Kapitel 9: Die Sinfonie des Mordens, 5.Satz: Majestoso

Erstaunt blickte Yuuji auf als er das hörte, dann aber zeichnete sich ein großes Lächeln auf seinem Gesicht ab, als er merkte, dass es sein Name war und es auch endlich registrierte. Er hatte seine Eltern also doch nicht enttäuscht. Freudestrahlend löste er sich also von seiner Mutter und ging dann mit einem immer breiter werdenden Grinsen auf die Bühne, wobei ihm auch dort applaudiert wurde, insbesondere von Yokai und Amaya sowie Hana und Sayoko, die in nächster Nähe zu ihm standen. Dann aber wandte er sich zu Ayato um und war gespannt, welcher Preis ihn erwarten würde, nachdem er nun doch gewonnen hatte.

Dagegen ging insbesondere von Amura und Asato ein gewisses Raunen aus als sie bemerkten, dass sie diesen Ruhm diesmal nicht der Familie Shadako zuschreiben konnten, und somit waren sie doch ein wenig schlecht gelaunt, konnten aber immerhin froh sein, mit Amaya eine Preisträgerin zu haben.

Cecilia hatte dann aber auch nur geschmunzelt, als sie bemerkte, wie sich Ryoujis Miene änderte. "Wie es scheint konnten Sie Ihren Hass überwinden, zumindest zu einem kleinen Teil? Ich denke mein kleiner Bruder wird nachher stolz auf sie sein. Er redet die ganze Zeit schon über Sie..." sie deutete hinüber zu Vincent der gerade bei seinen Eltern saß und mit diesen redete, wobei er immer wieder freudestrahlend über seine Erlebnisse mit Ryouji berichtete.

"Naja zumindest einen Teil...ich fürchte aber das Schwerste steht noch bevor...", entgegnete Ryouji und sah dabei vor allem zu Ruka hinüber. So ziemlich mit jedem der Shadakos hatte er es sich wohl verscherzt, wenn man mal von Amura absah. Dieser hatte ihn ja schließlich auch noch angefeuert, als er Yokai auf dem Schaffott gefoltert hatte.

"Der Preis der Chemie besteht aus 10.000 Yen und einem kompletten Chemiebaukasten, der fast die Bestände unseres Schullabors übersteigt!", erklärte Ayato und überreichte Yuuji dann den Preisumschlag und schüttelte ihm kräftig die Hand. Gerade wollten in den hinteren Reihen schon die ersten Gäste aufstehen, als Kaien an das Mikrofon hüpfte.
"Meine Damen und Herren ich kann ja verstehen, dass es sie zum Essen und zum Tanzen zieht...daher werde ich mich beeilen....wir von der Schulleitung hatten es eigentlich nicht für möglich gehalten, doch der diesjährige Jahrgang nötigte uns dazu einen weiteren Preis zu kreieren, den es so vorher nie gegeben hat. Und er nötigte uns auch dazu dieses Jahr eine Ausnahme bei der Verleihung der Preise zu machen: dieses Jahr wird das erste Mal sein, dass ein Absolvent dieser Schule zwei Preise bekommen wird"; erklärte Kaien und holte einen goldenen Umschlag aus seinem Jackett.
"WAs kommt jetzt?", fragte Emi erstaunt. Von diesem Preis hatte niemand etwas gesagt.

"An dieser Stelle sage ich wohl besser nichts dazu. In dieser Hinsicht hätte sogar wohl ich Ihnen den Tod gewünscht, aber ich will ja nicht so sein. Aber Sie haben wirklich Einiges wieder gut zu machen, und dabei sollte Ihnen bewusst sein, dass es auch nötig sein wird, über den Schatten des Hasses zu springen, am Besten bevor Sie alles endgültig noch ins Chaos stürzen. Sie haben immerhin genug zu verantworten, und ich glaube ich brauche an dieser Stelle nicht alle Taten von Ihnen aufzuzählen. Die Sache mit der Hinrichtung spricht jedoch für sich." erwiderte Cecilia ruhig, aber dennoch mit einem leichten Vorwurf in der Stimme.

Erstaunt blickten nun doch noch einmal alle zu Kaien als er das sagte. Yuuji hatte sich immerhin eigentlich schon mit dem Geld und dem Baukasten begnügen wollen, doch jetzt starrte er genauso wie die anderen Preisträger auch zu Kaien und dessen goldenem Umschlag.
"Ich hab echt keine Ahnung was jetzt ist..." murmelte Amaya und starrte ebenfalls zu Kaien. "Zwei Preise? Aber für was? Gab es tatsächlich jemanden, der alle möglichen Punkte in den beiden Halbjahren erreicht hatte? Das kann doch kaum sein,...oder?"

"Nun wem würden sie wohl schneller vergeben? Mir oder meinem Bruder?", scherzte Ryouji, wobei er nun auch aufmerksam zuhörte, als er hörte, dass noch ein weiterer Preis vergeben werden würde.

"Wir hatten in diesem Schuljahrgang den besonderen Fall, dass ein Schüler sämtliche Prüfungen abgelegt hat, die man nur ablegen kann - und in allen Prüfungen die maximale Punktzahl erreicht hat! Daher sahen wir uns veranlasst einen weiteren Preis zu vergeben - er ist dotiert mit 100.000 Yen sowie einem Stipendium für ein Studium freier Wahl. Yuuji? Wenn du bitte deinen wohl verdienten Preis abholen würdest?", verkündete Kaien und kämpfte schon mit den Tränen, als er zu Yuuji hinüber schaute.

"Wtf? Das heißt Yuuji ist stinkreich...na gut dafür, dass er Schüler ist....wobei ICH ja sowieso schon ständig das Geld geradezu anhäufe..", entgegnete Matsuo, für die alles völlig unfassbar war.

Erstaunt blickte Yuuji auf, als er hörte, dass ausgerechnet er einen Preis bekommen haben sollte, und zuerst wollte er es garnicht glauben, bis sich aber dann zuerst Haru und Maria erhoben, um dem Jungen zu applaudieren, dicht gefolgt von Luzius, Cecilia und Vincent, wobei auch Luzius ein wenig stolz schien. Auch jene, die auf der Bühne standen, brachen in tosenden Beifall für den besten Schüler ihrer Jahrgangsstufe aus, Amaya ging sogar so weit, ihren Cousin erst einmal zu umarmen. Am stolzesten von allen war jedoch Yokai selbst, der seinem Sohn nur aufmunternd zulächelte und ihm dann ein wenig anstupste, sodass der Kleine nach vorn laufen und seinen Preis abholen konnte. Was Yuuji jedoch mit so viel Geld wollte - was ja schon fast mehr war, als sein Vater im Moment besaß - und einem Stipendium, wusste er jedoch selbst nicht. Eigentlich wollte er seinem Vater nacheifern, vielleicht würde er also Politik studieren... Dann aber ging er erst einmal zu Kaien hin und nahm den Preis entgegen.

Mittlerweile hatten sich auch die drei Shadako-Zwillinge sowie Ruka und Chiyo erhoben. Lediglich Amura und Asato waren als Einzige sitzen geblieben, da sie nur wenig davon hielten, und vor allem auch noch immer eifersüchtig waren, dass der beste Preis der Schule an den Sohn eines Blutsverräters gehen sollte.

Ein wenig beugte sich Kaien zu Yuuji herunter, als er ihm den goldenen Umschlag überreichte und dann noch kräftig umarmte und fast gar nicht mehr loslassen wollte. Kaien rollten schon die Tränen über die Wangen, während er fast schon mantraartig beteuerte wie sehr er doch stolz auf Yuuji war. Kyosuke, Yuiko und Ysou jubelten ebenfalls kräftig mit, während Hirou und auch selbst Matsuo kräftig applaudierten.
Ganz im Gegensatz dazu, rollte Azuma mit den Augen: alle Preise waren verteilt und er war leer ausgegangen. Völlig leer - nicht mal auch nur einen Yen hatte er gewonnen. Und noch dazu war er nicht einmal sicher, dass er überhaupt seinen Abschluss bekommen würde.

"Bitte recht freundlich!"; bat Yatsumi, die wie alle im Raum völlig aus dem Häuschen war und nun ein Foto schießen wollte, dass Kaien und Yuuji, den glücklichen Preisträger zeigte.

Noch immer völlig überstürzt nahm Yuuji den Umschlag an sich, stellte sich dann aber auch hin, damit man das Foto schießen konnte. Zuerst wohl von Yuuji, danach aber sollte wohl noch ein Gruppenbild folgen mit allen Lehrern, Rednern und vor allem natürlich mit den Preisträgern und ihren Geschenken. Erst danach sollten auch noch jene, die bisher leer ausgegangen waren, ebenfalls auf ein Foto kommen. Dazu gehörten bisher nur Azuma und Touya, wobei Letzerer es wesentlich ruhiger hinzunehmen schien, da er wohl sowieso schon wusste, dass es ohne den Kunstunterricht auch keinen Preis für ihn geben würde.

Missmutig trottete Azuma auf die Bühne - mit mieser Laune, da er nicht einmal einen Trostpreis gewonne hatte. Touya dagegen schien alles egal zu sein und sprang durchgedreht wie immer auf die Bühne um sich ebenfalls auf dem Foto verewigen zu lassen. "Respekt Yuuji!"; meinte Hirou und zwinkerte Yuuji aufmunternd zu, während Emi es sich ebenfalls nicht nehmen ließ Yuuji einmal richtig durchzuknuddeln.

"Hehehe...soviel Geld für so ein kleines Kind....ich bin beeindruckt....ob er denn auch weiß, was er damit anstellen will?", kicherte Jirou, der bei den Senatoren saß und nun ebenfalls applaudierte. Auf der Bühne dagegen nahm jeder Yuuji in den Arm - auch Kaoru konnte nicht widerverstehen.

"Na na, du bist selbst schuld wenn du nur so pervers bist..." erwiderte Amaya leise, als sie den Blick von Azuma sah. "Du hattest ja nur Sex im Kopf, da kann man dir auch nicht helfen..aber naja, das ist dein Problem." Sie zuckte mit den Schultern und stellte sich, nachdem alle mit dem Beglückwünschen von Yuuji fertig waren, neben ihren Cousin. Auch sie hatte ihn einmal kräftig umarmt, genauso wie sein Vater, der sich nun hinter seinen Sohn stellte, damit die anderen Schüler und Lehrer, die wohl etwas kleiner waren als Yokai, ebenfalls noch aufs Bild passten. Im Allgemeinen wollte er eher im Hintergrund bleiben, weshalb er nun in der zweiten von zwei Reihen stand.

"Sooo damit dürfte das Büffett wohl eröffnet sein!"; kicherte Yuka, nachdem auch das allerletzte Foto geschossen war und vom großen Saal auch schon Orchestermusik zu hören war, die geradezu zum Tanzen aufforderte.
Während die Vampire also noch auf das offizielle Startzeichen warteten, waren Emi und Matsuo damit beschäftigt die Sektgläser aufzufüllen, da nun sicherlich alle nochmal anstoßen wollte. Die Hunter dagegen standen an den Fenstern des Saales und warfen immer wieder mal einen Blick nach draußen, ob sich auch ja niemand näherte der hier nicht erwünscht war.

"Ich erkläre den Tanzabend und das Büffett für hiermit eröffnet!", verkündeten Kaien und Hayato gleichzeitig ins Mikrofon, nachdem sie das Foto mit all den Lehrern und Preisträgern geschossen hatten.

Auch die anderen waren mittlerweile zum Büffet gegangen und hatten sich etwas zu Essen geholt, während einige andere sich gegenseitig zum Tanz aufforderten und nun sofort die Tanzfläche bevölkerten. Dies waren jedoch eher die älteren und die Senatoren, gerade Leute wie das Fukuda-Ehepaar oder auch Har und Sakana. Die jüngeren, vor allem die Schüler, hielten sich jedoch eher bedeckt was den Tanz anging und wollten stattdessen erst einmal das Buffet genießen. So hatte sich Amaya mittlerweile mit einem vollbeladenen Teller zu ihren Eltern gesetzt, die natürlich wieder nach Familienzugehörigkeit geordnet saßen. Yokai dagegen bevorzugte einen Stehplatz und überließ das Sitzen vorerst einmal seinem Sohn und seiner Frau. Je näher sie dem Duell kamen, welches gleich nach dem Essen stattfinden würde, desto nervöser wurde er und mittlerweile war er schon ziemlich bleich geworden und zittrig.

"Hmmm wie hoch ist der Blutfettwert in der Suppe da?", fragte Matsuo als sie sich gerade Suppe schöpfen wollte. "Ich bin schließlich auf Diät!", erklärte Matsuo, während nur wenige Meter hinter ihrem Rücken Emi sogleich die Antwort wusste. "Andernfalls hätte ich nämlich nicht in diesen lilafarbenen Alptraum gepasst, ohne dass die Nähte reißen!", äffte Emi Matsuo nach, wobei es fast schon an ein Wunder grenzte, dass Matsuo davon offensichtlich nichts mitbekam.

"Meine Glückwünsche, Kima-sama! So jung und doch schon so eine große Leistung! Ich ziehe meinen nicht vorhandenen Hut!", meinte Jirou und zwinkerte Yuuji aufmunternd zu, während Ryouji gerade neben Yuuji stand und sich eifrig an den köstlichen Häppchen bediente. Zudem war er auch damit beschäftigt den Teller für Cecilia zu füllen, schließlich wollte sie sich nicht durch das Gedrängel kämpfen.

"Oh mein Gott, als ob es wirklich nichts anderes gäbe, was man an solch einem Tag besprechen könnte....Aber ja, Diät würde ihr wirklich gut tun, denkst du nicht auch, Sayo-chan?" fragte Hana, als sie mitbekam, was über Matsuo gelästert wurde und was diese auch selbst von sich gegeben hatte. Sie war gerade froh, dass sie und Hana zusammen sitzen konnten, und vor allem so näh an Emi, denn diese hatte im Moment wirklich gute Sprüche parat, gerade was Matsuo anging, die ja wohl keiner mehr mochte, vor allem nach ihrem kleinen Fotoshootings, welches sie anstatt eines simplen Fotos vorgezogen hatte nach ihrer Preisverleihung.

Dagegen war Yokai nun auch zum Büffet geschritten und legte sich allerdings nur zitternd einen einzigen kleinen Happen auf den Teller, weil er kaum etwas hinunterbrachte, auch wenn er wusste, dass er wirklich essen musste. So stand er nun aber unschlüssig neben Ryouji und konnte sich nicht entscheiden, was schlechter war - ein Stück Brot oder ein einzelnes Nigiri?

"Und wieviele Kalorien haben diese Teile da so?", fragte Matsuo als sie die Suppeneinlage aussuchte und angesichts der vielen Möglichkeiten erst einmal die genauen Zutaten von jeder Einlage erfragte um dann abwägen zu können, wo wohl vielleicht noch Fett versteckt wäre. Dass sie damit die ganze Schlange, die sich am Büffett angestellt hatte, für ganze 20 Minuten aufhielt, fiel ihr dabei gar nicht auf.
Dass sie auch noch die Allererste am Büffet war und somit niemanden vor sich hatte, machte es nicht besser - im Gegenteil: nachdem die ewig andauernden Gespräche über ungesättigte und gesättigte Fette, versteckte Fette und nervigen Kalorien geendet hatten, schritt Matsuo endlich weiter zu den Salaten, sodass sich der angesammelte Mob aus hungrigen Vampiren nun wenigstens endlich an der Suppe bedienen konnte. Anhand von Emis Blick konnte man schon deutlich ablesen, dass sie Matsuo für solche Aktionen am liebsten lynchen würde.

"Wirklich herausragend wieviel Aufwand Herr Kurosu für diese Veranstaltung auf sich genommen hat, nicht wahr, Herr Kima? Man sieht Ihnen schon an, dass es offensichtlich auch für sie schwer ist, sich anhand dieser gigantischen Auswahl zurechtzufinden. Ich bin selbst noch unschlüssig, welche Leckereien auf meinen Teller landen sollen!", versuchte der getarnte Ryouji etwas Small Talk aufzubauen, auch wenn sein gedankliches Teufelchen heftigst dagegen protestierte. Da nun aber das Engelchen die Führung übernommen hatte, würde sich Ryouji benehmen.

"Es ist in der Tat erstaunlich, wo Kaien sonst eher der Chaot ist, dessen Planungen in letzter Sekunde oft genug über den Haufen geworfen werden. Aber nein, ich muss ehrlich sein, ich bin nicht unschlüssig, mir ist der Appetit vergangen." Yokai lehnte sich gegen das Büffet. "Nun...vielleicht nehme ich nur ein kelines Bruscetta zu mir, es sollte genügen...auch wenn ich es wohl eher nötig hätte, mehr zu essen." Er seufzte, als er so über den langen Tisch blickte, an dem sich gerade Matsuo noch bediente. Er war einer der Letzten in der Schlange, zumindest von den geladenen Gästen. Denn diese würden zuerst die Möglichkeit haben, das Essen auszuschen, bevor dann die ungeladenen, bzw. nicht dem Adel angehörigen Gäste an der Reihe waren. "Und Sie? Haben Sie sich schon entschieden?" fragte er dann aber, um die höfliche Konversation am Leben zu erhalten.

"Alter, wenn sie nicht bald fertig ist , drängel ich mich vor, gutes Benehmen und Ansehen als nächste Vorsitzende hin oder her!" fauchte Amaya, als sie Matsuo sah, wie diese sich über das Fett unterhielt. "Ich wünsche ihr, dass ihr nachher das Kleid platzt und sie nackt dasteht..."

"Hat das Joghurtdressing links oder rechtsdrehende Kulturen?", fragte Matsuo, als sie plötzlich sah wie Emi vor ihrer Nase den Schöpflöffel schnappte und sich selbst das Joghurtdressing auf den Salat leerte. Pikiert und erstaunt sah Matsuo zu Emi, während diese nur neckisch zurückgrinste. "Was fällt dir ein dich einfach vor mich zu drängeln? Was fällt dir nur ein? Hast du noch nie was von einer guten Erziehung und Benehmen gehört?", kritisierte Matsuo Emi, während diese einfach schon mal weiter zum Fischbüffet lief.
"Tut mir leid Schätzchen...ich bin wohl eine rechtsdrehende Kultur und du standst gerade im Weg, weshalb ich an dir vorbei "kugeln" musste!", äffte Emi die mehr als nur brüskierte Matsuo nach, während nun die halbe Versammlung sich an Matsuo vorbei drängelte. Schließlich hatte sie für einen Stau gesorgt und das, wo doch die Gäste alle hungrig waren.

"Ich weiß es nicht...außer den Häppchen sieht man ja noch nichts vom Büffett.....naja man sieht zumindest, dass es viel Essen gibt!", lachte Ryouji, während sich Jirou direkt hinter ihnen anstellte. "Sie haben einen angenehmen Abend Herr Kima?", fragte Jirou, der Ryouji keines Blickes würdigte, da dieser doch nur ein geringer Diener war.

"Wie mans nimmt, wie mans nimmt, Jirou-san." erwiderte Yokai und bemühte sich um ein Lächeln. "Ich fürchte, dass die Gedanken an die heutige Nacht und das bevorstehende Duell gegen meinen Ahnen leider die Freude auf den Abend genommen haben." Sein Lächeln erstarb schnell. "Nun gut, ich möchte Ihnen den Abend nicht selbst verderben, ich hoffe Sie werden später noch eine gute Zeit verbringen können. Nun, wie es scheint hat sich der Stau durch Matsuo aufgelöst, wir können also weiter. Ich habe gehört, dass die besten Köche des Senats das Essen zubereitet haben, aber viel weiß ich leider nicht. Dafür bin ich zu wenig im Senat unterwegs..."

"Na endlich! Danke Emi-chan!" kicherte Amaya und schlängelte sich ebenso wie die anderen Schüler auch weiter vorbei an Matsuo, die nun von niemandem mehr eines Blickes gewürdigt würde. Stattdessen ging es jedem nun nur noch ums essen, immerhin waren sie alle hungrig, hatten sie doch den ganzen Abend lang bisher nichts bekommen.

"Oh das hatte ich schon fast vergessen...verzeihen Sie mir mein schlechtes Timing...", entschuldigte sich Jirou, auch wenn er durchaus das Zittern von Yokais Hand bemerkte. Offensichtlich schien das Zeichen auf Yokais Hand schon allmählich zu jucken, denn es verblieben nur noch wenige Stunden bevor Yokai seinen Termin vor dem Triumvirat der Hunter völlig verpasst hatte.
"Was ist das?", fragte Konstantin, denn jetzt hatte auch er das Zeichen auf Yokais Hand gesehen, nachdem Jirou es so angestarrt hatte.

In Matsuos Gehirn tobte gerade ein urkatastrophales Gewitter der Gefühlsregungen: Hätten ihre Blicke töten können, so hätte man sicherlich die halbe Night Class noch gleich im Anschluss an das Büffett begraben können. So stand sie jetzt aber nur da und starrte erschüttert Emi und den anderen hinterher, während sich die restlichen Gäste ebenfalls an ihr vorbeischlängelte oder sie sogar zur Seite schoben, damit sie an die Joghurtsoße kamen.

Juria und Nozomi waren dagegen schon in den Ballraum gegangen und tanzten sich gerade ein, auch wenn sie dabei Gesellschaft von Yuka und Ichiru hatten. Diese trauten sich schließlich keinen Zentimeter von Nozomi weg, denn schließlich hatten sie eine Abmachung mit ihm. Und diese wollten sie nicht so schnell schon wieder brechen.

"Das wüsste ich selbst gern. Offensichtlich haben die Hunter mehrere Glyphen entwickelt, von denen die Vampire bisher nichts wussten. Wie es scheint, werde ich also mal wieder vom Pech verfolgt. Wenn ich mich recht entsinne, habe ich heute Nacht noch eine Vorladung beim Huntergericht in Rom. Schade, dass ich zu diesem Zeitpunkt schon einen anderen Termin habe, wie Sie ja wissen sollten. Ehrlich, wenn Gott mich hasst, kann er es mir auch gleich sagen...er wäre nicht der Erste...Leider weiß ich, dass das Pech mich auch noch im Tode verfolgen würde...also habe ich die Wahl zwischen Pest und Cholera." Wieder ein Seufzen von Yokai, der nun auf die Glyphe starrte wie ein Besessener, und vor allem leicht zu kratzen begann als er das Jucken spürte.

Dagegen schenkte niemand mehr Matsuo irgendeine Form von Beachtung, stattdessen bediente sich jeder am Büffet ohne jemals überhaupt nur aus den Augenwinkeln auf das Mädchen im violetten Kleid zu starren.

"Darf ich um diesen Tanz bitten?"; fragte Juria, denn der Abend war schon sehr vorangeschritten und es würde der letzte Tanz des Abends sein. Der letzte Tanz, bevor Yokais Duell beginnen würde. Mit einem aufmunternden Lächeln hielt Juria Yokai die ausgestreckte Hand hin und wartete darauf, dass dieser annahm. Sie hatte sich sogar die Erlaubnis von Nozomi geholt, der dafür mit Kumiko tanzte, die trotz ihres eher geringen Standes doch die Blicke der Männer auf sich zog.

"Pfff....ich wette sie wird irgendwann herumtrampeln wie ein Nilpferd...so wie sie auf die Kalorien achtet....", maulte Matsuo herum, während sie den fettarmen Fisch aß und eifersüchtig auf die Tanzfläche starrte, auf der Emi gerade ChaChaCha zusammen mit Ysou tanzte. Selbst Azuma hatte eine Tanzpartnerin gefunden, was sie nur noch mehr aufregte. War der Perversling etwa noch beliebter als sie?

"Gerne doch, Madame." erwiderte Yokai und ließ Juria ein leichtes Lächeln zukommen, auch wenn man sah, dass er mit sich selbst zu kämpfen hatte. War dies vielleicht der letzte Tanz, den er jemals führen würde? Immerhin....verlor er gegen Yakuma, gab es nur noch einen einzigen Ort, an dem er jemals verweilen würde - die Unterste Hölle. Selbst der Teufel hatte Angst davor, erzählte man sich. Doch ob es stimmt, konnte niemand sagen, denn der ehrenwerte Akuma-sama setzte bei jeder Erwähnung des Namens eine Fassade auf, die für Sterbliche undurchdringbar war. Nur wenige kannten das Geheimnis, das wie ein Netz um den Ort gewoben war. Aber wer wollte es schon erfahren? Dann aber schüttelte Yokai den Kopf. Er wollte jetzt nicht dran denken. Stattdessen verdrängte er den Gedanken an das Duell, an die Hunterglyphe, an einfach alles, was ihn beschäftigte und wandte sich, nach einem kurzen Blick zu Maria, die aber mit Yuuji tanzte, wieder Juria zu.

Dagegen saß auch Amaya nun auf einem Stuhl am Rande der Tanzfläche. Offensichtlich hatte es keinen Jungen gegeben, der mit ihr tanzen wollte, weshalb sie nur seufzend sitzen blieb und stattdessen vor lauter Frust die Pralinen in sich hineinschob, als ob sie gleich zur Neige gehen würden.

Mit einem freundlichen Lächeln führte Juria Yokai mit sich auf die Tanzfläche, als das Orchester gerade begann die selbe Musik zu spielen, wie damals als Juria und Yokai auf der Hochzeit von Takara das erste Mal getanzt hatten. "Erinnerst du dich noch an damals?"; fragte sie, während sie mit Yokai über die Tanzfläche tanzte - wobei es eher schon fast so aussah als würden sie schweben.

"Ist es das hier die Luziuskirche?", fragte ein kleines Kind den Polizisten, der zusammen mit einer ganzen Mannschaft die Kirche bewachte, mit der später die Reinblüter die Hölle betreten würden.

"Natürlich, ich vergesse nicht, das weißt du doch..." murmelte Yokai und zwang sich zu einem Lächeln, auch wenn er mittlerweile spürte, wie die Hunterglyphe doch nun zu schmerzen begann. Zuerst war es nur ein kleines Jucken gewesen, mittlerweile jedoch hatte es sich zu einem stechenden, brennenden Schmerz entwickelt, der ihn nicht mehr loslassen wollte. Ein wenig war ihm wehmütig zumute. Wenn er verlor, würde er nicht nur Maria, sondern auch Juria verlieren. Und noch immer zwang es ihn in einen Zwiespalt, wenn er die beiden Frauen neben sich sah. Sowohl Juria als auch Maria waren fest in seinem Herzen verankert, auch wenn Juria verheiratet war, und mittlerweile Kinder und sogar Enkelkinder hatte. Und dennoch: Er hatte mit ihr geschlafen, nicht nur einmal. Ärgerlich über sich selbst biss er sich auf die Unterlippe und versuchte den Gedanken loszuwerden.

"Natürlich ist es das. Saphariel geweihte Kirchen sind in der Senatsstadt nicht erlaubt, sie stehen etwas außerhalb oder sind in Bastardo zu finden. Wir Vampire huldigen nicht dem Gott der Menschen und der Hunter, das solltest du doch wissen, Kleines. Oder gehst du etwa noch nicht zur Schule?" fragte der Polizist zurück.

"Sehr schön....ich hab mir da mal Gedanken über uns gemacht....vielleicht......vielleicht sollten wir ein wenig Abstand voneinander nehmen. Ich will nicht, dass wegen uns beiden noch ein Familienkrieg zwischen Kima und Aritomo entsteht!", bemerkte Juria, auch wenn man deutlich hören konnte, dass sie es nur schwer übers Herz brachte diese Worte auszusprechen.

Matsuo leerte derweil bereits das 7. Weinglas seit sie einfach sitzengelassen wurde, während so gut wie alle anderen tanzten. Dabei hatte sie ihr Kleid doch extra so geschnitten, dass man in ihm tanzen UND stolzieren konnte. Dachte sie zumindest.

"Oh...gomeeeen! Too-san hat mich noch nicht auf die Schule geschickt...ich bin erst im Kindergarten!", erklärte der kleine Junge und schaute zu dem großen Polizisten hinauf. "Weißt du wo Kaa-san ist?", fragte der Kleine plötzlich und sah den Polizist mit großen Kulleraugen an, so als würde er jeden Moment losheulen, wenn der Polizist ihm nicht helfen konnte.

Als Yokai das hörte, blieb er stehen und ließ erst einmal Juria los. Fast schon war er versucht, etwas zu sagen, doch dann wandte er nur den Blick ab und verschwand, zurück an die Sektbar, wo er sich erst einmal ein neues Gläschen einschenkte. Wieso kam sie jetzt damit? Er hatte sie über 200 Jahre lang nicht gesehen, es waren also nur wenige Tage gewesen, in denen er bei ihr hatte sein können, und jetzt wollte sie ihn schon wieder verlassen? Vor allem jetzt, wo er kurz vor dem Duell stand....wenn sie weg war, was gab es dann noch, wofür es sich zu kämpfen lohnte? Yuuji hatte in Hirou jemanden gefunden, der sich um ihn kümmern würde, und Maria war tot. Wenn sie von dem Verhältnis erfuhr, war sowieso alles aus...wieso sollte er dann überhaupt noch bestehen? Leicht schüttelte er den Kopf und kippte, unbewusst neben Matsuo stehend, das Glas hinunter.

"Oh, das macht natürlich nichts. Aber du wirst bald in die Schule kommen, dann wirst du das auch gelernt haben." erklärte der Polizist lächelnd. "Wie sieht denn deine Mutter aus?"