Kapitel 4: Die Sinfonie des Mordens , erster Satz: Allegro

Es war bereits später am Abend, bessergesagt, die Sonne stand kurz vor dem Untergang, als Shigure eine Bemerkung losließ, dass sie sich beeilen sollten, wieder zurück zur Schule zu kommen, denn immerhin würde in 3 Stunden der Unterricht beginnen. Er hatte natürlich schon längst seine Sachen gepackt, im Gegensatz zu Amaya und Hasekura, die sich gerade noch die Zeit mit einem Kaffeeklatsch unter Frauen vertrieben, zusammen mit Kaoru und Takara. Letztere würde ebenfalls wieder mit zur Akademie kommen, da sie nun in ihre neue Stelle als Ethiklehrerin der Night Class antreten würde. Und auch Yokai gehörte zu jenen, die bald wieder der Schulalltag einholen würde, immerhin hatte er, laut Hakunas Vertrag mit Kaien, nun seine Stelle als Literaturlehrer zurück, auch wenn es ihm überhaupt nicht behagte, diese Schule wieder zu betreten. Zwar hatte man ihm an diesem Tag wirkliche Toleranz entgegengebracht, doch er konnte nicht einschätzen, ob es nun deswegen war, weil er sein Leben für Ren riskiert hatte - auch wenn es erfolglos gewesen war - oder ob sie es nun permanent taten weil sie ihm verziehen hatten. Letztere Möglichkeit schloss er jedoch allein schon wegen der Tatsache aus, dass Yoshiro und Ryouji noch am Leben waren, und sie wohl kaum ruhen würden, ehe Yokai wieder dort war, wo er hingehörte, zusammen mit Hamano.

"Sollten wir nicht langsam gehen?" quengelte Yuuji, als es kurz vor 6 war. Mittlerweile war es draußen schon dunkel geworden, doch die Reinblüter saßen noch immer gemütlich auf der Terasse des Senatspalastes und tranken noch ihren letzten Kaffee oder Tee. "Ich will den Unterricht nicht verpassen!"
Auf diesen Kommentar hin konnte Yokai nur die Augen rollen. "Das hast du eindeutig von deiner Mutter, denn ich bin stolz darauf früher jeden Privatunterricht geschwänzt zu haben."
"Yokai! Du solltest ein Vorbild für deinen Sohn sein und dich nicht damit brüskieren, was du früher alles angestellt hast! Ich will nicht, dass er am Ende dir das noch nachmacht!" Maria warf ihrem Ehemann einen tödlichen Blick zu. Sie war noch geblieben, da immerhin Luzius, zusammen mit Kazumi und dem kleinen Vincent auch noch anwesend war.
"Ich bin ja schon still.." murmelte Yokai und trank einen kräftigen Schluck aus seinem Weinglas, in das er schon zwei Bluttabletten hatte fallen lassen. Nachdem er sich die ganze Zeit nur von Tierblut ernährt hatte, musste er sich erst einmal wieder an den Geschmack der Tabletten gewöhnen , denn dieser war wohl der krasse Gegensatz zum Tierblut.
"Hey, aber irgendwie hat der kleine Quälgeist hier sogar recht!" kam es auf einmal von Hasekura, die gerade ihre Yoga-Übungen beendet hatte und wieder aufgestanden war. "Ich weiß ja nicht wo Kaien, Sakura und die Zwillinge hin sind, aber ich glaub der reißt uns den Kopf ab wenn wir nich kommen." sie lachte etwas komisch, gerade so, als hätte sie zu viel vom Tee getrunken, und wankte zu Kaoru hin. "Kommsu?"

"Ja natürlich...aber ich schätze mal ich muss euch wohl über Kaien informieren: er, Sakura und die Zwillinge sind für ein paar Tage verreist, da der Geburtstag ihres Verbandschefs gefeiert wird und sozusagen jeder Hunter Anwesenheitspflicht hat...jaja dieser Hunterchef ist schon sehr eitel muss ich sagen..." meinte Kaoru und schlürfte noch den letzten Tee aus ihrer Tasse. Gerade wollte sie beginnen etwas aus dem Nähkästchen über den Hunterpräsidenten zu plappern, als sie spürte wie Kumiko sie sanft aus dem Stuhl hochob und sachte zur Tür schob. "Wir lieben ja deine Geschichten, Kaoru-san...aber Hasekura und Yuuji haben Recht: der Unterricht beginnt bald und ihr solltet wirklich los...auch wenn Kaien nicht da ist und ihr in der Akademie hunterfrei habt!" meinte Kumiko mit deutlich zu hörenden Witz in der Stimme. Nachdem sie sich von allen nochmals verabschiedete hatte, schloss sie elegant die Tür und kehrte zurück in den Aufenthaltsraum des atemberaubenden Senatsschlosses, das im Wohnbereich so manches 4-Sternehotel in den Schatten stellte.
Kumiko ließ sich auf das mit rotem Stoff bezogene Sofa fallen und blätterte durch eine Modezeitschrift als ihr plötzlich eine bedrückende Frage einfiel. "Sagt mal...Chiaki...Ichimonji....habt ihr Ryouji mal wieder gesehen?? Er fehlt schon seit dem Essen...." fragte Kumiko nachdenklich.

"Sind alle da??" rief Kaoru mit diktatorischer Stimme durch den Bus, mit dem die Schüler der Akademie zu diesem freudigen Ereignis gefahren waren. Doch ließ sie das Ergebnis fast verzweifeln. "Wie immer....die Aritomos sind mal wieder nicht da....." seufzte sie betont genervt doch genau in diesem Moment konnte man Emi schreien hören. "Wir sind hier...wir haben leider unsere Koffer nicht ganz zu gekriegt...haaalt...." Zu Kaorus Verwunderung hielt Emi nur ihre Handtasche in der Hand. "Hattest du wirklich nur so wenig dabei??" fragte Kaoru verwundert, weshalb sie von Emi mit einem ebenso verdatterten Blick gestraft wurde. "Wieso wenig?? Mein Gepäck kommt doch gerade..." protestierte Emi und zeigte auf Kyo der sich mit 4 Koffern und 12 Einkaufstüten von der letzten Shoppingtour in der Senatsstadt herumschlagen musste.

"Nun sei mal nicht so ungechillt, Kaoru-san, immerhin fehlen auch noch Yokai und Yuuji - ah obwohl nein, Yuuji kommt gerade also fehlt noch Yokai." kommentierte Hasekura Kaorus Worte. Sie saß mit einer Tasse Tee in der Hand auf dem Fahrersitz, da sie im Moment diesen Platz am geeignetsten fand: Immerhin war er gefedert und so würde ihr Tee nicht so schnell verschüttet werden, wenn sie fuhr.
"Otoo-san kommt gleich." grinste Yuuji brav, als er in den Bus einstieg, und sich gleich vorne neben Hasekura hinsetzte. "Er muss sich nur noch von Okaa-san lösen, auch wenn er nich will. Er will nämlich bei ihr bleiben, aber mein Ur-ur-urgroß...irgendetwas...will das nicht, und drum muss er mit."

"Maria..." flüsterte Yokai, er hatte sich an ihre Schulter gelehnt und wünschte sich in diesem Moment, dass er mit ihr zusammen zurückkehren könnte. "Wieso muss ich mich nur jedesmal von dir trennen, gerade in dem Moment indem ich wieder zu dir gefunden habe?" Sein Blick war voller Trauer, als er wieder zu ihr nach oben sah, und es zeriss Maria fast das Herz, ihn so verzweifelt zu sehen, auch wenn sie am liebsten mit ihm gegangen wäre.
"Die Welt will nicht, dasss wir zusammen sind." erwiderte Maria, und auch ihr Blick wurde traurig. "Es muss wohl so sein..Es tut mir Leid Yokai.." Sie spürte bereits wie irgendetwas sie weg zog, zurück an den Ort, an dem sie eigentlich hingehörte: Zurück in die Hölle. Denn auch Luzius und Kazumi hatten sich mittlerweilezum Gehen gewandt.
"Bleib hier.." Verzweifelt hatte Yokai Maria umschlungen, und schwor sich er würde sie nicht freiwillig loslassen.

"Na dann...ich bitte Platz zu machen für die Obercheckercrew!" rief Emi freudig aus und schritt zur hintersten Sitzbank im Bus. Kyo lief ohne weitere Aufforderung sofort hinterher, schon wieder den Spiegel in der Hand, um zu kontrollieren ob die Frisur denn noch passte. Zufrieden setzte sich Emi demonstrativ in die Mitte, so dass sie den gesamten Gang zwischen den beiden Sitzreihen bis zum Fahrersitz hinunter blicken konnte. Kyo nahm genauso neben ihr Platz und zückte eine Feile und begann mit der Maniküre seiner Fingernägel, die seiner Meinung nach unter dem Gewicht der Koffer gelitten hatten. Eigentlich fühlte sich Emi gut, bis sie merkte neben wem sie da denn saß. "AAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAH" schrie sie erschrocken und sprang Kyo fast auf den Schoß, so dass dieser vor Schreck seine Nagelfeile fallen ließ. "Was machst du hier Matsuo??" fragte Emi angeekelt. "Ich kann mir nicht vorstellen, mich freiwillig neben dieses Monster gesetzt zu haben...." flüsterte sie mit verzogenem Gesicht und übertriebenem Ekel zu Kyo. Dieser krabbelte jedoch gerade den Boden des Busses ab auf der Suche nach seiner Nagelfeile. Also gab Emi kleinbei und nahm sich wieder Matsuo vor. "Wieso erschreckst du mich hier so zu Tode? Denkst du denn nicht an meine blank liegenden Nerven..." zischte Emi und ahmte eine weinerliche Stimme nach.
/Oh Gott...seit wann ist sie denn SO eine Diva.../ fragte sich Kyo einen kurzen Augenblick bevor die Sorge um die Feile wieder die Überhand gewann.
Matsuo beachtete Emis Gefühlschaos gar nicht und strich sich mit der Hand durch den ,vom Türkisschwarz befreiten, Bob, den Emi ihr damals nach der verlorenen Wette verpasst hatte. "Ich verstehe dein Problem nicht..." erklärte Matsuo nur monoton und eiskalt während sie eine Zeitschrift las, deren Frontseite sie Emi demonstrativ vors Gesicht hielt: "La vraie beauté"

Doch sosehr Yokai sich auch dagegen sträubte, irgendwann verblasste Marias Gestalt und er sank zu Boden - zumindest so lange, bis er plötzlich eine Hand auf seiner Schulter spürte, und er sich vorsichtig umwandte.
"Willst du nicht mitkommen ? Sonst verpassen wir beide noch den Bus, und ich glaube nicht, dass dies wirklich so gut wäre. Und mach dir nichts draus, du kannst sie wieder sehen..." flüsterte Takara und lächelte besänftigend.
Zawr schüttelte Yokai auf ihre Worte hin den Kopf, doch leise seufzend stand er auf und lief wortlos, mit gesenktem Kopf und hängenden Schultern, in Richtung des Busses, wo er, nachdem er eingestiegen war, seinen Kopf gegen das Fenster lehnte und auf die verschneite Stadt sah, die sich vor ihm ausbreitete. Der Parplatz bot direkte Aussicht auf die gesamte Senatsstadt, die still und friedlich dalag, und sich nicht darum sorgte, was im Palast passierte.
Noch während er so in seine Gedanken versunken war, und es nicht wagte, den Blick zu irgnedjemandem zu werfen, stieg auch Takara ein, die noch ihren Koffer geholt, sich von Yoshiro verabschiedet und zuletzt sogar noch ein paar Stücke Kuchen eingepackt hatte.

Yuuji dagegen hatte sich neben Amaya gesetzt, und mit ihr ein Gespräch begonnen. Da er nicht viel über die wirkliche Welt wusste, fragte er eben sie aus. Er lebte ja immerhin noch nicht so lange hier, und seine ältere Cousine wusste sicherlich mehr als er.

Reflexartig entriss Emi ihrer Nachbarin die Zeitschrift und las selber darin. "Matsilein....kannst du nicht lesen?? Da steht: "La vraie beauté"-Die WAHRE Schönheit! Es kann also unmöglich eine für dich gedachte Zeitschrift sein...das müsste dir doch klar sein!" scherzte Emi und drehte sich demonstrativ von Matsuo weg, sodass nur Emis Rücken zu sehen bekam. "Na warte nur..." murmelte Matsuo wütend und schob das Fenster des komfortablen Reisebusses auf. Nur kurz nachdem sie eine Handvoll Schnee vom Bus abgenommen hatte, schloss sie das Fenster aufgrund der Eiseskälte wieder. Mit diabolischem Grinsen schüttete sie nun den Schnee in Emis Rückenausschnitt, sodass diese fast zur Decke sprang. Kaoru konnte über soviel Dummheit und albernes Gegacker nur den Kopf schütteln. „Bin ich zu „strict“ oder habe ich einfach nicht die richtigen Vibrations um sowas unterhaltsam zu finden???“ fragte sie Hasekura, in deren Händen sie nun die mit Blümchen verzierte Teekanne entdeckte, die den heißtgeliebten Tee beinhaltete.

"Du bist einfach im Moment zu ungechillt.." kommentierte Hasekura Kaorus Frage, und konnte über die Streitigkeiten zwischen Emi und Matsuo nur schallend lachen. Aber trotzdem war ihr nicht entgangen, wie Kaorus Blick an ihrer Teekanne haften blieb, und so schraubte sie den Deckel ab, zog aus irher riesigen bunten Handtasche einie Plastiktasse hervor und goss etwas von dem wohlriechenden Tee in die Tasse hinein, die sie dann Kaoru reichte. "Hier, dann hast du endlich wieder Good Vibrations, dann wirst schon sehen, dass die Kinder heute einfach mal gut drauf sind, und das Ganze doch einfach übelst witzig ist!" Sie selbst lehnte sich in den Fahrersessel zurück, nachdem sie die Tasse auf dem Armaturenbrett des Busses abgestellt hatte.
"Hey Leute? Sollten wir eigentlich langsam mal los oder so? Also falls jemand fragt: Ich fahr!" da Hasekura die Einzige war, die einen Schlüssel für den Bus hatte, forderte sie nun natürlich auch ihr Recht als Busfahrerin ein. Immerhin war es schon lange her, dass sie einmal Auto gefahren war, da sie selbst keines besaß.

"Ja...falls du dir das zutraust...wieviel "Stoff" hast du heute denn schon zu dir genommen?? Vielleicht wäre es ja sicherer, wenn ich fahre...wir wollen ja nicht im Straßengraben enden, nicht wahr Leute??" rief Kaoru in den Bus, doch waren alle anderweitig beschäftigt, sodass sie keine Antwort bekam. Kyo war damit beschäftigt seine Nagelfeile zu suchen, während Emi Matsuo würgte und mit dem Kopf gegen die Fensterscheiben schlug. Wieder angenervt drehte Kaoru nur den Kopf wieder zu Hasekura. "Ok du fährst...." seufzte sie nur und wollte sich auf den Lehrerplatz im Bus setzen, doch saß da schon Yuuji. "Keine Bange..du musst nicht aufstehen...ich nehm einfach einen anderen Platz..." beteuerte Kaoru dem Jungen und sich entkräftet auf einen der vorderen Sitze fallen. "Was für ein anstrengendes aber doch gelungenes Fest...."

//Gelungen? So würde ich es nicht bezeichnen...// dachte Yokai, dessen Blick sich noch immer nicht vom Fenster des Busses entfernt hatte, beziehungsweise der Senatsstadt, die dahinter lag. //Am heutigen Tage hätte ich beinahe drei Mal mein Leben verloren...Zum ersten Mal, als ich mich für Ren eingesetzt habe , zum zweiten Mal, als Ryouji mein Blut wollte, und zum dritten Mal als Luzius hier war. Ich frage mich wirklich, womit ich das verdiene...Dabei hätten sie wenigstens am heutigen Tage , und sei es auch nur für diesen Tag, einmal von mir ablassen können...Aber sichelrich ist ihnen dieser Tag so sehr egal, wie auch alles andere, was mit mir passiert...Dabei könnten sie es doch getrost als ihren "Größten Erfolg" bezeichnen..// Für einen kurzen Moment versank Yokai in seinen Erinnerungen, und wähernd er in der Realität im Bus saß und mit traurigem Blick nach draußen starrte, war er in seinen Erinnerungen im alten Senatspalast und saß, beziehungsweise lag, mitten auf dem Thron.

Hasekura grinste nur, und steckte dann den Schlüssel ein, damit sie den Bus starten konnte. "Sind auch alle da?" fragte sie und sah noch kurz einmal nach hinten, um sich zu vergewissern, ob nun auch wirklich alle Personen anwesend waren. Da dies der Fall war, startete sie den Motor und fuhr los , wenn auch etwas chaotisch.

Erschöpft lehnte sich Ichiru an einen Baum und versuchte sich etwas zu erholen. Diese ganze Fliegerei für mehrere Stunden in seiner Fledermausform war doch ziemlich anstrengend, so dass er jetzt eine Stärkung nötig hatte. Nicht gerade elegant ließ er sich ins Gras fallen, sodass seine langen blonden Haare in mehrere Richtungen am Boden zeigten. "Yumi...ich werde dich nicht zurück lassen....ich bin immerhin dein Vater..." flüsterte er vor sich hin. "Ich werde jedes Leid, dass sie dir antuen doppelt und dreifach zurückzahlen..." meinte Ichiru und musste unweigerlich an seine Tochter denken, die nun in Fesseln lag. Gerade wollte er erschöpft noch weiter in Gedanken ausschweifen, als er plötzlich spürte wie sich der Boden unter ihm bewegte. Blitzschnell sprang er in die Luft und konnte so gerade noch ausweichen, bevor ihn die steinernen Spitzen, die aus dem Boden gewachsen waren aufspießen konnten. Ichiru landete auf einem Knie wobei er sich mit einer Hand auf dem Boden aufstützte. Er war noch ziemlich geschwächt von seinem Kampf gegen die 4 Reinblüter. "Wo bist du? Zeig dich..." schrie er um sich, doch gab niemand Antwort. Stattdessen verformte sich der Boden und spießte Ichirus Herz beinahe auf, doch konnte gerade noch ausweichen. Bevor er jedoch sicheren Halt fand, verformte sich schon wieder der Boden. Zwar traf er nicht sein Herz aber er durchbohrte dennoch Ichirus Fuß sodass er in diesem Moment festsaß.
"Du bist ganz schön lästig....du springts herum wie ein kleines schwaches Mäuschen...." meinte Ryouji überheblich und trat aus dem Schatten hervor. "Mach dich auf dein Ende gefasst....Ichiru Aritomo!" riet er seinem Gegenüber und zog sein Katana aus der mit blauem Stoff umwickelten Schwertscheide.

"Nicht wenn ich schneller bin!" lachte Ichiru und hatte bereits die Pistole auf Ryoujis Kopf gerichtet und drückte auch ohne weiter zu überlegen ab. Bevor sich der Schuss jedoch gelöst hatte, konnte Ichiru seiner Hand nur noch dabei zusehen, wie sie zu Boden fiel. "Was...zum..??" brachte er noch heraus bevor er sich hinkniete und sich mit schmerzverzerrtem Gesicht die Hand hielt. Ryouji stand mit ausgestrecktem Arm da, das nun blutige Katana in der Hand. "Du Mistkerl!" fauchte Ichiru und starrte Ryouji mit böshaften Augen an, sodass Ryoujis Hand innerhalb weniger eingefroren war, so als hätte jemand seinen Arm in eine Gefriertruhe gelegt. "Du Jüngling glaubst jawohl nicht dass du mich so schnell kriegst !? " zischte Ichiru und stand nun wieder auf, da der Schmerz schon wieder nachgelassen hatte. Zwar hatte das Bluten der Hand aufgehört, doch würde es einige Zeit dauern bis Ichiru sie wieder einsetzen konnte. Ryouji sah ihn jedoch nur unbeeindruckt an und ließ durch seine Kraft Ichirus Beine versteinern und gleichzeitig einige Felsensplitter auf ihn niedersausen.

Zwar sah es niemand, doch Yokai spürte, wie ihm eine salzige Träne an der Wange entlanglief. Dieser Tag, genau vor 220 Jahren, war zum schlimmsten seines Lebens geworden. Da in dem Moment, als Yoshiro beschlossen hatte, seinen Bruder zu stürzen, alle Leute, die nur aus der Angst vor dem Tod Yokai gedient hatten, sich auf die gegnerische Seite stellten, war dieser unbewaffnet, und es dauerte nicht lange da hatten sie ihn besiegt. Von diesem Moment an ging es immer weiter bergab mit Yokais Leben: Alles, was er besesen hatte, wurde ihm genommen, sogar die Kette mit dem Bild Marias, dann brachte man ihn in eine Zelle, und für die nächsten 200 Jahre sollte er niemals wieder das Tageslicht erblicken - denn das Einzige, was er noch sah, war, wie der Palast in dem er einst gehaust hatte, zu Ruinen zerfiel, und die Menge jubelte, als sie sahen, dass die tyrannische Herrschaft von Yokai endlich ein Ende hatte.
//Und am Ende bin ich doch ein Monster..// dachte er, als alles wieder in ihm hochkam, was er doch so lange verdrängt hatte. Selbst der Mord an seinem Vater ließ ihn diesmal nicht unberührt, und weitere Tränen traten aus seinen Augen.

Ichiru keuchte und atmete hörbar schwer nach Luft. Von Ryoujis Erdspitzen durchbohrt, war er erneut gezwungen in die Knie zu gehen. "Dein Ende ist da Ichiru...du hast nun lange genug auf dieser Welt gewandelt!" meinte Ryouji arrogant und gleichzeitig zerbrach das Eis, dass seinen Arm bewegungsunfähig gemacht hatte. "Zeit zu Sterben!" rief er und hob schwungvoll das Katana zum finalen Schlag.
"Yuka....ich werde unsrer Tochter nicht im Stich lassen.." murmelte Ichiru mit gesenktem Kopf und ab da ging alles schneller, als das ein Mensch es hätte sehen können. Bevor Ryouji zuschlagen konnte, hatte Ichiru seine Hand gepackt und benutzte sofort seine Kraft, sodass Ryouji innerhalb weniger Sekunden mehr einer Eisskulptur glich, denn einem lebendigen Wesen. Ryouji stand erstarrt da, von einer 10 cm dicken Eisschicht umgeben, die jede Bewegung unmöglich machte. Erschöpft fiel Ichiru auf den Boden und japste nach Luft. Ihm gelang es nun auch seine Beine wieder zu entsteinern um sich wieder frei bewegen zu können.
Der Vampir griff nach seiner Pistole, die in einem Aschehaufen, der einmal seine Hand gewesen war, lag. "Das werd ich dir noch heimzahlen!" schwörte Ichiru und versuchten nun schnellstmöglich davon zu kommen bevor sich Ryouji aus dem eisernen Gefängnis befreien konnte.

Zwar kam Ichiru nur langsam vorwärts in seinem geschwächten Zustand, doch erholte er sich langsam wieder. Dennoch war die Hand noch nicht einmal zur Hälfte wieder hergestellt - lediglich die Wunde war geschlossen. "Es hat keinen Zweck..." seufzte Ichiru und setzte sich nochmals um sich zu erholen. "Ich muss Blut trinken...andererseits komme ich nicht vorwärts...." erkannte er seine missliche Lage. Zu seinem Glück konnt er in diesem Augenblick ein Rudel Rehe sehen, die etwas weiter entfernt von ihm durch den Wald sprangen. "Immer noch besser als nichts..." meinte Ichiru trocken und jagte den Rehen nach.

Mit einem lauten Krachen bekam die Eishülle um Ryouji einen Sprung, der sich langsam vom obersten Punkt langsam zum unteren vorwärts bewegte. In den nächsten Sekunden riss die Eisdicke an immer mehr Stellen, bis das eiseren Gefängnis in tausend Scherben zu Boden fiel. Der stark unterkühlte Ryouji konnte sich kaum bewegen und verfluchte seine Arroganz einen der altesten noch lebenden Reinblüter unterschätzt zu haben. "Ich war so kurz davor..." seufzte er. "Wenn ich nicht einmal ihn besiegen kann, schaffe ich es gegen Yokai erst Recht nicht...." bemerkte Ryouji. " Ich brauche wohl noch mehr Training..."

Mit quietschenden Reifen hielt der Bus nur wenige Milimeter vor dem Tor zur Hiya-Akademie. Es hätte nicht viel gefehlt und das schöne gravierte, gusseiserne Fachwerktor wäre schon wieder zerstört gewesen - dabei war es erst ein Halbes Jahr her, dass Kaien dank einem Unfall von Kyosuke ein Neues hatte bestellen müssen.
"Vielen Dank dass sie mit Hasekura Busreisen gefahren sind!" hickste diese , wobei man sehen konnte, dass sie schon sichtlich "high" war von dem vielen Tee, den sie getrunken hatte, und der , bei falscher Dosierung, eine ähnliche Wirkung wie Alkohol hatte.
"Immerhin haben wirs überlebt.." murmelte Amaya, die über das "Parkmanöver" von Hasekura nur die Augen rollen konnte, und dann den Blick wieder zu Akademie wandte, wo sich jedoch nichts verändert hatte seit ihrer Abreise. Nirgendwo brannte noch Licht, denn die Day-Class Schüler waren sicherlich alle schon in ihren Betten. Ein Blick auf ihre Uhr sagte ihr, dass es ungefähr schon 9 Uhr abends sein musste, und somit schon die Nachruhe begonnen hatte. Für die Schüler der Night-Class würde jedoch in einer halben Stunde der Unterricht beginnen.

"Wohooo wir sind wieder da....!!!" rief Emi laut aus als sie mit dem Gepäck über den Schulhof liefen. Die schlafenden Schüler waren zum Glück in ihrem Wohnhaus weit entfernt, sodass sie das Gerufe nicht aufwecken würde. "Ich frag mich ja wie der Unterricht wird, jetzt wo Yumi wieder abgezischt ist! Und dann auch noch ohne Ren und Yuna." meinte Emi scherzweise und schritt mit dem Rollkoffer schon mal voraus. "Das Ding hat Rollen?" fragte Kyo nur geschockt, der bei ihrer Abreise die Koffer noch per Hand getragen hatte.
Kräftig duchgerüttelt stieg Kaoru schwankend aus dem Wagen und musste zunächst erstmal wieder das Gleichgewicht finden. "Hasekura...ich muss schon sagen..du hast einen wirklich lebhaften Fahrstil...." erwähnte sie nebenbei, als sie auch ihren Koffer aus dem Kofferraum des Busses entnahm. "Übrigens hatte ich schon erwähnt, dass Kaien eine Vertretung engagiert hat für die Tage seiner Abwesenheit? Wenn nicht..ich sage dir du erräts nie wer es ist!" bemerkte Kaoru. "Vertretung?" fragte Matsuo verwundert. "Aber keine neuen Lehrer, die für die Hunterlehrer Vertretung machen?" fragte sie noch schnell schockiert. "NEIN..." Kaoru verdrehte nur die Augen. "Lediglich jemand der die Organisation der Schule übernimmt solange die 3 Lehrer und unser Schulleiter weg sind! Und ja - das heißt ihr habt die nächsten 3 Tage keinen Mathematikunterricht!"

"Keine Hunter an der Schule?" fragte Amaya als sie Kaorus worte vernahm, und schon im nächsten Moment hatte sie ihre Koffer auf den Boden geschleudert und vollführte riesige Jubelsprünge. " Kein Mathe, Kein Chemie, kein Huntergeschichte. Es könnte nicht besser sein!" schrie sie in die Nacht hinein, was ihr jedoch einen leicht tadelnden Blick von ihrer Mutter einbrachte, die nun damit begonnen hatte, das Gepäck auszuladen.
"Ach Danke für das Kompliment!" meinte Hasekura als Kaoru ihren Fahrstil so sehr "lobte". Sie hatte es ja immerhin noch geschafft, den Bus vor dem Tor zum stehen zu bringen, und das in ihrem Zustand. "Aber darf ich denn erfahren wer unsern lieben Kaien vertreten wird?" fragte sie.

"O-too-san, willst du nicht auch irgendwann aussteigen?" fragte Yuuji, der als letzter mit seinem Vater noch im Bus saß, doch Yokai hatte noch immer die Augen aus dem Fenster gerichtet, und murmelte etwas von wegen Yuuji solle schon einmal vorraus gehen. Aus einem gewissen Grund hatte Yokai sogar Angst davor, wieder zurück zur Akademie zu kehren - immerhin hatte er dort auch nur schlechte Erfahrungen gemacht, wie an jedem anderen Ort eben auch. Wäre es nach ihm gegangen, hätte er noch lange die Obhut seiner Ahnen genießen können, doch daudrch dass Hakuna einen Vertrag mit Kaien geschlossen hatte, war er doch nun gezwungen, wieder zu unterrichten.

Kaoru macht ein ernstest Gesicht und schaute zum Tor hinaus. "Mein Vater!" antwortete sie trocken, gerade so als wäre es etwas was nur für wenige Eingeweihte bestimmt war. "Das wird bestimmt chiiiiiiiiiiiiiiilliiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiig!" schrie Kaoru dann plötzlich, so als wäre sie völlig high von Hasekuras Tee geworden. Matsuo ging derweil schon voraus und erreichte die Tür zum Haus Mond sogar noch vor Emi, die mit ihrem Koffer verträumt Samba tanzte. "Ach Leute...wenn wir in einem Orchester sind, rocken wir doch ganz schön, findet ihr nicht?" rief Emi über den Schulhof und tanzte munter weiter, hauptsächlich deswegen, da der Mathematikunterricht ausfiel. "Ich frage mich wie wohl Kaorus Vater ist...ihr Verhalten kommt ja sicher nicht von ungefähr..." murmelte Matsuo nur vor sich hin und ignorierte gewollt Emis und Amayas Freudentänze.

"Dein Vater?" fragte Takara, die schon Kaoru hinterhergeeilt war. "Das heißt, Senator Meiku ist mittlerweile schon in der Schule und regelt die ganzen Dinge? Er wird seine Arbeit bestimmt gut machen, so wie ich ihn kenne."

"O-too-san, nun komm schon!" rief Yuuji leicht verzweifelt und zog Yokai am Hemdsärmel, und schließlich stieg auch dieser seufzend aus und nahm seine Koffer. Yuuji hatte seine Koffer selbst genommen und rannte schon fröhlich den anderen hinterher zum Haus Mond, während sich sein Vater in die Richtung des Haupthauses aufmachte, wo er hoffte, dass sein altes Zimmer noch stand. Ansonsten war er wohl gezwungen, die Nacht an einem anderen Ort zu verbringen.

"Jaaaaa...er macht alles immer so gründlich...und wenn ihm jemand auf der Nase rumtanzt wird er immer so unchillig....er ist einfach unverbesserlich...das muss er wohl von mir haben!" kicherte Kaoru und lief schon mal mit dem Koffer voraus. Dabei konnte sie nicht mal eine gerade Linie laufen sondern lief stattdessen eher Schlangenlinien. "Wusstet ihr übrigens, dass er jünger aussieht als ich? Muss wohl ne Krankheit sein Ahahahahahahahahahahaha......" lallte Kaoru vor sich hin und nahm sich Takara als Stütze.

"Kaoru-san, ich glaube es wäre wirklich besser, wenn du nachher ins Bett gehen würdest. Immerhin hast du heute keinen Unterricht, da kannst du getrost deinen Rausch ausschlafen. " meinte Takara, die Kaoru vorsichtig zum Haupthaus bugsierte, während sie sich nur über deren Zustand wundern konnte. Doch wie es schien, hatte Kaoru ebenfalls zu viel von Hasekuras Tee gehabt, denn sie roch stark nach verschiedenen Früchten und Kräutern - eindeutig der Duft, den Hasekuras Tee ebenfalls hatte. "Und weißt du, dein Vater will dich doch sicherlich nicht in diesem Zustand sehen, was würde er denn von dir denken?"

Die anderen Lehrer dagegen hatten schon ihre Zimmer bezogen, und so war Shigure nun dabei, seine Unterrichtsmaterialien für die heutige Geschichtsstunde vorzubereiten, wobei ihm sofort das heutige Datum in die Augen sprang, denn heute war der 21.März. "Das sollte ich unbedingt im Unterricht durchnehmen!" murmelte er zu sich, als ihm klar wurde, welcher wichtige Tag heute war.

Yokai dagegen war vor seinen alten Zimmer stehen geblieben, wobei er bemerkte, dass das Zimmer nicht ganz leer war. Und als er die Tür öffnete, war niemand anderes darin, als sein Sohn Yuuji. "Sag, wie kommst du in mein Zimmer?" meinte er verdattert, und Yuuji wandte sich verwirrt um.
"Aber das ist doch garnicht deines! Kaien-san hat gesagt es wäre das Zimmer von einem Schüler namens Kuraiko Shiki gewesen! Es warens ogar noch seine alten Sachen da, doch die hat Kaien irgendwie weggeworfen, weil der arme Kuraiko schon tot ist..."
"Kaien. Ich glaube ich bring ihn um.." murmelte Yokai, dem nun schlagartig bewusst wurde, dass er, agesehen von den Sachen die er am Leibe trug, und den anderen Anzügen, die er sich von Yoshiro "geborgt" hatte, nichts mehr besaß.

"Ehem..." räusperte sich ein blonder Mann mittleren Alters plötzlich hinter Yokai. Er hatte den von Kaien bisher für die formellen getragenen Anzug an und hielt Yokai eine Notiz von Kaien hin. "Sie sind Yokai Shadako-san, wenn ich mich nicht irre oder? Ich bin erfreut ihre Bekannschaft persönlich zu machen....ich habe soeben eine Nachricht von Kaien-san bekommen und soll sie sofort an sie weiterleiten!" erklärte Meiku-san und überreichte Yokai den Zettel.

"Kooonnichiwa Yokai-kuuuuuuuun!!!! Ich bin leider für 3 Tage weg aber hoffe trotzdem, dass dir dein nostalgischer Besuch in der Hiya-Akademie gefallen wird. Dein Zimmer solltest du unverändert vor finden - ebenso deine Sachen! Ich habe sie um Yuuji vor Wissen zu schützen, wofür Yoshiro mich umgebracht hätte, in einem extra Raum verstaut....nun ja um ehrlich zu sein in der Besenkammer, die unterste Schublade rechts unten links! Sayonara und erholsame Tage sowie eine wunderbare Zeit mit den netten Schülerinnen und Kyo-kun! Kaien."

"Wiezo ins Bett?? Ich fühl mich doch gar nichd müüüüühüüüdeeeee!" lallte Kaoru und fiel die Treppenstufen eher rauf als runter.

"Dieser..." fluchte Yokai und zerknüllte den Zettel, den er einfach achtlos in einen Papierkorb warf. "Nun, immerhin hat er sie nicht wirklich weggeworfen. Aber was die Sache mit Yuuji angeht, dafür wird er noch büßen.." Er lud noch kurz seinen Koffer ab, bevor er sich an Meiku-san wandte. "Sie müssen Kaorus Vater sein, hab ich recht? Zumindest wenn man nach dem Nachnamen geht. Und vor allem glaube ich dass ich sie irgendewann schon mal gesehen habe...sind sie Mitglied des Senats?" Yokai konnte sich nur schwach daran erinnern, doch beim Weihnachtsball von Ichimonji hatte er zumindest geglaubt, Meiku gesehen zu haben.

"Kaoru-san!" rief Takara und konnte es nicht fassen dass kaoru so stockbetrunken war, dass sie nicht einmal mehr wusste, wo oben und unten war. "Du solltest wirklich ins Bett gehen, das wäre besser!"