Kapitel 3: Die Overtüre des Mordens

Kaoru fiel ein Stein vom Herzen und atmete erleichtert auf. "Eine gelungene Geburt...hach..was gibt es schöneres......." freute sie sich und wäre beinahe in Ohnmacht gefallen. "Habt ihr denn schon einen Namen für das neue Geschwisterchen von Edward und Cecilia??" fragte sie.

"Nicht wirklich.." meinte Luzius, der sich erschöpft auf einen Stuhl hatte fallen lassen. "Wir hatten nur einen Namen für ein Mädchen, doch das hier ist ein stattlicher Junge.." er lächelte glücklich, während er seine Arme um Kazumi schlang, die mittlerweile in seinen Armen , ebenso wie das Kind, eingeschlafen war.

"Was ? Habt ihr denn wirklich überhaupt keinerlei Anhaltspunkte wie ihr den Jungen nennen könntet?? Wie hättet ihr ihn den als Mädchen genannt??? Ihr müsst ihn doch irgendwie ansprechen können..." kam es Kaoru rausgeschossen wie aus einer Pistole.

"Sekunde , ja?" Luzius verdrehte leicht genervt die Augen. "Ich bekomme gerade Anrufe aus aller Welt, weil natürlich jeder schon erfahren hat, was hier unten abgeht. Es ist ziemlich nervig wenn man 10 Stimmen in seinem Kopf hat die alle gleichzeitig reden, und dann auch noch hier aufpassen muss."
"Ich dachte an Vincent Elias.." meinte in diesem Moment Kazumi, die wieder aufgewacht war, und nun mi einem glücklichen , aber dennoch müden Lächeln auf ihren Sohn blickte.

"Jetzt haben wir ja doch noch einen freudigen Anlass für dieses Festmahl...!" freute sich Emi und ein Lächeln huschte auf ihr Gesicht. "Endlich haben wir einen Grund zum Feiern!" rief sie und ließ sofort die Vorspeise auftischen. Durch die vielen Türen, die zum Festsaal führten kamen nun die Diener aus der Küche und brachtedem jedem Anwesenden das Essen. Gleichzeitig kam die eigentlich für die Hochzeit engagierte Band und spielte jetzt anstatt für das Brautpaar für den frischgeborenen Nachwuchs.

"Na gut" lächelte Luzius, der nun ziemlich zufreiden war, nicht nur deshalb, weil auch endlich die Stimmen aus seinem Kopf verschwunden waren, die natürlich allesamt von seinen Verwandten und Freunden stammten, die sich erkundigten, wie es dem Kind ging, und wann die erste Party stattfinde. Doch Luzius hatte sie ausgeblendet und widmete sich nun ganz seiner kleinen Familie.

Die Stimmung auf der Party schlug dermaßen um, dass schon nach wenigen Minuten viele bereits vergessen hatten, dass vor wenigen Stunden noch die Braut einem Mord zum Opfer gefallen war. Kaoru hatte derweil ihre Instrumente weggepackt und feierte zusammen mit Hasekura und den anderen Lehrerkollegen eifrig mit. Von der Stimmung berauscht rannte Chiaki zum Klavier und stimmte eine ihrer selbstkomponierten Arien an. Dazu begleitete sie sich selbst auf dem Klavier.

"Wow...was für eine Stimme!" schwärmte Maria und wünschte sich in dem Moment, sie hätte ihre Querflöte dabei, um selbst spielen zu können.
"Hast du sie noch nie singen gehört?" fragte Yokai. "Ich dachte ich hätte dich einmal in eine ihrer Opern mitgenommen..." Angestrengt dachte er nach, während er sich wieder etwas von dem guten Essen nahm. Auch ihm war es mittlerweile entgangen, dass sie hier eigentlich einen Trauerfall hatten, doch schließlich gab es besseres zu tun - nämlich ein neues Leben zu feiern.
"Nein, du warst komischerweise mit mir nie in der Oper...Du hast mir ja immer selbst auf der Orgel vorgespielt!" Maria lächelte leicht und gab ihm einen Kuss auf die Wange, wovon Yokais Augen für einen kurzen Moment rosa wurden, bevor sie wieder in ihr altes Rot zurückkehrten.

Kaum war die erste Arie beendet, spielte Chiaki schon das nächste Klavierstück. Während des langen Vorspiels schien sie einen männlichen Duettpartner zusuchen - sodass ihre Wahl letztendlich auf Yokai fiel, obwohl dieser den Text ja eigentlich nicht kannte.
/Hier kommt der Text ist eigentlich ganz leicht.../ dachte Chiaki zu Yokai und diktierte ihm sozusagen, was er singen musste. Bei der Gestaltung des Gesangs ließ sie ihm freie Wahl.

//Du weißt schon dass ich nicht singen kann?// dachte Yokai zurück, begann aber dann trotzdem zu singen, wenn auch ziemlich leise, da er sich in der ganzen Sache unsicher war - er wollte sich ja schließlich nicht blamieren.

Chiakia spielte nun ein wenig leiser und gedämpft, damit man Yokai auch hören konnte. Sanft drückte sie die Tasten herunter, damit sie nicht zu laut wurde. Gleichzeitig gab sie den Text an Yokai weiter.

Während die Anwesenden zuhörten, widmeten sie sich der Vorspeise, die aus einer Suppe und eigens selbst gebackenem Brot bestand.

"Seit wann kann dein Bruder so gut singen? Vor allem, seit wann singt er überhaupt?" fragte Takara neugierig, als sie Yokais Stimme hörte - die gar nicht mal so schlecht klang, und vor allem gut zum Klavierspiel von Chiaki passte. Sie hatte sich zu ihrem Mann hinübergebeugt , und teilte mit ihm ein Stück Kuchen.
"Vater hat ihm mal in seiner Kindheit als Strafe Gesangsstunden aufgebrummt, seitdem kann er es anscheinend. Ich hatte Oboenunterricht und Yoichi musste sich mit dem Klavier herumschlagen." antwortete Yoshiro und musste dabei leicht grinsen.

Mit einem wohl klingenden Akkord beendete Chiaki das Stück und sortierte ihr Noten, während sie und Yokai nicht enden wollenden Beifall bekamen. "Sollen wir noch eine Zugabe spielen??? Hättest du einen Wunsch für ein Stück, von dem du den Text schon weißt?" fragte Chiaki freundlich und diskret.

//Wow ...ich hätte echt nie gedacht dass ich so gut singen kann// dachte Yokai und musste leicht grinsen. Sein Leben nahm manchmal doch unerwartete Wendungen, diesmal eben vom Verbrecher zum Startenor. "Nun.." meinte er nach kurzem Nachdenken zu Chiaki. "Es gäbe da ein Lied, was ich noch aus meiner Kindheit kenne. Dasi st das Einzige, von dem ich den Text noch auswendig kann." meinte er und teilte ihr dann per Gedanken mit, wie die Melodie ging und was sie spielen musste, während er zu singen begann.

Chiaki versuchte zunächst keine Experimente zu machen und einfach nur die Töne zu spielen, als sie jedoch an Sicherheit gewann fügte sie immer mal wieder ein paar Triller oder schnelle Läufe ein um das Stück etwas zu variieren. Dafür bekamen die beiden "standing ovations" noch während der Vortrag am Laufen war. Gedanklich verfluchte Chiaki die Zuhörere für diese Dreistigkeit aber spielte dennoch gut gelaunt weiter.

//Lass sie doch, auch wenn ich es teilweise selbst unhöflich finde..// dachte Yokai und sang munter weiter. Das Lied hatte 6 Strophen, und jede einzelne davon kannte er auswendig, und konnte sie fehlerfrei vortragen. Zwischendurch probierte sogar er ein paar Läufe einzubauen, was ihm sogar ganz gut gelang.

"Wow...O-too-san kann voll gut singen!" grinste Yuuji seine Mutter an, die ihm in dieser Sache sogar zustimmen musste. "Wenn ich groß bin will ich auch so gut singen können! dann mach ich ganz viel Geld!"
"Sicher, sicher.." nickte Maria und musste unweigerlich lachen.

Nachdem auch dieses Stück beendet war forderte Chiaki alle anwesenden Musiker ,oder zumindest jeder der ein Musikinstrument beherrschte, dazu auf beim letzten Stück mitzuspielen, bevor sie sich alle wieder dem Essen zuwenden konnten. "Wer gerade kein Instrument hier hat findet sicher etwas im Musikraum, die Treppe runter die Tür rechts!" erklärte Chiaki.

"Chiaki-san, das ist wirklichd ie beste Idee die du je hattest!" freute sich Takara und ging sogleich los, um ihr Instrument im Musikraum zu holen. Auf so etwas wäre sie nie gekommen, doch die Idee eines eigenen Kammerorchesters aus den hier Anwesenden klang einfach zu verlockend, als dass sie es wirklich abschlagen könnte. Für sich holte sie ihre geliebte Panflöte, während sie für Amaya ein Cello herschaffen ließ. Yoshiro dagegen hatte sich erst einmal noch zu Chiaki ans Klavier gesetzt, um sie in der zweiten Stimme zu begleiten , oder - wenn sie sang, selbst zu spielen.

"Hey, Kyo-kun, willst du nicht auch noch dein Instrument holen? Und du, Emi-san?" fragte Amaya die gerade ihr Cello einspielte.

"Maria?" fragte Yokai, der , da keine Orgel vorhanden war, einfach wieder singen würde. "Kann der Kleine hier auch etwas spielen?"
"Na sicher doch!" rief Yuuji dazwischen, noch bevor irgendjemand etwas antworten konnte, und rannte ins Musikzimmer, nur um kurz darauf wieder mit einem Glockenspiel zurückzukommen.

"Leute, ihr habt echt die chilligsten Ideen!" lobte Hasekura das Ganze und holte sich ein Didgeridoo - das Einzigste Instrument, dass sie wirklich beherrschte.
Shigure, der erst jetzt dazukam, hatte das Cembalo hergeschoben und würde damit nun Chiaki und Yoshiro begleiten.

"Au ja....wir machen eine Jazzsaison...!" freute sich Emi und rannte in den Musikraum nur um mit einer Posaune wieder zukommen. Die erstaunten und verstörten Gesichter sehend versuchte sie sich zu entschuldigen. "Ich habe gewechselt.....Querflöte....war nicht mehr so mein Ding....." meinte sie mit einem etwas hilflosen Grinsen (wobei es aber eigentlich niemanden wirklich interessierte...)

"DAs hatte ich doch auch noch nie, dass wir hier im Senat eine Jamsaisson hatten." lachte Yoshiro als er sich schon leicht einspielte , um nachher auch mit Chiaki mitkommen zu können.
"Schade dass die Hunter nicht mehr da sind, die hätten sicher auch noch ihren Senf dazugeben können!" lachte Hasekura. "Vor allem Kaien, der spielt doch auch so was chilliges."

Kaoru packte derweil ihre Shamisen aus, mit der sie eigentlich vorgehabt hatte ein Ständchen für das Hochzeitspaar zu spielen. Nun war sie froh, dass ihr Instrument doch noch zum Einsatz kam. Ebenso wie die Anderen die sich einspielten, posaunte Emi schon mal etwas rum um Kyo ebenfalls in den Musikraum zu scheuchen.
"Es gibt schon irgendwas was du spielen kannst und sonst spielst du eben Triangel!" rief sie ihm hinterher.

"hat jemand mein Kolophonium gesehen?" rief Amaya durch das nun entstandene Chaos. Im Moment war sie noch die einzige unter den Streichern, und solange niemand anderes dazukam, würde es wohl auch so bleiben.
"Nein, leider nicht.." meinte Takara die gerade schon die erste Melodie auf ihrer riesigen Panflöte spielte. Sie war etwas größer als die normalen Panflöten, und vor allem war sie aus einem speziellen Grenadillholz gefertigt worden, das einen noch weicheren Klang erzeugte.

Derweil kehrte Ichimonji mit seinem Bratschenkoffer zurück und began damit sie auszupacken. Zu seinem Unglück musste er erst einmal 3 der 4 Saiten neu bespannen, da er schon lange nicht mehr gespielt hatte. Die Saiten richtig zustimmen gestaltete sich jedoch schwieriger als gedacht, da im selben Moment auch die anderen versuchten ihre Instrumente zu stimmen. Seine eigenes Instrument zwischen Posaune, Didgeridoo, Panflöte und Shamisen herauszuhören war so ziemlich unmöglich.

"Und wer vone uch dirigiert das Orchester?" fragte Luzius, der biser noch neben Kazumi saß und sich zusammen mit ihr um das Kind kümmerte, das jedoch ziemlich firedlich schlief - Chiakis Musik war eben eine gute Einschlafmethode gewesen.
"Wie wärs mit dir?" schlug in dem Moment Kazumi lachend vor und drehte sich zu ihm hinüber. "Du bist doch sonst auch immer der, der den Ton angibt, nicht?"
Leicht überrascht hob er eine AUgenbraue. "Wer hat das behauptet? Ich...ich befehlige doch nur meine eigenen Leute, sonst niemanden.."

"Hat jeder sein Instrument spielfertig??" fragte Chiaki in die Runde und gab den Streichern schon mal die Töne an, damit sie ihre Instrumente stimmen konnten. In diesem Moment kam Kyo mit einer Klarinette angerannt. "Ich habe sie gefunden....Annabella Nicoletta.....ich hatte sie schon überall gesucht..." schwärmte er und packte sie schnell aus, um noch an der Jamsession teilnehmen zu können.