Kapitel 8: Die Sinfonie des Mordens, Interludium, allegro agitato

"Wer hat hier von mir geredet? Ich rede hier von einem Lehrer an einer anderen Schule, der nicht weiß welcher Schüler welche Arbeit geschrieben hat! Die korrigieren und weder Sie noch ich !! So steht das in der Schulordnung! Oh aber tut mir leid ihren Traum davon zerstört zu haben, dass sie dachten Sie könnten ihre ach so tolle Tochter einfach so mit Glanznoten durch die Abschlussprüfung schubsen! Tja tut mir leid, das wird nicht funktionieren!", konterte Sakura nur. Wenn Yoshiro ihr schon den Fehdehandschuh hinwarf, wollte sie nicht ablehnen.

"Fass mich auch nur an du Stück Dreck!", zischte Matsuo und packte Sayoko, die sie ebenfalls gepackt hatte um ihr Jenseits zu verschlimmern. Im Moment war es Matsuo aber egal: stattdessen holte sie ihre Schattentiere herbei, die wie von ihr gewünscht über Sayoko und die anderen herfielen. So rächte sich Matsuo gleich mal an Sayoko, indem ihre Schattenwölfe das Kleid mit ihren Krallen zerfetzten, während sie dem Vampir auch einige Bisswunden zufügten. "Ich sagte ja wage es gar nicht erst!", schrie Matsuo mit rot glühenden Augen und versuchte an Sayokos Hals zu kommen.

"Ich bin nicht daran interessiert, meine Tochter auf unfaire Weise durch die Prüfung zu bringen. Noch dazu scheinen Sie die Schulordnung nicht gelesen zu haben. Denn die Erstkorrektur wird von dem ansässigen Lehrer durchgeführt, bevor die Zweitkorrektur dann in der staatlichen Schule in der Senatsstadt stattfindet. So lautete die offizielle Schulordnung. Wenn eine Drittkorrektur angestrebt werden sollte, werden die betreffenden Arbeiten eben nach Transsylvanien oder nach Volterra geschickt, je nachdem wer gerade Zeit dafür hat. " erklärte Yoshiro mit einem gewissen genervten Unterton. "Was meine Tochter letztendlich macht, ist und bleibt ihre Sache. Nachdem gewisse Dinge in der Familie vorgefallen sind, über die ich mich nicht näher auslasse, sind wir eben zu dieser Einigung gekommen. Aber ich wüsste nicht, was Sie das angeht." In seiner Stimme lag eine Kälte, dass man sich fragen musste, ob man nicht gleich anfing zu zittern.

"Okay das reicht." murmelte Sayoko und im nächsten Moment hatte sie aus ihrer Rocktasche einen Stab gezückt, der sich zu einer Sense wandelte, mit der sie nun nach Matsuo und ihren Schattentieren hieb, wobei einige von ihnen schon zerstört wurden. Den Großteil der Tiere hatte sie schon von sich gestoßen, sodass nun die Bahn frei war, um direkt auf Matsuo zu kommen. Die Tiere wurden derweil von Hana abgelenkt, die noch eine zweite Piccolo besaß und zu spielen begann, wobei Amaya vorsichtshalber einen kleinen Schutzschild über sich und Sayoko gelegt hatte, ebenso wie über Emi. Amaya selbst hatte sich derweil der Schattentiere entledigt und stürzte sich direkt auf Matsuo, wobei sie ihr voller Wut das Gesicht zerkratzte und die Kleidung noch dazu.

"Verdammtes Federvieh!", zischte Matsuo und schützte sich mit den Armen vor diesem Raben. "Verschwinde einfach!", schrie sie und im nächsten Moment tauchten zwei Schattenadler auf, die den Raben beschäftigen sollten, während sich Matsuo um den Rest kümmern würde. "Töte nur soviel du wirst! Die Schatten wirst du nie zerstören können!", lachte Matsuo nur über Sayokos Attacke. Auf ein kleines Schnipsen, waren die Schattentiere alle wieder komplett, wobei sie sich auf Hana konzentrierten. "Ich habe es satt diese furchtbare Visage zu sehen!", zischte Matsuo und rannte auf Sayoko los, ebenso wie Sayoko auf sie zurannte.

"Pff...ich muss mich von einem Proleten wie sie es sind nicht belehren lassen! Tun Sie doch was sie wollen....ich bezweifele ohnehin, dass ihre Tochter mit ihren Charakterzügen jemals irgendwo eine Stelle bekommt !"; entgegnete Sakura nur empört und verließ dann den Raum. Azuma hatte derweil die Chance des Streites genutzt und sich davon geschlichen.

"Sie vergessen, dass meine Tochter schon längst eine Stelle hat!" rief Yoshiro lachend Sakura hinterher und schien offensichtlich ziemlich amüsiert über das Verhalten der temperamentvollen Huntergeschichtelehrerin. So gut hatte er sich mit ihr sowieos noch nie verstanden, weshalb er nun auch nur mit den Schultern zuckte und dann bei der Transferaufgabe von Azuma dick und fett "0 Punkte" hinschrieb. Und er wusste schon jetzt, dass der Zweitkorrektur und der Drittkorektur wohl auch nicht anders argumentieren würden.

"Oh, wird da jemand wütend?" fragte Amaya und zerstörte mit ein paar ihrer nun angefertigten Klone die Schatten, während sie selbst sich weiter um Matsuo kümmerte. Mittlerweile waren deren Kleider nämlich schon ziemlich zerfetzt, aber noch war Amaya nicht fertig.
Sayoko dagegen schürzte nur ein wenig die Lippen, sagte aber nichts, sondern ließ nur zu, dass sich ihre Augen violett färbten, während man spürte, wie ein Ruck durch den Raum ging. Im nächsten Moment hatte sich das Mädchen mitsamt der Sense auf Matsuo gestürzt und schlug nun zu so gut sie konnte.

Wo gerade eben noch der blanke, polierte Marmorboden geglänzt hatte, war nun ein großer Blutfleck, der sich mit rasant vergrößerte. Matsuo sackte auf die Knie, während aus ihrem aufgeschlitzten Torso das Blut nur so herausströmte. "Miststück..."; fauchte Matsuo mit der Kraft die sie aufbringen konnte, musste sich aber schon mit den Händen aufstützen damit sie nicht noch vollends auf den Boden stürzte. Wie sie leider sehen musste, schmusten ihre Schattenwölfe gerade mit Emi, die ihre Fähigkeit benutzt hatte und sich schon immer Schmusetiere gewünscht hatte. Vor lauter Blut, dass herumgespritzt hatte und nun die Lobby befleckte, hielt sich Matsuo die Augen zu, während ihre Augen anfingen zu schmerzen. Was auch immer es war - sie wusste nicht was es war.

"Nenn mich noch einmal Stück Dreck..." fauchte Sayoko die mit einem Ruck die Sense wieder herausgezogen hatte und nun das Blut an Matsuos Kleiderfetzen abwischte. Lange sollte es jedoch nicht dauern, dass sie und ihre Freundinnen den Triumph genießen konnten, denn im nächsten Moment konnte man spüren, wie es in der Lobby rasant kälter wurde, und draußen ein paar Wolken aufzogen, sodass es auch im Raum dunkler wurde.
"Könnt ihr mir erklären, was euch dazu veranlasst, hier irgendwelche Rangkämpfe auszutragen, die nachher so enden, dass ich nun eine Schülerin gleich in den Krankenflügel schicken kann? Ehrlich, von jemenadem der eine Reifeprüfung ablegt, sollte man mehr erwarten können. Das gilt für alle hier Anwesenden im Raum. Weder solltet ihr euch benehmen wie Kleinkinder und die Klamotten anderer zerstören oder sie wegen ihres Aussehens diskriminieren, noch bietet solch eine Beleidigung einen Anlass dazu, jemanden fast zu erstechen. Wer auch immer euch erzogen hat, offensichtlich hat er irgendetwas falsch gemacht." Yokai schüttelte er nur den Kopf, während er vorsichtig zu Matsuo hinging und sie dann auf den Arm nahm, sodass er sie in das Krankenzimmer tragen konnte.

Matsuo wehrte sich gar nicht erst, da ihr dazu jegliche Kraft fehlte. Eigentlich hatte sie vorgehabt Sayokos Attacke zu erwidern, als auch schon Yokai aufgetaucht war. Zudem war sie ohnehin gerade eher mit ihren Augen beschäftigt, die einen stechenden, brennenden Schmerz hatten, der die Schmerzen in ihrem Bauch in den Schatten stellte.

"Eh.....? Soll das etwa heißen wir hätten es gerade übertrieben?", fragte Emi, deren Schmustier soeben verschwunden war. "Dabei hatte es gerade angefangen Spaß zu machen..." Das schrie nach einer Wiederholung - soviel war nach Emis Ansicht auf jeden Fall klar.

Kurz wandte sich Yokai noch einmal zu Emi um, wobei er sich einen beißenden Kommentar an dieser Stelle verkneifen musste. "Sag nichts. Sag einfach nichts und halt einmal in deinem Leben dein loses Mundwerk." zischte er nur und seine Augen glühten in einem gefährlichen Ton. Sicherlich, Matsuo war nicht gerade unschuldig, aber deswegen sie gleich fast zu ermorden war nicht das, was er erwartet hätte.
"Du vergisst, dass sie uns fast auf dem Gewissen gehabt hätte, vor allem mich!" erwiderte Amaya und auch in ihren Augen war der Zorn. Auf diese Worte hin seufzte ihr Onkel nur, und schüttelte dann aber den Kopf.
"Und du vergisst, dass der Befehl nicht von ihr ausgegangen war, sondern von Hamano. Außerdem, musst du immer so nachtragend sein?"
"Du bist es doch genauso! Und nun lass sie runter, damit ich aus ihr Hackfleisch machen kann! Ich habe es nämlich, im Gegensatz zu dir, satt, dass ich und die anderen ständig von ihr diskriminiert werden. Ich lasse es mir doch nicht bieten, dass jemand wie dieses Flittchen jeden Tag an meiner Frisur und meinem Kleidungsstil rummeckert!"
Zustimmend nickte Sayoko und wog schon wieder die Sense in ihren Händen.

"Los kommt schon...wenn er nicht will, holen wir uns das Flittchen einfach selbst!", lachte Emi und schritt schon auf Yokai zu, als Matsuo vor lauter Schmerzen aber auch Angst die Händer wieder von ihren Augen nahm. Da Emi gerade am nächsten stand, kreuzten sich zufällig ihre Blicke wobei beide sich anstarrten.
Einerseits Matsuo, da sie gerade schon Todesangst verspürte, während Emi eher verwundert war über das, was sich in Matsuos Augen abspielte: ein wahrer Wirbelsturm schien darin stattzufinden was Emi geradezu in den Bann zog.
Emi schüttelte ihren Kopf und schritt noch weiter auf Matsuo und Yokai zu. "Yokai gib uns einfach das Flittchen und wir nerven dich nicht weiter!"; kicherte Emi und streckte schon die Hand aus, sodass Yokai ihre Matsuo nur noch geben musste. Der nun völlig verängstigte Blick von Matsuo traf sich nun noch einmal mit Emis, wobei Matsuo einem ihr unbekannten Gefühl diesmal einfach nachließ.

Yokai bekam natürlich nicht mit, dass Matsuos Augen sich immer wieder änderten, weshalb er nur ein paar Schritte zurücktrat und Emi dann mit einem äußerst zornigen Blick bedachte. "Finger weg, bevor ich mir hier einen Ausfall erlaube. Und glaub mir, wenn ich am Samstag die Kraft besitzen sollte, meinen eigenen Urahnen umzulegen, solltest du kein Problem darstellen." Bei der Erinnerung an den Kampf mit Yakuma wurde Yokai ein wenig nervös, doch zumindest hoffte er, dass sich das Training mit Nozomi und Juria gelohnt hatte, wobei auch der Gedanke an Juria ungewollte Erinnerungen mit sich brachte, die Yokai schnellstens verdrängen wollte. "Ehrlich, wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich euch alle für einen Haufen Level-E-Vampire halten." Leicht schüttelte der Reinblüter noch einmal den Kopf bevor er sich dann umdrehte und sich auf den Weg in Richtung Krankenzimmer machte.

"Hört ihr auch diese komische Pochen im Kopf Leute?", fragte Emi, die noch wie versteinert da stand und in die Richtung blickte, an der gerade eben noch Yokai und Matsuo gestanden hatten. Seit sie diese Augen von Matsuo gesehen hatte, schien sich etwas in ihr verändert zu haben - gerade eben, als Matsuo offensichtlich etwas unbekanntem nachgegeben hatte. "Leute...Leute...mir ist so schwindlig...was ist hier los....?"; fragte Emi und drehte sich jetzt zuletzt doch um.

Matsuo sah alles nur noch verschwommen während sie von Yokai ins Krankenzimmer getragen wurde. Da sie noch ihre Heilungskräfte hatte und die Sense zum Glück keine Hunterwaffe gewesen war, war die Wunde zumindest äußerlich wieder verheilt, sodass Yokais Anzug nicht schon wieder befleckt werden würde.

Vorsichtig hatte sich Yokai neben das Bett gesetzt, auf dass er Matsuo gelegt hatte. "Ehrlich, wo ist das Mädchen hin, dass mir damals das Leben gerettet hatte?" fragte er leise. "Es ist schade, dass du so sehr der Enttäuschung nachgeben hast. Ich weiß, man hat dich verletzt, man hat dich getreten, man hat dich verraten und letztendlich allein gelassen. Ich kenne das Gefühl nur zu gut, glaub mir. Doch so sehr ich die Konsequenzen kenne, hätte ich eigentlich von dir erwartet dass du noch Halt finden würdest, nachdem es so viele gibt, die versuchen, dich über Wasser zu halten..Gib nicht auf. Niemals." Leicht lächelte er, während er aufgestanden war und in einem Schrank nach frischen Kleidern für Matsuo suchte, nachdem ihre originalen Sachen offensichtlich ziemlich zerfetzt waren.

"Naja, ich hab ziemlich Kopfweh..." murmelte Hana und hatte sich auf einen Stuhl fallen lassen. "Die Augen von Matsuo...waren irgendwie komisch, wenn ihr mich fragt."

Ein lauter Aufschrei hallte durch die Schule und der Marmorboden der sowieso schon mit Blut befleckt war, wurde nun auch noch mit Emis Blut bedeckt. Diese war vor lauter Schmerzen zu Boden gesunken und hielt sich die Augen mit den Händen zu, wobei doch trotzdem soviel Blut hinauslief, dass es durch die Hände tropfte. Was auch immer geschehen war, offensichtlich hatte etwas dafür gesorgt, dass die Adern in Emis Augen und in ihrem Gesicht geplatzt waren.
"Wenn ich die in die Finger kriege....verdammte Sch***!", fluchte Emi, während sie nun erstmal nichts sah, solang ihre Wunden sich nicht geschlossen hätten. Sie wollte sich gar nicht ausmalen, was wohl erst passieren würde, wenn sie Matsuo noch länger angesehen hätte.

Matsuo konnte Yokai zwar hören, doch war sie noch zu schwach um ihm zu antworten - stattdessen tauchte sie in ihre Traumwelt ein, in der - wie sollte es auch anders sein - gleich als erstes Hamano auftauchte, der sie mal wieder belehrte, wem man nicht trauen dürfe.

Zeitgleich mit Emi stürzte auch Hana zu Boden, da diese ebenfalls in Matsuos Augen gesehen hatte, und von ihrem Bann erfasst worden war. Das Problem bei ihr bestand lediglich darin, dass sich ihre Wunden wohl nicht so schnell verschließen würden wie die der reinblütigen Emi. Doch darum machte sie sich keine Gedanken, stattdessen versuchte sie, in der Dunkelheit in der sie nun gefangen war, irgendeine Art von Halt zu finden. Es fühlte sich an, als hätte ihr jemand die Augen ausgebrannt, doch für sie war es weitaus schlimmer. Wie sollte sie denn so morgen die Prüfung schreiben, wenn sie nichts sehen konnte? Und vor allem wollte sie doch unbedingt in Blutkunde gehen, weil sie dort ziemlich gut war. Leise fluchte sie vor sich hin, während sie nach jemandem tastete, der ihr aufhelfen würde.

Kurze Zeit später kehrte Yokai zurück. Er war nur kurz verschwunden, um in Matsuos Zimmer deren Sachen zu holen, die er nun über einen Stuhl hängte. Vorsichtig setzte er sich wieder neben ihr Bett, und strich ihr ein wenig mit der Hand über die Stirn. Leicht musste er lächeln, als er daran dachte, wie Matsuo damals mit ihm geredet hatte. Es war etwas, an was er sich gern erinnerte, weil es einmal einen Charakterzug des Mädchens gezeigt hatte, den man sonst nie zu Gesicht bekam.

Emi hatte sich derweil zumindest bis zum Sofa tasten können, an dass sie sich anlehnte, während sich ihre Wunden zumindest langsam wieder schlossen. Wenn gleich es wohl kein bleibender Schaden sein würde, so war der Schreckmoment doch mehr als genug gewesen. Solche Schmerzen wie sie sie gerade erlitt, wünschte sie eigentlich nur Hamano - woher hatte Matsuo plötzlich diese Kraft hergezaubert.
"Amaya....Sayoko...seid ihr noch da?", fragte Emi total verunsichert in die Dunkelheit, da sie weder Licht noch Farben sah. Offensichtlich hatte sie Matsuo völlig unterschätzt.

"Japp, wir leben alle noch. Yoka ist mit Matsuo weggegangen und Hana erholt sich gerade ebenfalls von dem Schock, in Matsis Augen gesehen zu haben. Frag mich aber nicht, was genau da passiert sein sollte, denn ich habe absolut keine Ahnung, woher sie plötzlich diese Kräfte hat. Normalerweise kann das doch nur Kumiko." Verdutzt runzelte Amaya die Stirn und konnte nicht verstehen, was gerade eben noch geschehen war. Eigentlich konnte das wohl niemand verstehen, nicht einmal Matsuo wahrscheinlich.

"Ich versteh das auch nicht...diese Biest hat immer eine Überraschung nach der anderen...", fluchte Emi, während allmählich wieder ihr Augenlicht zurückkehrte. Das war wirklich ein großer Schock für sie gewesen.

"Sehr interessant was alles in diese Schule passiert...und das während der Zeit der Abschlussprüfungen...", bewertete Kumiko nüchtern das was sie soeben von dem oberen Treppengelände aus hatte beobachten können. Eigentlich hatte sie gedacht, dass es an dieser Schule friedlich zu ging - soeben war dieses Bild aber völlig zerstört worden. "Kaien macht wohl keine gute Arbeit...", entgegnete sie nur kühl und sah zu Keiji hin. "Wir sollten ihm wohl einen Besuch abstatten, nicht wahr?"

"Natürlich hat sie das - aber was erwartest du von jemanden, der Hamano als größtes Vorbild in die Abizeitung eingetragen hat?" fragte Sayoko und rollte mit den Augen. Sie war immerhin diejenige, die für den Druck und die Gestaltung der Zeitung, welche am Abschlussball verkauft werden sollte, verantwortlich war. "Aber gut, ich erwarte gar nichts mehr von ihr. Schon ihr Vater hat bewiesen, dass man der Familie nicht trauen kann. Die Einzige, die ganz normal ist, ist Amys Mum, Takara-san."
"Wo sie Recht hat, hat sie Recht. aber mal im Ernst, Emi-san, könntest du so nett sein und mir ebenfalls meine Augen wieder heilen? Sonst dauert es ewig, und ich sollte Morgen doch wieder was sehen, bevor ich in Butkunde was falsch deute!"

"Schleck einfach den Boden ab...da dürfte noch genug von meinem Blut rumliegen...", scherzte Emi, die vor lauter Schock und allein dem Verbrechen, dass jemand sie zum Bluten gebracht hatte, nun erst recht schlechte Laune bekommen hatte. Sie hätte die größte Lust gehabt die ganze Taikifamilie auszulöschen, auch wenn sie dazu ohnehin nicht in der Lage war...und außerdem gab es ja auch noch Ryouji......der den sie nicht vergessen konnte.

Gerade hatte sie auf Keijis Antwort gehört, als sie mithörte was Sayoko alles so von sich gab über die Taikis. "Na besten Dank....was fällt diesem unbedeutenden Flittchen bloß ein....", murmelte Kumiko, wobei sie innerlich ruhig blieb. Immerhin wussite sie doch, dass sie in diesem Körper nicht auffallen durfte. Da man sie offensichtlich noch nicht bemerkt hatte, würde sie noch weiter bei dem Gespräch der jungen Frauen zuhören, bevor sie den Direktor über diesen Vorfall aufklären würde.

"Wenn´s hilft...." murmelte Hana und beugte sich tatsächlich hinunter, bis sie auf den Knien war, wo sie dann ein wenig nach dem Blut tastete, was allerdings nicht schwer war, immerhin war ihr Geruchssinn als Vampir ausgezeichnet. Schon bald hatte sie also das Blut gefunden und schleckte nun gierig über den Boden, auch wenn sie es sichtlich abscheulich fand, sich zu so etwas herabzulassen. Andererseits aber fand sie den Gedanken, das Blut eines Reinblüters zu kosten, ziemlich verlockend, weshalb sie nun gierig die Tropfen auskostete, die ihr zuteil wurden, während sie darauf wartete, dass die Heilkräfte Emis ihren Teil erledigen würden, und Hana wieder sehen könnte.

Amaya dagegen hatte nur den Blick zu Emi gewandt, da sie deren Gedanken teilweise mitgehört hatte, und leicht begann sie zu lachen. "Ich glaube da sind wir einer Meinung, Emi-chan." grinste sie. Selbst wenn sie selbst zur Hälfte eine Taiki war, so hatte sie dennoch im Laufe der Jahre einen Hass auf ihre Familie mütterlicherseits entwickelt, wie man ihn sonst nur selten kannte.

"Echt?....Naja....aber ich kann doch nicht die eine Hälfte der Familie meines Papas zerstückeln...", scherzte Emi sarkastisch und verengte die Augen zu Schlitzen. Kurz entschlossen stand sie auf und verließ die Lobby. "Wer morgen Aktion: "Matsuos Letzter Tag" ausführen will, möge mir folgen!", verkündete sie und lief davon. Zwar hatte sie nicht vor einen bestrafbaren Mord zu begehen, aber wenn es als Unfall bezeichnet werden könnte, wäre es schon kein Problem mehr.

"Wie ungezogen...ich hatte diese jungen Damen ganz anders in Erinnerung....nicht so teuflisch und blutgierig...", erklärte Kumiko ihrem Begleiter voller Abscheu darüber, was sie soeben zu Gesicht bekam.

Auf diese Worte von Emi hin blickten sich Amaya und Sayoko nur vielsagend an, ebenso wie Hana auch ihnen einen vielsagenden Blick zuwarfen, woraufhin die beiden Mädchen zu der Blondhaarigen hingingen und ihr aufhalfen, bevor sie dann Emi folgten. Matsuo hatte an diesem heutigen Tag bewiesen, dass sie es sich endgültig mit den anderen verscherzt hatte und dass es spätestens wohl jetzt niemanden mehr gab, der sie noch mochte - höchstens Yokai. Wobei Amaya noch immer hoffte, dass es nur seine Schuldgefühle waren, die ihn dazu brachten, sich noch um das Mädchen zu kümmern. Es stimmte, sie waren blutrünstig geworden, doch hatte wohl jede einzelne einen Grund dazu. Während Amaya miterlebt hatte, wie man sie aus der Familie geworfen hatte, wie sie fast von ihrem eigenen Onkel umgebracht worden wäre, und wie alles im Chaos versank, hatte Sayoko noch weitaus schlimmere Dinge sehen müssen, was jedoch niemand wusste, und was sie auch niemandem erzählen wollte. Und auch Hana hatte einen kleinen dunklen Fleck auf dem weißen Papier, das sich ihre Vergangenheit nannte.

"Ich denke ich habe genug gesehen...", meinte Kumiko nur, während sie zusah, wie die jungen Frauen die Lobby wieder verließen. Entschlossen machte sie sich nun auf den Weg zum Rektorat - sie würde unter keinen Umständen zulassen, dass ihrer Tochter etwas zustößt. Dass Kaien so etwas überhaupt zuließ, war für sie unverzeihlich.

"Kaien!!! Ich habe ein ernstzunehmende Beobachtung gemacht und fordere sie dazu auf sich besser darum zu kümmern, dass die Schüler unversehrt an dieser Schule studieren können! Ich dachte diese Schule sei ein Ort des Friedens und des Lernens!! Doch was sehe ich ? Es ist ein einziges Schlachthaus, in dem sich die Schüler gegenseitig fast ermorden!! Und so etwas soll dem Frieden zwischen Menschen und Vampiren dienen, wenn die Vampire sich nicht einmal friedlich verhalten können? Ich bin wirklich mehr als nur enttäuscht...", kritiserte Kumiko, die geradezu in Kaiens Büro gestürmt kam, und beinahe den Schreibtisch mit ihren Händen zertrümmert hätte.

"Was genau hast du vor, Emi?" fragte Hana, die nun, da sie wieder sehen konnte, nur ihre Brille zurechtschob und ein wenig ihre Augen zu Schlitzen verengt hatte. Ehrlich, sie brauchte eindeutig wieder eine Tasse Tee von ihrer Großcousine Michiyo. Doch nicht nur sie war ein wenig angespannt, auch Amaya und Sayoko wechselten einige nervöse Blicke, was denn nun Emi genau vorhatte. Doch zumindest in Amaya spürte man auch den Hass einer jungen Frau, die gedemütigt worden war von ihrer eigenen Familie und seitdem ebenfalls auf Rache sinnte. In gewisser Hinsicht ähnelte Amaya mehr ihrem Onkel als ihrer Mutter und ihrem Vater, auch wenn Amaya meist noch ein wenig rationaler dachte als Yokai, der sich doch sehr nur von seinen Gefühlen lenken ließ.

"Das erfahrt ihr noch früh genug!", freute sich Emi und hüpfte durch das Wohnheim der Vampire. Gerade als sie sich zu ihren Nachfolgerinnen umdrehte, bemerkte sie jedoch Amayas und Sayokos nervösen Blicke. "Ihr wollt kneifen hab ich recht?", fragte sie die beiden, wobei ihr plötzlich sämtliche Euphorie fehlte. "Sayoko....du willst also jetzt kneifen, obwohl du sie vorhin fast komplett aufgeschlitzt hast? Ist das nicht geheuchelt? Ich war ja schon überrascht, dass du überhaupt so brutal sein kannst, aber offensichtlich gibt es noch viel mehr über dich zu lernen!", meinte Emi, während sie Kreise um Sayoko und Hana lief.

"Was? Ruhe, Ruhe, Ruhe....nur die Ruhe! Beruhigen Sie sich erstmal und schildern sie mir genau was vorgefallen ist, weshalb sie derart toben!!", wünschten Kaien und Hayato fast gleichzeitig, da sie durch diese stürmische Einleitung eines Gespräches völlig aus dem Konzept gebracht worden waren.