Kapitel 5: Die Sinfonie des Mordens, zweiter Satz: Andante misterioso

"Ich hatte auch nichts anderes vor, Kurosu-san. Meine Cousine Kazumi hat mir schon einiges erzählt von diesem Ort hier, das ist auch der Grund, warum ich mich erst entschlosse habe, an dieser Akdemie zu unterrichten, denn eigentlich war ich gerade noch auf einer Rundreise durch Amerika. Aber solch dringende Notfälle erfordern doch dringende Reaktionen." Yokai war selbst erstaunt, wie gut er es schon wieder beherrschte, Kaien anzulügen, doch natürlich wollte er jetzt nicht damit angeben. Stattdessen hatte er wieder zu seinem Weinglas gegriffen und zwinkerte Yuuji verschwörerisch zu, woraufhin dieser leicht kichern musste. Doch auch zu Hayato fiel ein dankbarer Blick von Yokai , dafür dass dieser ihn aus seiner Erklärungsnot befreit hatte.

"Hm...da hätte wir die Möglichkeit, sie in die Besenkammer zu sperren, bis die Doppelstunde vorbei ist. " grinste Amaya, als sie den Zettel gezogen hatte. "Sollten wir das aber durchführen, müssen wir zusehen, dass sie icht rauskommt, und dass sie niemanden um Hilfe rufen kann!"

"Oh weh....nur noch ein Zettel...wer möchte ziehen? Bis jetzt sind wirklich alle guten Dinge bereits ausgeschieden....wehe das ist der Zettel, der besagt, dass wir den Unterricht in Demut erdulden werden", jammerte Ysou und konnte gar nicht hinsehen, als Yuiko den letzten Zettel zog. Er hielt die Zettel von sich, geradewegs so als seien sie giftig. "Und? Was steht drauf?", fragte er, vorbereitete auf das Schlimmste.

"Na wenn das so ist richten sie ihrer Cousine bitte freundliche Grüße aus - schließlich hat sie hier auch schon unterrichtet", freute sich Kaien und ging mit den Tragen zur Krankenstation.

"Bitte bitte, lass es die Möglichkeit sein dass wir Sakura an ein Kreuz binden und sie verbrennen..." betete Amaya schon in der Hoffung, dass sich ihr Traum vom Unterrichtsentfall wegen angeblicher Krankheit erfüllen würde. Der Gedanke an Huntergeschichte war ihr so zuwider, dass sie sogar freiwillig im Senat geblieben wäre, wenn es geholfen hätte, sie von diesem Elend zu erlösen. Als Yuiko den Zettel gezogen hatte, drehte sie sich sofort um zu dieser und sah sie erwartungsvoll an. "Bitte, sag dass wir den Unterricht nicht einfach so ertragen müssen. Sag, dass wir noch eine bessere Lösung gefunden haben!" In ihrem Blick lag scho fast etwas flehendes.

"Er ist ja manchmal sowas von leichtgläubig." kicherte Yokai und nippte wieder genüsslich an seinem Glas, während er zum Fenster hinaus in das Licht der untergehenden Sonne blickte. "Aber gut, bei Kaien hat mich sowieso noch nie irgendetwas gewundert..."

"Waaaaaaaaahahaaa...hihihi....", kreischte Yuiko und sprang durch den Raum wie ein Flummi, den jemand mit zuviel Kraft auf den Boden geworfen hatte. Ihr Hüpfen wurde dabei noch begleitet von einem geradezu schadenfreudigen, mahnischen Lachen. "Muahaehehehe...gute Neuigkeiten...wir sperren sie ihm Klassenzimmer ein und gehn ne Tasse Kaffee in Bastardo trinken", las sie den Zettel vor, mit einem breiten Grinsen, das fast schon zu ihren Ohren reichte.

"Oh weh...ich bin umgeben von Kleinkindern....", seufzte Matsuo und las kopfschüttelnd ihre Zeitschrift weiter. Emi dagegen hatte den Raum verlassen, während Kyosuke gerade den Schwanentod starb.

"Na das hört sich doch schon eimal vielversprechend an, denkt ihr nicht auch?" grinste Amaya und schon im nächsten Moment hatte sie sich Yuuji geschnappt, mit dem sie nun durch die ganze Lobby tanzte und sich darüber freute, dass ihre Ahnen sie doch noch erhört hatten. "Kein Huntergeschichte, kein Huntergeschichte!" rief sie , immer und immer wieder, während sie sich schon fast wie ein Wirbelsturm im Kreis drehte.

"Waren wir auch mal so?" Während Amaya zusammen mit Yuuji durch den Aufenthaltsraum tobte und sich ebenso freute wie Yuiko ud Ysou, hatten sich Ruka und Amura zusammen mit Yoichi in einiger Entfernung selbst im Zimmer auf ein paar Sessel fallen lassen, auch wenn niemand sie sehen konnte, solange sie es nicht wollten.
"Ich glaube schon, dass ihr mal so wart." grinste Yoichi zu seiner Mutter, die die Frage gestellt hatte, woraufhin er aber nur einen gespielt bösen Blick erntete.
"Nun aber mal nicht so vorlaut, der junge Herr!" erwiderte Amura , dessen Blick scho weitaus ernster geworden war.
"Ihr habt gefragt und ich habe geantwortet, ich wüsste nicht was daran vorlaut sein sollte..." meinte Yoichi schulterzuckend und näherte sich dann ein wenig zu Amaya, weil er selbst lesen wollte, was auf dem Zettel stand.

"Yuuji wird sie in das Klassenzimmer locken, während wir den Schlüssel für das Klassenzimmer von Hasekura schnorren und damit Sakura im Zimmer einsperren", schlug Yuiko vor, mit einem von Tatendrang erfüllten Blick. "Und dann machen wir einen Spaziergang ins Kaffee von Bastardo und chillen bis die Doppelstunde rum ist - ist das nicht eine tolle Idee?", meinte Yuiko und tanzte wie wild durch den Aufenthaltsraum. Allen schien es zu gefallen außer Matsuo und Kyosuke, der jedoch gerade damit beschäftigt war seinen dramatischen Tod fertig zu spielen.

"Ich gehöre nicht dazu...", seufzte Matsuo und blickte demonstrativ weg von diesem Haufen wild gewordener Kindergartenkinder.

"Ich hol den Schlüssel, währed ihr schomal den Rest vorbereitet! Aber passt auf, dass sie nicht durch die Fenster entwischen kann, ja?" meinte Amaya und war im nächsten Moment schon zu Hasekura gesprintet, die in ihrem highen Zustand garnicht mitbekam, dass Amaya den Schlüssel wollte, um Sakura einzusperren, denn Amaya hatte ihrer Lehrerin einfach eine Lüge aufgetischt von wegen sie wollten noch etwas für ein Referat vorbereiten und bräuchten dazu den Schlüssel. Flink wie sie war, hatte sie alsbald schon den Schlüssel in ihren Händen und rannte damit zurück zum Aufenthaltsraum. "Hab ihn Leute! Yuuji, dein Part!"
"Ist das schon richtig?" fragte der Kleine und starrte etwas ängstlich zu seiner Cousine, die jedoch darüber nur die Augen verdrehen konnte.

"Man könnte meinen er wäre nicht unser Enkel, oder hast du jemals einen Jungen in unserer Familie gesehen, der in seiner Kindheit so brav war?" fragte Ruka ihren Mann und Bruder und musste dabei doch ziemlich lächeln, während sie Yuuji so beobachtete.
"Vergiss nicht dass er gar nicht zu unserer Famlie gehört. Allein das ist doch schon ein Grund genug, warum er sich so anders verhält. Er ist kein Shadako, nicht einmal zur Hälfte." erwiderte Amura ernst.
"Nii-chan, nun hör doch auf damit. Du weißt genau dass ich nicht mit deiner Entscheidung und auch nicht mit Yakuma-samas Entscheidung einverstanden bin, und solange ich dem nicht zugestimmt habe, wird Yokai immer mein Sohn bleiben, und Yuuji mein Enkel!"

"Natürlich ist das richtig", erklärte Yuiko salbungsvoll dem eingeschüchterten Jungen, der sich für sein Alter äußerst kindlich verhielt. Dabei war es für Yuiko nicht gerade leicht den glasigen Welpenaugen zu widerstehen, die sie unsicher ansahen. /Oh...wenn Ysou mich doch nur mit Blindheit schlagen könnte/ dachte sie innerlich schon, da sie es fast nicht übers Herz brachte so ein verwundbares Geschöpf anzulügen. "Du tust doch nichts falsches....du gehst nur ganz normal in den Unterricht - also kriegst du auch keinen Ärger.....oder willst du mit?", fragte Yuiko und musste dabei schon mit Tränen in den Augen Yuuji umarmen, dafür dass sie solch ein schwarzes Herz besaß.

"Gepunktes ist ab heute also wieder in und sinnlose Gefühlsausbrüche sind sowas von OUT", las Matsuo aus ihrer Zeitschrift vor, wobei sie das Wort OUT extrem betonte. "Und dumme Kinderstreiche sind es schon seit 100 JAHREN!"

"Dann solltest du dich ja schämen Matsuo, immerhin bist du doch die Pseudo-Cholerikerin unter uns." erwiderte Yokai mit einem leichten Schmunzeln. Jetzt, da niemand in der Nähe war, der ihn hätte verraten können, war er auch etwas nachlässiger geworden mit seiner Tarnung. "Oder denkst du nicht dass es sinnlos ist, sich über jede einzelne Sache aufzuregen? Und wenn du nachher die grausame Qual der Huntergeschichte ertragen willst, dann gerne. Es sind ja deine schlechten Noten, nicht die meinigen, zumal ich meinen Schulabschluss trotz solcher "Kinderstreiche" , wie du es nennst, perfekt bestanden habe. Naja, ich will mich ja nicht einmischen während du hier deine niveauvollen Texte liest. Merke dir abe, dass es Niveau nicht als Handcreme zu kaufen gibt, nicht, dass du das am Ende noch verwechselst."

"A...also gut..." stammelte Yuuji und löste sich dann vorsichtig aus Yuikos zu enger Umarmung. "Nicht weinen, ich geh in den Unterricht und sag dass ihr krank seid, okeh?" Traurig blickten seine kindlichen Augen zu Yuiko und schon fast konnte man meinen, dass er selbst weinen musste weil es ihm das Herz zerriss, wenn er ansehen musste wie jemand wegen ihm Träne vergoss.

"Die schlechte Erziehung hat er eindeutig von dir, Ruka." meinte Amura nur und konnte über seinen ehemaligen Sohn nur die Augen verdrehen. "Noch dazu ist er genauso vorlaut wie du."
"Ich würde es nicht als vorlaut bezeichnen, vielmehr denke ich , dass mein Sohn eine gute Art von Humor hat." erwiderte Ruka gelassen und sah dabei ihrem Mann mit einem frechen Grinsen entgegen.

"Oh...schön..gut..brav...vergib mir du, der du ein strahlend weißes Herz hast, das mich erblinden lässt", jammerte Yuiko und drückte Yuuji nochmals mit Tränen in den Augen. Wie konnte sie sich nur anmaßen mit ihrer verdorbenen Seele dieses unschuldige Kind zu beflecken? "Ich setze auf dich..du hast was gut bei mir, Yuuji-kun", meinte Yuiko unter Tränen.

Matsuo dagegen wäre am liebsten mit dem Kopf gegen die Wand, da sie diese Theater als unausstehlich empfand. Zudem hatte sie keine Lust länger auf Yokais völlig an den Haaren herbiegezogenen Kommentare einzugehen. Sie tröstete sich einfach mit dem Gedanken, dass sie ihn jederzeit mit einem Wort bei Shigure auffliegen lassen konnte.

"Danke, Yuiko-san." lächelte Yuuji und hatte nun wieder sein kindliches Grinsen aufgesetzt, welches aber seinen Vater nur dazu brachte, etwas mit den Augen zu rollen, doch Yokai erwiderte nichts auf die Worte seines Sohnes, sondern beobachtete einfach nur die Situation. Mittlerweile hatte sich der Junge aus dem Griff seiner Klassekameradin gelöst, da sie ihn in ihrer Umarmung fast erwügt hatte, und bedankte sich noch einmal ausgiebig für die Hilfe, die sie ihm angeboten hatte, bevor er dann versuchte, etwas Abstand von ihr zu gewinen. Er mochte nett zu allen sein, doch wie es schien war ihm Yuiko doch etwas zu aufdringlich, vor allem nach ihrer engen Umarmung.

"Was war das denn gerade?", jammerte Fujiko, die damit beschäftigt war einen Karren zu ziehen, auf dem Hamanos Habseligkeiten aufgebahrt lagen. Zusätzlich lag auch noch die schwarzhaarige Yumi darauf, die gerade ihren "Schönheitsschlaf" hielt, nach so viel Aufregung. "Ich habe noch nie erlebt, dass ihr euch ohne Kampf geschlagen gebt", kritisierte sie und lief beständig weiter. sie tröstete sich damit, dass es ihr besser ging als den Kawagi und den anderen zwei, denn diese mussten doch tatsächlich die beiden Särge der Reinblüter schleppen und da diese aus schwarzem Metall gefertigt waren, wogen sie auch dementsprechend. Hamano, der dem Konvoi vorausging, antwortete auf Fujikos Frage gar nicht erst, sondern ignorierte sie einfach. "Wie konnte er nur schon wieder lebendig sein?", ging es ihm durch den Kopf.

"Kakoime-sama...sie sind außer Sichtweite...ich werden Ichiru-dono nun herein holen", erklärte Chino ihrer Herrin. "Tu das....nun scheint ja die Luft rein zu sein!", meinte Yuka und von einem Moment zum nächsten zerplatzte der Ichiru, der neben ihr saß wie eine Seifenblase. Yukas Aufmerksamkeit lag in diesem Augenblick auf dem Diener mit den ehemals verbundenen Augen, der erschöpft und schwer atmend auf dem Sofa lag. Er war offensichtlich nicht an Yukas starke Aura gewöhnt.

"Ich werde mich dann mal aufmachen zum Vorbereiten des Unterrichts. Viel Spaß euch noch bei eurer Mission und viel Erfolg natürlich auch. Ich deke wir sehen uns in der sechsten und siebten Stunde beim Literatur-Unterricht." Leicht zwinkerte Yokai noch den verbliebenen Schülern im Gemeinschaftsraum zu, bevor er dann sein Weinglas nahm und sich auf den Weg in sein Zimmer machte, auch wenn ihm noch ein paar traurige Augen folgten, und er noch ein leises "o-too-saaaaaan...." hören konnte. Offensichtlich war sein Sohn trotz seines Alters noch immer ziemlich anhänglich, aber gut, was wollte man machen? Die Erziehung des Junge hatte ja nicht er übernommen, sondern Maria, und somit war es auch nicht an ihm, diese kleinen "Fehlerchen" zu beheben. Ein leichtes Grinsen lag ihm auf den Lippen, als er den Zimmerschlüssel aus seiner Jackentasche kramte und dann, nachdem er aufgeschlossen hatte, sein und Yuujis Zimmer betrat.

"Sag mir, habe ich dir nicht beigebracht, dass man sein Zimmer aufräumt, wenn man Besuch hat?" Gerade wollte Yokai sich schon daran machen, den Unterricht vorzubereiten , als er hinter sich eine Stimme hörte und sich abrupt umwandte.
"Hätte ich gewusst dass ich Besuch habe hätte ich sicherlich aufgeräumt, oder war ich jemals chaotisch?"
"Ich glaube diese Frage brauch ich garnicht zu beantworten, denkst du nicht auch, Sohnemann?" Ruka hatte sich zusammen mit ihrem Sohn Yoichi lässig auf Yokais Bett gesetzt, zumindest machte es denn Anschein, auch wenn sie in Wahrheit wenige Milimeter über dem Bett schwebte.

"Was dieser Hamano doch für ein Luder und schändliches Wesen ist..", fluchte Yuka. Ein Geräuscht von Metall, dass auf eine Steintreppe fällt war zu hören und ein leichtes Schnaufen von Chino aus. "Chino-chan? Etwas mehr Vorsicht wenn ich bitten darf..in diesem Sarg hatte schon Sayori geschlafen!", schärfte Yuka ihrer Zofe ein, die sich sofort für ihren Fehler entschuldigte. "Ja wohl Herrin", meinte sie und betrat nun den Raum, den sicher einige 100 Kilogramm schweren Sarg mit zwei Händen tragend. "Wo soll ich ihn hinstellen?"

"Also Yuuji tu es so wie wir es besprochen haben, ok ?", fragte Yuiko und wollte Yuuji gleich nochmal umarmen. Diesmal kam sie jedoch nicht dazu, da Ysou sie am Kragen zurückhielt. "Er wird es sicher gleich tun....es hilft aber nichts wenn du ihn vorher erwürgst!", lästerte Ysou nebenbei und schaute seine Schwester nicht einmal an. "WAS VERSTEHST DU DENN SCHON VON SOLCHEN DINGEN! HALT DICH DA RAUS, YSOU!!!!", trompete Yuiko ihrem Bruder geradezu entgegen und richtete ihre Aufmerksamkeit nun nicht mehr auf Yuuji.

"Streitet euch nicht wegen mir, bitte..." murmelte Yuuji, der aber trotz Yuikos und Ysous Streitgespräch alle Anweisungen noch gut im Kopf hatte und genau wusste, was er zu tun hatte. "Ich....glaube ich geh dann mal und so....bis nachher!" meinte er und grinste dann wieder kindlich, während er gutgelaunt in Richtung Klassenzimmer schritt. Er würde einfach warten bis Sakura-Sensei ebefalls dort war, und mit ihr zusammen den Unterricht machen, während die andere dann solange die Gelegenheit hatte, das Zimmer von außen abzuschließen und sich einen schönen Tag in einem Café in Bastardo zu machen.

"Wie kommt es, dass ihr hier seid?" fragte Yokai an seine Mutter und seinen jüngsten Bruder gewandt und setzte sich zu ihnen aufs Bett, nachdem er sein Buch weggelegt hatte.
"Es ist ziemlich langweilig, tot zu sein." erwiderte Yoichi. "Wenigstens können wir so ein paar Vorzüge des Lebens genießen, außerdem wollte ich mal sehen wie du so bist im unterrichten, nachdem mir Kazumi einiges davon erzählt hat, und vor allem nachdem ich mir dich als Lehrer niemals vorstelle könnte, so ungeordnet wie du bist und so schnell wie du ausrastest.. Ach übrigens, wie kommts, dass du deine Haare gefärbt hast? Und seit wann hast du blaue Augen?"
"Das ist Tarnung, aber eine ziemlich lange Geschichte. Und hey, komischerweise klappt das mit dem Lehrer-sein ganz gut auch wenn es nie das war, was ich ursprünglich wollte." Yokai musste leicht grinsen.

"Oh sie nur wie er tapfer alleine in die gefährliche weite Welt auszieht...", schniefte Yuiko und winkte Yuuji mit einem weißen Taschentuch hinterher, geradewegs so als würde er im Alleingang gegen Zehntausende Lvl-E zum Kampf antreten.
"Sag mal hast du irgendwas genommen ? Oder bist du immer so?", fragte Matsuo äußerst genervt, angesichts der nervenauftreibenden Show die Yuiko abzog.
Nebenbei lag Kyo mittlerweile auf dem Boden und lehnte sich zum letzten Mal auf, da sein letzter Atem entwich. Nachdem er nun ein paar Minuten regungslos auf dem Boden lag, stupste Yuiko ihn kurz an. "Hey...bist du jetzt echt tot?", fragte sie ihn, gerade wegs so als würde sie gerade alles glauben. "Nein ich wäre es aber gerne...", seufzte Kyosuke, dessen theatralische Darbietung nun ins Lächerliche gezogen worden war.

Von dem Schluchzen Yuikos hatte Yuuji garnichts mehr mitbekommen, denn der Junge war schon längst auf dem Weg zu seinem Zielort: Dem Klassenzimmer, wo in 10 Minuten schon der Unterricht im Fach Huntergeschichte beginnen würde, auch wenn er sich bis heute fragte, wieso man so etwas an einer Schule für Vapire unterrichtete. Natürlich stellte er diese Fragen nicht offen, das wäre ja zu unhöflich gewesen, stattdessen behielt er es nur im Hinterkopf ud beschloss, später noch seinen Vater danach zu fragen, immerhin war dieser sebst einmal Senatsvorsitzender gewesen und musste folglich doch ziemlich Ahnung haben von dem ganzen politischen Kram. Zwar dauerte es wirklich noch etwas länger , bis der Unterricht anfage würde, doch wie immer war das Klassezimmer schon offen und Yuuji nutzte die Gelegenheit der verbleibenden Zeit, um seine Materialien auszupacke und sich schon zu Genüge auf den Unterricht vorzubereiten. Wer wusste, vielleicht würde Sakuras Zorn aufgrund der schwänzenden Schüler bald schon verfliegen wenn es weigstens eine Person gab, die dem Unterricht folgte und die auch noch dazu ihre guten Fähigkeiten der Mitarbeit vorbringen würde?

Ganze Sturzbäche aus Tränen der Entrüstung heulten nun Yuiko und Kyosuke gemeinsam, als sie durch das Fenster Yuuji ganz allein in dem großen, weiten Klassenzimmer sehen konnten. "Was sind wir doch nur für schlechte Menschen...", heulten sie und lagen sich dabei schon fast in den Armen. Allerdings konnte man vor lauter Schluchzen sowieso fast kein Wort von dem verstehen, was sie sagten.

"Oh mein Gott....jetzt sind sie völlig durchgedreht...", munkelte Matsuo und verdrehte die Augen. In was für ein Irrenhaus sich die Schule doch plötzlich gewandelt hatte. "Man könnte meinen sie haben alle zuviel Gene von Kaien abgekriegt...", lästerte sie gedanklich. Damit war sie jedoch nicht allein, denn auch Ysou hielt sich mittlerweile die Ohren zu, da er das Geflenne nicht mehr ertragen konnte.

"Guten Morgen Kuari-Sensei!" begrüßte Yuuji seine Huntergeschichte-Lehrerin, als diese das Klassenzimmer betrat. Er hatte mittlerweile schon alles zu ihrer -hoffentlichen - Zufriedenheit erledigt: Die Tafel geputzt, die Kreiden ordentlich nebeneinander farblich geordnet aufs Pult gelegt, das Klassenbuch genau an der Stelle aufgeschlagen, an der sie heute ihren Eintrat zu machen hätte, die Stühle ordentlich hingerückt und danach seine eigenen Sachen so geordnet, dass sie zu seiner Zufriedenheit ausgerichtet waren, wobei auch er sein eigenes Heft an der Stelle aufgeschlagen hatte, an der sein gut drei Seiten langer Aufsatz über die Rolle der Hunter im Bürgerkrieg stand, welchen sie als Hausaufgabe aufbekommen hatte, und welchen er wohl als Einziger aus der ganzen Klasse gemacht hatte - wobei letzteres wohl sowieso nicht entscheidend war, schließlich schwänzte der Rest des Kurses gerade den Unterricht, und in ein paar Minuten würden sie sowieso alle schon in einem gemütlichen Eiscafé in Bastardo sitzen und sich dort die Zeit vertreiben.

//So...nur noch ein paar Minuten warten, bis sie auch alles ausgepackt hat, und dann schließen wir mal das Zimmer hier ab. Ich hoffe nur dass sich bisher niemand an meinem Auto zu schaffen gemacht hat...// dachte Amaya, während sie schon mit dem "geliehenen" Schlüssel von Hasekura an einer stillen Ecke lauerte und nur darauf wartete, dass sie zuschlagen und abschließen konnte. Diesmal würde sie diejenige sein, die die restlichen Schüler mit dem Auto nach Bastardo fahren würde. Sie hatte von ihrem Vater zu ihrer Ernennung als Senatsvorsitzende noch eine riesige schwarze Limousine bekommen mit insgesamt sieben Sitzen, sodass auch alle Platz hätten.

"Sag mir mein Sohn, wie kommt es eigentlich dass du Lehrer geworden bist? Du bist mir noch einige Erklärungen schuldig, nicht wahr?" fragte Ruka, während sie sich mittlerweile in dem Zimmer umschaute, welches Yokai und sein Sohn sich gemeinsam teilten. Sie hatten Glück dass es insgesmat zwei Betten gab, sodass niemand auf dem Boden schlafen musste.
"Mutter muss das sein? Ich hatte eigentlich gedacht dass ich nicht mehr über diese Dinge sprechen müsste, vor allem jetzt nicht, wo mich Yoshiro sowieso schon genug meiner Nerven gekostet hat...Und Vater genauso..." Yokai verdrehte die Augen während er seine Unterrichtsmaterialien schon in eine Tasche packte.

Yuiko konnte sich ein Lachen nicht verkneifen, weshalb sie und Kyo schon giggelnd am Ausgang saßen. Sie warteten eigentlich nur noch auf ein Zeichen von Amaya, dass es los gehen konnte. "Ich würde zu gern ihr Gesicht sehen...", kicherte sie und malte sich aus, wie Sakura wohl gucken würde, bei nur einem Schüler.

"Schön, dass ihr alle da seid und wir heute doch wieder mit dem Unterricht fortfahren können. Yuuji, wie ich mir denke, kann ich mich für diese schöne Ordnung mal wieder bei dir bedanken, da der Rest sich wohl eher in ein Loch mit Huntern stopfen gelassen hätte, statt hier den Unterricht vorzubereiten." ratterte Sakura ihre Begrüßung hinunter, als sie das Klassenzimmer betrat und keinen Blick zu den leeren Sitzbänken warf. Stattdessen hatte sie nur die Tafel fixiert und schrieb schon die ersten Jahreszahlen an die Tafel.

//Kyo-san, fahr schon mal meinen Wagen vor, ich werd jetzt abschließen...// meinte Amaya in Gedanken, während sie nun langsam zur Tür huschte, und diese ganz vorsichtig zuschloss, sodass die Lehrerin weder das Klirren des Schlüssels hören würde, der doch mit einigen Bommeln und Troddeln sowie ein paar Glöckchen ziemliche Aufmerksamkeit erregte, noch dass man das Knarren der schweren Holztüre hören konnte, die doch auch mal wieder eine Ölung vertragen hätte, immerhin hörte sie sich so an, als würde man einer kranken Katze den Schwanz einklemmen. Mittlerweile hatte Amaya den Schlüssel schon zum ersten Mal umgedreht und grinste dabei schadenfreudig, weil sie wusste, dass es jetzt für Sakura kein Entkommen mehr gab.

"Ich danke Ihnen, Kuari-Sensei." lächelte Yuuji kindlich, und wunderte sich doch warum die Lehrerin noch bei so "guter Laune" war , aber offensichtlich hatte sie es noch nicht bemerkt, dass er der Einzige war, der am heutigen Tage den Unterricht besuchte. "Ich hatte gedacht, dass es vielleicht besser wäre, wenn schon alles vorbereitet ist, und außerdem hatte ich sowieso nichts zu tun, da ich meine Hausaufgaben schon gestern abend erledigt habe."

"Ich würde aber gerne jetzt die Erklärung von dir hören und nicht erst morgen. Du bist mir sowieso noch einen kleinen Gefallen schuldig Yokai weil ich dir deinen Vater nun schon die ganze Zeit vom Leib halte auch wenn er nur zu gern die Gelegenheit nutzen würde, um dir wieder eins auszuwischen. Wirklich, ihr solltet mal eurer Verhältnis aufbessern, so wird das nie was mit der Familie. Nachher würdet ihr euch selbst im Jenseits noch streiten!"
"So schnell hab ich nicht vor zu sterben." erwiderte Yokai ohne dabei auf die Seele seiner Mutter zu blicken, welche sich nun hinter ihm aufgebaut hatte.

"Amaya würdest du bitte das Klimpern und Quietschen unterlassen? Wenn das nicht sofort aufhört kommt ihr alle am Freitagmorgen!", drohte Sakura, ohne sich jedoch umzusehen. "Yuuji...was ist am 5. Oktober 1567 geschehen?", fragte sie streng, während sie eine Karte an die Tafel zeichnete, die die Umrisse der Hiyainseln darstellte.

"Uuuuuh was für ne scharfe Karre...", kicherte Ysou, als er vorfreudig am Lenkrad saß. Yuiko hatte sich kurzerhand zur Nebensitzerin erklärt, die mit Verwunderung die vielen Knöpfe ansah. Kyosuke dagegen hatte es sich mit Matsuo auf der Rückbank bequem gemacht, wobei Matsuo nicht gerade freiwillig dabei war.
"Eigentlich halte ich dich für nen totalen Vollidioten - aber diese Idee war zur Ausnahme sogar mal gut!", meinte sie spöttisch zu Kyosuke und genoss die bequeme Rückenlehne des Luxusautos. "Herr Chauffeur, Sie haben die Erlaubnis loszufahren!", befahl Kyosuke, geradezu herablassend, wobei Ysou und Yuiko gerne mitspielten und den Motor aufheulen ließen. "Wo ist hier denn das Gaspedal?", fragte Yuiko verwirrt. "Hier drüben - schließlich fahre ICH!"; veräppelte Ysou seine Schwester, die offensichtlich rechts nicht von links unterscheiden konnte.

Ein zweites Mal drehte sich der Schlüssel im Schloss und voller Freude zog Amaya den Schlüssel wieder heraus, als sie nach einem prüfenden Herunterdrücken der Türklinge feststellte, dass Sakura und Yuuji nun wirklich zusammen im Klassenzimmer eingesperrt waren. Zwar bedauerte sie ihren Cousin doch sehr, dass er es mit der Huntergeschichtelehrerin aushalten musste, doch er hatte es freiwillig getan, um ihnen jetzt die wohl schönste Doppelstunde ihres Lebens zu ermöglichen, und deshalb war sie eigentlich auch ganz froh, dass wenigstens er geblieben war, um ihnen so den Hintern zu retten. Auf leisen Sohlen schlich sich Amaya nun aus dem Gebäude und machte sich dann auf den Weg zu ihrem Auto, wo sie schon Ysou und Yuiko vorne sitzen sah. Ohne große Umschweife öffnete sie nur die Vordertür und sah dann mit einem heuchlerischen Lächeln zu Ysou. "Hättest du die Güte und würdest mich ans Steuer lassen? Immerhin scheine ich hier wohl die Einzige zu sein, die einen Führerschein besitzt und auch in der Lage ist, zu fahren."

Kurz kramte Yuuji in seinem Gedächtnis nach dem entsprechenden "Eintrag" bevor er dann all sein Wissen wie aus einem Wikipedia-Artikel herauskopiert vortrug. "Der 5. Oktober des Jahres 1567 gilt als eines der bedeutendsten Ereignisse in der Geschichte der Hunter-Organisation. An diesem Tag wurde der sogenannte Vertrag von Iatsu, wie die alte Senatsstadt damals hieß, geschlossen. Der Vertrag spricht den Huntern einige weitere Rechte zu im Kampf gegen die Erschaffung von Level-E Vampiren. So waren die Hunter laut dem Vertrag befugt, Level-E Vampire und deren Erschaffer sofort und ohne jegliches Gerichtsverfahren zu töten, ohne dafür eine Strafe zu bekommen. "

"Sehr richtig, sehr richtig, Yuuji", lobte Sakura ihren Schützling. "Nun zu dir Amaya-kun...was geschah am 16. Oktober 1567 ?", fragte sie und dieses Mal drehte sie sich um. Sie erstarrte förmlich beim Anblick der leeren Sitzreihen. "WO VERDAMMT SIND ALLE? YUUJI? WEIßT DU ETWAS?" schrie sie wutentbrannt.

"Oh..ich glaube wir wurden so eben bemerkt....", kicherte Ysou und schubste seine Schwester vom Beifahrersitz aus dem Auto. "Wir können!", grinste er und riegelte die Tür ab. Yuiko strampelte sich fast wahnsinnig am Fenster, bis eine Hand mit angezogenem Handschuh sie an der Schulter packte und vom Auto wegzog. "Fahr einfach mit mir!", zwinkerte ihr Emi zu und gab ihr einen ihrer Motorradhelme. Sofort glitzerten Yuikos Augen und mit strahlendem Gesicht setzte sie sich auf Emis Sozisitz.

Sofort war Yuuji aufgestanden und hatte sich vor Sakura auf die Knie geworfen, wobei in seinen kindlichen Augen schon Tränen standen , als er ihr die Erklärung vorbrachte für das Fehlen der anderen. "Gomenasai Kuari-Sensei! Es war die Idee der anderen und sie haben mir gesagt ich darf nicht sagen wo sie hin sind! Aber ich schwöre ich habe nichts mit der Sache zu tun ich habe nur den Unterricht besuchen wollen! Das war nicht vorsätzlich, sicherlich nicht!" Bei Sakuras zornigem Blick waren Yuuji doch noch die Tränen gekommen und jetzt kullerten sie über seine Wangen während er schniefend wieder aufgestnaden war und wie ein kleines Kind , dem man gerade den Lolli geklaut hatte, vor Sakura stand.

"So, schnallt euch gut an. Ich hab den Führerschein seit vier Wochen, das heißt sooo gut fahr ich nun auch wieder nicht, aber für meine Zwecke reicht es zumindest. " warnte Amaya die anderen vor, während sie derweil schon den Rückwärtsgang eingelegt hatte, da die anderen wohl etwas blöd geparkt hatten - zumindest wenn es nach ihr ging. "Den Kerl der hier vorwärts eingeparkt hat wenn Hasekura ihren riesigen Flower-Power-Bus daneben stehen hat den bring ich um!" fluchte sie leise und fuhr dann los, direkt Emi hinterher.