Kapitel 1 - Eine ungewollte Hochzeit

"Ich glaube es war damals doch nicht so schlecht, dass wir ihn zum Klavier- und Gesangsunterricht verdonnert haben." meinte Ruka und lächelte stolz, als sie ihren Sohn Klavier spielen hörte. Auch sie freute sich sichtlich über die gelungene Abwechslung, ebenso wie manch andere, die doch von dem "schwarzen Schaf" der Familie Shadako ganz anderes erwartet hatten, nachdem man von Yokai bisher nur Schlechtes gehört hatte. Das meiste, was man von ihm mitbekam, waren die vielen Schlägereien, in die er sich gestürzt hatte, oft, weil ihn jemand wegen seiner Augenfarbe beleidigt hatte. Jetzt jedoch starrten alle nur gebannt auf Yokai, der im Umgang mit dem Klavier eine solche Fingerfertigkeit besaß, dass es schon schwer fiel, den Bewegungen seiner Finger zu folgen, huschten diese doch so schnell über die Tasten, dass es kaum ersichtlich war - selbst für vampirische Augen.
Amura dagegen konnte nur den Kopf schütteln. "Elendiger Angeber. Er sollte sich schämen, das Orchester von der Fläche zu vertreiben und so die Leute am Tanz zu hindern! Dies ist kein Konzert sondern die Hochzeit seines Bruders, aber selbst dort kann er natürlich wieder keinen Anstand beweisen , obwohl er doch der Älteste ist! Schämen sollte er sich, dieser verfluchte Taugenichts! Und so jemand soll einmal dieses Reich übernehmen? Das kann nicht sein!

Yuka war nach draußen geeilt, wo sie zunächst die Spur von Ryouji verloren hatte. Dann hörte sie jedoch ein lautes Schluchzen, das sie sofort wieder auf seine Fährte brachte. So entdeckte Yuka den jungen Mann in einer der vielen Pagoden. Ryoji saß auf einem der Stühle, den Kopf an eine der Pagodenstangen gelehnt und blickte mit Tränen in den Augen in die Ferne. "Stör ich?", fragte Yuka vorsichtig, als sie sich ihm genähert hatte und an den Schultern berührte. Der Altersunterschied zwischen ihnen war deutlich zu sehen, dennoch hatte sich Yuka seltsamerweise für Ryouji verantwortlich gefühlt.
"Was bringt einen jungen Mann wie du es bist an solch einem Tag zum Weinen?", fragte Yuka, und tat dabei so als sei die Frage völlig selbstlos. In Wirklichkeit hoffte sie jedoch nur einen Verbündeten zu finden, der möglicherweise auch eine gewisse Abneigung gegen die Shadakos hatte.

"Was hat sie jetzt schon wieder vor?", ging es Ichiru durch den Kopf, als er gesehen hatte wie Yuka Ryouji gefolgt war. Dann fiel ihm wieder ein wie es zur Geburt von Ichimonji gekommen war und folgte Yuka nach. Offensichtlich schien diese Taiki-Männer für unwiderstehlich zu halten.

Leise erklang der Schlusston, und Yokai stand kurz auf, um sich eigentlich schon wieder heimlich in der Menge zu verkriechen. Es hatte ihm gereicht, dieses eine Lied zu spielen, denn mittlerweile war ihm doch etwas unwohl, nachdem er gesehen hatte, wie sowohl Ryouji als auch Yuka nach draußen geeilt waren. Hatte er sie etwa gekränkt? Oder gab es sonst irgendwelche Gründe, warum man ihn so sehr damit demütige, in dem man gleich den Raum verließ? Er wusste es nicht, doch im Moment war es ihm ziemlich peinlich, dass die anderen gegangen waren, weshalb er es für besser befand, sich auch ein Weilchen zurückuziehen, in der Hoffnung dass es für die anderen In Ordnung war.

"O-kaa-san hatte immer Klaviermusik geliebt....vor allem klassische Stücke!", erklärte Ryouji und weinte weitere Tränen als er erneut an seine Mutter denken musste. "Ach so ist das...die tote Mutter...ich dachte schon es wär etwas anderes.....", kicherte Yuka und nahm wieder ihre Hände von Ryoujis Schultern, denn offensichtlich gab es hier nichts zu holen.
"Ist wohl doch noch zu sehr ein Kind, der jüngste Mann in dieser Familie....", lästerte Yuka still, als sie die Pagode verließ. Da sah sie schon Ichiru kommen, der auf sie zustapfte und am Handgelenk mit sich zu einer der anderen Pagoden zog, wo er sie sofort zur Rede stellte. "Was hast du mit ihm geredet? Hast du vielleicht wieder etwas geschäkert,hm ? Antworte!", warf Ichiru seiner Frau vor und tippte aufgeregt auf dem Geländer der Pagode. "Ich habe das heulende Kind nur nach dem Grund für die vielen Tränen gefragt!", entgegnete Yuka und machte sich sogleich wieder auf den Weg zurück in den Raum.
"O-kaa-san....", murmelte Ryouji und stützte seinen Kopf auf seinen verschränkten Armen auf, wobei sich der Stoff der Ärmel mit den unzähligen Tränen vollsog.

"Na also...wenn sich das mal nicht gelohnt hat....meine Glückwünsche für ein gelungenes Klavierstück!", freute sich Juria mit Yokai. Sie war gleich zu ihm geeilt, kaum, dass er vom Klavier aufgestanden war.

"Danke...Ich finde es zwar nicht soo gelungen, ein paar Verspieler waren eben doch drin, aber ich denke es wird niemand gemerkt haben. Zumindest hoffe ich das." erwiderte Yokai und lächelte, als er von der Bühne ging und die Leute vom Orchester wieder Platz nahmen. Ein allgemeines Geraune hatte sich nun in ausgebreitet, manche von verfeindeten Familien lästerten nun über Yokai, andere dagegen würdigten sein schönes Klavierspiel und fragten sich, woher er so etwas wohl haben mochte. "Nun, ich hoffe es stört Sie nicht, aber könnten Sie mich kurz entschuldigen? Ich denke ich habe noch etwas zu klären." Leicht lächelte Yokai Juria an und eilte dann an ihr vorbei nach draußen, wo er sich auf die Suche nach Ryouji machte. Er wusste nicht wieso, aber auf irgendeine Weise fühlte er sich schuldig, dass er Ryouji dazu gebracht hatte, dass er ging, und jetzt fühlte er sich umso schlimmer, nachdem er merkte, dass dieser sogar zu weinen angefangen hatte. Deshalb schlich er sich nur vorsichtig zu der Pagode und blieb dann in einigem Abstand stehen. "Entschuldigen Sie..." murmelte er leise und fühlte sich , trotz des großen Altersunterschiedes, nun sogar ein wenig jünger als Ryouji.

"Halt, warte..." zischte Ichiru und zog Yuka an ihrem Kleid wieder zurück zu sich. "Sieh doch!", flüsterte er ihr zu und zeigte auf Yokai der vor Ryouji stand und offensichtlich etwas zu bereden hatte. "Oooooh...", freute sich Yuka wie ein kleines Kind und spitzte die Ohren um so viel wie möglich von dem Gespräch mitzubekommen. Was mochte Yokai nur mit Ryouji zu besprechen haben?

Zunächst war Ryouji still und zeigte Yokai nur seinen Rücken. Dann drehte er sich jedoch um und wischte die letzten Tränen beiseite. Mit seinen, vom Weinen geröteten Augen, sah er nun den Thronnachfolger der Shadakos an und verneigte sich vor ihm. "Ihr müsst euch für nichts entschuldigen...es stand mir einfach nicht zu einfach so den Raum zu verlassen und euch auf diese Art Schande zu bereiten.....ich bitte um Verzeihung....", entschuldigte sich Ryouji.

"Nein, ich bin wirklich derjenige, der sich entschuldigen sollte." murmelte Yokai und verneigte sich leicht vor Ryouji, selbst wenn er weitaus älter und daher auch in einer höheren Stellen war als Ryouji. "Es scheint als hätte ich Sie mit meiner Musik ein wenig bedrückt. Ich hätte mich wohl nicht so sehr übernehmen sollen. Gomenasai." Ein wenig war sein Blick betrübt geworden als er sah, das es Ryouji offensichtlich nicht wirklich gut ging. Deswegen setzte er sich vorsichtig auf die Bank neben Ryouji und blickte dann ein wenig in die Ferne. "Darf ich fragen, was Sie so bedrückt? Immerhin, es ist doch Ihre Schwester, die heute geheiratet hat, nicht? Und selbst wenn es nicht ganz auf freiwilliger Basis geschah, so scheint es dennoch so zu sein, dass die Ehre Ihrer Familie wiederhergestellt ist, nicht?"

"Das ist es nicht.....es ist.....", stammelte Ryouji und versuchte statt zu Yokai, einfach nur in die Ferne zu blicken. "Verzeihen Sie....aber ich fürchte, der Grund für meine Trauer ist nicht für ihre Ohren bestimmt, da es sich dabei um eine Familienangelegenheit handelt....bitte entschuldigen Sie mich!", erklärte Ryouji, stand auf, verbeugte sich und wollte zurück in den Tanzsaal gehen, wo Ayumi und Takuya bereits sich die Köpfe darüber zerbrachen, was Yokai wohl mit ihrem Schützling anstellen würde.

Jurai hatte sich derweil zu ihrer Tochter gesellt und Ichimonji verjagt, der sich ihrer Meinung nach mal wieder zu sehr an Chiaki rangeschmissen hatte. "Und wie geht es dir mein Kind?"

"Wieso mache ich nur alles falsch?" jammerte Yokai leise, nachdem Ryouji schlagartig wieder verschwunden war. Und er, ausgerechnet er sollte einmal der Vorsitzende des Senats werden? Ausgerechnet er sollte über das zweitgrößte zusammenhängende Vampirreich neben Transsylvanien herrschen? Wie in aller Welt sollte er das nur anstellen, wo er es doch nicht einmal fertig brachte, ein vernünftiges Gespräch zu führen? Wie konnte er jemals einen Staat führen, wo er doch das schwarze Schaf in der Familie war? Aber wer wusste schon, ob am Ende nicht doch sein jüngerer Bruder der Vorsitzende werden würde , immerhin war Yoshiro nun verheiratet, er kam also am ehesten in Frage, konnte er doch auch für Nachkommen sorgen, im Gegensatz zu Yokai, der wohl am Ende als Jungfrau , beziehungsweise Jungmann sterben würde, weil es wohl niemanden gab, der ihn liebte, abgesehen von seiner Mutter. Leicht schüttelte er den Kopf und ließ wieder den Blick über die Gärten des Palastes streifen.

"Och schade...schon wieder vorbei...", seufzte Yuka und tat so als würde sie mit ihrem Ehemann reden, als Ryouji, an den beiden vorbei, zurück in den Tanzsaal lief. "Hätte ich gar nicht erwartet, dass das Gespräch so schnell fertig ist....", kicherte sie innerlich und hielt sich aber einen Fächer vor den Mund, damit man ihr Grinsen nicht sehen würde. Das was sie verstanden hatte, war nicht wirklich unterhaltsam gewesen...schon allein deshalb weil nicht wirklich etwas gesprochen worden war.

"Wann ist die Veranstaltung beendet, SChätzchen?", fragte sie ihren Ehemann, der kurz auf die Uhr schaute und Yuka dann sagte, dass das wohl von der Braut abhing. "Bisher scheint sie nicht daran zu denken, die Veranstaltung zu beenden!", meinte Ichiru und schweifte mit dem Blick über den Garten.

"Scheint als ob gerade die Aritomo-Familie wohl dafür wäre, dass wir langsam in das offene Ende übergehen.." meinte Yoshiro, nachdem er wieder einen Blick hinaus aus dem Fenster geworfen hatte. Da für Vampire die Nacht zum Tage wurde, war der Sonnenaufgang für sie so etwas wie die Abenddämmerung für die Menschen. Und gerade jetzt sah der frischgebackene Ehemann, wie sich die Sonne langsam über den Horizont schob, um die Nacht für die Vampire auf der Kageshima einzuläuten. Es war immer wieder ein atemberaubender Anblick, selbst wenn man noch so alt war, und gerade deshalb liebte Yoshiro es, diese Sonnenaufgänge zu beobachten - selbst wenn er wusste, dass die Sonne auch Zerstörung bringen konnte, wenn man sich denn zu lange in ihr aufhielt. Deshalb wandte er sich nur wieder zu seiner neuen Frau und blickte sie etwas fragend an. "Ich überlasse es dir...Wenn du aufhören willst, sag es ruhig, ich denke niemand wird dir böse sein." Leicht lächelte er sie an. Gerade weil beide wohl eher zu dieser Verbindung gezwungen worden waren, wollte er, dass sie so viel Freiheiten wie möglich besaßen. Er hatte sogar schon seinen Adoptivbruder Haru dazu angestiftet, dass dieser ein zweites Bett in das Zimmer stellte, sodass Yoshiro dort schlafen konnte, falls Takara nicht wollte, dass sie zusammen in einem Bett lagen.

"Sag mir, was machst du solch ein Gesicht?" Noch während Yokai tief in seine Gedanken versunken war, war Haru vor ihm aufgetaucht und blickte nun mit einem frechen Grinsen zu Yokai hin. Man sah ihm an, dass er einen wundervollen Abend verbracht hatte, immerhin strahlte er übers ganze Gesicht und noch dazu hielt er in der einen Hand eine Flasche Wodka, während er in der anderen einen Cocktail hatte, den er jetzt aber Yokai hinhielt. "Trink einen Schluck, und du wirst sehen, dass die Welt schon wieder besser wird. Glaub mir, ich weiß wovon ich rede."

"Oh Takarakindchen...ich kann dir ja gar nicht sagen wie stolz ich auf dich bin...", säuselte Ayumi und nahm ihre Urenkelin in die Arme. "Was du doch nur für ein wunderbares Bild abgibst, wenn du auf der Tanzfläche den Walzer tanzt. Einfach wunderbar", bemerkte die Frau und sah nun selbst den Sonnenaufgang. "Takara...ich fürcht es ist wohl Zeit die Zeremonie zu einem würdigen Abschluss zu bringen!", meinte Ayumi und legte ihre zarten Hände auf Takaras Schultern.

Als Juria sah, dass die Sonne dabei war aufzugehen, ahnte sie schon, dass wohl gleich der Abschlusstanz kommen würde, weshalb sie sich schon einmal nach Yokai umsah. "Entschuldigen Sie haben Sie den Ältesten der Shadakobrüder schon wieder reinkommen sehen?", fragte sie eine der Bedienungen, doch schüttelte diese nur den Kopf und entschuldigte sich dafür ihn nicht gesehen zu haben. "Schon gut, schon gut..", meinte Juria, die nicht wollte, dass man ihr soviel unnötige Ehrerbietungen entgegenbrachte.

"Ich denke auch dass es so weit sein sollte, wir wollen doch schließlich nicht, dass sich irgendjemand noch einen Sonnenbrand holt, wenn wir zu lange warten." meinte auch Takara und lächelte ihre Urgroßmutter freundlich an, bevor sie dann wieder den Blick zu ihrem Ehemann wandte, dem sie nur leicht zunickte, als Zeichen dafür, dass es wohl Zeit war, die Abschlussrede zu halten und danach den Abschlusswalzer zu tanzen, bevor die Gäste dann gehen würden, immerhin wollte wirklich niemand einen Sonnenbrand riskieren. Deshalb nahm sie letztendlich nur Yoshiro an der Hand und trat dann zusammen mit ihm nach vorne auf die Bühne, sodass sie die gesamte Hochzeitsgesellschaft im Blicke hatten. Während sich Yoshiro nun bei den Gästen für ihre Anwesenheit bedankte sowie bei allen, die auf der Hochzeit mitgewirkt hatten, war Takara schon kurz zum Kapellmeister gegangen und erklärte ihm, welches Lied das Brautpaar als Abschlusstanz haben wollte. Erst als Yoshiro mit seiner Rede fertig war, begab sie sich wieder zu ihm und gemeinsam gingen sie auf die Tanzfläche, wo sie, zeitgleich mit dem Orchester, das Ende der Feier einläuteten.

Yokai schüttelte nur den Kopf, nahm aber dankbar das Glas und trank einen Schluck, während sich Haru dagegen neben seinen Bruder setzte und ihn von der Seite ein wenig ansah.
"Dass du immer so Trübsal blasen musst. Vergiss doch den Taiki-Schnösel und denk nicht daran. Ich meine, es ist doch eine Feier heute, oder nicht? Wieso also solltest du dich über so jemanden aufregen?" Haru hatte zu grinsen begonnen. "Du bist jung..naja, so jung wie du eben sein kannst, also vergiss den Kram und lebe dein Leben. Noch bist du nicht auf dem Thron und noch bist du nicht unter der Haube, also komm runter."

"Sieht wohl so aus als würde die Party zu einem Ende kommen wie?", meinte Shuusuke, der ebenso wie Hamano die Hochzeitsfeier durch ein Fernglas beobachten konnte und Takara zuschaute wie sie mit Yoshiro über die Tanzfläche wirbelte. "Das wurde aber auch langsam Zeit...", lästerte Hamano und kehrte zurück zum Tisch, auf dem feiner Tee und Teegebäck standen. Hamano wusste dies sehr zu schätzen, immerhin war er doch mit der Kawagifamilie gut befreundet und zudem hatte man von ihrer Villa aus einen fabelhaften Blick in den Tanzsaal.
"Bald wird sie das Auto bestellen und dann will ich nicht ihr Gesicht verpassen!", kicherte Hamano und goss sich frischen Tee ein.

Eine ganze Weile tanzte Takara nur stillschweigend mit ihrem Ehemann, bevor irgendwann auch dieses Lied zu ende war, und damit die Feier offiziell zu einem Schluss gekommen war. Zumindest für die Gäste, denn das Brautpaar würde nun noch einen kleinen Triumphzug durch die Senatsstadt unternehmen, damit auch das einfache Volk, welches man nicht zur Feier eingeladen hatte, die Gelegenheit bekam, das neue, zukünftige Königspaar in vollen Zügen zu betrachten. Zu diesem Zwecke hatte sich Yoshiro extra eine Limousine angemietet, welche wohl bald erscheinen würde, nachdem man schon einen Diener verständigt hatte, dass er vorfahren sollte auf den Platz zwischen der Kathedrale und dem Palast der Shadako-Familie. Ein wenig war Takara nervös, immerhin wusste sie nicht, wie das Volk diese Heirat aufnehmen sollte. Es war schon länger bekannt, auch in den untersten Kreisen, dass man ihre Eltern ermodet hatte, und dass diese Hochzeit eigentlich nur eine Art Statuswiederherstellung war, es also keinerlei Liebe gab zwischen ihr und Yoshiro. Sie war nur dazu gezwungen worden, weil sie das einzige Mädchen der Familie war und die Shadako-Familie in ihrer Generation eben nur aus Männern bestand. Leicht seufzte sie, als sie sich von Yoshiro löste, der wohl genausowenig begeistert von der ganzen Sache war, doch dann nickten sich beide nur leicht zu und begannen wieder ihr übliches Lächeln aufzusetzen. Letzten Endes waren sie eben doch Reinblüter, und letzten Endes hatten sie eben beide gelernt, wie man sich in der Öffentlichkeit zu verhalten hatte.

"So das Tänzchen ist wohl fertig....jetzt werden sie sicherlich bald durch die Stadt fahren und dann wird sie vor Scham im Boden versinken!", kicherte Hamano, als er daran dachte, wie das Brautpaar wohl gucken würde, wenn sie ihre "Hochzeitslimousine" sehen würden, aus der nun ein mit Graffitti beschmutzter VW-Bus geworden war, der eher ein Familienerbstück des Hasekura-Clans zu sein schien, als eine Limousine für einen Anlass wie diesen.
"Das gewöhnliche Volk wird sich wahrscheinlich nicht großartig daran stören, aber der Adel wird es als Zumutung sehen, dass sie mit sowas am Tag der Hochzeit herumfährt!", freute sich Hamano und fühlte sich als würde er ihr damit furchtbar schaden.

Zuerst hatte nur eine gewisse Stille geherrscht, doch dann hatte man den erschrockenen Schrei von Takara gehört, die fast ihn Ohnmacht gefallen wäre, als sie den alten, mit Graffiti verzierten VW-Bus sah, den wohl jemand vom Hasekura-Clan ausgeliehen hatte. Doch der Chauffeur war noch immer der Gleiche, derjenige also, der sie nachher durch die Stadt fahren sollte. Doch nun drehte sich Takara nur um und murmelte etwas von wegen sie würde sich solch eine Demütigung nicht antun wollen. Schlimmer konnte es nun wirklich nicht mehr kommen, oder? Denn eigentlich hatte sie gedacht, dass wenigstens diese Fahrt noch ein wenig schön werden würde, doch stattdessen hatte es irgendjemanden gegeben, der ihr auch noch alles andere verderben wollte, und sie konnte sich auch schon denken, wer genau dies war. Denn sie kannte ihren ältesten Bruder lange genug um seine Eigenarten zu kennen und nachdem sie ihn rausgeworfen hatte, war er sicherlich wütend gewesen - wütend genug, um ihr jetzt das anzutun.

Yuka musste stark damit kämpfen nicht schallend loszulachen, als sie das "Brautauto" sah. Um sich nicht ebenfalls öffentlich zu demütigen, rannte sie schnell um die Ecke des Hauses wo sie dem Druck nachgab und in schallendes Gelächter ausbrach. "Was für eine höchst elegante Limousine...ein Traum aus tausend Rosen und einer Nacht!", lästerte sie und stützte sich an der Wand ab.
"Sieht dir gleich....", meinte Juria nebenbei, da sie auf der Treppe stand und Yukas Lachen gehört hatte. "Wenn ich meinen ersten Gedanken glauben sollte, würde ich sofort auf dich tippen, aneki!", zischte sie und versuchte weiter nach vorne zu kommen um die aufgebrachte und teilweise auch lachende Meute aus Adligen und Reinblütern nach Yokai abzusuchen.

"Hamano-senpai..." Yokai hatte nur mit den Augen rollen können über diese Frechheit, die nun der Shadako-Familie geboten wurde. Er hatte nur zu gut gesehen, was Takara mit ihrem ältesten Bruder gemach hatte, und auch er konnte sich denken, dass es wohl ein Racheakt darstellen sollte. Aber genau in diesem Moment kam ihm auch eine andere Idee, und er begab sich zu seinem Bruder, dem er leicht etwas ins Ohr flüsterte, woraufhin Yoshiro schallend zu lachen begann und nickte. Kurz wandte er sich an den Senatssprecher, der daraufhin per Lautsprecherdurchsage bekannt gab, dass bitte doch die Brüder der Braut ebenfalls zum Auto kommen sollten, um der Fahrt beizuwohnen. Das Gleiche gelte auch für Yoichi, der ja noch der jüngste Bruder des Bräutigams war. So durfte Hamano sich wohl auch diese Demütigung antun, mit dem Auto der Hasekuras zu fahren.

"Hey ich glaube du wirst per Lautsprecher zum Brautauto gerufen", kicherte Kawagi und verschluckte sich fast am Tee. "Schön für sie...die werden doch nicht im Ernst glauben, dass ich jetzt zu ihnen zurücklaufe um mich noch weiter demütigen zu lassen!", entgegnete Hamano gelassen und nippte genüsslich an seiner Tasse. "Oh ich sage dir....irgendwann werden sie alles noch bereuen !!!", meinte Hamano und fuhr mit der Hand durch die Luft, so als würde er seine Vision darstellen wollen.

"Yokai-san ? Yokai-san ? Ah da sind Sie ja", freute sich Juria, als sie endlich vor Yokai stand. "Haben Sie den bestellt? Wenn ich raten müsste, würde ich ja auf mei....Aritomo-sama tippen....", schlug Juria vor, und hätte sich beinahe dabei ertappt Yuka als ihre Schwester zu bezeichnen.

Erschrocken hatte sich Yokai umgedreht, als er Juria bemerkte, aber dann schüttelte er nur lächelnd den Kopf. "Nein, bestellt habe ich den Bus sicherlich nicht, auch wenn ich zugeben muss, dass die Hasekura-Familie einen außerordentlich....extravaganten Stil besitzt, was die Farbe des Autos angeht. Naja, dass es ein Aritomo gewesen ist, kann ich mir vorstellen, aber ich denke auch, dass es vielleicht einer der Brüder der Braut ist. Aber es geht mich nichts an, deswegen halte ich mich in dieser Hinsicht wohl aus der Sache raus. Ich habe meinem Bruder lediglich den Rat gegeben, dass er auch die Brüder der Braut sowie mich und meinen Bruder mitfahren lassen sollte - damit es Takara nicht so peinlich ist..." Leicht seufzte er, während er hörte, wie noch einmal die Lautsprecherdurchsage kam - denn davor würde man nicht losfahren, das wusste ein jeder.

"Nun da dieser ominöse Taiki-sama offensichtlich nicht vorhat zu erscheinen, würde sich vielleicht auch Aritomo-sama anbieten, da sie dadurch ihre Verbundenheit zur Braut zeigen könnte", schlug Juria vor und lachte sich schon jetzt halbschief, wenn sie an das Gesicht Yukas dachte, dass diese wohl machen würde, wenn sie in diesem Auto saß. "Ich muss schon sagen....die ehrenwerte Hasekurafamilie hat doch einen äußerst individuellen Geschmack....meinen Sie nicht auch, dass die Gesellschaft ohne diese Pazifisten sehr viel ärmer wäre?"

"So ? Und wie willst du alleine gegen diesen Haufen an Reinblütern gewinnen?", fragte Shuusuke, dem schleierhaft war, wie Hamano so größenwahnsinnig sein konnte. "Naja das ist kein Problem mehr wenn ich erstmal alle ihre Kräfte und Fähigkeiten besitze!", kicherte Hamano. "Dann sind sie alle kein Problem, denn ich werde jeden Konter auf jede Fähigkeit in mir selbst vereinen!"

"Oh, das wäre sicherlich auch etwas." meine Yokai und begann schon wieder fies zu grinsen, woraufhin sein Bruder ihm einen leicht verwirrten Blick zuwarf. Yoichi und Yokai verstanden sich eben doch noch am Besten, vor allem weil Yoichi immer zu wissen schien, was bei Yokai gerade durch den Kopf ging. "Aber was die Hasekuras anbetrifft, so muss ich schon sagen, dass es ohne sie äußerst langweilig wäre. Wer sonst bringt so Farbe in den grauen Alltag dieses verfluchten Senates wie sie?" Dann jedoch beugte er sich nur kurz zu Yoshiro, der nur kurze Zeit später ausrufen ließ, dass Yuka und Ichiru zum Brautauto kommen sollten, da sie ebenfalls die Chance erhalten hätten, die Braut und den Bräutigam bei der Stadtrundfahrt zu begleiten.

"Hm...stimmt...damit wärst du ihnen in der Art weitesgehend gewachsen, da sie dich nur schwer mit irgendetwas überraschen können, wenn du alles was sie können auch selbst anwenden kannst.....wirklich ein guter Plan!", meinte Shuusuke und goss Hamano noch einmal Tee nach. Auch wenn er ihm eigentlich nicht unterstellt war, so fühlte sich Shuusuke doch schon jetzt wie ein Diener Hamanos, da er ihn Hamano einen Reinblüter sah, der noch Großes vollbringen würde und Kawagis Traum verwirklichen würde, dass es wieder eine Monarchie geben würde.

"Soll das ein Witz sein?", fauchte Yuka, als sie ihren Namen hörte. "Ich soll in diesen dreckigen, schlecht gewarteten Haufen Blech einsteigen?? Man muss da doch fast noch einen Esel davorspannen, damit das Ding überhaupt mal fährt...", beschwerte sich Yuka, konnte sich aber gerade noch so zurückhalten, dass sie ihrer Empörtheit nicht lautstark Luft verschaffte.

Ryouji dagegen war zu Kumiko gegangen, die ihn anscheinend sehr zu mögen schien. Beim Anblick des Hochzeitsautos hatte er schmunzeln müssen, denn er konnte sich schon denken, wer dafür wohl verantwortlich sein würde. Seiner Meinung nach, hätte sich auch gerne die gesamte Familie Shadako in dieses Auto setzen können.

"Wie es scheint sträuben sich wohl alle, hm?" fragte Yokai und musste leicht schmunzeln. "Da sieht man mal, wer die Herrscherfamilie überhaupt vertritt und wer sich eigentlich nur einschmeichelt, um dann im rechten Moment uns ein Messer in den Rücken zu stechen. Wahrlich, nichts gegen Sie, Takara-san, aber ich kann weder die Taikis noch die Aritomos leiden. Letzten Endes sind sie doch alle gleich, genauso machtgierig und egoistisch wie wir selbst. Wahrlich, Akuma-sama hat doch einen entscheidenden Fehler begangen bei seiner Schöpfung..." kurz wandte er sich ab und blickte zu Juria. "Nun, da Yuka sich wohl nicht dazu herablassen will, mit uns zu fahren, haben Sie eine andere Idee, wie wir das Problem lösen können?" Immer wieder sah er aus den Augenwinkeln zu Takara herüber, die ihr Gesicht in der Schulter ihrer Schwiegermutter vergraben hatte und wohl nun ihr leiden Ruka klagte, die aber auch für diese Situation Verständnis zu haben schien.