Kapitel 6: Die Sinfonie des Mordens, 3. Satz: Allegro con spirito bzw. "Die Passion Yokais"

"Manchmal frage ich mich echt mal wieso sie nicht einfach einen neuen Senat bauen - nachdem was dieses Gebäude allein in den letzten 2 Jahren abgekriegt hat bröckelt der Putz - aber gewaltig!", kommentierte Kaoru den Senat während sie zum Auditorium schritten. Selbst das zerstörte Fenster von Yumis Attentat ist noch nicht einmal repariert - man hat es nur notdürftig mit Tesa geklebt!", fügte sie noch ihrem Gemecker hinzu. "Wirklich eine Unverschämtheit!"

"Wo sind wir hier, Hamano?", fragte Yumi verunsichert, als sie die geradeerst zusammengeschweißte Insel betrachtete. "Wir sind gerade auf einer soeben neu entstandenen Insel - und ich habe den Eindruck, dass es sich bei einem Teil um den ehemaligen Besitz der Matsuris handelt!", erklärte Hamano der die Insel schon längst mit seinen willigen Dienern aus seinem eigenen Körper erkundschaftet hatte. Gerade eben kehrte ein weiterer Schwarm Spatzen zurück, die sich in Hamanos Nähe wieder auflösten und ihrem Meister das Blut zurückgaben, das für ihre Entstehung aufgebracht worden war.

"Es gibt keine nennenswerte Siedlung auf dieser Insel - nur ein mickriges Dorf und der Rest ist von wilden Werwölfen überbevölkert. Hätte der Senat davon mal erfahren, hätten sie Yuna auch ohne mein Zutun umgebracht!", lächelte Hamano zufrieden, auch angesichts des bevorstehenden Kampfes, denn wenn Hamano schon auf eine neue Insel abgeschoben worden war, so wollte er sie auch ganz für sich haben. Und erst recht nicht wollte er sie mit Wolfsabschaum teilen. "Uchito, Gyousei, Etsumi, Yumi, Shuusuke, Fujiko und Nijiya? Es gibt endlich mal wieder etwas sportliche Betätigung für uns!", bemerkte Hamano grinsend und ließ Flammen um seine Arme entstehen, denn er konnte schon spüren, dass die ersten Wölfe kamen, die von den Vampiren Witterung aufgenommen hatten. "Kommt nur ihr Mistviecher!", zischte Hamano und seine Augen verfärbten sich zu einem violetten, glühenden Rot.

"Wer weiß, wer weiß ob das vielleicht nicht noch kommt, nachdem der Senat wirklich kaum noch zu gebrauchen ist? Aber eigentlich ist es schade, wenn man schon wieder einen neuen Senat errichten müsste, immerhin steht dieser auch noch nicht wirklich lange. Es sind erst 220 Jahre vergangen seitdem wir hier das Richtfest gefeiert haben, das ist noch ziemlich wenig, bedenkt man dass der vorige Senat mehrere Jahrtausende unbeschadet überstehen konnte. Ich konnte schon damals nicht verstehen, weshalb mein Mann so kurzen Prozess mit der alten Stadt gemacht hatte, immerhin verband auch er sicherlich viele Erinnerungen mit jenem Ort - es war doch der Ort, an dem er aufwuchs! Aber wer versteht schon die Männer? Naja, ich werde zusehen, dass wir den Senat hier wieder restaurieren lassen. Aber komplett neu? Das muss eigentlich nicht sein."

"Yoshiro, du bist eindeutig verrückt." kommentierte seine Mutter die Worte ihres Sohnes, als dieser schon im Kopf begann, erste Rachepläne gegen Ryouji zu schmieden - obwohl sie vor gut einem Tag noch die besten Freunde gewesen waren. Aber allein schon die Tatsache, dass Ryouji es nicht verstanden hatte, dass Yoshiro solch einen Sinneswandel gehabt hatte, hatte wohl letztendlich zum Bruch geführt. Und wenn er ehrlich war, war er jetzt sogar darüber froh, denn ein wenig hatte ihm das Gefühl niemals behagt, dass Ryouji ihn so sehr beeinflusst hatte - er hatte immerhin schon schlechte Erfahrungen mit dem Einfluss bei Hamano gemacht.
"Ich weiß, ich weiß..." meinte Yoshiro, verstummte aber plötzlich, als er ein weiteres Stöhnen von Yokai hörte, und man danach ein wenig Regung in dessen Bett verspüren konnte. Offensichtlich war er wieder aufgewacht, oder zumindet wieder bei Bewusstsein.

"Naja gut....aber er benötigt zumindest mal eine Generalüberholung. Er wurde schon ganz schön in Mitleidenschaft gezogen und da stimme euch vollkommen zu, dass er dringend renoviert werden müsste!", meinte Kaoru, während sie den Gang weiterschritten. Sie hatte schon ganz vergessen wie groß der Senat im Inneren war: denn obwohl sie eigentlich die ganze Zeit liefen, schien das Tor zum Auditorium nur sehr langsam näher zu kommen.

"Verbrennt zu Asche widerwärtige Kreaturen!", zischte Hamano und stürzte sich kampfwütig in den Haufen der Wölfe, die nun erschienen waren um den unliebsamen Besuch zu verjagen. "Hamano-sama!!", rief Fujiko und folgte Hamano zusammen mit den anderen Gehilfen in den Kampf. Die einzige die nur dastand war Etsumi - kaum schaute einer der Wölfe auch nur eine Sekunde zu ihr, so kratzte er sich selbst den Hals auf, bis er vor Blutsverlust selbst starb. So musste sich Etsumi nicht die Finger schmutzig machen, während Hamano den scharfen Zähnen der Wölfe auswich und sie nacheinander in Flammen aufgehen ließ. Ganz anders erging es Nijiya für den hier alles in Zeitlupe ablief, da er selbst für einen Vampir überschnelle Reflexe hatte. So war es ihm ein leichtes, den Wölfen das Herz zu entreißen noch bevor sie überhaupt zubeißen konnten.

"Ryouji-sama? Was machen wir als nächstes? Sollen wir Verhandlungen anstellen oder sollten wir uns erst einmal einen Stützpunkt errichten?", fragte Fujijama, der annahm, dass dieser Disput zwischen Ryouji und Yoshiro auf juristischem Wege ausgefochten werden würde. "Verhandlungen? Dieser Bastard hat meine Schwester geheiratet - ich werde sicherlich nicht auf Verhandlungen zurückgreifen. Aber ihr habt Recht Fujijama-san! Für einen Angriff sind wir zu wenige, daher wäre es in der Tat besser einen Unterschlupf zu bauen!", erklärte Ryouji. Die Teshigarazwillinge waren sofort Feuer und Flamme, denn immerhin würden sie sich dann nicht so langweilen müssen. "Und Fujijama-san...sollten wir Verstärkung brauchen, wäre ich auch nicht abgeneigt meinen Bruder zu fragen....immerhin verbindet uns mehr, als der Senat denken würde!", erklärte Ryouji ernst und sorgte damit sogar bei Fujijama für Verwirrung.

"Ich denke, das wird er schon bald. Aber erst, wenn all dies hier vorbei ist, immerhin wäre es sinnlos, jetzt mit Restaurierungsarbeiten zu beginnen, wenn es durchaus sein könnte, dass irgendjemand noch einmal hier ein Massaker veranstaltet - egal, ob es jetzt meine Brüder sind, mein eigener Mann oder Ichiru." erwiderte Takara, während sie an einer Ecke lings abbog und somit nur noch wenige Meter vom Tor entfernt war. Der Senat war eben doch ziemlich groß, so groß, dass sie sich in den ersten Jahren, da sie hier gewohnt hatten, oft verlaufen hatte. Schnell lief sie auf die großen Türflügel zu, wobei sie nicht einmal die Tore selbst öffnen musste, dies wurde stattdessen von zwei Dienern des Senats erledigt, die Takara noch kurz zunickten, bevor sie dann hinter dem Frauentrio die Türen wieder schlossen. Erstaunt blickte sie sich im Senat um, denn mittlerweile hatten sich kleine Grüppchen gebildet, die alle in heftigste Diskussionen verstrickt zu sein schienen, wobei die größte Gruppe sich um die Shadakofamilie selbst gebildet hatte. Ein wenig spähte sie in der Menge umher, konnte aber nur Amura entdecken. Aber allein das entlockte ihr schon ein leichtes Stirnrunzeln. Hatten ihre Schwiegereltern also doch ihren Plan schon in Taten umgesetzt? Aber wenn, wo waren dann ihre eigenen Eltern, denn wollten diese nicht auch noch mitkommen?

Sofort war Ruka zu dem Bett ihres ältesten Sohnes hingerannt und bedachte diesen mit einem äußerst besorgten Blick. Er hatte die Augen leicht geöffnet, auch wenn er noch immer so dalag, als wäre er noch immer bewusstlos.
"Yokai...." flüsterte sie und beugte sich nun direkt über das Bett. Tränen sammelten sich in ihren Augen als sie nun das ganze Ausmaß der geplatzten Hinrichtung sehen konnte, denn sein Gesicht war geziert von Narben.

"Seit ihr euch sicher?", fragte Fujijama verunsichert doch wich Ryouji sofort der Frage aus. "Solange wir nur alleine sind, könnte ein wenig Hilfe nicht schaden! Sobald er uns geholfen hätte, würde er sowieso keine Ansprüche mehr stellen, denn im Moment sind seine Ziele auch meine Ziele und wie heißt es doch so schön? Meines Feindes Feind ist mein Freund!", erklärte Ryouji dem ehemaligen Senatssprecher und starrte dabei in den wunderschön blauen Himmel, auf dem sich jedoch dunkle Wolken abzeichneten. Es sah ganz danach aus als wäre bald Regen zu erwarten.

Mit lautem Gejaule hauchte der letzte Wolf unter dem Ahnenschwert der Shadakos sein Leben aus. Selbstverständlich dachte Hamano nicht im geringsten daran diese einzigartige Waffe jemals an die Shadakos zurückzugeben. "Hamano-sama - sieht so aus als wäre das der vorerst letzte gewesen!", freute sich Fujiku und tanzte mit Gyosei auf den erschlagenen Viechern herum. "Das war nur die Aufwärmphase meine Damen und Herren...", kicherte Hamano. "Wir müssen noch das Verwaltungsamt und das Wolfsrudel übernehmen, wobei es bei zweitem wohl eher zur Auslöschung kommen sollte!"

"Amura-sama!" rief Takara erstaunt aus und sofort war sie zu ihm hingerannt, als sie ihn in der Menge der Senatoren erblickt hatte. Sie war zwar mit ihrem Schwiegervater nicht wirklich auf dem besten Fuße, aber dennoch respektierten sich die beiden zumindest gegenseitig, und das war die Hauptsache. "Ihr habt also euren Plan wahrgemacht, nicht wahr?" fragte sie und bedachte ihn mit einem leichten Lächeln, auch wenn etwas nachdenkliches in ihren Zügen lag. "Aber wenn nur Ihr und Ruka-sama wieder hier seid....was ist dann mit meinen Eltern passiert? Ich dachte, sie wollten mitkommen!"
"Oh, natürlich haben wir unseren Plan umgesetzt. Wir hatten es nur etwas eilig, weshalb wir nicht mehr dazu gekommen sind, Senri und Kanon zu suchen, aber ich werde mich mit ihnen baldmöglichst in Verbindung setzen - sofern sie noch den Wunsch haben, in die Welt der Lebenden zurückzukehren. Nachdem Akuma-sama ein wenig schlecht gelaunt ist, dürfte dies aber ein schwieriges Unterfangen werden. Aber nun gut, wenn du schon hier bist, könntest du mir auch ein wenig erklären was so in den letzten Jahrzehnten passiert ist. Ich habe zwar immer mal wieder diese Welt betreten, zumindest mein Geist, aber viel mitbekommen habe ich natürlich nicht in den Wirren der Welt. Und die Erzählungen meines Sohnes haben auch nicht viel gebracht, waren sie doch zu subjektiv."

"Lass ihn, ich glaube er schläft schon wieder." meinte Yoshiro und hatte sich etwas erschöpft wieder auf sein Bett fallen lassen - wenn auch sanfter als zuvor, hatte er doch beim ersten Mal den stechenden Schmerz in seiner Brust wieder gespürt. "Außerdem wäre er jetzt wohl sowieso nicht in der Stimmung, um zu reden. Ich glaube er wird mir ziemlich sauer sein, dass ich ihn wieder davon abgehalten habe, Maria zu sehen.." En wenig schürzte er die Lippen, wohlwissend, dass Yokai ihn wohl jetzt nur noch mehr hassen würde als zuvor - aber vielleicht hatte er so zumindest die anderen glücklich gemacht, nachdem er die vergangenen Jahrzehnte über stets auf das Wohl seiner selbst bedacht war und sich in seinen wahnwitzigen Plänen zu oft von den anderen hatte beeinflussen lassen.

"Gibts ja nicht.....usoooo!", meinte Kaoru, als sie Amura erblickte. "Michiyo...zwick mich mal...ich glaube ich träume gerade....tote Vampire sehe ich gerade als lebende Personen vor mir - hier stimmt etwas nicht!", bat Kaoru und kam nicht umhin Amura die ganze Zeit anzustarren.

"Oh ja selbstverständlich, Hamano-sama!", bemerkte Fujiko und sofort folgten sie Hamano nach, als dieser mit seiner zukünftigen Braut Yumi in Richtung des Verwaltungsgebäudes des Senats aufbrach. Da die Matsuris ausgelöscht worden waren, wurde die Insel durch eine vom Senat eingesetzte Administration verwaltet. Und genau diese würde in wenigen Momenten in Hamanos Hände fallen.

"Habt ihr nicht einige Untertanen auf eurem Landgut, Fujijama-san? Ich meine gehört zu haben, dass die Fujijamas eine der uneinnehmbaren Festungen besitzen, die auf der Kageshima verstreut sind und noch aus der Zeit des Bürgerkriegs stammten. Und soweit ich weiß, ist eure eine der wenigen, die noch steht, nicht wahr?", erkundigte sich Ryouji. "Zusammen mit den Untertanen und Sklaven der Teshigara und Takenouchifamilie dürften wir also schon genug LvL-C Vampire unser eigen nennen, um eine schlagkräftige Armee aufstellen zu können", erklärte Ryouji sein Vorhaben.

"Sorry Kaoru, aber ich sehe auch gerade tote Vampire vor mir. Und offensichtlich scheint es was ganz normales zu sein, sonst würde sich Amura Shadako wohl kaum im Moment so lässig mit den Senatoren und mit Takara unterhalten." Auch Hasekura war offensichtlich ziemlich verwirrt angesichts der Tatsache, dass Amura wieder unter den Lebenden weilte - nachdem doch fast jeder damals seine Hinrichtung miterlebt hatte und wenn nicht, dann doch die Erzählungen kannte. Und sie hatte doch auch an Rens Beerdigung das Grab gesehen von Amura und seiner Frau Ruka. Wurde sie hier also hinters Licht geführt und war der ehemalige Senatsvorsitzende am Ende gar nie gestorben?

"Oh, sicherlich." meinte Takara und lächelte, bevor sie dann Amura alles aus ihrer Sicht zu erzählen begann, wobei sie peinlichst genau darauf achtete, objektiv zu bleiben, immerhin hatte es auch bei ihr Momente gegeben, wo sie niemals die Meinung der Shadakos geteilt hatte, oder wenn, dann nur teilweise - wie zum Beispiel bei ihrer ersten Hochzeit, die ja wohl zwangsweise gewesen war und von der weder sie noch Yoshiro allzu begeistert gewesen waren.

"Dann muss uns hier wohl jemand für dumm verkaufen und stellt hier gerade die Gesetze von Mutter Natur auf den Kopf...", jammerte Kaoru und eilte ebenfalls zu Amura. Allerdings fasste sie ihn sofort ungeniert an und zog sogar an seinen langen Haaren. "Runter mit der Perücke - diese Maskerade hört sofort auf oder ich rufe die Polizei!", drohte sie dem Reinblüter, den wenn es nach ihr ging war es völlig unmöglich, dass es der echte war. "Was denken Sie sich eigentlich dabei einen ehrwürdigen Toten nachzuspielen - haben Sie denn weder Geschmack noch Ehre?"

"Was passiert eigentlich wenn Hamano diese Bewohner der Insel angreift? Sollten wir nicht eingreifen?", fragte Ichimonji, der nicht wollte, dass Unschuldige sterben würden. "Nein wir greifen nicht ein - im Grunde ist es mir einfach egal.....was interessieren mich diese Tasus oder diese Verwaltung der Matsuris. Hamano soll mit ihnen machen was er will - ist mir völlig egal und dir sollte es auch besser egal sein, denn was gehen uns schon die Nöte der anderen Familien an, hm?" , entgegnete Shinji und lief ungerührt weiter in Richtung des Mausoleums.

Mit zornglühenden Augen drehte sich Amura um und bedachte Kaoru mit einem Blick, der hätte töten können. "Werte Frau, was denken Sie eigentlich wer Sie sind dass Sie es einfach so wagen können, mich auf derart ungenierte Weise anzufassen? Was denken Sie denn, wen Sie vor sich haben wenn nicht mich, Amura Shadako, ehemaliger Vorsitzender des Senats? Sie können gern die Polizei rufen, doch die wird Ihnen nur bestätigen können, dass ich auch derjenige bin, für den ich mich ausgebe." Tiefe Kälte lag in seiner Stimme, als er herablassend zu Kaoru blickte und sie von oben bis unten musterte. "Nun, gibt es sonst noch eine Erklärung für Ihr absolut unpässliches Verhalten gegenüber einem Reinblüter wie mir? Ansonsten würde ich Sie darum bitten, diesen Sitzungssaal wieder zu verlassen, Sie verschwenden nur unnötig meine kostbare Zeit."

"Ähm...Kaoru-san..." begann Takara vorsichtig, denn sie hatte alles beobachtet, was Kaoru getan hatte Amura gegenüber. "Er ist wirklich der für den er sich ausgibt...das ist Amura, mein Schwiegervater...Ehrlich, das spürt man doch, dass er ein Reinblüter ist.."

"Nun ähem....eine reine Vorsichtsmaßnahme....", meinte Kaoru zu ihrer Verteidigung. Ihr lief bereits der Schweiß den Rücken runter, hatte sie doch tatsächlich den echten, lebendigen Amura berührt. "In letzter Zeit sind so viele Schwindler unterwegs - man kann nicht vorsichtig genug sein....verstehen Sie?", versuchte Kaoru sich zu erklären und verschwand zur nächsten Tür raus, wobei sie sich fühlte als sei sie auf die Größe einer kleinen Maus geschrumpft.

"Sicherlich, sicherlich." zischte Amura, schien aber Kaorus Erklärungsversuche nicht wirklich so hinnehmen zu wollen, zumindest schien es so, als würde er noch eine ziemlich formelle Entschuldigung von ihr erwarten, ansonsten hätte er wohl kaum in diesem Moment so sehr mit dem Fuß auf den Boden getippt, dass sogar schon die anderen Senatoren, die etwas weiter abseits gestanden waren, sich nun umgedreht hätten und mit einer Mischung aus Neugierde und Erschrockenheit das kleine Grüppchen beobachtet hatten. Dann jedoch beobachtete er nur, wie Kaoru wieder verschwand und war ziemlich froh, dass sie gegangen war - ansonsten hätte er nicht garantieren können, dass sie heil geblieben wäre. Noch immer kochte der Zorn in ihm, immerhin war es alles andere als höflich, einen Reinblüter auf diese Weise zu beleidigen. Und sie als Level-B Vampir aus der angesehenen Meiku-Familie hätte eigentlich wissen sollen, wer da vor ihr stand.

"Puuh grad mal noch um eine Hinrichtung herum gekommen....", keuchte Kaoru, als sie mehrere hundert Meter zwischen sich und das Auditorium gebracht hatte. Mehrere Senatoren, die an ihre vorbeiliefen sahen sie verwundert an, doch interessierte es Kaoru nicht. Viel mehr war es ihr wichtig gewesen ihre Haut zu retten.

"So und jetzt schreiben Sie da unten bitte, dass Sie unter Berufung auf die einzig wahre Verfassung, die es für dieses Land je gegeben hat und selbstverständlich auf den Senat, höflichst aus dem demokratischen Königreich der Shadakos austreten, klar?", drückte sich Hamano höflich und freundlich aus und sofort machte sich der Beamte ans Werk und schrieb alles wie Hamano diktierte, während Fujiko dem armen Beamten ein Tantô an den Hals hielt. Vor dem Haus legten Yumi und die restlichen Diener Hamanos die erschlagenen Werwölfe auf einen Haufen, während ihre neuen Untertanen diese verbrennen "durften".

"Irgendwie sieht er richtig friedlich aus, wenn er schläft, findest du nicht auch? Übrigens Mutter, du könntest mir nächstes Mal gerne sagen, wenn du wieder einfach so mit Vater in die Welt der Lebenden zurückkehrst. Ich meine, ich habe die letzten paar Stunden damit verbracht, euch beide zu suchen, bis mir so ein kleiner Azubi mitgeteilt hat, das ihr hier wärt." Leicht verdrehte Yoichi die Augen, bevor er dann erst einmal seine Mutter angrinste. Er war die ganze Zeit über schon im Raum umhergeschwebt, hatte sich jedoch für seine anderen Verwandten nicht sichtbar gemacht, weshalb sie ihn wohl erst jetzt bemerken würden, wenn er etwas sagte.
Auf seine Worte hin hatte Ruka nur zu lächeln begonnen, und auch Yoshiro verzog die Lippen zu einem leichten Grinsen, auch wenn man merkte, dass tiefe Trauer darin steckte, weil es eben doch so lange gedauert hatte, zu bemerken, wie wichtig ihm eigentlich seine Familie war. Erst jetzt, da er wusste dass seine Schwager ihn nur hintergangen hatten, merkte er, dass das, was er gesucht hatte, eigentlich in diesem Moment neben ihm stand, lag oder schwebte. Dann jedoch wandte er sich nur zu Yoichi und erwiderte: "Nun, ich glaube wenn er das hören würde, würde er dir den Kopf umdrehen...Aber gut, wir sollten erst einmal warten, bis er überhaupt wieder aufwacht. Gab es nicht irgendeine gute Ärztin unter den Lehrerinnen? Kaoru Meiku, nicht?"

Plötzlich klingelte Hamanos Handy, weshalb er kurzerhand Shuusuke weiterdiktieren ließ. "Moshimoshi? Ach Ryouji....was will mein kleines Brüderlein denn so plötzlich von mir, hm? Ich dachte du kannst mich auf den Tod nicht ausstehen so wie der Rest von euch...", zischte Hamano bloß, denn seine Fehde mit Ryouji war noch lange nicht beendet. Auch nach Monaten seit er aus der Haft entkommen war, hegte er noch immer einen unbändigen Zorn auf Kaien, Sakura und die versammelte Lehrer und Schülerschaft der Hiya-Akademie und ebenso des Senats.
"Ich habe gehört, du hast Yoshiro ein glühendes Schwert in die Brust gerammt - fasst du also auch endlich einmal einen versunden Verstand? Ich habe es ja Takara schon immer gesagt, was sie für ein versagerisches Schwein sie da heiratet und wenn du ihr nicht mal die Augen öffnen konntest. Ja klar....sicher weiß ich noch von dem Versprechen, dass du ihr gegeben hast...und dieses Flittchen weiß natürlich nichts mehr davon...tztztztz....also wenn ich meine Meinung sagen dürfte, Bruderherz, dann würde ich Takara aus der Familie verbannen, da sie ohnehin keine Taiki mehr ist. Sie kümmert sich nur noch um die Familie ihres Gatten.

Ob ich verstehe was ich das für Konsequenzen hat? Ja natürlich weiß ich es.....glaub mir es war schon immer mein Wunsch sie endlich zur Vernunft zu bringen und glaube mir, das ist es auch, was ich demnächst tun werde! Wie wärs mit einer Zusammenarbeit, hm? Ich weiß zwar, dass du dich niemals mit mir zeigen lassen wirst aber ich weiß doch wie mein Bruder tickt! Also ich höre?", sprach Hamano in das Mikrofon des Handys. Am anderen Ende der Leitung war nun erstmal eine Totenstille - es schien ganz danach, dass Ryouji überlegte.

"Seiki-kun? Das Dokument ist fertig!", erklärte Kawagi und hielt Hamano die unterschriebene Unabhängigkeitserklärung hin, die besagte, dass auf dringenden Wunsch die ehemalige Insel der Matsuri ab sofort selbstständig war. Hamano und auch Shuusuke hatten diktiert, dass alles auf der Grundlage der Verfassung und zum Wohle des Senats und des vampirischen Volkes geschah, sodass auch niemand den Vorfall mit ihnen in Verbindung bringen würde. Für einen Moment hielt Hamano das Mikrofon des Handys zu und teilte Shuusuke mit den Brief sofort per Taube in den Senat zu schicken. Gleichzeitig begann Yumi damit das Gedächtnis der Verwaltungsbeamten zu löschen, während auf dem Marktplatz gerade ein Haufen aus Werwölfen verbrannt wurde.

"Stimmt, das war Meiku-san. Soll ich sie holen gehen?" fragte Ruka und blickte zu ihrem jüngeren Sohn, da sie nicht wollte, dass dieser aufstand - denn eigentlich sollte auch er vielmehr seine Betruhe einhalten, anstatt sich jetzt schon wieder um die Belange der anderen zu kümmern. Sie wusste, dass er Gewissensbisse hatte wegen dem Vorfall, und vor allem, weil er Ryouji vertraut hatte, obwohl dieser ihn nur ausgenutzt hatte, doch aus ihrer Sicht blieb noch genug Zeit, um seine Schuld später wieder zu begleichen. Vor allem war Yokai immerhin nicht der Einzige, der wohl in diesem Moment sauer auf Yoshiro war, immerhin kamen auch noch Yuuji, Amaya und Takara dazu, die wohl auch nicht so ganz begeistert von den Ideen des Senatsvorsitzenden gewesen waren.
"Kannst du gern machen. Ich denke sowieso nicht, dass Yokai in nächster Zeit aufwacht, aber wer weiß, ob sie nicht irgendein gutes Heilmittel hat. Zumindest habe ich mitbekommen, wie sie schon in früherer Zeit immer gut die Wunden der anderen versorgt hat. Es wundert mich im Allgemeinen, dass sie "nur" Blutkundelehrerin ist, obwohl sie eigentlich weitaus höhere Berufschancen gehabt hätte - ich wage sogar zu behaupten, dass sie die Chance hätte, Leibärztin des Senats zu werden! Aber wer weiß, vielleicht ist sie kein Freund von uns "hohen Tieren"." Leicht hatte Yoshiro zu lachen begonnen und nickte dann noch kurz seiner Mutter zu, bevor diese verschwand und die drei Shadako-Brüder wieder allein im Zimmer waren, zusammen mit Yokais Sohn Yuuji , auch wenn dieser, genauso wie sein Vater, noch immer tief und fest schlief.

Dagegen hatte Ruka nun den Krankenflügel des Senats verlassen und wanderte etwas unschlüssig durch die Gänge, stets auf der Suche nach Kaoru Meiku. Sie wusste noch ungefähr, wie diese aussah, immerhin hatte sie die junge Frau schon früher gesehen, als sie ihre Söhne besucht hatte, und auch sonst kannte sie die Lehrerin und Ärztin von einigen Erzählungen ihrer Tochter, als diese den Entschluss gefasst hatte, auf die Hiya-Akademie zu gehen. Jetzt jedoch schien es gerade so, als wäre Kaoru vom Erdboden verschluckt, immerhin schien sie unauffindbar. Doch so leicht gab Ruka nicht auf.

Takara hatte sich derweil leise aus der Senatssitzung verzogen und war zurück in ihr Zimmer gegangen. Ein wenig wollte sie allein sein und nachdenken, immerhin hatte sie nun, mit der Verbannung Ryoujis, beide ihrer Brüder verloren - etwas, was sie selbst niemals gewollt hatte. Sie wusste, dass sie zum Teil selbst Schuld daran trug, immerhin hatte sie Hamano schon an ihrer Hochzeit damals beleidigt, doch sie konnte auch nicht verstehen, wie sich ihr ältester Bruder nur so hatte wandeln können. War die Gier nach Macht ihm letztendlich doch zuviel geworden, und war der Hass, den er auf die Shadako-Familie hegte, doch so groß ? Und war Ryoujis Rachsucht an Yokai wirklich so ausschlaggebend? Immerhin hatten sich die zwei noch bis vor einem halben Jahr gut verstanden - so zumindest war es ihr vorgekommen, als sie damals nach dem Opernbesuch der Night-Class erfahren hatte, dass Ryouji wieder lebte. Zu gerne hätte sie nun gesagt, dass alles nur ein Traum war und sie nur aufwachen musste, doch sie wusste, dass es niemals ein Traum war, und dass das, was sie im Moment erlebte, die schreckliche Realität war. //Es tut mir Leid...// dachte sie und seufzte leise.

"Na gut...aber nur wenn ihr garantiert nichts geschieht!", willigte Ryouji in Hamanos Plan ein. "Sehr gute Entscheidung kleiner Bruder!", beglückwünschte ihn Hamano und sofort drückte Hamano den Anruf weg. "Also Shuusuke lass sehen!", meinte Hamano und las sich nochmal das Dokument durch. "Sehr gut - ich fürchte jedoch ich habe noch einen neuen Auftrag. Wir schicken eine zweite Taube mit einem wichtigen Brief, in Ordnung?", erklärte Hamano und ließ derweil die erste Taube schon einmal fliegen.

Zielsicher, da sie auf Flüge zum Senat trainiert war, flog die Taube in Richtung des Senats und das in einem Tempo, sodass sie schon nach wenigen Minuten, mit dem Schnabel an das Fenster des Büros des Vorsitzenden klopfte.

"Gyousei ! Du musst uns leider verlassen - ich habe mit meinem lieben Bruder eine kleine Vereinbarung abgeschlossen und du wirst dich auf den Weg zur Akaishima machen müssen, da wir ausnahmsweise einmal zusammen arbeiten. Ich zähle auf dich!", erklärte Hamano und zwinkerte ihm zu. "Ihr könnt euch auf mich selbstverständlich verlassen, Hamano-sama!", gelobte der Diener Hamanos und verneigte sich.

"Na toll, jetzt kommt der Papierkram schon mit der Luftpost..." murrte Amaya, die, da ihr Vater noch immer nicht wieder ganz auf den Beinen war, wieder den Posten des Senatsvorsitzenden abgenommen hatte, wobei ihr ihr Großvater ein wenig zur Hand ging. Auch dieser hatte nach dem Eklat mit Kaoru die Sitzung schnellstmöglich verlassen und war dann Amaya ins Büro gefolgt, während diese ihm ein wenig erklärt hatte, was sich so in den letzten Jahren politisch verändert hatte - immerhin war das bisher für ihn nicht gerade wichtig gewesen, weshalb er es einfach gelassen hatte, nach solchen Dingen zu fragen - wieso hätte er es auch tun sollen? Nachdem er zu seinen Todeszeiten nicht mehr regiert hatte - was ja nur logisch war - war es ihm relativ egal geworden, was die anderen aus seinem Land und dem Land seiner Vorfahren gemacht hatten. Er hatte zwar zwischendurch hier und da die Kommentare abgelassen, wenn es wieder zu Tyranneien und Putschversuchen gekommen war, doch wirklich interessiert hatte er sich für solche Dinge nicht. Jetzt jedoch blickte auch er erstaunt auf, als seine Enkelin den Brief von der Taube löste und dann aufmerksam durchlas.
"Die Matsuris hatten überhaupt eine eigene Insel?" fragte sie und hob nur eine Augenbraue. So ganz wusste nun eben auch wieder nicht Bescheid über die Verteilung der Güter. Dann jedoch reichte sie den Brief an Amura weiter, der daraufhin nur leicht die Mundwinkel verzog.
"Ja, die Matsuris hatten eine Insel. Nachdem jedoch meines Wissens nach vor ein paar Wochen der letzte Nachkomme der Matsuris, Yuna Matsuri, verstorben ist, wurde die Insel offensichtlich an den Senat zurückgegeben. Dass sie jedoch jetzt Unabhängigkeit wollen, erscheint mir ein wenig suspekt. Hat es auf dieser Insel in den letzten Jahren irgendwelche Vorkommnisse gegeben?"
Kurz überlegte Amaya, schüttelte dann jedoch den Kopf, denn ihr war absolut nichts dergleichen bekannt. Aber sie beschloss, später noch in dieser Sache ihren Vater zu fragen, auch wenn sie ihm noch nicht ganz verziehen hatte. Aber im Moment war er wohl der einzige, der nicht verletzt war, der Ahnung vom Senat hatte und dem sie auch trauen konnte.

"Sind Sie Kaoru Meiku?" fragte Ruka atemlos, als sie plötzlich auf dem Gang in der Nähe des Auditoriums eine Frau entdeckte, die der Kaoru, von der ihre Verwandten erzählt hatten, zum Verwechseln ähnlich sah. Ein wenig war sie zuerst unsicher gewesen, was sie davon halten sollte, doch dann hatte sie einfach ihren Mut zusammengenommen und war einfach auf die junge Frau zugegangen.

"Was? Was führt Sie denn zu mir, dass sie es so eilig haben mich zu sprechen?", fragte Kaoru verwirrt als sie den atemlosen Reinblüter vor sich entdeckte. Als sich Kaoru umdrehte konnte man sehen, dass sie eine Thermoskanne mit bunten Blumen in der Hand hielt, in der anderen Hand den Deckel der mit heißem Tee gefüllt war. "Nehmen Sie mal nen Schluck und dann können sie nochmal bei Adam und Eva anfangen!"

Schnell zückte Hamano eines der Pergamente und ließ Etsumi einen Brief schreiben, dessen Schriftbild dem von Kumiko glich. Etsumi war in ihrer Kindheit oft bei Matsuo gewesen und kannte daher die Schreibart von Matsuos Mutter sehr genau. Um auf irgendwelche Fehler zu stößen, hätte man also schon entweder Kumiko selbst oder Matsuo sein müssen, falls es überhaupt welche geben sollte. "Ich höre!", erklärte sich Etsumi bereit - sie hielt bereits die in die Tinte getunkte Feder und wartete darauf, dass Hamano anfing zu diktieren.
"Schreibe ihr, dass Kumiko zurückgekehrt ist und dringend mit ihr über Ryouji sprechen müsse, da sie vom neusten Vorfall erfahren habe. Sie möge doch bitte auf die Akaishima kommen, da dies der einzige Ort sei wo sie sich noch sicher fühlt und an dem es keine Gefahr für Takara seitens Ryo oder Hamano gebe. Des weiteren schreibe bitte, dass Kumiko nicht in den Senat zurückkehren kann, da sie fürchtet aufgrund der verhängten Strafe für die Takenouchis und Teshigaras verhaftet zu werden! In Ordnung?", fragte Hamano, als er mit dem Diktat geendet hatte. "Klar doch!", meinte Etsumi mit einem breiten Grinsen. Sie liebte es Leute in die Irre zu führen.

"Danke." meinte Ruka auf Kaorus Worte hin und nahm erst einmal die Tasse. Vorsichtig probierte sie ein, zwei Schlückchen davon, bevor sie dann jedoch einen größeren Schluck nahm, da ihr das Getränk doch ziemlich gut schmeckte, auch wenn es einen leicht komischen Nachgeschmack hatte. Aber sogleich fühlte sie sich viel entspannter als sie es noch zuvor gewesen war. "Sagen Sie, wer hat denn diesen Tee gemacht? Der schmeckt absolut göttlich!" lobte sie das Gebräu von Hasekura, bevor sie dann jedoch mit ihren Erzählungen begann. "Wie Sie sicherlich mitbekommen haben, haben mein ältester Sohn und dessen Sohn ziemlich heftige Verletzungen davongetragen, nach dem heutigen Tag. Nun, ich habe von ein paar Leuten gehört, dass Sie eine ziemlich begabte Ärztin sein sollen, weshalb ich mir dachte, dass Sie vielleicht ein wenig nachhelfen könnten, dass die beiden wieder aus dem Koma aufwachen? Denn ich will nicht, dass ihnen am Ende doch noch irgendetwas passiert, nur, weil ihre Heilkräfte versagt haben. Also...hätten Sie vielleicht kurz die Zeit, sich um die beiden zu kümmern? Und vielleicht auch, dass Sie dafür sorgen, dass Yoshiro liegen bleibt, nachdem er schon selbst hierherkommen wollte?"

"Nun, ich denke wir sollten wohl doch dem Krankenzimmer einen kleinen Besuch abstatten, immerhin wird noch mehr Papierkram auf uns zukommen. Und nachdem ich absolut keine Ahnung habe was politisch in den letzten Jahren im Detail vor sich ging, und du ebensowenig informiert bist, müssen wir wohl deinen Vater selbst um Rat fragen." erklärte Amura und hatte sich schon von seinem Stuhl erhoben, wobei er den Brief von Amaya noch immer in den Händen hielt.
Leicht nickte diese, und stand dann ebenfalls auf, bevor sie sich zusammen mit Amura auf den Weg zum Krankenzimmer machte. Zwar behagte es ihr so ganz und ganricht, ihren Vater jetzt zu sehen, doch welche andere Wahl hatte sie, wenn sie dieses politische Debakel wieder in Ordnung bringen wollte?

"WIE BITTE?!!! Haben diese Krankenschwestern ihn etwa nicht ans Bett gekettet!!!! Er sollte eigentlich strenge Bettruhe haben, sowie alle anderen Verletzten!!!! Na warten Sie - ich knöpfe ihn mir vor. Danach wird ihm so zumute sein, dass er es nicht noch einmal wagen wird von alleine aufzustehen!!!!! Sie können sich so lange ja hier ausruhen und den Tee genießen!", empfahl Kaoru und wollte in das Krankenzimmer laufen.

"Fertig....jetzt noch zubinden...an die Taube und los meine teure!", sprach Etsumi mit sich und der Taube als sie den fertigen Brief "Kumikos" an das Bein der Taube band und sie nun ebenfalls auf den Weg zum Senat schickte. Hamano erwartete, dass Takara den Brief wahrscheinlich sofort lesen würde, weshalb sie keine Zeit verlieren konnten.

"Warten Sie! Ich komme mit!" rief Ruka und hatte sich im nächsten Moment schon die Teetasse sowie die Kanne geschnappt, bevor sie sich auf den Weg machte und Kaoru ins Krankenzimmer folgte. Einerseits wollte sie die Arbeit der Ärztin sehen und wissen, wie diese so ihre Patienten versorgte, während sie andererseits doch ganz amüsiert schien von der Idee , dass ihr Sohn von jemandem wie Kaoru sich wohl in die Schranken weisen lassen müsste - immerhin war er sonst überhaupt nicht der Typ, der auf irgendjemanden hörte, schon garnicht auf Ärzte, war Yoshiro doch ein absoluter Krankenhaus- und Ärztehasser. Jetzt jedoch hatte er wohl gar keine andere Möglichkeit, als in seinem Krankenzimmer zu bleiben, denn sollte ihn jemand dabei entdecken, wie er in den Gängen herumlief, würde er wohl mächtigen Ärger bekommen , und das nicht nur von Kaoru.

Ein wenig erschrocken war Takara zusammengezuckt, als sie plötzlich einen Knall hörte und im nächsten Moment schon eine Brieftaube an der Fensterscheibe kleben sah. Kurz musste sie lachen, bevor sie dann jedoch aufstand, um das Fenster zu öffnen und die Taube mitsamt dem Brief wieder hereinzuholen. Aufmerksam las sie sich den Brief durch, bevor sie dann jedoch leicht die Stirn runzelte. Was bitte wollte Kumiko auf der Akaishima? Und sollte sie wirklich dorthin? Eigentlich wollte Takara nicht mehr über Ryouji sprechen, vor allem nicht, nachdem der Verlust ihres zweiten Bruders sie auch ziemlich schmerzte. War sie denn die einzige, die noch einigermaßen bei Sinnen war in der Familie Taiki?

"Herr Yoshiro Shadako, wenn Sie sich nicht augenblicklich in ihre Bett zurücklegen, wird sich ihre Wunde wieder öffnen und dann werden sie wieder eine blutige Sauerei anrichten und unser Clean T.E.A.M. wird wieder eine ganze Woche mit Waschen beschäftigt sein!!!", rief Kaoru laut, als sie überraschend ins Krankenzimmer geeilt kam und Yoshiro am Fenster sitzen sah. "Sie haben strenge Bettruhe, es sei denn Sie wollen wirklich noch sterben!", zischte sie und schlug die Bettdecke auf, sodass Yoshiro sich sofort hinlegen konnte. "Also wenn ich bitten dürfte?", meinte Kaoru in einem ungewohnten Befehlston und sah streng zu Yoshiro.

Während Shinji ziemlich in sich gekehrt vorauswandelte, liefen die beiden Aritomogeschwister zusammen mit Ichimonji in ihrer Mitte. Ein stärkerer Wind war aufgekommen, da sie sich nun am Strand befanden und der Meereswind ungehindert über das Land hinwegflog. So kam es, dass die stille Atmosphäre, das Rauschen des Meeres und die wehenden Kleider Shinjis ein äußerst melancholisches Bild zauberten, dass Ichimonji die Probleme im Senat vergessen ließ. Wie schön war es doch endlich einmal dem Stress des Regierens entflohen zu sein.

"Das ist doch jetzt nicht dein Ernst, oder?" fragte Yoshiro, als er die Worte von Kaoru hörte und wandte sich nur zu seiner grinsenden Mutter um, die daraufhin nur mit dem Kopf nickte.
"Mein lieber Herr Sohn, wenn du nicht willst dass ich noch sauer werde, würde ich dir sagen, dass du dich jetzt brav ins Bett legst und erst einmal deine Wunden auskurierst bevor hier irgendetwas anderes passiert. Die nette Dame hat nur Recht mit ihren Aussprüchen, auch wenn ich nicht weiß wer das Clean T.E.A.M sein soll, aber ich denke es reicht auch schon so, dass es hier um deine Gesundheit geht! Also entweder legst du dich jetzt hin oder ich trag dich ins Bett und lasse Handschellen holen, damit wir dich ans Bettgestell fesseln können!"
Missmutig hatte sich Yoshiro zumindest einmal aufs Bett gesetzt, bevor er dann jedoch mit den Augen rollte. "Und wer übernimmt bitteschön die Vertretung für mich? Immerhin bezweifle ich, dass ihr im Moment den ganzen Papierkram auf die Reihe bringen würdet. Mutter, und auch Kaoru-san, es geht mir wirklich prächtig, und es gibt absolut keinen Grund zur Besorgnis!" Eigentlich hatte er noch weitaus mehr erwidern wollen, doch dann hatte ihm seine Mutter nur einen erneuten bösen Blick zugeworfe, und als er auch noch den Blick Kaorus sah, legte er sich doch hin, auch wenn er absolut nicht begeistert von der Sache zu sein schien.

Wieder überlegte Takara, was sie tun sollte, doch dann entschied sie sich dafür, dass sie gehen würde. Aber nicht allein, soviel war sicher. Erstens reiste sie nicht mehr gern allein und zweitens war es wohl auch besser, wenn sie jemanden dabei hatte, dem sie wirklich vertrauen konnte, denn wer wusste in diesen Tagen des Bürgerkriegs schon, was manche Leute im Schilde führten? Denn Takara ging zwar nicht davon aus, dass Kumiko sie hereinlegen wollte, doch sie glaubte dass es genug Leute gab, die den Briefverkehr beobachten würden und manche der Briefe vielleicht auch durchlesen würden, um sich so einen Vorteil zu verschaffen.

"So und nun deck dich noch zu du armes Kindlein, sonst erkältest du dich noch!", meinte Kaoru und deckte Yoshiro mit der Decke zu, die so schwer war, dass man sie von selbst fast nicht zurückschlagen konnte. "So und jetzt zu den anderen Patienten!", bemerkte Kaoru und wandte sich zu Yokai und Yuuji. "Das sieht ja furchtbar grauenhaft aus - was sind das bloß für Stümper in diesem Krankenhaus!!!!???!!!", zischte Kaoru als sie die kaum behandelten Brandwunden Yuujis sah.

Plötzlich blieb Shinji stehen und ließ sich den Wind um sein Gesicht wehen, sodass der obi, mit dem sein Kimono gebunden war, im Wind flattern konnte. "Was für eine schöne Erscheinung....kein Wunder, dass er der Erste aller Aritomos ist - so wie er sieht sonst niemand aus!", lobte Ichimonji Shinjis wundervolles Aussehen.