Kapitel 10: Finale Grandioso, oder: Die Passion Hamanos

"Ich gestehe gar nichts!", fauchte Hamano Gott persönlich an, doch da knallte schon die Peitsche und Hamano schrie erneut laut auf und krümmte sich vor Schmerzen, während an seinem Rücken das Blut hinabtropfte. Wäre er nicht an den Hocker angebunden, wäre er in diesem Moment wohl heruntergefallen. "Es gibt keine Beweise, dass ich das war! Das hätte genauso gut dieser verfluchte Yokai Shadako sein können!"; entgegnete Hamano keuchend.
Lady Fortescune schaute zu Saphariel hinüber und wartete auf ein Nicken. "Doch die gibt es! Lügen sind in diesem Gericht übrigens nicht erlaubt!", wiederholte die Lady und peitschte Hamano erneut aus. "Ich ruf Chiba Kawagishi in den Zeugenstand! Er wird auch über ein anderes mehr als nur verwerfliches Verbrechen aussagen, das ihr verbrochen habt. Einen Hunter in einen Vampir zu verwandeln ist eine der verwerflichsten Schandtaten, die ich kenne!", entgegnete die Lady. Sie ging zu den bereitgestellten Folterinstrumenten und legte die Peitsche ab. Stattdessen nahm sie einen Huntersäbel und zog ihn aus der Scheide. Mit der flachen Seite schlug sie Hamano auf den bereits blutenden Rücken. Hamano brüllte förmlich vor Schmerzen, als in diesem Moment die Tür aufging und Chiba Kawagishi, begleitet von zwei Huntern den Saal betrat. Chiba hatte sich seltsam verändert. Während die eine Hälfte seiner Seele einen strahlend weißen Anzug anhatte, war seine rechte Hand in einer eisernen Fessel gefangen und nur Lumpen hingen auf der rechten Seite von ihm herab.

"Du wagst es, so mit mir zu reden????" Gerade wollte Saphariel seine Kaffeetasse schon abstellen, als Lady Fortescune schon die Arbeit für ihn erledigte, und den Vampir ordnungsgemäß bestrafte. Seine Augen glühten mittlerweile golden vor Zorn und es fehlte wohl nicht mehr viel, bis Saphariel selbst handgreiflich werden würde. "Hüte dich, wenn du nicht von Blitzen verbrannt werden willst, Bestie." fauchte er, setzte sich dann aber auf den eben erschienenen goldenen Thron und wartete ab, was der verwandelte Hunter zu sagen hatte. Er kannte ihn, schon länger war der Mann ein Streitfall, denn niemand wusste so recht, wo er hingehörte. Dementsprechend war er auch angezogen - während die Seite des Hunters für einen Aufenthalt im Himmel sprach, als Verwalter Saphariels, war seine vampirische Seite doch nicht zu vernachlässigen und sorgte dafür, dass er auf der anderen Seite Lumpen tragen musste, wie es in der Hölle für alle Gefangenen dort vorgeschrieben war. Er schien keinen leichten Tod zu führen.

"Wir hören!"; entgegnete Lady Fortescune, kaum, dass sich der bemitleidenswert Chiba gesetzt hatte. "Schwören Sie, dass Sie nur die Wahrheit und nichts als die Wahrheit sagen werden? Wir können es jederzeit herausfinden sollten Sie uns anlügen!", betonte Sir Forthcleaner, bevor Chiba mit seinen Äußerungen beginnen wollte. Bevor er aber ein Wort gesagt hatte, schrie Hamano ihn laut an. "Halt deinen Mund! Oder ich bitte den Akuma persönlich darum, dass du in die unteren Zellen verlegt wirst!", zischte Hamano, doch nachdem Lady Fortescune den Vampir mit weiteren Säbelhieben ruhig gestellt hatte, wimmerte Hamano nur noch vor Schmerzen. "Entschuldigung. Würden Sie bitte beginnen?", entschuldigte sich die Hunterin.
"Ich bezeuge, dass der hier anwesende Hamano Taiki mich damals schwer verwundet und vor meinem Tod in einen Vampir verwandelt hat. Danach hat er mich wiederholte Male für seine finsteren Machenschaften ausgenutzt. Mit seinen Fähigkeiten als Reinblüter hatte er immer die volle Kontrolle über mich und hat damit dafür gesorgt, dass ich unschuldige Menschen und Vampire getötet habe, Gegenstände geklaut habe. Außerdem hatte er mich kurz vor meinem Ableben als Vampir damit beauftragt Sprengstoff zu besorgen für seinen Plan die Hunterzentrale von Smyth in die Luft zu sprengen, wenn die alljährliche Hunterversammlung stattfand", erzählte Chiba aus dem Nähkästchen, wobei die Hunter aufmerksam zuhörten. "Na da hören wir aber interessante Sachen! Nicht wahr Herr Taiki?"; bemerkte Lady Fortescune und klopfte Hamano auf die blutende Schulter.
"Möchte jemand dem Zeugen noch Fragen stellen? Ich für meinen Teil habe schon genug gehört glaube ich!", verkündete die Lady in die versammelte Runde.

Saphariel musste unweigerlich lachen, als er Hamanos Worte hörte. "Wenn hier einer entscheidet wohin der Zeuge gebracht wird, dann ich. Ich glaube nicht, dass mein nichtsnutziger Bruder in dieser Sache auch nur ein Wörtchen mitzureden hat. Aber gut, ich denke wir haben genügend gehört um den Angeklagten verurteilen zu können. Ich will hier nicht lange um den heißen Brei diskutieren, es gibt genügend Beweise um diese Bestie für den Rest ihres Lebens in die Unterste Hölle zu verfrachten." Wieder nahm er einen großzügigen Schluck aus seiner Kaffeetasse, die sich von selbst stets auffüllte wenn sie leer ging, sodass Saphariel einen unerschöpflichen Vorrat an Kaffee hatte. Seit er keinen Sklaven mehr hatte, der ihm ständig neuen Kaffee machte, musste er sich eben selbst helfen, auch wenn es ihm sichtich missfiel, das winzige Fünkchen Magie für solche Dinge zu benutzen. Aber vielleicht hatte er auch gerade seinen neuen Kaffeekoch gefunden? Sein Blick wanderte mit einem erfreudlichen Grinsen zu Hamano. //Lady Fortescune, ich habe schon so eine Idee was mit ihm passieren soll. Ich brauche einen neuen Sklaven, der mir meinen Kaffee macht.//

Erschöpft blickte Hamano Saphariel an, ohne zu wissen wie er das Grinsen des Gottes deuten sollte. Wegen seiner Wunden war er schon so geschwächt, dass seine vorherige Großspurigkeit völlig verschwunden war. Anstatt laute Töne zu spucken, blieb Hamano still und konnte kaum den Kopf aufrecht halten. Fast wäre er vom Stuhl gefallen, wenn er nicht angebunden wäre.
Lady Fortescune grinste ebenfalls erfreut, als sie den Vorschlag des Schöpfers wahrnahm. "Wir haben genug gehört. Danke, Chiba!", bedankte sich und zeigte den Huntern, dass sie den Zeugen wieder aus dem Saal bringen konnten.
"Hamano Taiki, wir haben soeben dein Urteil gefällt. Mit dem Segen des Höchsten verkünde ich hiermit, dass der hier Anwesende, Hamano Taiki, für seine Gräueltaten zu ewiger Knechtschaft im Himmel am Kaffeautomaten des Herrn verurteilt wird. Amen!", verkündete Lady Fortescune und winkte die Hunter dabei. Hamanos Fesseln wurden aufgeschnitten und der Reinblüter wurde Saphariel zu Füßen geworfen. In seinem kümmerlichen Zustand wirkte Hamano im Vergleich zu Gott persönlich nur noch wie ein jämmerlicher Wurm.

"Naja, nicht nur am Kaffeeautomaten. Seit mein einstiger Sklave seine Fesseln abgelegt hat und ich dies leider dulden muss, bin ich froh, jetzt einen würdigen Nachfolger gefunden zu haben." der weiße Gott hatte sich von seinem Thron erhoben und sah triumphierend auf Hamano herab, ohne jedoch den Spott in seinem Blick zu verbergen. "Du wirst Respekt lernen, sei dir dessen sicher. Oh. und wenn du dachtest du hättest es bei meinem nichtsnutzigen Bruder schon schlecht gehabt, warts nur ab. Ich habe einiges mit dir vor.... Du hast immerhin dafür gesorgt, dass ich einige Scherereien hatte und einen meiner besten Leute verloren habe...." ein leichter Blitz war bereits in seiner Hand erschienen, doch er hielt sich noch zurück. "Zeig mir den nötigen Respekt, benimm dich, und vielleicht werde ich gnädig sein."

Alles was Hamano noch zustande brachte war ein aufgesetztes Grinsen, doch dann fiel er schon bewusstlos zu Boden vor Erschöpfung. Die heiligen Hunterwaffen hatten dem Vampir ordentlich zugesetzt, da die durch sie verursachten Wunden nur sehr langsam verheilten. Derweil erhoben sich die hochrangigen Hunter, da das Urteil gesprochen war und damit auch die Gerichtsverhandlung ihr Ende gefunden hatte. Alle schauten sie nun zu Saphariel in Erwartung einiger abschließender Worte.
"Ich hoffe der neue Sklave wird euch nicht enttäuschen! Wenn er in seine Arbeit auch nur halb so viel Energie hineinsteckt, wie er in seine kriminellen Machenschaften gesteckt hat, sollte er euch zufriedenstellen!", bemerkte Lady Fortescune in tiefer Demut vor dem Herrn.
Hamano hatte sich dagegen gerade so erholt, dass er wieder zu sich kam. "Ihr könnt gnädig sein? Da habe ich vom Priester des Akuma aber andere Geschichten gehört!", hustete Hamano, der kaum die Kraft zusammenbekam um zu sprechen.

"Ich kann, wenn ich will. Was die Priester dieses Nichtsnutzes sagen ist mir redlich egal. Er ist selbst schuld daran, dass er verstoßen wurde." Saphariel zuckte mit den Schultern. Ein strang aus Licht hatte sich bereits geformt, der langsam zu einem Eisen wurde, das sich um Hamanos Hals schlang und diesem einige Brandwunden verpasste. Da er nun den Vampir beschäftigt hatte, wandte er sich an die Hunter. "Ich danke für die Verhandlung. Aber bevor ich gehe, noch einige Worte - wenn ich das nächste Mal diesen Ort besuche, will ich, dass alles in Ordnung gebracht ist - habt ihr mich verstanden? Diese drei nichtsnutzigen Kinder werden mit sofortiger Wirkung abgesetzt. Ich erkläre Lady Fortescune zur neuen Anführerin der Hunter. Sie hat die volle Befugnis über euch alle."

Es zischte als sich das Eisen um Hamanos Hals legte und nur allählich abkühlte. Hamano war kurz davor loszuheulen wie ein kleines Baby. Er hatte nicht erwartet, dass er sich den Huntern auf solch eine Weise geschlagen geben musste.
"Oh ich danke euch vielmals für dieses Vertrauen in mich! Ich verspreche euch: Bis zu eurem nächsten Besuch werde ich den Laden ordentlich umgekrempelt und wieder zum Laufen gebracht haben. Den Spitzzähnen wird das Lachen noch im Halse stecken bleiben!", versprach Lady Fortescune, die voller Stolz war angesichts der Beförderung.
"Kraft des mir soeben verliehenen Amtes ergeht meine erste Amtshandlung: Werft diese verfluchten Pantoffeln weg und verbrennt sie. Und steckt Micha in eine Kita, wo der Kleine hingehört! Amen!"; verkündete Lady Fortescune und machte es sich auf dem Thron des ehemaligen Triumvirats bequem. "Darf ich noch meine Berater einsetzen oder wollt ihr die Berater persönlich bestimmen? Wir haben ja alle gesehen was das letzte Mal dabei herauskam, als Micha seine Berater selbst aussuchte!", fragte Lady Fortescune bevor Saphariel verschwand.

Saphariel konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er merkte, wie Hamano angesichts des noch glühenden Halseisens reagierte. Als es sich abgekühlt hatte, zog er ihn nur unbarmherzig zu sich, bevor er sich wieder an Lady Fortescune wandte. "Setzten Sie diejenigen ein, die Sie für würdig erachten. Ich denke, es sollte von Ihrer Seite aus kein Problem sein, die richtigen Leute zu finden. Ich hätte wohl schon früher dafür sorgen sollen, dass hier alles wieder in Ordnung kommt. Aber gut, noch ist der Name unserer Organisation nicht komplett in den Dreck gezogen worden. Ich komme in einigen Wochen wieder, bis dahin will ich Ergebnisse sehen."

"In Ordnung! Eure Heiligkeit können sich auf mich verlassen! Ich werde den Laden hier wieder zu altem Ruhm führen!", schwor Lady Fortescune und erstellte gedanklich bereits ihre To-Do-Liste, die erfüllt sein sollte bis Saphariel zurückkehrte. "Sir Forthcleaner? Darf ich Sie bitten mir als rechte Hand zu justieren? Fähiges Personal ist heutzutage immer so schwer zu finden. Und Francisco Maria Rodriguez de Cataluña, sie möchte ich ebenfalls an meiner Seite haben. Sie erinnern sich doch sicherlich noch an ihre Amtszeit im Rat, bevor wir alle zum Pantoffeltragen verdammt wurden", verkündete Lady Fortescune, wobei beide Genannten sogar anwesend waren und sich es nicht zweimal sagen ließen in den Rat aufgenommen zu werden. "Außerdem ernenne ich Sebastian Claudius Michael ebenfalls zum Ratsmitglied, womit das Triumvirat abgeschafft ist", fügte die Lady hinzu, wobei niemand dagegen war.
"Ob das so eine gute Idee war....das wird noch böse enden!", fluchte Hamano, wobei er sich nicht traute Gott allzu respektlos anzumosern, da die Halskette auch jetzt noch furchtbar schmerzte.

"Zweifelst du etwa an meinen Fähigkeiten?" Saphariel schmunzelte. Er war kurz stehen geblieben und wandte sich mit einem amüsierten Grinsen nun zu seinem neuesten Sklaven um. Seine goldenen Augen musterten Hamano vor sich mit einer Mischung aus Ungläubigkeit und Spott, bevor er nur, ohne überhaupt sich geregt zu haben, die Kette wieder zum Glühen brachte. "Du solltest etwas mehr Respekt lernen, wenn du nicht so enden willst wie mein nichtsnutziger Bruder. Die Unterste Hölle existiert noch immer, und glaub mir, es ist genügend Platz darin und es wird genügend Leute geben, die dir beibringen wie man sich mir gegenüber verhält." Kopfschüttelnd drehte er sich wieder um und zog Hamano weiter mit sich. Er war fürs Erste fertig im Vatikan. In ein paar Wochen würde er zurückkehren, um zu sehen wie viel das neue Triumvirat unter Lady Fortescune erreicht hatte.

"Ich bin Euer ergebenster Diener!", versprach Hamano hastig, als die Kette wieder zu glühen begann und laute Zischgeräusche zu hören waren, als sich das metallene Halsband einen glühenden Abdruck auf seinem Hals hinterließ. Wegen der Schmerzen fiel Hamano auf den Boden, er musste aber hastig wieder aufstehen, da Saphariel ihn einfach weiterzog und ansonsten jede Treppenstufe zu Spüren bekommen hätte.

In diesem Moment ließ die Wirkung des Tees allmählich nach und Matsuo erwachte wieder aus ihrer Tagträumerei. Es war ihr gar nicht bewusst gewesen, dass sie eine gefühlte Ewigkeit regungslos aus dem Fenster gestarrt hatte. Vom Saal war immer noch Musik zu hören, die die schönste Musik war, die Matsuo je gehört hatte. Gerade wollte Matsuo sich dazu aufmachen wieder zurück in den Saal zu gehen, als sie erst jetzt bemerkte, dass Azuma sie die ganze Zeit beobachtet hatte. "Ist das irgendwie so ne Art Fetisch so aus dem Fenster zu starren oder haste was genommen? Vielleicht braucht du ja einfach etw....", versuchte es Azuma auf die plumpe Art, doch kam er nicht dazu seinen Satz zu beenden, da sein Gesicht in diesem Moment mit Matsuos Absätzen Bekanntschaft machte.

"Na, das werden wir ja sehen." Saphariel konnte nur grinsen, als Hamano nun so hinter ihm herstolperte. Wie leicht die Sterblichen doch von den stolzen Wesen, als die sie sich sonst sahen, zu jämmerlichen und elendigen Gestalten verkommen konnten, die alles dafür tun würden, um das kleine Bisschen Luxus, das er ihnen geschenkt hatte, zu behalten. Es war herrlich mitanzsuehen, wie sie sonst ihn und alles verfluchten, was es nur zu verfluchen gab, aber sobald er auftauchte, waren sie alle zahm wie die Lämmer. "Ihr Sterblichen seid so interessant, wisst ihr das? Ich habe euch die Möglichkeit gegeben, euch ganz allein zu entwickeln, ohne mein Zutun, und nun habt ihr es geschafft, alles ins Chaos zu stürzen. Nun gut, vielleicht nicht ganz allein, wenn man bedenkt, wie viel mein nettes kleines Brüderchen geleistet hat, damit ihr so werdet wie ihr nun seid. Man sieht eben doch, wer welche Rasse erschaffen hat." murmelte er sichtlich amüsiert, mehr zu sich selbst als zu Hamano, während er diesen aber doch aus den Augenwinkeln beobachtete, als er nun die ewigen Treppen nach oben stieg.

Hamano stolperte immer wieder, als er von Saphariel die Treppen hinaufgezogen wurde. Die göttliche Kette bereitete ihm als Vampir ununterbrochen Schmerzen, lediglich wenn Saphariel es wollte, ließ der Schmerz kurzzeitig nach. Wie Hamano auf seiner Reise Richtung Himmel mitbekam, war Saphariel aber nicht oft der Meinung, dass Hamano eine Pause verdient hätte. Hamano wusste nicht wieviel Zeit bereits vergangen war, als er und Gott die Himmelspforte erreicht hatten. Sie sah völlig anders aus, als alles was Hamano aus dem Chaotischen Religionsunterricht gehört hatte. Er hätte sie sich niemals so vorgestellt. "Ist das wirklich die Himmelspforte? In allem was ich im Chaotischen Buch Luzius gelesen habe, wurde sie nie so beschrieben.....eure Göttlichkeit!", fragte Hamano, wobei er aus Angst vor weiteren glühenden Ketten sofort damit begann Saphariel mit einem Titel anzusprechen. "In den heiligen Büchern, die zur Anbetung eures nichtsnutzigen Bruders geschrieben wurden, war die Rede von einem billigen Zaun, an den sich die besoffenen Engel festhalten, damit sie sich leichter übergeben können, falls mal wieder zuviel Alkohol bei der Party ausgegeben wurde!", erklärte der reinblütige Vampir, wobei sich Hamano sicher war, dass Saphariel selbst wusste, welchen Schund die Luziistischen Priester in ihre Bücher schrieben.

Mit schnellen Schritten hatte Saphariel die Treppe erklommen, die zum Himmel führte, ohne sich auch nur ein einziges Mal nach Hamano umzusehen oder gar auf ihn zu achten. Er, der sonst stets von Güte und Barmherzigkeit predigte, hatte davon wohl nicht gerade viel für die Schöpfung seines Bruders übrig, vor allem nicht, wenn sie sowieso schon zu Verbrechern geworden war, so wie im Falle Hamanos. Immerhin, er hatte seine besten Hunter auf dem Gewissen - mit Gnade konnte er wohl nie wieder rechnen. Nun aber, als sie tatsächlich das goldene Tor erreicht hatten, das so prachtvoll war, wie auch der Rest der himmlischen Ebene, konnte der weißhaarige Gott nur schmunzelnd eine Augenbraue heben und musterte Hamano eingehend. Vor allem die Tatsache, dass der einst so hochnäsige und protzige Vampir ihn nun mit einem solch ehrenvollen Titel anredete, ließ ihn doch ein triumphierendes Lächeln aufsetzen. "Scheint, als müsste mein Bruder vielleicht das nächste Mal seine Bücher schreiben, wenn er selbst nüchtern ist." Er lachte etwas. "Wie du siehst, das Tor ist von perfekter Qualität - was man von manch anderen Toren überhaupt nicht behaupten kann." Er dachte an das gusseiserne Tor, welches sich vor dem Zugang zur Schule befunden hatte, und wieder musste er lachen. Natürlich hatte er alles beobachtet in den vergangenen Jahren, meist jedoch, ohne sich einzumischen. "Vielleicht kette ich ihn das nächste Mal an diesem ach so billigen Zaun fest, wenn er wieder solchen Mist erzählt." Er verdrehte die Augen. Dass manche Engel sich tatsächlich hier aufhielten um ihre Räusche auszuschlafen, erwähnte er nicht, und er war froh, dass sein Sohn und seine Neffen an diesem Tag an einem anderen Ort ihre Gelage abhielten.

"Ich hoffe ihr hattet genug Unterhaltung der Schöpfung Luzius bei ihrem gegenseitigen Gestreite zuzusehen!", entgegnete Hamano, in der Hoffnung den weißhaarigen Gott wohlwollend zu stimmen. Vor lauter Staunen über das elegante Tor, dass den Eingang zum Himmel darstellte, berührte Hamano das goldene Tor. Das stellte sich sofort als Fehler heraus - kaum, dass Hamanos Hand das Tor berührte, entflammte seine Hand und ein stechender Schmerz breitete sich in seinem Körper aus. Erst als er seine Hand reflexartig davonriss, ließ der Schmerz wieder nach, während sich große Brandblasen an seiner Handinnenfläche bildeten.
"Tststs, diese Bestien wollen auch alles anfassen!", bemerkte eine Stimme, die Hamano sofort aufhorchen ließ. Hamanos Augen weiteten sich vor Schreck und nur ein Stammeln anstelle von Wörtern kam aus seinem Mund. Jonathan Smythe, der ehemalige Anführer der Huntervereinigung von Kageshima, den Hamano persönlich in die Luft gesprengt hatte, stand vor ihm. Smythe sah aus wie in seine besten Jahren, wie gewohnt trug er seine Haare lang und denselben Trenchcoat, den er auch schon zu Lebzeiten zu tragen pflegte. Was neu war, war jedoch der Heiligenschein sowie das prächtige Paar schneeweißer Flügel, die sich an seinem Rücken befanden. "Willkommen zurück, Gott! Ich hoffe Euer Aufenthalt auf Erden hat sich angenehm gestaltet!", begrüßte Smythe Saphariel, als dieser die Himmelspforte durchschritt.

"Oh, da wird jemand zum Schleimer." Wieder konnte Saphariel nur schmunzeln. "Das mit dem Benehmen und dem Respekt musst du noch lernen. Die Schleimerei zieht bei mir nicht. Wo kämen wir denn da hin, wenn ich jedem dahergelaufenen Wesen, das sich bei mir einschleimt und mich mit Komplementen überhäuft, Gnade erweisen würde? Also wirklich, so einfach mache ich es dir wirklich nicht. Aber gut, du wirst noch alles lernen, wie es hier zugeht und wie du dich zu verhalten hast." Er hate nur gelacht, als Hamano das Tor berührt hatte und es ihm die Haut verbrannte, doch bevor er etwas erwidern konnte, hörte er auch schon die Stimme von Smythe und sein Lächeln wurde noch eine Spur breiter. "Danke, ich hatte gehofft er würde angenehm werden, aber zu meinem Leidwesen musste ich erkennen, dass das Huntertribunal von einem Kleinkind in Pantoffeln angeführt wurde." Er verdrehte die Augen, während er einen Schluck von seiner Kaffeetasse nahm, dann aber fortfuhr. "Aber dafür war ich einkaufen - wir haben einen neuen Haussklaven, oder Putzfrau, vielleicht auch Koch? Nein, nein, streich das Koch, er würde uns das Essen vergiften. Stuhl, Fußabtreter, das trifft es wesentlich besser." Sein Blick wanderte zu Hamano, den er an der Kette in Richtung von Smythe zog. "Ihr zwei solltet euch ja schon bestens kennen, nicht wahr?"

"In der Tat, wir kennen uns schon bestens. Wir kennen uns sicher schon mehr als ein halbes Jahrhundert!", entgegnete Smythe, wobei er ebenso wie Saphariel ein breites Lächeln aufsetzte. Das Lächeln verschwand kurzzeitig, als Smythe erfuhr, wie es die ganze Zeit um den Hunterorden in Rom gestanden hatte. "Was für ein Tiefpunkt für den Hunterorden. Kein Wunder haben uns die Vampire so belächelt. Ich kann es ihnen nicht für übel nehmen. Aber ich bin mir sicher das Rachel Fortescune die Vereinigung wieder auf Vordermann bringt. Ich kenne sie schließlich noch persönlich von früher!", bemerkte Smythe, während hinter ihm weitere Hunter erschienen - darunter auch die zweigeteilte Seele Chibas, die sowohl Engel als auch Gefangener der Hölle war. "Die Putzfrau kommt wie gerufen! Apollo hatte bereits um eine Hilfskraft gebeten, die beim Aufräumen der letzten Clubparty von Erzengel Gabriel hilft. Der Haussklave könnte sich sofort nützlich machen!", erklärte Smythe, wobei er überaus erfreut schien, während er sich ausmalte wo sich Hamano wohl noch so überall nützlich machen konnte. Die heiligen Gästezimmer müssten einmal wieder vom Staub befreit werden, ebenso mussten die Betten der Götter täglich ausgeschüttelt und gepflegt werden. Es gab zahlreiche Tätigkeiten, die nur darauf warteten, dass Hamano sich an die Arbeit machte.

"Sie ist eine exzellente Hunterin und ich bin mir sicher, dass ihre Mühen von Erfolg sein werden." erwiderte Saphariel an Smythe gewandt. "Ich habe sie nicht umsonst zur neuen Vorsitzenden des Hunterordens ernannt. Ich musste lange genug eine Blamage wegen meines nichtsnutzigen Bruders erdulden, es wird Zeit, dass sich die Dinge wieder ändern." Mittlerweile hatte er sich einen goldenen Thron erscheinen lassen und sich darauf gesetzt, während Hamano dazu verdammt worden war, niederzuknien und den Fußschemel für den höchsten Gott zu spielen, sodass dieser in Ruhe die Beine hochlegen konnte. "Clubparty..." murmelte er dann aber nur, als er die weiteren Ausführungen hörte, und verdrehte kurzzeitig erneut die Augen. "Solange er diesmal nicht wieder im Haus gefeiert hat? Ich hatte strengste Anweisungen gegeben, dass der göttliche Palast verschont bleibt von irgendwelchen Parties. Hera würde mir den Hals umdrehen, wenn sie wüsste, dass ich unseren Sohn nicht im Griff habe. Ach übrigens, Sklave, alles was dir erzählt wird, behältst du für dich, wenn du deine Zunge und einige gewisse andere Körperteile behalten willst, ist das klar?!" zornig zog Saphariel wieder an der Kette, dass Hamano auch nur deutlich spürte, welche Konsequenzen es hätte, jetzt zu verneinen.

"Keine Sorge, der göttliche Palast ist verschont geblieben. Die Party hat diesmal im Club von Apollon und Dionysus stattgefunden, der Palast sollte also eigentlich von der Party unversehrt geblieben sein", sagte Smythe, während Hamano schneller bejahte als jemals in seinem gesamten Leben. Es war schon erniedrigend genug für Gott den Fußschemel zu spielen, er wollte sich nicht ausmalen wozu der weißhaarige Gott noch so fähig war.
"Ist das der neue Haussklave?", fragte Apollon, der kaum, dass Smythe von ihm gesprochen hatte, aus einer Wolke erschien. Der Sonnengott war nur spärlich bekleidet, lediglich ein schmales Handtuch verdeckte seinen Hüftbereich. Die nassen Haare des Sonnengottes zeugten davon, dass er wohl erst frisch geduscht hatte. Seine sonnige Ausstrahlung und Aura sorgte dafür, dass Hamano fast die Augen ausbrannten, als er zum Gott der Sonne hinsah. Hamano spürte sofort wie seine Haut unter der starken, sonnigen Austrahlung Apollons litt. "Könnte ich ihn vielleicht für ein paar Stündchen ausleihen? Die Engel haben im Club mal wieder die Sau rausgelassen. Es sieht fast so schlimm aus wie bei Luzius auf dem Schreibtisch!", bat Apollon den weißhaarigen Saphariel. "Du würdest mir einen großen Gefallen tun. Dionysus schläft noch seinen Rausch aus und mir fehlt die Muse um den ganzen Mist alleine aufzuräumen."

"Wie wohlerzogen ihr Höllenbrut auf einmal sein könnt, wenn man euch an die Kette legt. Geradezu herrlich." Saphariel lächelte sichtlich amüsiert, als Hamano so schnell bejahte wie er es wohl nicht einmal getan hätte, hätte man ihm in diesem Moment den Thron der Kageshima angeboten. Zugleich aber schien der höchste Gott doch recht erleichtert, dass der göttliche Palast verschont geblieben war. Sicherlich, die Drecksarbeit hätte am Ende sowieso Hamano gemacht, doch die Gardinenpredigt von Hera wollte Saphariel nun auch nicht ertragen. Dementsprechend froh war er, dass es nur der Club von Apollon war, der sowieso jedes Wochenende zum wohl dreckigsten Ort der ganzen Himmelsinsel wurde. Nun aber konnte Saphariel nur noch mehr die Augen verdrehen, als er einen seiner loyalsten Männer erkannte. "Kannst du dir nicht nächstes Mal wenigstens vorher was anziehen, bevor du hierher kommst? Ehrlich... aber ja, das ist der neue Haussklave. Ist er nicht wunderschön? Und ich bin mir sicher, dass er gern euren kleinen Club aufräumen wird, nicht wahr, Sklave?" Sein Blick wanderte wieder zu Hamano, wobei er noch amüsierter darüber war, wie der Vampir auf das Licht reagierte.

"Wie ich als Hunterpräsident schon immer zu sagen pflegte: Nur ein angeketteter Vampir ist ein guter Vampir! Wenn da nur Kaien nicht anderer Meinung gewesen wäre....", stimmte Smythe Gott zu.
"Oh, Pardon!", entgegnete Apollon, als Saphariel ihn auf seine Kleidung ansprach, die aus nichts als einem Handtuch bestand. Der Sonnengott schnippste einmal und sofort hatte er einen weißen Anzug an, wie die meisten im Himmel. Apollon hatte aber so gut wie keinen der Hemdknöpfe geschlossen. Hamano traute sich gar nicht mehr überhaupt nur in die Richtung des Sonnengottes zu schauen, da das Licht, das von ihm ausging so schmerzte.
"Ein Prachtexemplar von einem Reinblüter! Und noch so gut in Form, er wird dir sicher viele Jahre dienen können. Dann macht sich diese abscheuliche Schöpfung deines Bruders wenigstens einmal im Leben mal nützlich!", lästerte der Apollon über Luzius Kreationen. "Du putzt doch sicher mit Freuden das Chaos weg, nicht wahr?", fragte der Sonnengott ebenfalls. Hamano nickte eifrig und bejahte, aber sah nicht in die Richtung von Apollon, da er jedes Mal wenn er den Sonnengott anschaute das Gefühl bekam als würde sich seine Haut jeden Moment von der Haut schälen.
Enttäuscht verschränkte Apollon die Arme und schüttelte den Kopf. "Was für ein Benehmen! Sieht man sich bei euch Vampiren nicht in die Augen, wenn man miteinander spricht? Wie unhöflich!", kommentierte der strahlende Sonnengott Hamanos Verhalten, wobei er aber höchst erfreut war eine vorübergehende Putzkraft gefunden zu haben.

"Kaien ist naiv, was das angeht." Saphariel konnte nur den Kopf schütteln und Smythe beipflichten - nur ein Vampir in Ketten war ein guter Vampir. Gleiches galt wohl auch für Dämonen, wenngleich er auch in dieser Hinsicht einige kannte, die seine Meinung nicht teilten, allen voran sein nichtsnutziger Bruder. Wie es schien kannte die Genervtheit des Gottes an diesem Tag keine Grenzen, denn zwar war er etwas erleichtert, als Apollon sich endlich dazu durchringen konnte, etwas richtiges anzuziehen, doch dass er sämtliche Knöpfe seines Anzugs offen ließ, brachte ihm von Saphariel nur ein Augenrollen ein, gefolgt von einem weiteren Kopfschütteln. Wenn er so weitermachte, würde er wohl bald einen steifen Nacken haben, aber er wusste ja, wessen Schuld es dann war. Schmunzelnd sah er deshalb zu Hamano, und seine Laune besserte sich langsam, vor allem als er Apollon so reden hörte. "Oh, ich hege absolut keine Zweifel daran, dass mein Sklave mir noch für viele schöne Jahre zur Seite stehen wird - wenn nicht gar Jahrtausende! Ich habe immerhin Mittel und Wege ihn am Leben zu halten. Doch wenn er nicht gleich ein wenig Höflichkeit zeigt, überlege ich mir das noch, mit dem am Leben halten." wieder zornig geworden, wanderte sein Blick zu Hamano und er hatte schon eine Peitsche aus Licht erscheinen lassen, die aber wohl gleich schmerzhaft wäre wie ihr ledernes Exemplar, sollte sie auf die Haut des Vampirs kommen.

Hamano zuckte zusammen, als er nur die Peitsche aus Licht sah, die in Saphariels Hand erschien. Auch wenn es schmerzte, sah er Apollon direkt in die Augen und wiederholte sich. "Natürlich werde ich das Chaos aufräumen - und alles andere was ihr wollt!", bejahte Hamano. Hamanos Worte zauberten ein Lächeln auf Apollons Gesicht. "Na also geht doch! Ihr Vampire seid ja doch noch lernfähig! Oder das ist nur ein seltenes Exemplar. Kann er sofort anfangen oder brauchst du ihn noch zuerst für etwas, Saphariel?"; fragte der Sonnengott.
Während Apollon fragte, wagte Hamano es Einspruch zu erheben. "Jahrtausende? Hatte Luzius nicht gesagt, dass er mich nur für kurze Zeit den Huntern leiht?", bemerkte Hamano. Smythe schmunzelte, dass Hamano doch noch nicht so am Ende war, dass er es wagte die Worte Saphariels in Frage zu stellen. Die Peitsche würde also vermutlich nicht lange auf den ersten Einsatz warten müssen.