Kapitel 7: Die Sinfonie des Mordens, 4.Satz: Lento un poco rallentando

"Mischblut...." fauchte Amaya, da sie diese Worte noch gehört hatte, und im Moment war auch sie wütender denn je, als sie zusammen mit ihrer Mutter wieder zurück in den Helikopter stieg, der sie , weg von der Taiki-Insel zurück zur Senatsstadt bringen sollte. Ihr neues Zuhause war zu diesem Zeitpunkt wohl die Kageshima, und ihre neue Familie die Shadakos. Wobei es ihr nichts ausmachte, da sie wusste, dass Ruka sie schon immer als eine Art Tochter gesehen hatte, und dass auch Amura ihr öfters gut gestellt gewesen war, selbst als sie noch eine Taiki gewesen war. Immerhin hatte sie noch diese Stütze, denn wenn sie an Yokai dachte, der schon vor ihr das gleiche Schicksal erlitten hatte, so empfand sie doch ein wenig Mitleid mit ihm- immerhin hatte er keine andere Familie mehr. Jetzt jedoch verdrängte sie den Gedanken nur und versuchte, sich auf andere Dinge zu konzentrieren. Wenn also die Taikis wohl mit Ryouji zusammenarbeiteten und Ayumi wohl sogar noch Hamano in Schutz nehmen würde, mussten sie die Sache selbst in die Hand nehmen. Leicht schürzte sie die Lippen, als sie so über das Meer hinwegflogen und bereits die Kageshima wieder in Sicht kam. Sie hatte wahrlich keinen einfachen Weg gewählt.

"Natürlich....", erwiderte Senri und erhob sich von seinem Platz. "Wo gehst du hin?", fauchte Ayumi sofort als sie sah wie ihr Enkel zur Tür lief. "Ich habe eine Verabredung mit ein paar Freunden aus dem Jenseits...es geht um Hamano....wenn ihr mich also entschuldigt!", erklärte Senri und ging zu dem Zimmer, das man für ihn bereit gestellt hatte.
Da die modernen Vampire sich offensichtlich nicht mehr mit Kimonos kleideten hatte er sich einen Anzug angeschafft, den er nun anlegen wollte, bevor er in der Senatsstadt noch einen Kulturschock erleben würde.
"Hoffen wir mal, dass sie mich nicht gleich so angiften, wie es Ayumi mir erzählt hat..", dachte sich Senri, der schon zur Verzweiflung kam, als doch tatsächlich von ihm verlangt wurde, einen Krawattenknoten zu binden. Auch mit Anzug erkannten ihn seine geliebten Fische sofort, die wieder um ihn herum flogen und ihm die Türen öffneten.

"Da kommt schon wieder der Hubschrauber....scheint ja ein äußerst kurzer Besuch gewesen zu sein", kichert Eiichi, der den Hubschrauber sofort wieder erkannt hatte.

Die Sonne war gerade am Untergehen, als Takara wieder den Palast der Sentasstadt betrat. Sie war noch ein wenig durch die Stadt gegangen, nachdem sie gelandet waren, einfach, um sich ein wenig abzureagieren. Amaya dagegen hatte sich zurückgezogen in ihre eigenen Gemächer, nicht zuletzt auch, weil sie noch immer einige Dinge zu erledigen hatte. Zwar sollte sie eigentlich auch den Unterricht besuchen, doch sie würde wohl ein wenig zu spät kommen. Zumindest hatte sie nicht vor, zu gehen, bevor sie zumindest einen weiteren Punkt auf ihrer Liste erleidgt hatte. Mittlerweile waren überall im ganzen Land Fahndungsplakate ausgehängt worden, die für sämtliche Mitglieder der Familie Takenouchi, Teshigara und Taiki galten mit Ausnahme von Matsuo, für die sie aber ein Ausgangsverbot aus der Hiya-Akademie verhängt hatte. Sie wusste, dass es eigentlich nicht richtig war, weil zumindest Kumiko und Matsuo eigentlich nichts getan hatten, doch der Zorn über das, was man ihrer Mutter angetan hatte, war noch zu groß, als dass sie noch irgendwie Rücksicht nehmen würde auf die Gefühle der anderen.

Gerade war Senri dabei seine Heimatinsel zu verlassen um Ruka aufzusuchen, als er auf der Meeresoberfläche einen steinigen Weg erkannte, von dem er sich sicher war, dass es ihn so noch nie gegeben hatte. Senri ahnte schnell was das bedeuten konnte: Jetzt wo Takara die Urgroßmutter besucht hatte, tat Ryouji nun wohl das Selbe. "Was versprechen sich alle nur davon Ayumi um Hilfe zu bitten???", fragte sich Senri und schüttelte den Kopf. Allmählich müsste die Vampirwelt doch verstanden haben, dass von Ayumi keine Hilfe zu erwarten war, wenn man nicht gerade vor hatte, den Königsthron an sich zu reißen.

Selbst ihm hatte sie verboten, sich an Hamano für den hinterhältigen Mord rächen zu dürfen, was Senri umso mehr Antrieb gab zusammen mit Ruka eine Lösung für das Problem finden zu können. "Wie hatte diese Hasekura-san nochmal gesagt? Eine vor sich hinsiechende, vertrocknete alte Urahnin.....vielleicht hatte sie doch recht...", ging es Senri durch den Kopf als er Magma aufstiegen ließ, die in dem kalten Wasser sofort erstarrte und ihm einen bequemen Übergang über das Meer bot.

Und während Amaya schon die nächsten Verordnungen erließ, die auf ihrer Liste standen, klopfte es in diesem Moment an Shigures Haustür. Nach der Sache mit der verpatzten Hinrichtung hatte er sich in sein Haus zurückgezogen und hatte so schnell wie möglich alle seine Sachen zusammengepackt, um von der Kageshima verschwinden zu können. Jedoch war er wohl damit nicht schnell genug gewesen, denn als er im Morgenmantel, und sichtlich ermüdet, die Tür öffnete, standen schon die Leute des Senats vor ihm und hielten ihm eine Verordnung vor die Nase, dass er ab sofort unter Hausarrest stehe, und sein Haus nicht verlassen dürfe bis zu seiner offiziellen Gerichtsverhandlung. Wohl hatte die Senatsvorsitzende noch ein wenig Gnade gezeigt, so zumindest behaupteten es die Wachen, die Shigure mit einem spöttischen Blick bedachten, während sie sich nun vor dem Haus postierten, das ab sofort unter Bewachung stehen würde.

Dagegen machte sich Yokai gerade fertig für den Unterricht. Zwar würde dieser noch lange nicht beginnen, doch er wusste nicht, ob man nicht alles vorziehen würde, nachdem die Vampirgeschichtestunde wohl für den heutigen Tag - und auch noch länger, bis man eben eine Vertretung für Shigure gefunden hätte- ausfallen würde. Er hatte indirekt durch dessen Absetzung im Lehrerkollegium erfahren, weshalb er nun doch ein wenig vorgesorgt hatte. Er war alt genug, als dass er das meiste der bisherigen Vampirgeschichte mitbekommen hatte, und noch dazu hatte man ihm viel erzählt.Denn auch er hatte schließlich alle Gräueltaten der Hunter und der Vampire erzählt bekommen.

Eiligst stolzierte Senri über seine persönliche Brücke zur Senatsstadt und unterhielt sich auf dem Weg ausgeprägt mit seinen Koikarpfen, was wohl zu tun sei, wenn ihn diese Amaya auch so angiften würde, wie sie Ayumi angegiftet hatte. "Meint ihr nicht, dass sie mir eher den Kopf abschlagen, als dass sie mich hineinlassen?", fragte Senri seine Fische, als er sich der Insel näherte und allmählich die überaus starke Präsenz Rukas und Amuras spüren konnte. Des weiteren konnte er auch Hamanos Präsenz spüren, die jedoch weiter entfernt war und daher auch nur schwächter wahrgenommen werden konnte. Ein wenig verwundert war jedoch Senri, als er auf halbem Weg die Auren Nozomis und Jurias wahrnehmen konnte - zwar schwach doch dennoch mehr als genug. "Sind wohl alle Toten auferstanden oder wie?", kicherte er und setzte seinen Weg fort, bis er am Horizont bereits die Stadt und den Palast sehen konnte, der auf dem hohen Berg über der Stadt thronte.

"Und Punkt fünf hätten wir damit auch abgehakt..." murmelte Amaya als sie ihre Liste weglegte und sich dann wieder dem Koffer zuwandte, der auf ihrem Bett lag und in dem noch ein paar Sachen lag, die sie mitnehmen würde, wobei es größtenteils Akten waren, die sie noch studieren würde. Sie hatte in den Fächern, die von einem Hunter unterrichtet wurden, sowieso ein Autodidakt angefordert, weshalb sie das Glück hätte, in dieser Zeit sich noch um die politischen Angelegenheiten kümmern zu können. Noch dazu hatte sie auch mehrere andere wichtige Dinge noch eingepackt, die allerdings alle im Moment mit ihrer Arbeit zu tun hatten. Wahrlich, es war äußerst unvorteilhaft, Senatsvorsitzende zu sein und gleichzeitig noch zur Schule zu gehen. Sie hatte Glück, dass schon bald die Abschlussprüfungen wären- nur ob sie da durchkam, war eine andere Frage, denn für ihr Autodidakt hatte sie bisher absolut nichts getan. Mit einem leichten Seufzen packte sie die restlichen Sachen in den Koffer und machte sich dann auf den Weg zu ihrem Auto. Ob ihre Mutter mitkommen würde, wusste sie nicht, aber sie wollte im Moment auch nicht fragen, da Takara wohl noch etwas aufgekratzt war und erstmal ihre Ruhe bräuchte. Deshalb machtte sie sich nur leise aus dem Staub, auch, weil sie selbst ein wenig ihre Ruhe haben wollte.

Nach einigen weiteren Minuten setzte Senri den ersten Fuß auf die Kageshima, die er nur äußerst ungern betrat - allein wegen der feindlichen Stimmung die hier wahrscheinlich vorherrschte. Nichtsdestotrotz ging Senri weiter seines Weges und spazierte nun die Prachtstraße entlang, die ihn zum Tor der Stadt führen würde.
Er konnte deutlich die Massen an Einwohnern spüren, die in dieser ihm unbekannten Stadt wohnten und ebenso konnte er nun immer klarer die Auren der vielen Reinblüter spüren, die in dieser Stadt wohnten. Ob sie auch ihn spüren würden, wusste er nicht - letztendlich war es ihm aber auch egal, da er ohnehin gekommen war um ein bestimmtes Problem zu lösen.

Sobald Senri auch nur einen Fuß auf die Kageshima gesetzt hatte, schreckten gleichzeitig mehrere Leute hoch: Amaya legte in Bastardo eine Vollbremsung hin, Takara schreckte hoch aus ihrem Bett, Yokai seufzte leise und einzig und allein Ruka und Amura brachten ein leichtes Lächeln zustande. Die drei Ahnen bemerkten zwar auch etwas, doch sie sagten nichts zu der ganzen Sache, da es wohl ihre Enkel und Urenkel übernehmen würden, mit solchen Dingen umzugehen.
"Es scheint mir als hätten sie es auch noch geschafft..." Ruka hatte zu lächeln begonnen. "Ich frage mich, wieso es so lange gedauert hat, aber ich bin froh, dass sie nachkommen konnten. Wobei ich mich frage, wo Kanon steckt. Im Moment spüre ich nur Senri...oder weißt du, wo sie sein könnte?"fragte Ruka an ihren Mann gewandt, doch dieser schüttelte nur den Kopf und wandte den Blick aus dem Fenster, wo er zwar Senri noch nicht sehen konnt, doch er spürte ihn nur zu gut.

Noch einige Minuten später ,stand Senri schließlich am Tor der Stadt und betrat das Innere der Stadt, wo ihn die Leute ungläubig anstarrten und ehrfurchtsvoll auf den Boden fielen, als sie seine mächtige Aura spürten und sein reines Blut riechen konnten. Für Verwunderung sorgten jedoch die Fische, die um ihn flogen und deren Anblick das gewöhnliche Volk nicht gewohnt war.
Ohne dass er hätte fragen müssen, wurde ihm die Pforte zum Senat geöffnet, sodass er wenige weitere Minuten den Weg zum Senat bergauf gegangen war und nun direkt auf dem Platz vor dem Senatsgebäude stand, von wo aus er Amura ,am Fenster stehen, sehen konnte. Mit einem Lächeln sah er in Amuras Gesicht, bevor er weiterlief und sich die Tür zum Senat öffnen ließ, um nur einen Augenblick in der Eingangshalle zu stehen.

"Senri-san!" freudig war Ruka in die Empfangshalle gegangen und lächelte nun, als sie den Ahnen der Taiki-Familie sah. "Wo hast du nur Kanon gelassen? Kommt sie noch nach oder gab es da noch gewisse Verhandlungen? Es tut mir wirklich ausgesprochen leid, dass wir euch nicht mitnehmen konnten, aber Akuma-sama war zu diesem Zeitpunkt ein wenig genervt..." Sie begann leicht zu grinsen, war sie doch in diesem Moment voller Freude darüber, dass auch Senri ihnen wieder Gesellschaft leisten konnte. Derweil war auch Amura nach unten gekommen und nickte Senri kurz zu, wobei er noch immer ein wenig mürrisch zu sein schien, aber bisher hatte ihn noch kaum jemand lächeln sehen, weshalb man sich wohl nichts dabei denken sollte, wenn man Amura so wütend sah.
"Aber gut, ich sollte nicht so viel reden. Komm erst einmal rein, ich denke wir sollten uns einen ruhigen Ort suchen, um dort alles zu besprechen. Hier ist es einfach zu voll, und viel zu viel los im Moment. Unsere Enkelin hat noch die Glaser geschickt, wegen dem Mosaik auf dem Platz vor dem Senat, und man hört nichts mehr außer diese nervenden Geräusche, während das Glas geschnitten wird. Schrecklich, sage ich dir."

"Ruka-san....schön dich wieder zu sehen", begrüßte Senri die Shadako-Ahnin und verneigte sich vor ihr. Manche seiner 5 Fische, die um ihn flogen umkreisten nun ebenfalls Ruka und umrundeten mehrmals ihren Körper. "Du hast ganz recht....diese grässlichen Maschinen und der noch grässlichere Lärm bringen meine Fische noch ganz durcheinander....lass uns einen Raum suchen, in dem es nicht so laut ist, dann erkläre ich euch alles, was mit Kanon los ist!", meinte Senri und schaute sich ein wenig im Gebäude um.
"Ich will ja nicht als pingeliger Reinblüter rüberkommen, aber wenn ich mir hier den Zustand dieses Gebäudes ansehe, frage ich mich warum meine Enkelin nicht gleich das gesamte Gebäude renovieren lässt", schlug Senri vor, während er darauf wartete von Ruka zu einem ruhigeren Raum geführt zu werden, denn er kannte sich kein bisschen in diesem für ihn völlig neuen Gebäude aus.

"Sicherlich." meinte Ruka und war schon ein wenig vorgegangen, weil sie einen Raum kannte, in dem es ein wenig ruhiger sein würde. Denn ihre und Amuras Gemächer waren am anderen Ende des Gebäudes, zum Garten hin gerichtet, sodass niemand sie stören würde bei ihren wichtigen Gesprächen - immerhin ging es hier um die Zukunft der Kageshima und des ganzen asiatischen Vampirreiches. Abgesehen von Transsylvanien , einer Gegend in Baden-Württemberg und einer Gegend in Louisiana gab es kaum Vampirreiche, die sich mit der Größe des Shadako-Reiches messen konnten - und noch dazu waren die Shadakos auch die älteste Vampire, die es überhaupt. Unter den Reinblütern waren sie die erste Familie, die höchste Familie.
"Naja, du musst Mya-chan entschuldigen, ich glaube sie hat im Moment viel um die Ohren. Immerhin ist sie gerade eben wieder zur Schule zurückgekehrt, weil sie im Juni ihre Abschlussprüfungen hat, und sie nicht zu viel vom Unterricht verpassen sollte. Aber ich denke wir könnten ihren Helfer, Kobe-san einmal darum bitten. Im Moment dürfte genug in der Familienkasse sein, damit wir eine Grundrestaurierung anordnen lassen können. Aber du musst doch zugeben, Senri-san, dass mein Sohn ganze Arbeit geleistet hat, damals beim Bau, auch wenn ich ein wenig meine alte Heimatstätte vermisse."

"Ich frage mich nur wen er wohl als Architekten angestellt hat....der Senat erinnert mich doch ein wenig an ein Gebäude, dass ich meine in Europa einmal gesehen zu haben!", erzählte Senri, während sie zu den ruhigeren Gemächern Rukas gingen.
Plötzlich überkam Senri das Gefühl, dass er den Ahnen der Shadakos wohl noch die neueste Nachricht mitteilen sollte, von dem was in der Taiki-Familie vor sich ging. "Habt ihr schon mitbekommen, dass meine Großmutter meine Tochter aus der Familie verstoßen hat?", fragte er so nebenbei, während sie eine Treppe hinaufliefen und sich dem Zimmer näherten.

"Hm....das weiß ich leider auch nicht mehr." meinte Ruka. "Ich sollte ihn wohl bei Gelegenheit einmal fragen, sobald er wieder wach ist. Er hat ziemlich schwere Verletzungen davon getragen, nachdem Ryouji versucht hat, ihn zu töten." Ein wenig wurde ihr Blick ernster, vor allem aber auch zorniger, als sie sich daran zurückerinnerte. Dann jedoch hörte sie die neueste Meldung, was Takara anbetraf und ein wenig stutzte sie. Was sollte diese denn getan haben? Immerhin war Takara von allen Mitgliedern der Shadako- und der Taiki-Familie, das wohl Vernünftigste! "Kannst du mir erklären, wieso?" fragte sie und konnte nur ein wenig den Kopf schütteln. Waren denn nun alle verrückt geworden, dass sogar Takara schon zu einer Verstoßenen geworden war? "Manchmal frage ich mich, was unsere Ahnen nur denken. Das Gleiche gilt für Yakuma-sama..."

"Naja....ich denke, dass besprechen wir wohl besser auch, wenn wir an dem Ort sind, wo wir ungestörter sind und wo man uns vor allem nicht so leicht belauschen kann!", schlug Senri vor, der rein zur Sicherheit ein paar seiner Fische ,mit einem gewissen Abstand zu ihnen, hinter ihnen her fliegen ließ, um etwaige Belauscher sofort zu erkennen.

"Na los Ichiru...komm schon.....dein Zug wenn ich bitten darf...", forderte Nozomi, der schon bald eine gefühlte Stunde in seinem Sessel aus Eis saß und darauf wartete, dass sein kleiner Bruder endlich seinen Zug machen würde. Ichiru schien jedoch alle Möglichkeiten zu überdenken, um einen Schachzug zu finden, mit dem er sich eine Chance auf den Sieg eröffnen könnte.

"Gut, dann hier herein." meinte Ruka und hielt lächelnd Senri die Türe zu ihren eigenen Gemächern auf, die mindestens genauso prächtig gestaltet waren wie jene Gemächer, die Yoshiro und Takara oder Amaya besaß. Diese Gemächer hatten einst Yoichi und Misaki gehört, und manchmal besuchten sie diesen Ort auch in Gestalt der Geister, die sie nun waren, um mit den Eltern zu reden oder um einfach mal wieder etwas von zu Hause zu sehen. Aus diesem Grund hatten Ruka und Amura auch absolut nichts umgestaltet im Zimmer und alles so belassen wie es war, weil vor allem Ruka nicht ihren Sohn vergrämen wollte.
"Setz dich, mach es dir bequem. Möchtest du etwas zu trinken? Irgendwo müsste noch ein guter Tropfen rumstehen, ich müsste nachsehen. Jahrgang 1861, soweit ich weiß - ein wirklich edler Tropfen!" meinte Ruka und warf ihrem Mann einen Blick zu, woraufhin sich dieser auf den Weg zum Schrank machte, um drei Gläser zu holen, wobei er noch abwartete, was Senri zu trinken haben wollte.

Mit einem leichten Seufzen hatte Yokai seine Tasche gepackt, denn nun war wohl er an der Reihe mit unterrichten. Kurz sah er an sich herunter, nur um festzustellen, dass seine Wunden teilweise nicht zu bluten aufgehört hatten, aber er hatte kein anderes Hemd mehr da, weshalb er nur sienen Anzug etwas mehr zuknöpfte und hoffte, dass es niemand bemerken würde. Aber allein schon die Art, wie er humpelte, zeigte schon zu genüge, dass es ihm nicht gerade gut ging. //Stur Lächeln...lass dir nichts anmerken// dachte er und betrat dann das Klassenzimmer, in dem mittlerweile auch Amaya wieder saß, da sie es gerade noch geschafft hatte, rechtzeitig zum Unterricht zu kommen.

Zwar war der Rest der Klasse ebenfalls anwesend, bis auf Emi und Kyosuke schienen jedoch alle eher nur körperlich anstatt geistig anwesend zu sein. "Was sie leben noch? Ich hätte nicht erwartet, sie noch einmal wiederzusehen, Kima-sensei!", freute sich Matsuo mit geradezu schleimerischer Freude, bevor sie aber wieder verstummte.
"Kyo....lass das endlich!!! Du weißt genau welchen Schaden du damit anrichten kannst!!!!", zischte Emi, die sich die Schläfen massierte, da sie ebenso wie ihre Mutter soviele Stimmen hören konnte. Kyo dagegen verteidigte sich sofort und meinte er habe nichts gemacht. Plötzlich fuhr Emi jedoch hoch. "Sie hat gerade gedacht, dass ich fett sei!!! Lass sie zur Tür rausgehen....SOFORT!!!, lästerte Emi zu ihrem Bruder, der jedoch nicht wollte, jetzt wo ein Leherer da war.

"Oh ja das ist wirklich eine ausgezeichnete Idee....in der langen Zeit da unten habe ich keinen guten Tropfen zu Gesicht bekommen!", freute sich Senri über das Angebot. "Ich bin so ausgetrocknet wie ein Glas Wasser in der Sahara!"

Yokai schüttelte nur leicht den Kopf und ließ sich überaus erschöpft auf einen Stuhl fallen, wobei er seine Hand gegen den Bauch presste. "Verflucht..." murmelte er leise aufgrund des Blutes, welches sich auf seinem Hemd sammelte, doch er ignorierte es und wischte das Blut nur ab, bevor er dann seinen Blick zu Matsuo wandte.
"Vielen dank für die freundliche Begrüßung. Ja, zu eurer allgemeinen Information, ich lebe noch, selbst wenn es der Hälfte hier wohl nicht passen wird. Naja, was solls...Wie ich sehe, haben wir zwei neue Reinblüter in unserer Klasse. Tut mir aber den Gefallen und versucht eure Kräfte im Zaum zu halten, soweit es die Schulordnung verschreibt. Das heißt, dass die vampirischen Kräfte nicht auf jemand anderen angewandt werden, und vor allem nicht, dass jemand zu irgendetwas gezwungen wird - haben wir uns in dieser Hinsicht verstanden? Die Kräfte eines Reinblüters sollte man niemals unterschätzen, andernfalls kann es ein böses Ende nehmen. Wenn ich also irgendjemanden von euch beiden bemerke, wie er seine Kräfte gebraucht, fliegt ihr. Und zwar wortwörtlich." Kurz war seine Stimme ein wenig zornig angeschwollen, weil er in diesem Moment doch einen gewissen Hass auf die Reinblüter hatte, die ihn alle verraten hatten, doch dann brach seine Stimme nur wieder und er hustete ein wenig, weil seine Lungen wohl doch nicht so ganz begeistert waren.

"Eindeutig. Wahrlich, ich habe es so sehr vermisst, mal wieder richtig gutes Blut zu bekommen." lächelte Ruka und schenkte sogleich allen dreien großzügig ein, bevor sie dann zu ihrem Glas griff. "Lasst uns darauf anstoßen, dass wir wieder unter den Lebenden weilen!"

"Sie scheinen aber noch nicht gut genesen zu sein!", entgegnete Emi, die meinte einen roten Fleck auf Yokais Hemd gesehen zu haben. "Sind Sie sich wirklich sicher, dass sie schon unterrichten können? Verzeihen wenn ich es sage, aber sie hören sich an als hätten sie 20 Zigaretten auf einmal geraucht und hätten jetzt einen Raucherhusten!", meinte Emi und klatschte dann Kyosuke eine, da dieser schon wieder von ihm selbst unbemerkt die halbe Klasse beherrscht hatte.

"Oh ja....und dass Kanon auch bald wieder unter uns sein wird!", fügte Senri noch hinzu, bevor die Gläser klirrten und er den schmackhaften Inhalt seines Glases leerte.

Leicht begann Yokai zu lachen, doch verstummte er alsbald schon wieder, weil es doch schmerzte. "Nein, ich rauche nicht, wirklich nicht, aber ein glühendes Schwert in den linken Lungenflügel gestochen zu bekommen ist alles andere als wohltuend. Und der Rest? Das sind nur kleine Kratzer, ich kann gut unterrichten, sonst wäre ich ja wohl nicht hier, oder?" Ein leichtes Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, während er zu Amaya blickte, damit diese sich auch ein wenig um Kyo kümmern würde, der sich offensichtlich noch nicht ganz im Griff hatte. Aber so sehr nahm er es ihm nicht übel, denn er wusste, dass es anders war, ein Reinblüter zu werden, als ein Reinblüter zu sein. Bei Yuuji war es das Gleiche, auch dieser hatte bisher noch nicht gelernt, mit seiner Macht klarzukommen, doch würde sich das sicherlich noch einstellen.

"Stimmt. Was ist denn nun eigentlich mit ihr?" fragte Ruka und wirkte ein wenig besorgt, weil sie doch Kanon etwas vermisste. "Ich hoffe doch, dass es keine Komplikationen gegeben hat?"

"Nun ja...mir wurde der Aufenthalt hier oben nur gestattet, wenn sich einer von uns beiden eine Zeit lang um den kleinen Vincent kümmert. Und da Kanon meinte, dass sie für soetwas besser geeignet wäre, sitze ich nun alleine hier! Für wie lange sie das Kind hüten wird, stand nicht im Vertrag, aber ich hoffe doch sehr, dass sie bald nachkommen wird."
"Sie vermisst ihre Tochter schon ganz furchtbar und will sie endlich wieder in die Arme schließen!", erklärte Senri und schenkte sich noch einmal nach. "Wirklich ein wahrhaft ausgezeichnetes Gesöff!", lobte er den Wein und schwenkte lustvoll das Glas.

"Wahrlich, das sind schlechte Nachrichten. Wie es scheint, hat Akuma-sama ein wenig schlechte Laune..." erwiderte Ruka und wirkte etwas nachdenklich. "Nun, wir sollten wohl eine Möglichkeit finden, dass Kanon bald zu uns zurückkehren wird, denn ohne ihr kluges Köpfchen werden unsere Pläne wohl bei Weitem nicht so gut sein." Kurz zwinkerte sie Senri zu, bevor sie dann auch wieder ihr Glas erhob. "Aber nichtsdestotrotz, lasst uns unsere Gläser erheben auf unsere eigene Wiedergeburt und auf die baldige Wiedergeburt Kanons. Und lasst uns darauf anstoßen, dass schon bald der Bürgerkrieg ein Ende haben wird!"

"Nun gut, ich denke wir sollten mit dem Unterricht beginnen, oder gibt es davor noch irgendetwas zu klären?" fragte Yokai, während er schon einmal vorsichtig seine Bücher herauszog. Er musste zugeben, dass auch seine Handgelenke noch ein wenig schmerzten, und kurz war er versucht, seine Wut an Matsuo auszulassen, doch dann schüttelte er den Kopf, weil er wusste dass es keinen Sinn haben würde. "Falls dies nicht der Fall wäre, so hätte ich gerne, dass ihr eure Bücher auf Seite 54 aufschlagt. Wir sollten zumindest bis zu den Prüfungen das Buch ganz durchhaben, andernfalls wäre das nicht nur schlecht für euch, sondern auch für mich. Ihr werdet in euren Prüfungen einen sogenannten Vierschritt ausführen: Nach einer kurzen Inhaltsangabe und der Einordnung der vorliegenden Textstelle in den literarischen Zusammenhang solltet ihr eine Interpretation dieser Szene schreiben. Danach kann ein kreativer Schreibanlass folgen sowie eine textgebundene Erörterung zu jenem Thema. Wie jedoch die Prüfungen gestellt sind, wird noch bekannt gegeben."

"Noch bevor er überhaupt richtig ausbricht...also dass ihr das nicht falsch versteht...für einen Bürgerkrieg ist es hier ja noch erstaunlich ruhig...", erklärte sich Senri bevor er mit den beiden Shadakoahnen anstieß.
"Hat einer von euch beiden eine Idee wie wir die Zeit totschlagen könnten, bis Kanon zu uns stößt. Da mir die Hände durch meine verehrte Oma gebunden sind, kann ich mich bei Hamano nicht für das bedanken was er mir angetan hat....", seufzte Senri und ließ sich in den Sessel sinken, während er die Wände und die Möbel ansah. Gleichzeitig flogen seine Fische im Raum herum und gaben ihm eine äußerst ruhige und elegante Erscheinung wie man es von den Taikis gewohnt war. Dennoch stach Senri mit seiner Art unter ihnen heraus.

"Naja zumindest wenn el Senjor Cruf bif dahin Efpanjol gelernt hat!", kommentierte Matsuo und ahmte Rodriguez Sprachstil nach, den sie wenige Stunden zuvor äußerst brüskiert aus dem Rektorat schreiten gesehen hatte.

"Das ist nur die Ruhe vor dem Sturm...oder die Ruhe zwischen zwei Stürmen..." erwiderte Amura und schüttelte leicht den Kopf, während er wieder sein Glas auf dem Tisch abstellte, welcher neben ihm stand. "Es gab schon viele Angriffe, soweit ich das von meinem Sohn und meiner Enkelin mitbekommen habe. Das Problem ist, dass es eben ein wenig zu ruhig ist, aber Sie sollten wissen, dass sich die Fronten langsam aber sicher verhärten. Hier und da wurden schon Familien auseinandergerissen, manch andere wurden aus der Familie verstoßen, und wieder andere müssen wohl um ihr Leben fürchten in diesem "kalten Krieg", oder wie auch immer man ihn nennen will. Und wie wir die Zeit totschlagen? Nun, das wäre ganz einfach, ich kenne da ein gutes Café in der kleinen Stadt Bastardo...Und noch dazu wollte ich mir schon die ganze Zeit über mal so ein... Auto...ansehen." Leicht hatte er zu grinsen begonnen, etwas, was man nur sehr selten von Amura kannte, der eignetlich bekannt dafür war, stets eine ärgerliche und ernste Miene aufgesetzt zu haben.

"Kaien und Spanisch? Oh, ich glaube da müssten wir noch weitere hundert Jahre warten..." Yokai hatte zu lachen begonnen, wobei diesses Lachen schnell in einen kleinen Hustenanfall umsprang, weil seine Lunge wohl nicht ganz mitmachte bei dem Späßchen.