Kapitel 2: Krönung des Einsamen

"Muss das denn immer solch eine Prozedur sein?", seufzte Ryouji gedanklich, als er nach vorne sah, wo die gesamte Familie Shadako versammelt war, zu der nun auch Takara gehörte, und soeben Hakuna erschien, der Yokai die Krone aufsetzen würde. Wie immer war für diesen Anlass die luziistische Kirche des Senats, auf Teufel komm raus, herausgeputzt und geschmückt, dass sie fast nicht wiederzuerkennen war.
Wie immer hatte jede Familie ihre eigene Sitzecke bekommen, wobei die Aritomos nur äußerst schwach vertreten waren, während von den Taikis eigentlich niemand, außer Ryouji und seine frisch geheiratete Kumiko, anwesend war. Um wenigstens ein bisschen die Reihe aufzufüllen, hatte Ryouji erlaubt, dass sich Chiaki und Ichimonji zu ihnen gesellen durften - schließlich waren sie durch Freundschaft doch so eng verbunden, dass sie sogar ihre Hochzeiten gemeinsam gefeiert hatten.
"Ich bin froh, dass du kommen konntest, Ichimonji-san! Ohne dich hätten ich und Kumiko uns hier so einsam gefühlt", flüsterte Ryouji seinem Nachbarn, während sie beide gespannt der Zeremonie zuschauten, die sich vorne abspielte.
"Ich bin dir zu Dank verpflichtet...", entgegnete Ichimonji und klopfte seinem Freund auf die Schulter. "Dieser Abschaum da drüben hätte mir und Chiaki nicht mal auch nur einen Zentimeter auf einem der Sessel erlaubt!", zischte er ein klein wenig erzürnt und fixierte Ichiru mit den Augen, der als Einziger der Aritomos an dieser Veranstaltung vor Ort war.

Derweil begann nun ein engagierter Musiker die Shadakohymne auf der Orgel anzustimmen, auch wenn es seine Spielfertigkeiten bei weitem nicht mit denen Yokais mithalten konnten. Als die Musik losging, konnte man eindeutig sehen wie sich ein kleines Mädchen mit blonden Haaren und einer viel zu großen Brille, sich die Ohren zuhielt und gequält zu ihrem Vater hochsah.
"Tooo-san...was ist das für ein Lärm ?? Das tut ja total böse in den Ohren weh....", jammerte das kleine Mädchen und kuschelte sich schnell an seinen Vater, der alles versuchte um sie still zu kriegen. Schließlich war dies die Krönungszeremonie und Hayato Meiku wollte nicht unnötig negativ auffallen, weil seine Tochter Kaoru zu viel, zu laut und im falschen Moment geredet hatte. "Tooooo-chan...was hast du ?", fragte Kaoru plötzlich verwirrt, als sie den beschämten Blick ihres Vaters bemerkte.

Dagegen wirkte der zukünftige König alles andere als glücklich über seine Krönung, stattdessen hatte Yokai eher ein gequältes Gesicht gemacht. Er wusste, dass im Moment niemand so recht froh war über diese Krönung. Weder die Familie, noch das Volk. Denn Yokais Vater Amura hätte lieber Yoshiro auf dem Thron gesehen, zumal Yokai noch nicht einmal verheiratet war im Gegensatz zu seinen Brüdern - denn auch Yoichi hatte mittlerweile die junge Misaki Maaka geheiratet und sogar deren Nachnamen angenommen. Und was das Volk anging, so fürchteten sie sich doch mehr vor Yokais tödlich roten Augen als sie es selbst zugeben wollten, was in den letzten Tagen für ziemliche Gerüchte gesorgt hatte - von der Annahme dass Yokai ein Dämon sei bis hin zu der Frage, ob es denn überhaupt erlaubt sei einen Level-E-Vampir auf den Thron zu lassen, obwohl man spüren konnte, dass der neue König über das Vampirreich ein Reinblüter war. Und genau dieser junge König blickte nun wieder gequält drein als ausgerechnet sein Patenonkel nach vorne schritt, gemeinsam mit seiner Schwester Miya, welche das Kissen mit der Krone hielt, und mit Shikaru, welcher die anderen Insignien des Königs bereithielt.

"Ich glaube ihm gefällts noch immer nicht..." murmelte Yoshiro zu seiner Frau und beide seufzten. Mittlerweile hatte sich Takara ziemlich gut eingelebt bei den Shadakos und fühlte sich schon fast wie eine - Auch wenn sie natürlich noch immer den Kontakt zu ihrem älteren Bruder Ryouji hielt. Nachdem Hamano ihre Hochzeitsfahrt so zerstört hatte, wollte sie vorerst mit ihm nichts mehr zu tun haben, denn nachtragend war Takara, das musste man ihr lassen.
"Natürlich gefällt es ihm nicht, nach all den Gerüchten? Aber ich glaube er kann es nicht ändern.." meinte Takara und schürzte nur die Lippen, während sie zu Yoichi blickte, der immer wieder versuchte, seinen ältesten Bruder etwas aufzumuntern. Dagegen hatte Misaki nun den Blick zu der jungen Tochter von Hayato Meiku gewandt und runzelte etwas die Stirn.

Da Kaoru jetzt wieder die Hände von den Ohren genommen hatte und der Spieler genau in diesem Moment die schrillen Töne spielte und dabei kräftig in die Tasten haute, hielt sie sich sogleich wieder die Ohren zu. "Itaiiiiii...itaiii", jammerte sie, als sich Hayato erbarmte und sie zu sich auf den Schoß nahm. Mit seinen Luftkräften hielt er die Schallwellen davon ab zu ihrem Ohr zu gelangen. Somit war die Ruhe wieder hergestellt und zumindest Kaoru würde die Zeremonie nicht weiter stören.

"Er guckt, als wäre er ein Tasu bei der Hinrichtung....", lästerte Ryouji, als er den Blick Yokais bemerkte. "Wenn Hamano an seiner Stelle säße, würde er vor Freude durch den gesamten Dom tanzen...aber er.....da fragt man sich doch wirklich: warum ausgerechnet ihn? Oder nicht?", fragte Ryouji, wobei ihn Ichimonji sowie die zwei Frauen vielsagend ansahen: nämlich mit der Botschaft er möge doch schweigen und solche Worte an solch einem Ort nicht in den Mund nehmen.

"O-nii-San, muss das sein? Das kannst du von mir aus später tun, wenn die Zeremonie vorbei ist und es niemanden mehr gibt, der uns zuhören könnte, zumal unser Ruf sowieso schon ruiniert ist! Ich meine, es hat dir ja offensichtlich nicht gereicht, dass Hamano die Hochzeit ruiniert hat, nein jetzt kommst natürlich du und meinst, du könntest hier weitermachen!" Takara hatte sich leise zu ihrem älteren Bruder umgewandt, wobei doch ein gewisser Zorn in ihrem Blick lag, obwohl sie ihre Stimme gesenkt hatte, um nicht die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen, zumal diese durch Kaoru sowieso schon aufgwschreckt worden war."Außerdem wäre ich dir doch sehr verbunden, wenn du meinen Schwager nicht als tasu deklarieren würdest. Wir wollen ja unser gutes Ansehen als Taikis wahren, nicht wahr?"

Yokai dagegen hatte ebenfalls die leisen Worte Ryoujis vernommen und war daraufhin nur noch blasser geworden. Wahrlich, wieso hatte sein Vater ihn überhaupt zum Thronfolger bestimmt, wenn es ihm selbstnicht einmal gefiel und er wuste, dass er sich dadurch nicht gerade beliebter machen würde?

"Tztztz..ich will hier nichts kaputt machen...aber du musst doch zustimmen, dass dein Ehemann doch weit besser geeignet wäre!"; flüsterte Ryouji seiner Schwester, dann tat er wieder so als würde er aufmerksam der Zeremonie lauschen. Was hatte er schon nicht alles tun müssen um von Ayumi überhaupt die Erlaubnis zu bekommen zu dieser Zeremonie gehen zu dürfen - wahrlich es war eine überaus große Anstrengung gewesen, sie dazu zu überreden, dass er mittlerweile auf sich selbst aufpassen konnte.

"Tja Schätzchen..sieht doch echt so aus als hätte am Ende doch ich gewonnen...und Nozomi hat nicht mal auch nur einen Windhauch mitbekommen!", kicherte Yuka, während sie genüsslich an ihrem Blutglas trank und die eingefrorene Juria ansah. Dann sah sie jedoch auf die Uhr und eilte aus dem Raum. "Entschuldige mich Schwesterherz ich muss zur Krönung - schließlich muss doch jemand die Zeremonie versauen, so wie Hamano schon die Hochzeit versaut hat, oder nicht?", lachte Yuka und verließ den Raum, wobei sie fast mit einem ihrer Bediensteten zusammenstieß. "Aus dem Weg Yuuta - oder der Allmächtige möge deiner Seele gnädig sein!"; zischte sie und eilte aus der Villa.

"Das kann dir doch völlig egal sein Ryouji. Und außerdem, wieso gibst du ihm nicht einfach eine Chance? Was wetten wir, dass du es auch nicht besser machen würdest, wo du doch nicht einmal ansatzweise so alt bist wie Yokai?!" fragte Takara und klang doch ziemlich verärgert, weil ihr Bruder stets so über Yokai herzog, ohne wirklich dafür einen Grund zu haben. "Und überhaupt, kannst du dich nicht einmal in der Kirche benehmen? Es war schon damals bei der Hochzeit so schlimm, dass du stets über uns hergezogen hast! Und vergiss nicht, dass die Shadakos nun auch ein Teil meiner Familie geworden sind. Wenn du sie beleidigst, beleidigst du damit auch mich, und ich weiß ja nicht, was in dich gefahren ist, dass du auf einmal meinst du müsstest über alle hier herziehen! Ehrlich, rede wieder mit mir, wenn du wieder zur Vernunft gekommen bist!"

Yokai dagegen hatte nur leicht geseufzt, sich dann aber, als er alle Insignien bekommen hatte und Hakuna ihm auch schon die Krone aufgesetzt hatte, wieder auf seinen Thron fallen lassen, wobei er ein wenig erschöpft wirkte. Er bekam alle Worte von Ryouji genauestens mit, und fragte sich noch immer, was der junge Taiki nur gegen ihn hatte.

"Alter spielt auch nicht immer eine Rolle meine Liebe....", entgegnete Ryouji nur und folgte dann wieder still der Zeremonie. Plötzlich fiel ihm ein, wo wohl Hamano steckte - schließlich hatte er ihn doch wieder seit längerer Zeit nicht mehr gesehen.

"So es müsste wohl gleich zu Ende sein, nicht wahr Kawagi?", fragte Hamano, der mit Kawagi und der Limousine des neuen Königs vor der Kirche warteten. Seit der Hochzeit Takaras, schien Hamano an Charakter gewonnen zu haben und hatte offenbar keinerlei Vorbehalte mehr gegen die Shadakos. So war es gekommen, dass er und Kawagi sich freiwillig dazu gemeldet hatten, die Limousine des neuen Königs zu fahren und sich um sein Wohlergehen zu kümmern. Es sollte Yokai und den Brüdern, die ihm in der Limousine Gesellschaft leisten würden, an nichts fehlen.

Als schließlich Hakuna die Zeremonie für beendet erklärte, kamen nur zwei Dienerinnen und hoben den langen Mantel des neugekrönten Königs der Vampire, während er selbst vom Thron aufstand und mit einem noch immer leicht verängstigten Gesicht sich auf den Weg nach draußen machte, wobei zwei Mädchen vorausgingen, welche von der Familie von Chiami Hamako stammten, die Blumen vor ihm streuten. Erst dann standen auch die anderen Shadakos auf und folgten dem König, wobei sie sich noch kurz verneigt hatten, als Yokai aufgestanden war - es war eben doch eine Art der Ehrerbietung, die für alle angeordnet war. Sogar die Ahnen hatten sich kurz verneigt, wenn auch nur sehr kurz, da sie es eigentlich nicht tun mussten. Doch Hakuna war doch auf eine gewisse Weise stolz, immerhin war Yokai sein Patenkind. Erst nachdem auch die anderen Vampire der Reinblüterfamilien gegangen waren, folgten die Adligen -das normale Volk war zu solch einem Event nicht geladen. Nur die Senatoren hatten eine Einladung geschickt bekommen.

"Seid gegrüßt eure Hoheit - es ist uns eine Ehre euch dienen zu dürfen und hoffen Ihr genießt die Fahrt!", begrüßten Hamano und Kawagi das neue Oberhaupt ehrfürchtig, woraufhin Hamano zur Limousine schritt und Yokai die Tür aufhielt. "Sagen Sie einfach Bescheid, falls sie etwas zu beanstanden haben sollten eure Hoheit", bat Hamano höflich und verzog sein Mime, auch wenn er gedanklich sich geradezu kringeln konnte, als er Ryoujis Gesicht sah, das dieser zog, als er Hamano als Chaffeur erkannt hatte. Wie immer hatte Hamano ihn wohl völlig aus dem Konzept gebracht.

Als er sich sicher war, dass Yuka weg war, sah Yuuta vorsichtig in das Kellerzimmer hinein, aus dem Yuka gekommen war, und entdeckte die eingefrorene Juria, die in einem Eisblock gefangen war, der den ganzen Raum einnahm. "Was für eine Schönheit...", lobte Yuuta die Erscheinung der Frau und trat näher an diese heran, bis er ihr Gesicht sehen konnte. Es war wirklich Liebe auf den ersten Blick.

Als Yokai nun Hamano erblickte, versuchte er nur, selbstbewusster zu wirken, sodass er doch gegenüber dem älteren Vampir einen leichten Vorteil einräumen konnte und er nicht so wirkte, als ob man ihn gerade zur Hinrichtung geführt hätte. So hatte er einen für Reinblüter typischen, arroganten Blick aufgesetzt und auch sonst ließ er nun alles an sich so wirken, wie man es später, während seiner großen Diktatur, von ihm kennen würde, sodass Haru, der neben ein wenig hinter ihm lief, nur schmunzeln konnte über seinen Halbbruder, von dem er so etwas sonst überhaupt nicht gewohnt war, weil Yokai nicht viel von seinem Dasein als Reinblüter hielt. Jedoch wusste Haru genau, weshalb Yokai nun so agierte und konnte deshalb nur leicht kichern, wofür er jedoch einen tadelnden Blick von Hakuna bekam, bevor dieser in die Limousine einstieg, nachdem Yokai sich schon einen Platz ausgesucht hatte. Ihm folgten noch seine anderen beiden Geschwister und der Rest der Shadakos, inklusive Haru, bevor die Limousine wohl losfahren konnte, in Richtung des Palastes.

Als alle eingestiegen waren, schloss Hamano die Tür und sobald er sich auf den Beifahrersitz gesetzt hatte, fuhr Kawagi mit der Limousine los in Richtung des Senats - schließlich sollte der neue König gleich heute die ersten Amtshandlungen durchführen.
"Was hat er jetzt nur wieder ausgeheckt..", seufzte Ryouji, der es sehr wohl bemerkt hatte, wie sich Hamanos Charakter doch schlagartig geändert hatte. Vor wenigen Jahren hatte er noch die Hochzeit zwischen Takara und Yoshiro gestört und jetzt chauffierte er schon den Ältesten der Shadakos durch die Straßen.
"Wenn ich ehrlich bin, will ich es gar nicht wissen....und du willst es sicher auch nicht. Sicherlich hat er seine Fehler eingesehen und will nicht weiter seiner Familie zur Last fallen, denkst du nicht?", meinte Ichimonji und verließ dann zusammen mit Ryouji, Chiaki und Kumiko den Platz. Schließlich war die Zeremonie beendet und im Gegensatz zur Hochzeit würde es diesmal keine Party geben.

Geradewegs angezogen von der Schönheit Jurias, suchte Yuuta zielstrebig nach einem Feuerzeug oder etwas vergleichbarem um Juria uas dem Eisgefängnis zu befreien. Er wusste, dass seine Herrin ihn dafür sicherlich töten würde, doch was war das Leben eines gewöhnlichen Vampirs denn schon wert.

"So ne Stretchlimo hat was, findest du nicht? Du musst unbedingt auch noch den Führerschein machen, ansonsten tus ich und kutschier dich immer herum, Eure Majestät." Haru hatte sich schon einmal aus der Mini-Bar der Strechlimo einen Sekt geholt und jedem ein Gläschen eingeschenkt, wobei die anderen ihn ein wenig misstrauisch beäugt hatten, dass er schon jetzt mit dem Feiern begann, aber so war er eben. Leider wurde dies von den Drillingen und auch von Amura alles andere als gut aufgefasst, worüber sich der junge Erbe der Matsuri-Familie aber keine Gedanken machte, sondern nur wie immer gelassen lächelte. "Nun denn meine Damen und Herren. Stoßen wir auf eine neue Ära in der Herrschaft der Shadako-Familie an. Auf dass auch diese Regentschaft von großer Glückseligkeit und Frieden für die Bevölkerung gezeichnet sein wird. Auf Yokai!" Und damit hoben die ganzen Shadakos ihre Gläser und stießen auf Yokai an, der nur ein wenig rot wurde in seinem Gesicht, dann aber auch einen Schluck trank.

"Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich jetzt einfach ohne Gedanken diesen Tag mit euch genießen...", bedauerte Ryouji und lehnte sich an Ichimonjis Schulter an, als die beiden Ehepaare in einem Café in einem kleinen Ort auf der Kageshima Platz genommen hatten und frischen Grüntee kredenzt bekamen.

"Du als Taiki-Aritomo Hybrid musst doch sicherlich ständig voller Gedanken sein oder nicht? Wie hälst du das aus, Ichi-chan? Ich beneide dich wirklich....", seufzte Ryouji, wobei Ichimonji ihm über die Haare strich, während Chiaki und Kumiko ihnen gegenüber saßen und laut miteinander schwatzten. Dabei schaute Kumiko immer wieder zu Ryouji hinüber, schien aber nicht wirklich ein Problem damit zu haben, wie dieser sich aufführte. Sie wusste sowieso schon immer, dass die Taikis noch nie völlig normal gewesen waren.

Ein wenig verhalten stieß auch Yokai an, denn sicher war er sich nicht so sehr, ob seine Regentschaft auch gut werden würde. Allein schon seiner Augenfarbe wegen konnte er sich vorstellen, dass es Revolten geben würde, denn wer wollte schon einen "Level-E" auf dem Thron haben - selbst wenn Yokai eigentlich keiner war? Doch vor allem die bäuerliche Bevölkerung glaubte fest daran, dass der älteste Sohn der Shadako-Familie nicht wirklich zu ihnen gehörte und stattdessen wohl eher in den Kerkern eingesperrt sein sollte. Dann aber quälte er sich nur zu einem Lächeln durch und stieß ebenfalls an, weil er wusste, dass sein Halbbruder ihn wohl später nur ausfragen würde. Haru war eben der Typ, der solche Veränderungen schnell bemerkte - leider etwas zu schnell nach Yokais Geschmack, denn schon jetzt warf Haru Yokai einen fragenden Blick zu, woraufhin dieser nur den Kopf schüttelte.

"Nun....so voll mit Gedanken bin ich schon nicht..ich verdränge einfach alles....solltest du vielleicht auch!", entgegnete Ichimonji nur, während er Ryouji weiter durch die Haare streichelte. Das ging so ein paar Minuten weiter, bis Ryouji sich wieder aufrecht hinsetzte und artig seinen Tee trank. "Ich sehe es noch kommen....es werden dunkle Tage aufziehen....aber sagt nicht ich hätte euch nicht gewarnt...", prophezeite Ryouji, während er den Tee trank, allerdings schienen ihm die anderen nicht wirklich zuzuhören.

"Stand es jemals außer Frage? Aber wir müssen die Dinge nunmal so hinnehmen wie sie sind....das würde dir auch gut tun...bedeutet viel weniger Stress!", entgegnete Ichimonji nur, wobei ihn Kumiko aufmerksam beobachtete. "Welch weisen Worte....aber man muss doch etwas tun oder nicht?", fragte sie.

Letztendlich hielt die Limousine direkt vor dem Senatspalast. Es war keine große Feier angeordnet für diesen Tag, sodass die Regierungsgeschäfte direkt an diesem einen Tag beginnen würden - es würde also die schwerste Zeit für Yokai anbrechen. Denn der Bürgerkrieg hatte noch nicht lange sein Ende gefunden, zumindest epochengeschichtlich, und auch sonst gab es doch immer wieder Dinge, die für ziemlich großen Stress sorgten. So war auh Yokai wieder etwas blasser geworden, als er dann aus der Limo ausstieg und sich, gefolgt von seiner Familie, auf den Weg zum Thronsaal machte. Die gesamten Senatoren standen im Thronsaal selbst schon Spalier, und als der neu gekrönte König den Thronsaal betrat, verneigten sich alle vor ihm, zumindest so lange, bis er sich auf den Thron gesetzt hatte. Erst dann richteten sie sich wieder auf und begannen, die Hymne der Shadakos zu singen.

"Nein? Warum sollten wir etwas unternehmen? Damit würden wir uns lediglich auf eine Stufe mit dem gewöhnlichen Volk stellen, die diese Gerüchte in die Welt setzen, dass Yokai solch ein Monster wäre. Vielleicht wird er alles gut machen - woher willst du über so etwas Bescheid wissen, Kumiko-chan? Diese Welt der Reinblüter ist für alle doch ohnehin nicht verständlich!", entgegnete Ichimonji nur und trank ein Schluck Tee. Insgeheim wunderte er sich gedanklich jedoch darüber, woher Kumiko nur so viel wissen konnte. Schließlich war sie doch eigentlich nur eine Adlige und wusste dennoch von Informationen, die eigentlich nur Reinblüter haben konnten. Aber was dachte er da? Sie konnte sich alles genauso auch einfach angelesen haben.
"Pff...redet von mir nur wie von einem Kind...was zählt ist, dass es uns allen gut gehen wird, nicht wahr, Schatz?", entgegnete sie und zog Ryouji zu sich um ihm einen Kuss zu geben. Dieser wusste gar nicht wie im geschah und versuchte sich schnell wieder ordentlich hinzusetzen, schließlich wollte er hier nicht in der Öffentlichkeit Zärtlichkeiten austauschen.

//Wenn du mir nicht von allein erzählen willst, was mit dir los ist, werde ich dich so lange abfüllen, bis du so betrunken bist, dass du mir sowieso alles erzählst...// dachte Haru stillschweigend und begann zu lachen, als Yokai ihm dafür nur einen ziemlich verwunderten und ungläubigen Blick zuwarf. Denn so etwas hätte er nun wirklich nicht erwartet, aber vielleicht sagte sein Halbbruder dies auch nur, um Yokai auf andere Gedanken zu bringen und die Stimmung wieder etwas zu erheitern. Mittlerweile war die Hymne wieder verklungen, und während die Mitglieder der Shadakos, nach dem Abschluss des offiziellen Teils, wieder in ihre Gemächer zurückkehrten, machte Yokai sich selbst auf den Weg zu seinem Arbeitszimmer, da jetzt wohl die Regierungsgeschäfte für ihn anstanden. Er wollte dies doch nicht, er hatte nie gewünscht, der Vorsitzende des Senats zu sein, doch es schien, als bliebe ihm keine Wahl, und als müsste er wohl sein Schicksal ertragen. Letztnedlich war er eben doch der Erstgeborene.

"Nun haltet euch einfach aus Angelegenheiten heraus, die euch nichts angehen!", riet Ichimonji und widmete sich wieder seinem Coktail. "Sicherlich...", antwortete Kumiko nur kleinlaut und schien überfreundlich zu sein und keinerlei Groll zu hegen.
Innerlich war ihr jedoch geradezu danach Ichimonjis vorlautes Maul zu stopfen, was eigentlich gar kein Problem für sie gewesen wäre. Wäre da doch bloß nicht dieser schwächliche Körper und die Aussicht, dass dadurch alles aufliegen würde. Sie würde also wohl oder übel noch einige Jahre warten müssen, bis sich die Gelegenheit bieten würde.

"So genug freundliches Personal und lieben Bruder gespielt?", lachte Kawagi, als er die Limousine wieder in die Garage der Shadakos einparkte. "Klar...denkst du ich bin jetzt der liebenswürdige Idiot?", lachte Hamano ebenfalls und hörte nun per Wanze und Kopfhörer Ryoujis und Ichimonjis Gespräch mit.

"Denkst du er wird wirklich so lange durchhalten? Man sieht ihm ja schon förmlich an, dass er das hier nicht will..." murmelte Takara, als sie zusammen mit ihrem Mann ins gemeinsame Schlafzimmer gegangen war. Zwar liebte sie Yoshiro noch immer nicht wirklich, aber sie hatten sich darauf geeinigt, sich wie Bruder und Schwester zu verhalten, sodass sie wenigstens auf gutem Fuß miteinander stehen würden.
"Ich bin mir nicht sicher....Yokai ist psychisch nicht gerade immer stabil gewesen. Du kennst ja seine kleinen Wutausbrüche. Warum Vater ihn eingesetzt hat, weiß ich noch immer nicht, aber ich glaube, dass dahinter auch irgendetwas stecken muss..." erwiderte Yoshiro. Er hatte sich einfach aufs Bett fallen lassen und wirkte nun ein wenig nachdenklich, während er langsam die Knöpfe seines Hemdes öffnete. "Vor allem ist mein Bruder nicht gerade kritikfähig in manchen Dingen. Nun...hoffen wir, dass er das Beste aus seiner Situation machen wird."

"Hihihi oh sie stressen sich schon an.....kwahahahahihihi....Kawagi du müsstest auch mal hören....Ichimonji versucht doch tatsächlich Ryouji zu belehren....zu gut...", lachte Hamano und kringelte sich fast vor Lachen. Wieso war er nicht schon früher auf diese geniale Idee mit den Wanzen gekommen.

"Schmelz endlich!!!!", fluchte Yuuta, der verzweifelt versuchte den Eisklotz mit einem Feuerzeug zu schmelzen. Schließlich war seine große Liebe in diesem Eisklotz eingesperrt, in die er sich auf den ersten Blick verliebt hatte. Seit er das Feuerzeug benutzte, war der Eisblock gerade einmal kaum merklich geschmolzen, allerdings hatte Yuuta nicht vor aufzugeben, ehe Juria nicht frei war.

"Das hört sich aber nicht gerade so an, als ob du dir wirklich dabei sicher wärst..." erwiderte Takara und klang dabei auch etwas verunsichert. Sicherlich, sie kannte Yokai nun auch schon eine Weile und sie wusste, dass er stets versuchte, seinem Vater zu gefallen - wenngleich dies auch fast nie zu funktionieren schien - doch wer wusste, ob er es lange aushalten würde? Denn schon jetzt hörte man die Stimmen vom Volk, die einen angeblichen Level-E Vampir nicht als König haben wollten, und die ebensowenig eine Veränderung wollten, nachdem es, nach dem Bürgerkrieg, ihnen wieder gut ergangen war unter Ruka und Amura. Doch wie es schien hatte Amura seine Gründe, weshalb er seinen ältesten Sohn direkt eingesetzt hatte.

"Ach es hat doch keinen Zweck....", fluchte Yuuta und holte Hammer und Meißel, womit er nun versuchte das Eis zu zerschlagen. Die Person, die in diesem Eis gefangen war, rief schließlich nach ihm und es gab für ihn nichts anderes mehr als diesem Ruf zu folgen.

"Oh hört, hört....sie streiten schon fast.....oh Kawagi...wir müssen wohl mal wieder einen Streich spielen....mir scheint hier läuft schon wieder alles viel zu harmonisch...wie wärs mit einer Neckerei von Yokai?", lachte Hamano, doch schien Kawagi ihn belehren zu müssen. "Habt ihr schon vergessen, dass so etwas jetzt absolut nicht in unseren Plan passt? Vergesst nicht...ihr wollt euch beliebt machen, wenn ihr zum Stellvertreter werden wollt!", erklärte Kawagi, als sich in diesem Moment die Tür des Wagens öffnete und eine Person eintrat, die von Hamano wohl schon erwartet worden war.

Doch während Takara und Yoshiro noch rätselten, weshalb nun ausgerechnet Yokai den Thron bekommen hatte, wussten Amura und seine Frau Ruka schon längst die Antwort. Und dennoch herrschte zumindest bei Ruka eine gewisse Ungläubigkeit, und vor allem noch Misstrauen.
"Willst du mir allen Ernstes sagen, dass dies deine Absichten waren, Amura? Wahrlich, ich hätte Besseres von dir erwartet. Oder willst du wirklich behaupten, dass es sonst keinen Ausweg für dich gab?" Während er still auf seinem Bett saß und sich gerade der hohen Reiterstiefel entledigte, die er sonst trug, ging sie im Zimmer auf und ab, wobei auch sie nun nicht mehr ihr langes Kleid trug, sondern zu einem eher schlichteren Nachthemd gewechselt hatte.
"Und was wäre, wenn ich dir sage, dass es sonst keinen Grund gab, außer den, den ich dir schon tausendmal genannt habe?"

Zentimeter um Zentimeter arbeitete sich Yuuta vor, doch schien alles nichts zu helfen, da alles Eis, dass schmolz oder weggeschlagen wurde, wieder zufror oder erneut erschien. Nach wenigen Augenblicken hatte Yuuta also eingesehen, dass er wohl die Hilfe eines anderen Vampirs brauchen würde um diese wunderschöne Frau zu befreien, die in diesem grausigen Eisgefängnis gefangen war. Er hoffte, dass es das auch wert war - vielleicht spielte die Frau auch nur mit ihm und war eine Reinblüterin, die ihre Kräfte nur dazu benutzte um mit seiner Hilfe fliehen zu können.