programm oder sowas in der Art? Oder bleibt alles eine Überraschung welche Instrumente wir noch sehen dürfen?", fragte sie Ichiru, doch diese wusste auch keine Antwort darauf.

"Höre ich da ein Flehen?" fragte Luzius und grinste. Er hatte eine kurze Pause gemacht - aber nur, weil ihm der Arm wehtat. Nun aber griff er nach etwas anderem , die Peitsche war ihm langweilig geworden. Stattdessen hatte er ein Brandeisen vor sich auftauchen lassen, auf dem das Wappen der Familie vás ilión gusseisern aufgesteckt war sowie eine gewisse Nummer. "Die Hölle wird langsam echt zu voll..." murmelte er gedankenverloren, während er das Eisen mittlerweile in eine Feuerschale hielt, damit er es zum Glühen bringen konnte. Er hatte kein direktes Programm, eher war er spontan, aber er würde sich eine gute Show ausdenken für sein Volk.

"Der lässt es aber wirklich langsam angehen", entgegnete Yuka, die sich mit der Folterei früher an den Huntern versucht hatte. "Ich hoffe doch wir werden auch ein wenig Akupunktur mit glühenden Nadeln sehen!"; kicherte die Frau, während Ryouji auf einer anderen Tribüne hoffte, dass er genau das nicht ansehen musste. Das würde ihn zu sehr an sein eigenes Vergehen erinnern, als er Yokai "behandelt" hatte. Aber vielleicht sollte das ja auch mit Absicht so sein.
"Flehen? Von mir? Oh nein...den Gefallen tue ich euch NICHT!"; zischte Hamano und versuchte wieder aufrecht zu stehen, nachdem er durch die Peitschenhiebe auf die Knie gesunken war.

Luzius schüttelte nur leicht den Kopf, bevor er dann zu dem mittlerweile glühenden Eisen griff, und sich ein breites Grinsen auf seine Lippen legte. Er packte Hamano unsanft an der Schulter, riss ihm die Reste von seinem Hemd weg und drehte ihn so, dass man seine Brust sehen konnte. "Beiss die Zähne zusammen, es könnte wehtun." murmelte er mit einem spöttischen Ton in der Stimme, bevor er ansetzte - und dann das Eisen auf die Brust des Vampirs presste.

Yokai verfolgte das Ganze mit einer Mischung aus Entsetzen und Amusement. Er war etwas blass geworden.Erst jetzt wusse er, wie es damals für Yuuji ausgesehen haben musste, als man ihn fast hingerichtet hatte. Es war...." schrecklich." murmelte er und starrte voller Schrecken auf das Bild, das sich ihm bot.

Viele der Zuschauer mussten sich die Ohren zuhalten, als der Schrei von Hamano ertönte, kaum dass das glühende Eisen auf seiner Haut auftraf. Das Zischen der verglühten Haut war bis in die ersten Zuschauerränge zu hören, so dass sich bereits manche angeekelt abwandten.
Die Hartgesotteten wie Yuka schauten aber jetzt erst recht begeistert zu. Zu Ryoujis Überraschung schaute auch Matsuo weiterhin zu und schaute nicht weg. Überhaupt schien seine Tochter wie in ihrer eigenen Welt zu sein, da sie mit einem Tunnelblick zu Hamano starrte und einen Killerblick aufsetzte.
Yuiko wurde es bereits zuviel, weshalb sie sich eines ihrer Sammelbänder vor den Kopf hielt und dabei die Geschichte weiterlas. In weiser Vorausplanung hatte sie den neusten Band mitgenommen, der erst wenige Tage draußen war. Daher kam die Situation genau richtig. So würde sie schnell genug fertig werden, damit sie dann bei einem Treffen mit ihren Freundinnen mit Spoilern nur so herum werfen konnte.

Auch Yokai hatte den Blick abgewandt, etwas erschrocken. Vor seinem inneren Auge sah er sich selbst, wie er damals fast gestorben wäre. Hamano hatte wohl Glück, dass er schon tot war.... Ihn schauderte es bei dem Gedanken daran, wie Ryouji ihm damals mit dem glühenden Schwert das Mal auf dem Rücken nachgezogen hatte. Jetzt jedoch sah er nur zur Seite, sichtlich erschrocken über die Grausamkeit, die nun ans Tageslicht kam.

Doch während er zu viel hatte, hatte Luzius gerade erst angefangen. Ein teufliches Grinsen lag auf seinen Lippen, als er das glühende Eisen wieder wegnahm und achtlos in die Ecke warf, bevor er sich seinem nächsten kleinen Folterinstrument widmete - einem kleinen Messer, welches er ebenfalls in die glühende Feuerschale warf. Er würde warten, bis es heiß genug war, und dann sollten ein paar wenige, gezielt gesetzte Schnitte genügen um den Willen Hamanos ganz zu brechen.

Jetzt wurde es auch Ryouji zuviel weshalb er sich zu Takara drehte und versuchte ein Gespräch anzufangen, in der Hoffnung sich abzulenken. Er hatte zwar selbst auch etwas derartiges mit Yokai gemacht, doch war es beim Zuschauen doch anders. Als er selbst Hand angelegt hatte und mit dem glühenden Schwert das Mal nachgezogen hatte, war er voller Wut und Adrenalin gewesen, sodass er keinen Ekel oder Mitleid gespürt hatte. Doch jetzt war alles anders.

"Oh mein Gott...ist es schon vorbei?", fragte Kyosuke verstört. So wie Yokai Yuuji die Augen zu hielt, hielt Emi die Augen ihres Bruders mit ihren Händen bedeckt, während sie selbst genaustens hinsah und sich auch nicht wegdrehte. "Soll ich es dir beschreiben was gerade abgeht?"; fragte sie scherzhaft, was Kyo aber sofort ablehnte. "Bitte nicht...ich muss heute noch schlafen können!", rief Kyo, der gedanklich schon darum besorgt war, dass seine Schwester seine Frisur nicht zerstörte.

Doch während es nun auch Amaya zu viel wurde, und sie sogar aufgestanden war um sich umzudrehen, und selbst Yoshiro etwas die Stirn in Falten legte, hatte Luzius gerade erst an Fahrt gewonnen, und zog mittlerweile das Messer aus der Feuerschale heraus. Die Schneide glühte noch leicht rötlich, so heiß war das Metall geworden, doch darum kümmerte sich der Teufel nur wenig. Stattdessen setzte er wieder an, diesmal an Hamanos Armen - und führte langsam das Messer an einer Blutader entlang, bevor er wieder absetzte und sich der nächsten Ader zuwandte. Es schien, als wäre er bestens informiert über das, was er tat - immerhin, er hatte es oft genug tun müssen, und langsam aber sicher war es zu einer Art Leidenschaft geworden.

Takara hatte sich ebenfalls umgedreht und blickte nun zu Ryouji. "Nun... was wirst du denn nachher bei dem Bankett tragen?" fragte sie, einfach um sich abzulenken.

"Ich konnte mich noch nicht so ganz entscheiden. Ich hatte einen dunkelblauen Seidenanzug und einen historischen Anzug aus lila Brokat in die engere Wahl gezogen. Vielleicht könntest du mir ja beim Auswählen helfen? Wie sieht es denn bei dir aus ? Hast du schon eine Wahl getroffen? Zur Not könnten wir uns ja auch gegenseitig beim Auswählen helfen", schlug Ryouji vor, er hatte sein Gesicht halb abgewandt und schielte nur noch hin und wieder mit einem Auge zu Hamano herüber, dessen laute Schreie nicht zu überhören waren.
"Hör auf! Hör auf! HÖR AUF !! Höraufhöraufhörauf!!!!", schrie Hamano, als Luzius gerade wieder die Klinge durchzog. "Es sieht sowieso niemand mehr zu!; keuchte Hamano, der vor lauter Schreien mittlerweile heiser geworden war.

"Ich bin definitiv für den blauen Seidenanzug, wenn du mich fragst." meinte Takara lächelnd, auch wenn ihr Lächeln schief war. Sie hörte die Schreie, hörte das Flehen ihres Bruders, und immer wieder zuckte sie zusammen. Sie hasste ihn, so sehr, warum hatte sie jetzt Mitleid mit ihm? Dann aber schüttelte sie den Kopf und wandte sich wieder ihrem Bruder zu. "Ich bin immer noch für blau, das steht dir gut, wenn du mich fragst. Wobei lila auch nicht schlecht wäre....ach, das ist schwer! Ich schwanke noch zwischen einem tiefroten, weit ausladendem Kleid mit Schleppe, und einem violetten Kleid, ebenfalls mit Schleppe, aber hinten mit einem Phönix bestickt..."

"Doch, es sehen noch genügend zu. Glaub mir, du hast dir in deinem Leben so viele Feinde gemacht, es wird immer jemand hinsehen. Irgendjemand wird immer einen starken Magen haben. Und bisher habe ich noch niemanden mehr protestieren gehört. Wer weiß, vielleicht ändere ich meine Meinung, wenn jemand sich erhebt und für dich um Gnade fleht? Aber ich glaube nicht, dass es jemals der Fall sein wird." Luzius zuckte mit den Schultern, und warf dann die Klinge achtlos weg. Er war ihrer wieder überdrüssig geworden. "Hm... zur Abwechslung mal ein wenig Wasser anstatt Feuer?" murmelte er gedankenverloren und erschuf sich eine Art Tisch.

Kaum dass Luzius ausgesprochen hatte, erhob sich Yuka und forderte genau das Gegenteil von dem, was Hamano gewünscht hatte. Anstatt für ihn um Gnade zu bitten, forderte Yuka den Teufel persönlich darum noch härter vorzugehen.
"Das war ja ganz nett, das Vorwärmen, aber ich bitte darum, dass Ihr jetzt mit dem Hauptgang fortfahrt", rief Yuka von den hinteren Platzen zum Schaffott hinunter. "Häuten wäre nicht schlecht! Oder Schrauben eindrehen! Ich möchte eine Daumenschraube sehen!", schlug die Reinblüterin vor, während manche Vampire allein beim Gedanken daran angeekelte Gesichter zogen.

"Sind wohl doch nicht so blutrünstig wie ich dachte. Diesen Anblick ertragen nicht mal sie", dachte Lady Fortescune, die sich völlig wunderte darüber, dass es Vampire gab, die sich abgewandt hatten, obwohl doch zuvor alle noch so laut gefeiert hatten, dass es endlich losging.

"Wie kann die noch mehr fordern? Die muss einen starken Magen haben!"; empfand Touya, der sich zusammen mit vielen anderen, bereits mit dem Rücken zum Schaffott gerichtet, über andere Sachen unterhielt. Hauptsache er musste nicht länger hinsehen.
"Ein rotes Kleid mit Phönix hättest du nicht? Oder vielleicht könnte man ja beide Farben und den Phönix kombinieren. Die Schneiderei dürfte bei einem Auftrag von der Mutter der Senatsvorsitzenden doch bestimmt schnell genug arbeiten oder nicht? Du hast ja sicher Vorrang vor allen weiteren Kunden", empfahl Ryouji. Der Mittelweg schien ihm am angebrachtesten, da Takara so zeigen konnte, dass sie wieder zu beiden Familien gehörte.

"Nii-san, Rot und Violett zu kombinieren, ist ein Affron! Wenn, dann müsste ich anstatt des rots der Shadako-Familie , schon eher einen Ton finden, der in Richtung Violett geht. Aber rot und lila? Ich weiß nicht, ob sich das so gut kombinieren lässt..." meinte Takara, und überlegte schon fleißig. Sie wollte gern etwas haben, was ihre Zugehörigkeit zu beiden Familien zeigte - deshalb eigentlich der Phönix, zu den Shadakos gehörend, auf dem lila Kleid, wie es der Taiki-Familie gebührte.

"Yuka-san, nur nicht so hastig!" meinte Luzius, der Hamano in diesem Moment auf dem Tisch festgeschnallt hatte, aber so, dass sein Kopf etwas nach unten geneigt war. Dann legte er ein Tuch auf ihn, welches das Gesicht bedeckte, und holte einen Eimer Wasser. Es würde sich so anfühlen, als ob er ertrank ,auch wenn er in Wahrheit die ganze Zeit am Leben bleib, und zum größten Teil unbeschadet.

Derweil hatten sich auch Amaya und die anderen weggedreht. Sie konnte es nicht mehr mitansehen, also war sie zusammen mit Hana und Sayoko zu Hasekura gegangen, die die ganze Zeit über schon die Veranstaltung nicht mitverfolgt hatte. Yokai hatte später Yuuji ebenfalls noch zu den anderen gebracht, sodass der Junge etwas mehr Ablenkung hatte.

Ryouji bekam einen festen Schlag auf den Hinterkopf, kaum, dass Takara ihn auf die seltsame Farbwahl aufmerksam gemacht hatte. Verwirrt schaute sich Ryouji um, als er von seiner eigenen Tochter zur Seite geschubst wurde.
"Mach Platz Vater! Lass die wahre Expertin ran und schau lieber die Hinrichtung an. Ich hatte etwas von Kleid und Farbwahl gehört, da musste ich sofort kommen. Irgendjemand muss ja dafür sorgen, dass auch so ein FARBENBLINDER!!!! wie mein Vater etwas lernen kann. Nicht wahr, Tante? Also iiiiich wäre ja für eine schön lilane Robe mit freien Schultern und tiefem Ausschnitt bis zum Bauchnabel und aber mit viel Spitze, du solltest ja nicht zu tief blicken lassen in deinem Alter, Tantchen. Dazu noch eine geile Frisur und den Phönix aus Silberfäden auf dem Seidenstoff wie er um deinen Körper fliegt. Oh ich sehe schon das wird super Tante!", beriet Matsuo voller Eifer ihre Tante. Ohne jeden Zweifel war ihr die Folterung mittlerweile auch zuviel geworden.

Die Zuschauerzahl reduzierte sich immer mehr, doch Yuka und Ichiru sowie Emi und Seiji blieben eifrig weiter Zuschauer, während Kyosuke inzwischen die Finger seiner Schwester weggeschoben hatte und sich stattdessen in seinem Spiegel betrachtete. Er hatte genug von diesem grässlichen, blutverschmierten Hamano und musste erstmal wieder etwas Schönes betrachten. Wer kam dafür schon in Frage, wenn nicht er?