Kapitel 7: Die Sinfonie des Mordens, 4.Satz: Lento un poco rallentando

"Immer wenn du denkst, es könnte nicht mehr schlimmer kommen, kommt von irgendwoher das größte Unglück her. Tut mir leid, dass ich deinen Mann so verärgert habe..." murmelte Yokai und sah an sich herunter. Er sah nicht gerade gut aus, so barfüßig und mit seinem blutigen Hemd - den Deogestank natürlich nicht zu vergessen. Leicht schürzte er die Lippen und blickte dann entschuldigend zu Juria hin, wobei er ein wenig die Lippen schürzte. Er hatte eben wirklich nichts zum Anziehen, und darin lag das Problem. Denn die Sachen von seinem Sohn konnte er wirklich nicht nehmen und er hatte sich gechworen, definitiv nicht in den Senat zurückzukehren. Also musste er wohl oder übel - bis er wieder zum Einkaufen kam - mit diesen Sachen herumlaufen. Wobei er jetzt schon wusste, dass er wohl demnächst seine Verbände wechseln sollte. Dann jedoch, als er Kaiens Stimme hörte - die nun wirklich nicht zu überhören war - wandte er sich nur herum und als dann neben Kaien auch noch eine fremde Frau erschien, konnte er nur noch den Kopf schütteln, machte jedoch die Tür auf und begrüßte zumindest Kaien auch einmal bevor er ein wenig misstrauisch zur Lady blickte, sie aber auch begrüßte.

"Oh nimm das nicht zu persönlich....ich glaube es liegt eher an diesen Huntern, die er gespürt hat...und zudem hatte er heute schon ein Duell mit Yuka und Ichiru, da ist er noch ein wenig gestresst von denk ich mal...", entschuldigte sich Juria für ihren Bruder bei Yokai, bevor dieser die Tür für Kaien öffnete. Eigentlich wollte Kaien die beiden vorstellen und etwas sagen, doch kam ihm die englische Lady natürlich zuvor.
"Sind Sie Yokai Kima geboren Shadako, dem ich die frohe Nachricht zu überbringen habe, dass sie dafür gerade zu stehen haben das feste Eigentum der Huntervereinigung im Meer versenkt zu haben? Sie haben das Recht zu schweigen, doch sage ich Ihnen, dass es Ihnen ohnehin nichts bringen wird, denn alle Beweise sprechen gegen Sie.", erklärte Catherine Nicoletta, ohne sich vorzustellen und stolzierte durch das Zimmer ohne Yokai anzusehen. Wie Kaien bemerkte rümpfte sie dabei angewidert die Nase.

Gerade als Matuso weitersprechen wollte, kam der neue Duden der japanischen Rechtschreibung angeflogen, der sie erstmal K.O. schaltete. "Halt die Backen falsche Natter!", rief Emi und setzte sich erstmal an die Stelle, an der gerade eben noch Matsuo gesessen hatte. "Also Leute ich erzähl euch jetzt erstmal die wahre Geschichte. Dieses Miststück hat euch den letzten Blödsinn erzählt - schließlich hat sie mich mit dem Tarzan gemeint. Und ich sage euch, dass ich niemals auf die Idee kommen würde mit irgendwelchen Halbaffen wie Tarzan durch den Wald zu hüpfen!!!"

"Bitte was?!" entfuhr es Yokai und er wandte sich ebenfalls um wobei er nun die Hunterdame mit einem äußerst empörten aber auch erschrockenen Blick bedachte. "Ich habe nicht das Gebäude in die Luft gejagt, nie und nimmer! Ich gebe zwar zu dass ich einiges auf dem Kerbholz habe, mehr sogar als mir lieb ist, aber..." Aber was? Er konnte immerhin schlecht sagen dass er in den letzten Wochen schon so genug gelitten hatte und auch so schon genug Probleme hatte, als dass er es aushalten würde, noch einmal für etwas bestraft zu werden, was er eigentlich nicht getan hatte. Eigentlich. Denn letztendlich war er es gewesen der nach dem Streit mit Yoshiro die Insel durch seine Flammen versenkt hatte. "Aber so gesehen wäre es doch nur eine kleine Sachbeschädigung. Sehen Sie, ich gebe Ihnen eine neue Insel, baue eigenhändig ein neues Hauptquartier - da das alte sowieso durch eine Bombe zerstört worden ist - und die Sache wäre geregelt, oder etwa nciht? Immerhin wäre es doch viel zu viel Aktenaufwand, wegen solch einer Sache extra ein Verfahren einzuleiten, oder?"

"Davon dass sie das Gebäude nicht zur Explosion gebracht haben ist hier auch überhaupt nicht die Rede....Ihnen wird vorgeworfen, die Insel versenkt zu haben!", erklärte Catherine und drückte Yokai einen besonderen Zettel in die Hand, auf dem der vereinbarte Gerichtstermin stand, an dem Yokai beim Huntergericht in Rom zu erscheinen hatte. "Und soll das etwa ein Bestechungsversuch des Gerichts sein? Sprechen Sie sich besser mit ihrem Anwalt ab - sofern sie denn einen haben. Ich empfehle mich! Guten Tag, Herr Kima!", erklärte Lady Fortescune und verließ dann ernst den Raum.
"Ist heute wohl nicht gerade der Tag der reizenden Begegnungen....", murmelte Juria, die der Hunterin nur missmutig hinterherschaute.

"Also in Wirklichkeit war sie es die diesen Affen durch den Wald gefolgt ist, da diese ihren Schminkkoffer geklaut hatten. Meine Wenigkeit hat in dieser Zeit einen reizenden Mann getroffen, der mit ein schönes Haus vermacht hatte, was wohl sicher auch meiner Schönheit zu verdanken ist", erklärte Emi und blinzelte den Jungs zu.

Ein wenig missmutig betrachtete Yokai den Zettel, doch dann schüttelte er nur den Kopf, zerriss den Zettel und drückte ihn Kaien in die Hand. "Tu mir den Gefallen und halte sie fern von mir, wer auch immer sie ist, aber sie scheint eindeutig nicht mehr alle Tassen im Schrank zu haben! Ich habe genügend andere Probleme, also werde ich mich nicht für einen Unfall verantworten wie es der mit der Insel war - WELCHE SOWIESO DER VERFLUCHTEN SHADAKO-FAMILIE GEHÖRT!" schrie er noch der Lady her, auch wenn sie schon weg war. Dann erst wandte er sich wieder zu Kaien um. "Im Ernst, sie zu dass sie nicht mehr mein Zimmer betritt und überhaupt erst nicht diesen Gang. Ich werde mich vor keinem Gericht verantworten, nur damit wir uns verstanden haben. Aber bevor wir zu den wichtigeren Dingen kommen - ich bräuchte eine neue Tür, das Clean-T.E.A.M. der Schule bei mir und noch dazu neue Klamotten."

"Yokai...was hast du da an der Hand?", fragte Juria geradewegs so als sei etwas nicht ganz in Ordnung. Vorsichtig nahm sie Yokais Hände und untersuchte sie: Tatsächlich hatte sie sich wirklich nicht geeirrt.
Auf der Hand, die den Brief entgegengenommen hatte, bildete sich langsam ein Zeichen, dessen Beschriftung alleine schon darauf schließen ließ, dass es etwas mit den Huntern zu tun hatte. Zu sehen war ein geschlossener Kreis, der umringt war von einem Schriftzug, den wohl nur jemand lesen konnte, der des Lateinischen mächtig war.
"Geht das denn gar nicht weg?", fluchte Juria, als sie versuchte das Zeichen mit einem Tuch wegzuwischen.

"Soll ich vielleicht noch deine Schwiegermutter ins Gefängnis werfen lassen und dir ein Glas Milch und Kekse bringen?", entgegnete Kaien nur, der von dem hohen Hunterbesuch und dessen Eigenheiten völlig überfordert war.

Erschrocken blickte Yokai auf die Art Glyphe, die sich bei ihm gebildet hatte und er wandte seinen Blick zu Kaien. "Was heißt das?" fragte er und war ziemlich beunruhigt, immerhin konnte er sich nur zu gut an die Glyphe des Schattendaseins erinnern, die man ihm verpasst hatte bei seiner Gefangennahme vor mehr als 3 Monaten. Er war nämlich zwar des Lateinischen ein wenig mächtig, jedoch waren diese Worte für ihn ziemlich unbekannt. Meist kamen seine Lateinkenntnisse dann doch eher bei Sprichwörtern zum Einsatz, was also nicht viel zu bedeuten hatte. "Übrigens habe ich das nicht von dir verlangt, aber da du der Rektor dieser Schule bist, bist du nun einmal zuständig für alle Angelegenheiten, die auch das Gebäude betreffen - immerhin haben wir keinen Hausmeister oder etwas in der Art. Und das mit den Sachen war lediglich eine Bitte, später dein Auto ausleihen zu dürfen, nachdem Kaoru das Auto meiner Schwägerin zu Schrott gefahren hat und ich es nicht mehr nehmen kann."

"Oh....äh..da kann ich dir auch nicht helfen lieber Yokai....das ist die Einladung zum Gerichtstermin nur auf Latein und unterschrieben von den drei Mitgliedern des Huntertribunals. Das Ding wird jetzt solange deine Hand zieren, bis du den Termin wahrgenommen hast...moment...", erklärte Kaien und nahm dann Yokais Hand um genauer lesen zu können.
"Der Termin ist in 4 Wochen und wenn ich mich recht erinnere, wird diese Glyphe eine brennend-stichige Wunde hinterlassen, solltest du am nächsten Tag nach dem Termin immer noch nicht vor dem Tribunal erschienen sein. Ich würde dir gerne helfen....aber das zu entfernen übersteigt meine Fähigkeiten...", bedauerte Kaien und war kurz davor zu heulen.

Während er sich mit der einen Hand, die ein Tempo hielt, die Augen trocknete, hielt er mit der anderen Yokai den Autoschlüssel hin. "Aber versprich mir, dass du mit das Auto heil zurückbringst.....ich häng an ihm!", schluchzte Kaien.

"Ge...Gerichtstermin? Wunde?" stammelte Yokai und blickte immer wieder ungläubig zu Kaien hin. "Das ist doch nicht dein Ernst oder? Ich habe noch Prüfungen zu schreiben, die übrigens in 2 Wochen stattfinden! Und noch dazu kann man doch nicht wegen solch einer winzigen Sache wie der Versenkung einer eh schon zerstörten Insel ein Gerichtsverfahren anfangen, oder? Und wie soll ich denn bitte nach Rom kommen? Im Moment habe ich wirklich nicht das Geld, um mir den Flug zu leisten - der Wohlgemerkt über 200.000 Yen kostet!" schimpfte er und konnte es nicht glauben, dass er in seinem ganzen Leben nur so sehr vom Pech verfolgt wurde. "Und überhaupt, was wollen denn die Hunter in Rom von mir? Wieso interessiert sie überhaupt solch eine Insel?" Leicht schüttelte er den Kopf, während er den Autoschlüssel entgegennahm und zu Juria blickte. "Kommst du mit?"

"Hm...klar..du brauchst sicherlich ein wenig weibliche Unterstützung bei der Auswahl deiner Klamotten!", freute sich Juria und sprang Yokai hinterher. "Nicht einmal ein Dankeschön....bitter...", jammerte Kaien, doch dann fiel ihm ein, dass er diese Hunterin hier nicht so frei herumlaufen lassen wollte, weshalb er ihr sofort hinterrannte und sie dann nach ein paar Minuten auch eingeholt hatte.
"Kaien? Dir ist doch sicherlich ein gewisser Yoshiro Shadako bekannt oder nicht? Weißt du wo ich ihn finden kann?", fragte Lady Fortescune und schaute sich im Treppenhaus um. "Welcher Stock?", fragte sie doch schüttelte Kaien den Kopf. "Er ist im Vampirsenat - er unterrichtet hier nicht ! ", antwortete Kaien und bereute es dann doch gleich wieder. "Im Senat? Warum hast du das nicht früher gesagt...dann fahren wir doch gleich mal hin! Die Wahl kann auch immer noch stattfinden, wenn ich alles formellen Sachen abgehakt habe!", erklärte Catherine und schritt sofort eiligen Schrittes die Treppe hinunter.

Das hatte Yokai gehört und sogleich tönte noch ein gerufenes "Danke!" an Kaien gewandt durch die Gänge, bevor er sich dann mit Juria auf den Weg zum Auto machte. "Ich hoffe du entschuldigst meine Fahrweise." meinte er nur leicht grinsend als er einstieg und dann losfuhr. Er hatte schon ewig nicht mehr in einem Auto gesessen, und wenn, dann immer als Beifahrer oder mitfahrer - somit war er schon seit über einem Jahr nicht mehr zum Autofahren gekommen, weshalb es nun auch ein wenig holprig lief. Dennoch schaffte er es auf irgendeine Weise mit Kaiens Auto hinunter nach Bastardo zu kommen, wobei er bei dem Klamottenladen parkte, in dem er schon vor ein paar Monaten die Sachen für den damaligen Schulball eingekauft hatte. Ein wenig musste er grinsen bei dem Gedanken, wie er aussah und dass er barfuß durch die Straßen lief, doch das sollte sich wohl in einiger , absehbarer Zeit ändern.

"Oh man ist das peinlich...", seufzte Juria, als sie sich zum ersten Mal Kaiens Auto ansah. Vorhin in der Eile hatte sie es gar nicht so genau wahrgenommen. "Mit so etwas fährt Kaien?", murrte sie erstaunt, als sie ausgestiegen war und das quietschgelbe Auto ansah, an dessen Dach zwei Ohren befestigt waren, deren Enden schwarz angemalt waren. Dazu gesellten sich noch rote Pausbäckchen sowies ein gezackter Auspuff.
"Wo gibt es nur solche Autos zu kaufen....wir sind hier mit einem Pikachu rumgefahren?", stellte Juria entsetzt fest.

"Jetzt steigen Sie schon ein, Kaien!", protestierte Lady Fortescune, doch stand Kaien immer noch mit ausgebreiteten Armen vor ihrem Auto. "Sie können da nicht hin - die lassen Sie nicht mal in die Stadt fahren!", erklärte Kaien. "Soso...soviel zum Friedensvertrag wie? Es gibt auf dieser Insel also weiße Gebiete, zu denen den Huntern der Zugang verwehrt wird? Das wird das Tribunal aber brennend interessieren, mein Lieber!"

"Ich hab es zwar gewusst, dass er ein schreckliches Auto hat, aber ich habs ignoriert, und mir gedacht - egal. Du hast dich in diesem Land sowieso schon genug blamiert, da ist es doch egal, wenn du in einem Pikachu unterwegs bist. Außerdem, denk nur mal an den VW-Bus der Hasekura-Familie damals auf der Hochzeit Yoshiros." Ein leichtes Grinsen mischte sich in Yokais Züge als er daran dachte, wie er mit ihr durch den Bus getanzt war. Sicherlich, damals waren sie noch jung gewesen, damals hatte die Zeit noch nicht an ihnen genagt mit den Zähnen eines Wolfes, doch selbst jetzt spürte er manchmal diese Verrücktheit in sich. "Außerdem sag bloß nichts - ich meine wer hat vorhin eine Deo-Schlacht gemacht?" Dann aber schüttelte er nur den Kopf und machte sich auf den Weg in das innere des Ladens. Die Dame, die ihm damals den Anzug verkauft hatte, müsste ihn theoretisch noch kennen, auch wenn sichs ein Aussehen ein wenig zum Schlechteren geändert hatte.

"Rrrrrraw...", schnurrte Juria und stand schon bereit in Tangoposition. Als dann Yokai jedoch sich erst bei ihr beschwerte und dann im Laden verschwand, war sie doch erst einmal ein wenig geknickt und verblüfft. Nach einer kurzen Gedenkminute folgte sie jedoch Yokai in den Laden, der schon geradezu historische Bedeutung hatte, gemessen an den Besuchern, die schon alle in ihm gewesen waren.

"Wieso denn das? Im Friedensvertrag hieß es doch nur, dass es eine friedliche Koexistenz zwischen Huntern und Vampiren gibt!", protestierte Kaien und stützte sich mit seinen Händen auf der Motorhaube ab.
"DAS nennst du also eine friedliche Koexistenz? Du und die gesamte Hunterzunft wird auf diesem Fleckchen Erde schlimmer behandelt als jeder Straßenköter und genießt einen Respekt der gegen minus Unendlich geht!! Erzähl mir nichts von friedlicher Koexistzenz Kaien!!! Das hier ist wenn schon, dann eine Versklavung der Hunter! Fällt dir gar nicht auf, dass diese Bestien, dich in diese Akademie wie in einen Käfig gesperrt haben ? Du wirst doch von ihnen nur ausgenutzt, weil du eine herzensgute und naive Grundeinstellung hast!", argumentierte Catherine und versuchte Kaien damit die Augen zu öffnen.

Sogleich als Yokai den Laden betreten hatte, hatten alle Besucher im Laden und auch die Verkäufer und Verkäuferinnen ihm komische Blicke zugeworfen. Nun, es kam eben nicht alle Tage vor, dass jemand, der aussah, als wäre er gerade einer Hinrichtung entkommen, in solch einen Klamottenladen ging. Zumal die einfachen Menschen hier kaum wussten, dass es sich bei dem Großteil der Bewohner nicht um Menschen, sondern um Vampire handelte. Es gab nur wenige Eingeweihte, die jedoch einen Mantel des Schweigens über alles bereiteten, was mit der Unsterblichkeit zu tun hatte. Deswegen fragte letztendlich auch niemand wirklich nach, wenn ein Auto mit dem Wappen der Shadakos vorbeifuhr oder es Feiertage gab, die nicht normal in Japan üblich waren. Auch untersuchte niemand näher die Bewohner des riesigen Palastes in der Senatsstadt. Es war eben für alle ganz normal. Jedoch war diese Normalität jetzt wohl zu einem gewissen Teil aus den Fugen geraten, nachdem Yokai den Laden betreten hatte und freundlich darum bat, dass man ihm doch ein paar schwarze Anzüge zeigen möge.

"Ausgenutzt? Wieso sollte ich ausgenutzt werden, wenn ich den Kindern Bildung gebe und sie Toleranz lehre?", verteidigte sich Kaien, doch lachte ihn Lady Fortescune dafür nur aus. "Toleranz? Eine Göre, die jeden Unterricht bei einem Hunter ablehnt, bezeichnest du also als jemanden dem Toleranz gelehrt wurde? Dass sie dich alle nur benutzen um einfach zu guter Bildung und guten Abschlusszeugnissen zu kommen fällt dir nicht auf wie? Sieh es einfach ein: Diese Tiere in Menschengestalt interessieren sich kein bisschen für deine Idee. Sie gehen doch nur an diese Schule, weil sie ihnen so etwas wie ein politisches Asyl bietet. Also bilde dir nicht zuviel von dieser Schule ein, Kaien!", erklärte Catherin, wobei sie nun wenigstens den Motor abgestellt hatte.

Juria achtete nicht auf Yokai, stattdessen ging sie schnurstracks zur Frauenabteilung und tobte sich dort erstmal aus. Vielleicht würde sie ja auch auf alte Bekannte treffen.

Über Jurias Verhalten konnte Yokai nur die Augen rollen, doch er machte sich nun, da ihm niemand hilfreiches zur Seite gestellt wurde, selbst auf den Weg und ging nach einigen Sachen schauen, die er einfach mal so über den Arm warf, wobei er doch darauf achtete, dass die Sachen nicht schon blutig waren, bevor er sie überhaupt gekauft hatte. Doch er merkte auch so, dass sein Stapel bald zu groß und zu schwer war, weshalb er einige Sachen an der Kasse zurücklegte. Er kannte ja seine Größe, da würde er nicht lange anprobieren müssen. Meistens passten ihm die Sachen, die er sich rauszog, sowieso. Deshalb hatten sich schon bald auf der Kasse mehrere Anzüge, ein paar Krawatten, viele Hemden, aber auch zwei Paar Schuhe und ein paar Hosen gestapelt, wobei er noch längst nicht fertig war mit seinem Einkaufen.

"Soso....tauchen Sie also auch plötzlich wieder auf der Bildfläche auf, was? Ich weiß noch allzu gut, wie sie damals im Bus gesessen sind und Samba getanzt haben. Die Hochzeit von Takara, Sie wissen schon? Aber seltsam...sie scheinen ein ganz neuer Mensch zu sein...", meinte plötzlich eine Stimme hinter Juria, die diese überhaupt nicht kannte. Erschrocken fuhr sie herum. "Wer sind Sie? Und woher wissen Sie solche Sachen? Wer sind Sie, dass Sie sich an solche Sachen erinnern können?", fragte sie hastig und versuchte das Gesicht des Mannes einzuordnen der vor ihr stand.

"Wenn Amaya den Huntern nicht vertraut kann ich auch nichts daran ändern...", verteidigte sich Kaien, doch bietete ihm Catherine sogleich Parole. "Dann frage ich mich wozu sie noch an einer Schule ist, die der Verständigung zwischen Vampiren UND Huntern dienen soll!"

Yokai dagegen hatte es sich mittlerweile in der Umkleidekabine bequem gemacht, wobei er doch ein wenig das Gesicht verzog, als er sein Hemd aufknöpfte und schon jetzt bemerkte, dass siene Verbände durchgeblutet hatten. Und obwohl Hasekuras Bruder Shion eigentlich gute Arbeit geleistet hatte, sah man dennoch einen riesigen Teil der Wunden, die Ryouji ihm zugefügt hatte, vor allem die am Rücken. Denn über den verbundenen Stellen ragte sein Mal hervor, wobei sich nun zu dem Schwarz der Farbe noch das rot-bräunliche Schimmern der Wunde gesellte, hervorgerufen durch das Nachzeichnen mit einem glühenden Messer. Für einen kurzen Moment schloss er die Augen, bevor er dann das Hemd ganz auszog und sich daran machte, mit größter Vorsicht die anderen Dinge anzuprobieren, zumindest damit er einen groben Überblick hatte.

"Ach kommen Sie....diese Hochzeit...davon weiß doch jeder Bescheid...ich habe Sie und den Herrn dort hinten in der Umkleide doch damals im VW-Bus tanzen gesehen...sie können mich natürlich in der Masse der Zuschauer nicht gesehen haben....sind sie denn mittlerweile ein Paar? Man hat solange nichts mehr über Sie gehört, Mayaku-san!", erklärte und fragte der junge Mann.

"Siehst du Kaien - keine Antwort ist auch eine Antwort. Ich würde sagen du wirfst sie und alle anderen Schüler, die sich weigern mit Huntern Umgang zu haben, sofort von der Schule. Das ist hier schließlich keine Vampirschule!", zischte die Lady und machte sich dabei auch Notizen für den Bericht, den sie für das Tribunal anfertigen würde.

Ein wenig bekam Yokai sogar von dem Gespräch zwischen Juria und dem unbekannten Mann mit, doch interessierte er sich noch nicht sonderlich dafür. Im Moment war er doch mehr auf das Anprobieren fixiert, wobei er festgestellt hatte, dass ihm doch die meisten Sachen sogar passten. Also zog er sich nur wieder normal an und ging mit einem Grinsen aus der Umkleidekabine. Manchmal war er eben doch verrückt. Jetzt aber spähte er um die Ecke und sah dann den Mann zum ersten Mal, wobei er ein wenig stutzte. Er kannte den Mann nicht, aber als er hörte, dass er und Juria ein Paar sein sollten, konnte er nur leicht den Kopf schütteln. Noch war er verheiratet....oder war er schon verwitwet? Schwer zu sagen...

"Wir? Ein Paar? Machen Sie keine Witze...der Mann ist verheiratet und ich will unter keinen Umständen so ein weibliches Biest sein, dass einen verheirateten Mann dazu zwingen will, ihretwegen seine Ehefrau zu verlassen. Wo denken Sie nur hin?", lachte Juria und wurde ein wenig rot.
"Da haben Sie wohl recht, wie ungeschickt von mir...", meinte der Mann und verbeugte sich zur Entschuldigung. "Wissen Sie ich war schon lange nicht mehr im Land und habe vor mich in der Politik ein wenig einzubringen...offentsichlich habe ich in meiner Zeit im Ausland viel verpasst und es heißt, dass es viele offene Stellen im Senat gibt, die gestopft werden müssten, verstehen Sie?", erklärte der junge Herr.

"Stimmt..." erwiderte Yokai mit einem Lächeln und trat neben Juria, wobei er den Mann vor sich noch ein wenig musterte. "Außerdem, bist du nicht auch verheiratet?" fragte Yokai dann an Juria gewandt, und er musste an Nozomi denken. Dann jedoch blickte er wieder zu dem Fremden hin und runzelte ein wenig die Stirn. "So, Sie wollen also in die Politik? Na dann sollten Sie gute Argumente haben. Meine Nichte ist nicht gerade der Typ, der Fremden einfach so blindlings vertraut. Im Moment scheint sie nur enge Vertraute anzunehmen. Ich wünsche Ihnen aber schon jetzt viel Glück, dass Sie es schaffen, an Ihrer Barrikade aus Misstrauen vorbeizukommen. Aber gut, nach den vergangenen Ereignissen nehme ich es ihr in keinster Weise übel. Aber sagen Sie, wer sind Sie denn überhaupt?"

"Oh wie unhöflich von mir....mein Name ist Jirou Takamachi, Sprößling einer alten Adelsfamilie, die ihre Wurzeln noch bis zu einem gemeinsamen Urahn der Kotarafamilie zurückverfolgen kann. Unsere Familie war schon immer ein großer Unterstützer der Shadakointeressen und deren Nebenfamilien. Ich denke also schon, das Vertrauen ihrer Nichte zu erlangen, wenn denn die Möglichkeit kommen sollte, meine Loyalität unter Beweis zu stellen!", erklärte er und verneigte sich höflich.

"Die Polizei dürfte jeden Moment auftauchen Jungs....also bitte keine unnötige Flennerei, klar?", forderte Kaname von den Zwillingen, als das Trio ein wenig missmutig wieder auf der Kageshima ankam und sie auch betraten. Sie gingen ein paar Schritte, bis sie den Strand verlassen hatten und auf der Wiese standen. Dort setzten sie sich und warteten.

"Freut mich. Ich denke Sie dürften schon von mir gehört haben, oder zumindest haben Sie ich gesehen. Yokai Kima." meinte dieser und lächelte. "Nun, wenn Sie ein Unterstützer der Shadakos sind, dürfte Ihrer politischen Karriere ja nichts im Wege stehen. Hoffen wir das Beste, doch ich denke die Gelegenheit wird sich stets ergeben, dass Sie Ihre Loyalität unter Beweis stellen können. Mit den richtigen Methoden bekommt man alles." Leicht zwinkerte Yokai Jirou zu, bevor er sich an Juria wandte. "Wenn du fertig bist, sollten wir zahlen? Ich möchte nicht allzuviel Aufsehen erregen in diesem Aufzug und Kaiens Auto...wenn man den bei diesem...Etwas...überhaupt von einem Auto sprechen kann." Leicht verzog er das Gesicht als er an das Pikachu-Auto dachte. Zuerst war es nicht so schlimm gewesen, doch mittlerweile konnte er aus den Fenstern schon sehen, wie die Menschen davor standen und schon Fotos schossen.

Da die Senatspolizei seit Ryoujis Verrat und der Flucht desselben die Küsten weitaus besser kontrollierte als noch vor wenigen Tagen, dauerte es auch nicht gerade lange, bis man das ungleiche Trio entdeckt hatte. "Sieh an, sieh an...wen haben wir denn da? Ich denke die werte Dame wird sich freuen, Sie zu sehen." ertönte eine Stimme von hinten und der Chef der Polizei blickte arrogant auf die Zwillinge und Kaname herab.