Kapitel 7: Die Sinfonie des Mordens, 4.Satz: Lento un poco rallentando

"Du Unheil bringendes Monster aus dem Abgrund...", schrie die Lady und zeigte zunächst mit einer gezogenen Pistole auf Luzius. "Noch einen Schritt weiter oder ich erschieße sie!", zischte sie und hielt die Pistole dann geradewegs auf Ruka. "Wir nehmen ihn mit oder ich schicke sie wieder dorthin, wo sie hergekommen ist!", fauchte die englische Lady und versuchte Luzius Aufmerksamkeit zu bekommen, damit ihre Kollegen den Fehler korrigieren konnten.

"Ich habe keinerlei Gewissensbisse wenn du dich noch weiter uns entgegenstellst...Teufel....ich weiß, dass ich deinen Kräften nicht gewachsen bin...aber dich besiegen ist auch nicht meine Absicht...es geht mir nur um die Rache!", fauchte Lady Fortescune und hatte schon einen Finger am Abzug.

"Und was, wenn du es tust? Du vergisst, dass ich der Teufel bin, und dementsprechend Ruka, sollte sie hier und jetzt sterben, jederzeit wiederbeleben könnte, weil sie direkt wieder in die Hölle kommen würde. Ich hoffe an dieser Stelle natürlich, dass du mir vergeben kannst, Ruka-chan. Aber ich habe mir gewisse Prioritäten gesetzt, die ich einhalten will. Ich werde dich natürlich geeignet entschädigen für den Fall, dass dir dein zweiter Tod nicht bekommen sollte." Entschuldigend blickte Luzius zu Ruka, welche jedoch daraufhin nur ein wenig ängstlich zurücksah. Sie wollte nicht schon wieder sterben - vor allem nicht unfreiwillig. Ihr erster Tod, damals vor drei Jahren, war noch freiwillig gewesen, aber jetzt? Jetzt war sie eigentlich ziemlich froh, doch wieder am Leben zu sein. Aber gut, er würde sie wiederbeleben...Ein wenig bewegte sie den Kopf als Zeichen der Zustimmung und schloss dann die Augen, um ihren zweiten letzten Augenblick nicht mitansehen zu müssen.
"Na los, schießen Sie, ich habe kein Problem damit." lachte Luzius nur.

"Wiederbeleben? Wenn Sie sie widerbeleben könnten....wieso tun sie dann nicht gleich die ganzen toten Familienmitglieder widerbeleben, die aus dem Leben geschieden sind, hm? Warum kümmern sie sich nicht dann um diejenigen, die bei der Hochzeit erschossen wurden oder sich selbst in den Tod gestürzt haben, sie Monster!", entgegnete Lady Fortescune und hielt weiterhin die Pistole auf Ruka gerichtet.
"Würden Sie wohl auch alle Vampire wiederbeleben, wenn ich sie alle abschlachten würde?", fragte sie Luzius und das geradezu in einem provokanten Ton. Während sie mit Luzius redete verlor ihr Engelsflügel zunehmend an Federn, bis er völlig verschwunden war.

"Ich würde diejenigen wiederbeleben, die sich durch Taten eine Wiedergeburt verdient haben. Jene, die einen triftigen Grund haben, wieder auf der Erde zu sein, weil sie doch auf eine gewisse Weise für Recht und Ordnung sorgen können. Deswegen habe ich Ruka, Amura, Kanon und Senri wiederbelebt. Das kleine Monster dagegen kann nichts ausrichten, und Ren würde ihr überallhin folgen. Noch dazu will sie bei ihren Eltern bleiben, weshalb sie unten bleibt. Aber so gesehem - wieso erzähle ich dir das überhaupt? Es ist sinnlos wie eh und jeh. Aber ja, ich würde diejenigen wiederbeleben, deren Zeit auf der Erde noch nicht abgelaufen ist, die noch etwas zu tun haben, und glaub mir, das wären einige....Du kannst also noch so ein Massaker anrichten, es wäre mir egal." meinte er und verwischte wieder einmal die Glyphe, um die anderen Hunter daran zu hindern, ihr Werk endlich zu vollenden.

"Ach ja?? Mir ist aber zu Ohren gekommen, dass es durchaus Vampire gibt, die jung gestorben sind und ich sehe sie hier keineswegs....also was ist mit diesen? Wünschen die etwa auch im ewigen Feuer zu schmoren?" fragte die Lady angespannt.
"Egal..ihr habt doch sowieso kein Herz....Sie MONSTER!! Sie wissen doch überhaupt nicht was Mitgefühl und Liebe bedeutet!", schrie die Engländerin vorwurfsvoll und richtete dann die Pistole reflexartig auf Luzius und drückte gleich mehrmals ab, sodass mehrmals ein lauter Knall zu hören war. In ihrem Eifer schoss sie ganze 5 Mal, bis das Magazin leer war und keinen Schuss mehr zuließ.

Erschrocken wandte sich Ruka um, als sie sah, wie Luzius getroffen wurde. Zwar hörte man einen leichten Aufschrei von ihm und er taumelte etwas nach hinten, doch noch wollte er standhaft bleiben. Die Kugeln hatten ihn zwar durchaus an ziemlich heftigen Stellen getroffen, doch von so etwas würde er nicht sterben - nicht, solange die Kugeln nicht aus einem besonderen Material gefertigt waren. Er war der Teufel, niemand konnte ihn umbringen - glaubte er zumindest. "Wow...." murmelte er und begann sogar leicht zu lächeln, als sich die Staubwolke nach den Schüssen verzogen hatte, und man nun sehen konnte, dass er an fünf Stellen ziemlich blutete, wobei sein Blut nicht das übliche Rot, sondern vielmehr ein tiefes Schwarz war. "Ich hätte nicht gedacht, dass Frauen so rabiat sein können...Ich frage mich nur, ob Ihre Rache jetzt komplett ist, immerhin bin ich nicht verantwortlich für den Tod Ihres Geliebten."

Lady Fortescune blickte Luzius zornig an und ließ die Hüllen aus der Pistole fallen. "Sie können froh sein, dass sie kein Vampir sind....wären sie einer, dann hätten die Silberkugeln sie soeben ganz schön empfindlich getroffen!", zischte die Hunterin. "Wieso machen Sie es uns beiden nur so schwer? Ich habe Anweisungen von ganz oben in unserer Hunterhierarchie und man wird nicht gerade erfreut sein, wenn ich mit leeren Händen zurückkehre...Wenn ich Sie also bitten dürfte?", versuchte sie es nun wieder mit einem galanteren Weg, der schon ein wenig an Diplomatie grenzte.
"Von ganz weit oben? Oh mein Gott...", seufzte Kaien, der soeben erst durchschaute, dass der ganze Besuch nur ein mickriger Vorwand war, in Kaiens Keller zu gelangen.

"Und wenn der Papst selbst oder gar Saphariel dies angeordnet hätten, so wäre es mir dennoch egal!" fauchte Luzius, auch wenn seine Stimme doch ein wenig geschwächt klang, und er vor allem noch ein wenig röchelte, da durch eine Kugel einer seiner Lungenflügel zerstört worden war, und es ihm das Atmen eindeutig erschwerte. "Wenn Sie unbedingt jemanden suchen, den Sie mitnehmen wollen, so können Sie gern nach Yokai Kima suchen, der hat auch Dreck am Stecken - vor allem war er es, der die Hunterinsel zerstört hatte...Ansonsten hätten wir auch noch Ryouji Taiki zu bieten, den jüngeren Bruder Hamanos, oder wie wäre es mit Hamanos Helfern, oder seiner Geliebten Yumi - welche übrigens im Begriff ist, ein Kind zu gebähren, wie mir zu Ohren kam?" Leicht girnsend hatte sich Luzius zu Hamano umgewandt. "Wirklich schrecklich wenn man sein Kind und seine Geliebte verlieren wird, nicht wahr?"

"ER wird doch nicht etwa...??", fauchte Senri und wäre Luzius am liebsten an die Gurgel gesprungen, wenn ihn Kanon nicht zurückgehalten hätte.
"Wirklich sehr schöne Worte....wahrlich...ich muss schon sagen, es ist schwer für mich der Versuchung nicht zu erliegen....aber in diesem Fall muss ich meine persönliche Rache und meine Gefühle hinten anstellen...es zählt nun, was man von mir erwartet.....das Huntertribunal will Hamano als Gefangenen, damit er für den Mord an vielen Huntern gerichtet werden kann.....ich werde also erst gehen, wenn ich ihn im Gepäck habe...", erklärte die Lady und bekam dafür ein Lächeln von Hamano geschenkt, der die Szenerie aufmerksam mit den Augen verfolgt hatte.

"Scheint, als ob da jemand Angst vor der Hölle hätte, was?" fragte Luzius und konnte nur lachen über Hamanos Mimik. Er selbst blieb relativ kalt angesichts der doch harschen Worte der Lady Fortescune. "Nun, wie gesagt - wenn Sie nicht bereit sind, ihn mir freiwillig auszuhändigen, sehe ich mich noch immer gezwungen, hier die zweite Apokalypse einzuleiten. Und wenns sein muss, hole ich mir Verstärkung...Ich habe dort unten immerhin nicht umsonst meine loyalsten Diener, die mir vor allem in dieser Gelegenheit wohl sehr behilflich wären." Wieder hatte er sein Schwert gezückt, wobei er diesmal noch ein wenig schwankte. Silber machte ihm zwar nichts aus, aber die Tatsache, dass er äußerst miserable Heilkräfte hatte, machte das Ganze nicht besser.

"Tun Sie sich keinen Zwang an...auch wenn dafür eigentlich meine Exorzistkollegen zuständig wären!", meinte die Lady nur kühl und lud das Magazin nach und schoss gleich noch mal 3 Male. Als sich der Rauch legte, hatte sie ein erfreutes Lächeln auf dem Gesicht.

"Scheint mir als wären sie wohl nicht aufmerksam genug gewesen...", freute sie sich geradezu himmlisch. Hinter Luzius hatte soeben die Glyphe begonnen zu leuchten, was bedeutete, dass sie jeden Moment Hamano ins Hauptquartier nach Rom teleportieren würde. Diesmal hatte sie Luzius also gerade noch genug ablenken können - auch wenn das schon vollen Einsatz abverlangt hatte.

"Verflucht..." entfuhr es Luzius und für einen kurzen Moment stand er still. Dieser Moment dauerte jedoch nur Sekunden, denn nur kurz darauf machte er einen gewagten Hechter und stürzte sich geradezu auf Hamano, sodass er entweder mit diesem mit teleportiert werden würde, oder, wenn sein Plan funktionierte, seine Teleportationskräfte stärker waren und er dann die Gelegenheit hatte, Hamano wieder zurück in die Hölle mitzunehmen - wo er eigentlich auch hingehörte. Die Antwort auf diese Frage würde sich jedoch erst in ein paar Sekunden ergeben, da im Moment wohl noch der Kampf ausgefochten wurde zwischen den Teleportationskräften Luzius´und denen der Glyphe.

Der Raum wurde von dem Licht der Glyphe durchflutet, sodass alle geblendet wurden und nichts mehr sehen konnten. Erst als das Licht nachließ konnte man sehen, dass weder Hamano noch Luzius anwesend waren.
"Sind Sie noch ganz bei Trost? Sie hätten beinahe den Vertrag verletzt?!", beschwerte sich Mi-Cha bei Lady Fortescune und brachte ihre Emotionen lautstark zum Ausdruck. "Haben Sie jemals schon einmal etwas von der Harmonie gehört?", fügte der Japaner noch hinzu, der ausnahmsweise der Meinung seiner koreanischen Kollegin zustimmte.
Doch die englische Lady ignorierte ihre Kollegen und fragte nur wissbegierig ob die Teleportation erfolgreich war.
"Ich werde sofort anrufen..", meinte Sebastian Claudius und wählte die Nummer von Rom.

"Wo sind wir hier?", fragte Hamano, als er die Augen aufschlug und er, umarmt vom Teufel sich weder in Rom noch in der Hölle befand.

"Wenn ich das wüsste, wäre ich froh. Aber scheint, als hätten wir beide Glück gehabt...Naja, wobei ich jetzt noch Glück haben werde. Denn hier - wo auch immer wir sind - gibt es keine Hunter, und somit werde ich die Gelegenheit haben, dich wieder dorthin zu schicken, wo ich dich eigentlich schon die ganze Zeit hinbringen wollte. Und dann wird das Tor zur Hölle verschlossen, bevor es noch mehr Aufstände von dieser Seite gibt. Tz tz tz..." er blickte an sich hinunter. "Wegen solch einer Lapalie habe ich acht Schüsse bekommen und das Mittagessen verpasst. Wahrlich, wenn ich dich nicht umbringe, wird es meine Frau mit Vergnügen tun." Ärgerlich packte er Hamano am Arm und teleportierte dann sie beide zurück in die Hölle.

"Und? Was sagt die Zentrale?", fragte Catherine Nicoletta Annabelle Francis ihren Kollegen, der jedoch bedauerlicherweise den Kopf schütteln musste. "Bedauere...dem Hunterquartier ist kein Ankunft eines Gefangenen bekannts....der Teufel muss also stärker gewesen sein!", meinte Sir Forthcleaner und schien sehr bedrückt.
"DAS hätte ich Ihnen auch sofort sagen können, dass das nichts wird...sie...", brabbelte Mi-Cha, die da sie sich aufregte, redete wie ein Wasserfall - ohne Punkte und Komma. Zu diesem endlosen Wasserfall aus Worten, gesellten sich nun auch noch weise Zwischenkommentare von Kagome-san, der sich dazu imstande sah, seiner englischen Kollegin einen kleinen Vortrag zu halten, wie man sich als Hunter richtig zu verhalten hätte.
"Et da wäre pas zü vergessen..que wir aben eine élection zü maschen....", mischte sich Jean ein, der ziemlich angetrunken aus der Küche zurückgekehrt war.
"Geht es euch gut, Ruka-san?", fragte Kanon, die von dem Vorfall noch ganz aufgewirbelt war und sich um Ruka sorgte - man konnte bei diesen Huntern ja schließlich nie so ganz wissen.

"Äh...." machte Ruka nur und starrte noch immer etwas abwesend auf die Stelle, an der gerade noch Luzius und Hamano gestanden hatten, wobei sie erst einmal den Kopf schüttelte, in der Hoffnung, dies alles vergessen zu können, und in der Hoffnung, dass sie nicht mehr von diesen Erinnerungen von gerade eben gequält werden würde. Denn die Tatsache, dass sie sich als einziger Vampir nun unter den gazen Huntern befand - die nicht gerade von niedrigem Level waren - jagte ihr doch einen kalten Schauer über den Rücken. Sie hatte nicht vor, ein zweites Mal von der Erde zu verschwinden, auch wenn sie wusste, dass sie, so gesehen, jetzt keine Angst mehr vor dem Tod zu haben brauchte. Als aber dann Jean-Chaques auftauchte und verkündete, dass es noch Wahlen geben sollte, entfuhr ihr doch ein erleichterter Seufzer und sie murmelte nur eine kurze Entschuldigung, bevor sie dann wieder verschwand, direkt nach oben , in ihr Zimmer - wobei sie nicht noch vorhatte, Amura oder irgend jemand anderem davon zu erzählen.

"Ich fürchte das hat sie mehr mitgenommen, als es ihr lieb ist...", kommentierte Senri das Verhalten Rukas, als diese den Raum verlassen hatte ohne wirklich auf Kanons Frage zu antworten. Ebenso wie Ruka, war aber auch Senri wieder gelassener geworden, seit Chaques die Wahl erwähnt hatte. Seine Erleichterung war bei ihm vor allem daran zu sehen, dass seine Fische jetzt wieder fröhlich um ihn herum flogen, anstatt sich wie vorhin in seinem Kimono zu verkriechen.
"Sicher kommt sie schnell wieder zu sich...", meinte Senri und ging dann aber selbst aus dem Keller, wobei ihm Kanon folgte, nachdem sie sich bei Kaien abgemeldet hatte. Schließlich war die Wahl etwas, was nur die Hunter anging und da wollte sie nicht stören, nach dem sie die wankelmütige Stimmung der Lady Fortescune gesehen hatte.

"Lavendel-Special-Doppel-Turbo-Attacke!!!", schrie Juria und sprühte Yokai nun gleich mit zwei Deos gleichzeitig ein.

"Hey ! Das ist absolut nicht fair!" beschwerte sich Yokai während er versuchte, mithilfe eines Kissens die Attacke abzuhalten, doch natürlich war es auch alles andere als gut, wenn nachher das ganze Zimmer nach Deo riechen würde - aber dafür war es natürlich jetzt schon längst zu spät. Er hatte also nur die Möglichkeit, später das Clean-T.E.A.M anzurufen und ihnen mitzuteilen, dass er unbedingt neue Bettwäsche brauchte - was würde sonst sein Sohn von ihm denken, wenn er irgendwann wieder an die Akademie kam und sein ganzes Zimmer roch, als ob eine Horde Mädchen sich dort für den Sportunterricht umgezogen hätte? Denn er konnte ja schlecht sagen, dass er eine Deo-Schlacht mit Juria geführt hatte - die wohlgemerkt Yuuji noch nicht einmal kannte.

"Wenn ich fair kämpfen würde, wäre ich ein Engel und kein Vampir!", lachte Juria und sprühte um das Kissen herum. "Hehe...sags schon..möchtest du nicht verhandeln?", kicherte sie und sprühte solange bis das Deo nichts mehr hergab.

"Also schön...stimmen wir ab...Kaien? Wo ist der Abstimmraum? Ich hätte auch gerne eine Tasse Tee mit frischem Gebäck und ich hoffe doch die Zimmer sind bereits hergerichtet!", fragte Lady Catherine Fortescune und sorgte damit für verwirrte Blicke bei Kaien, die mehr sagten als alle Wörte sagen konnten. "Wie bitte? Bist du etwa so schlecht ausgestattet in diesen doch bescheidenen Hallen.....wenn ich die Einrichtung hier so beurteile..", bemerkte sie und schien sich etwas abfällig an die Einrichtung des Hauses zu erinnern.

"Auch Engel können kämpfen! Und nein, jetzt wird nicht mehr verhandelt..." Yokai hatte zu Grinsen begonnen, als er merkte, dass bei Juria ein Deo schon leer geworden war. Seine Flasche war dagegen noch halb voll, was hieß, dass er diesen Kampf noch gut gewinnen konnte, wenn er seine Sprühstöße nun gut dosieren würde. Aber gut, noch hatte er das Kissen und die Putzfrauen würde er später eh noch anweisen, alles zu reinigen, also konnte er gut und gerne nun auch auf die andere Bettwäsche sprühen.

"Waawaawaawawawaa!", kreischte Juria und rannte im Quadrat durch das Zimmer. Das tat sie solange, bis ein kalter Windhauch sie erstarren ließ und sie sofort wieder Haltung annahm.
"Störe ich?", fragte Nozomi, der sich soeben aus der nun äußerst kalten Atmosphäre zusammensetzte. "Ich hatte Hamano gespürt und wollte mal nachsehen, ob ich mich nicht auch getäuscht habe....schließlich war ich mir sicher er wäre von Senri getötet worden!", erklärte Nozomi äußerst streng und strich sich durch die blutroten Haare.

"Ich werde schon für alles sorgen...keine Angst....ihr...ihr....könnt es euch ja solange in der Empfangshalle gemütlich machen. Die Schüler dürften zu dieser Zeit ohnehin in ihr Wohnheim zurückgekehrt sein!", erklärte Kaien und huschte aus dem Keller. "Oh Kaien....wann lernt er es nur endlich sich wie ein guter Gastgeber zu verhalten??", seufzte Catherine und stolzierte Kaien hinterher.

"Ha....mano?" fragte Yokai und für einen kurzen Moment funkelte der pure Zorn in seinen Augen. "Das kann kaum sein..." erwiderte er aber dann und schüttelte den Kopf. "Hamano ist tot, Senri hat ihn getötet oder wer auch immer - Fakt ist jedoch, dass er tot ist." Ein wenig misstrauisch beäugte er Nozomi, immerhin kannte er diesen nicht wirklich. Er hatte ihn ein, zweimal gesehen, aber mehr auch nicht und sonst kannte er nur ein paar Erzählungen von Juria. Wie er sich aber erinnern konnte, war dies ihr Ehemann und Bruder, weshalb sein Misstrauen schon bald wieder schwand - denn er hoffte zumindest, dass Jurias Ehemann genauso gütig war wie seine Frau.

"Was ist das nur eine stickige Luft hier drinnen?? Man könnte meinen eine brunftige Meute kreischender Fangirls hätte sich hier frisch gemacht....", kommentierte Nozomi die Luftqualität des Raumes und sah zu Juria, die ihn etwas verstohlen angrinste und das Deodorant hinter ihrem Rücken verschwinden lassen hatte. "Darf ich dir vorstellen? Das ist Yokai!", meinte Juria und zeigte mit der Hand auf Yokai. "Der von dem du ja angeblich soviel Schlechtes weißt!", fügte Juria noch etwas neckisch hinzu und blinzelte zu Yokai.

"Yokai Kima, freut mich..." stellte sich dieser vor und reichte Nozomi die Hand, wobei er - ebenso wie Juria - das Deo hatte verschwinden lassen. Zumindest lag es nun unbemerkt unter einem Haufen von Decken und Kissen. Ein wenig versuchte er sich sogar zu einem Lächeln durchzuringen, auch wenn es eher gequält und beschämt aussah, immerhin war sein sonst so weißes Hemd teilweise blutig, und überall sah man noch die Reste der Verbände beziehungsweise die Narben, die er noch im Gesicht trug. Alles in allem war er nicht gerade in der besten Verfassung, um einen anderen Reinblüter zu empfangen, aber daran wollte er jetzt nicht denken, sondern versuchte die Ettikette so gut wie möglich zu wahren - denn wenn Nozomi von ihm schon ein schlechtes Bild hatte, sollte es nicht auch noch durch schlechtes Auftreten verschlimmert werden.

"Guten Tag....", begrüßte Nozomi Yokai nur etwas gequält und schien vor allem dessen fehlende Schuhe, das mit Blut beschmierte Hemd und die äußerst unordentlichen Haare wahrzunehmen. Dazu gesellte sich noch der Deogestank, der Nozomi völlig den Rest gab. "Ich sehe morgen wieder her...", verabschiedete er sich schlagartig und verschwand wieder so schnell wie er gekommen war.
Gleichzeitig waren vor der Tür Stimmen zu hören, die eindeutig Kaien und Lady Fortescune gehörten und anscheinend eine lebhafte Debatte führten, warum die Lady ausgerechnet zu Yokai musste. Jetzt da die beiden Hunter angekommen waren, sahen sie äußerst verblüfft durch das Loch in der von Senri zerstörten Tür und begrüßten Yokai.

"Und dann hab ich ihr gesagt: Zieh dir doch mal was anständiges an und pflege dein Äußeres. Und was tut sie? Sie zeigt mir den Vogel und rennt zurück in den Wald um mit irgendwelchen Kiddies weiterzuspielen, deren Hirnvolumen kleiner als das einer Erbse ist und die das Wort Geschmack noch nicht einmal aussprechen geschweige denn schreiben können. So...da wären wir also wieder so weit wie vorher, dass dieser weibliche Tarzan mit nix in der Birne im Wald herumhüpft und das so lange, bis ein Mensch sich ihrer erbarmte und ihr ein Haus vermachte!", quasselte Matsuo vor sich hin und schien doch tatsächlich ein paar Zuhörer aus ihrer Klasse zu haben. Hauptsächlich junge Männer, die weniger an der Geschichte als an Matsuo interessiert waren. Schließlich war sie die Nichte eines ehemaligen Senatvorsitzenden.