Kapitel 5: Die Sinfonie des Mordens, zweiter Satz: Andante misterioso

Ryouji trottete wieder zu seiner Wohnung zurück. Missmutig öffnete er die Tür, während er darüber grübelte wie er Hamano mal wieder eins auswischen konnte. Einen Blick um sich werfend, durchschritt er die Eingangstür und verschloss sie sofort von innen. Was ihn hier erwartete, ließ ihn erstarren. Aus dem Badezimmer war Blut geflossen, das nun bereits auf dem Marmorboden eingetrocknet war. "Wenn er jemals wieder rauskommt, darf er das gleich wieder aufwischen!!!" zischte Ryouji.
Gerade wollte er im Bad nachsehen, als er plötzlich bemerkte, dass Ichiru das Bad bereits verlassen hatte. Mit Ekel sah er auf die Blutverschmierte Türklinke, als er hinter sich eine ihm wohlbekannte Stimme hörte.
"Tagchen....hast du mich schon vermisst?" Ryouji sah in Ichirus grinsendes Gesicht, dann spürte er, noch bevor er reagieren konnte, wie sein Körper in Eis gehüllt wurde.

"Denkst du nicht du machst dem Kleinen hier Angst, wenn du so weiterspielst? Es hört sich schon fast so an, als würde uns im nächsten Moment eine schreckliche Plage heimsuchen." Gelassen hatte sich Amaya an eine Säule der Empore gelehnt, während der kleine Yuuji sich etwas ängstlich hinter ihr versteckt hatte.
Ein ziemlich dissonant klingender Akkord ertönte noch, bevor Yokai sich umdrehte und zu Yuuji sah. "Tut mir Leid, ich wollte dich nicht erschrecken." Vorsichtig war er aufgestanden und humpelte nun zu seinem Sohn hinüber, den er tröstend in den Arm nahm. Während er das tat, wandte er seinen Blick zu Amaya. "Glaub mir, die Plage hat uns schon lange heimgesucht, und sie haust noch immer in diesem Land."
"Nun sei nicht so pessimistisch. Was ist denn schon dabei, wenn du nun eben Kima heißt anstatt Shadako? Ich meine, ich war auch eine ganze Zeitlang kein Mitglied dieser Familie, und ich lebe noch."
"Sehr witzig. Du durftest wenigstens nicht deinen gesamten Besitz an andere weitergeben!" zischte Yokai und konnte über Amayas Aufmunterungsversuche nur den Kopf schütteln.

"Brauchst du.....irgendwas?" fragte Kaoru zögerlich, als sie sah wie Hasekura in der Küche wütete und es dabei sogar schaffte eine Suppe zu kochen. "Ich könnte das Gemüse waschen oder nicht?" schlug sie vor und eilte gleich mal zum Schrank um sich mit einer Schürze und den geeigneten Arbeitswerkzeugen auszustatten.

Lediglich Ryoujis Kopf blieb vorerst vom Eis verschont. "Oh wie ich diese Kälte hasse..." murrte Ryouji und öffnete die Augen. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte er am liebsten los gelacht. Was er sah war einfach zu komisch. "Was ist, dass du in deiner Lage so grinsen kannst, hm?" fragte Ichiru genervt, während er in Ryoujis Schränken nach Kleidung suchte. Seinen türkisen Anzug hatte Hamano ja schließlich verbrannt. Ryouji antwortete nicht, stattdessen grinste er Ichiru weiter gehässig an.

"Öhm, klar , das wär echt gut." meinte Hasekura, während sie schon vom einen zum anderen Schrank rannte, um die passenden Gewürze für die Tomatencremesuppe zu finden. "Du könntest dich doch um die Beilage der Hauptspeise kümmern, oder nicht? Oder willst du gleich die ganze Hauptspeise zubereiten? Dann könnte Shigure hier noch den Nachtisch übernehmen, dann wärn wir echt schnell fertig." Frech grinste sie zu den zweien hinüber, währned sie nun etwas Pfeffer in die Suppe streute, um diese würziger zu machen.

"Hätte ich aber fast!" entgegnete Amaya, die nun leicht zornig geworden war. "Denkst du mir ist es besser ergangen in der Zeit, die ich bei Großmutter verbracht hatte? Da hatte ich auch nichts, außer das was ich am Leib trug, also hör auf hier die Mitleidstour abzuziehen, denn das wird dir nicht weiterhelfen und uns genauso wenig. Deswegen wird mein Vater auch nicht anders reagieren, und deswegen wirst du auch nicht wieder zurück in diese Familie aufgenommen werden. Du kannst nicht einfach warten und darauf hoffen, dass sich dein Schicksal irgendwann von allein bessert. Wenn du wirklich willst, dass dein Leben eine Wendung zum Guten bekommt, dann wäre es wohl nun an der Zeit, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen." Mit diesen Worten blickte Amaya zu Yuuji, der sich zwar nur widerwillig von seinem Vater löste, dann aber zu seiner Cousine ging, die in diesem Moment aus der Kirche stapfte und ihren Onkel damit wieder allein ließ.

"Geht klar, Hasekura-taichou!" meldete sich Kaoru und bewaffnete sich mit dem schärfsten Messer, das sie findne konnte um dem Gemüse auf die Pelle zurücken. Tomaten, Paprika, Pilze und Bambussprossen wollten gehäkselt, gezweiteilt und in Stückchen gehackt werden.

"Gibts es denn nichts in diesem Schrank, dass nicht in diesem Emo-dunkelblau gefärbt ist?" beschwerte sich Ichiru, der mittlerweie immerhin Unterwäsche und Socken, sowie eine blaue Hose gefunden hatte. "DU siehst echt süß aus wenn du dich aufregst!" lachte Ryouji. Der Spruch verfehlte sein Ziel nicht: Ichiru hätte Ryouj am liebsten zu einem großen Eiszapfen verarbeitet, doch hielt er inne, als er einen Spiegel entdeckte.
"Wie seh ich denn aus?" schrie Ichiru erschrocken, als er sah, dass er um einige Zentimeter geschrumpft war. "Eben wie ein unreifer, 16-jähriger Ichiru, wenn man es so ausdrücken darf! Deine Wiedergeburt scheint ja nicht ganz folgenlos gewesen zu sein, was?" fragte er neckisch.

"An die Arbeit!" rief Hasekura und Shigure stimmte in ihre Rufe mit ein, als er dann schon damit begann, eine Creme anzurühren für das Dessert, welches er zubreiten würde. Er hatte ein spezielles Schokoladenrezept für eine Schokolade, die er , bevor sie hart wurde, noch nach seinen Wünschen bearbeiten konnte sodass er sie zu einer Statue formen könnte. Derweil hatte Hasekura ihre Suppe fast fertig, doch sie kümmerte sich noch um ein paar Suppeneinlagen die sie nach ihrer Meinung passend fand.

Als auch Yoshiro mit seinen Gebeten fertig war, schnappte er sich zuerst sein Handy um Ryouji anzurufen ihres Planes bezüglich, als ihm jedoch dann einfiel, dass es noch einen Leichenschmaus gab, steckte er das Handy wieder weg und machte sich direkt auf den Weg zum Senatspalast zurück. Er war schon ziemlich neugierig, ob Yokai sich wirklich an die Anweisungen seines Vaters gehalten hatte und schon alle ihm gehörenden Sachen gebracht hatte, wobei Yoshiro dies stark bezweifelte. Aber gut, er würde auch ohne diese Anweisungen und Regeln letztendlich an sein Ziel kommen.

Man konnte in der ganzen Küche das laute Klackern von Kaorus Messer hören, mit dem sie die Beilagen für das Teriyakirindfleisch kleinschnibbelte. "Wo ist denn die Sojasauce?" fragte sie lautstark während sie weiterhin das Gemüse hackte und einen suchenden Blick durch die Küche warf.

"Was du nicht sagst....was glaubst du denn wie ich so alt werden konnte und immer noch so jung aussah...selbst für einen Vampir! Glücklicherweise verliere ich nicht meine Erinnerungen !! Ich weiß also noch genaustens wem ich alles einen kleinen Dankesbesuch abstatten muss !" erklärte Ichiru und setzte sich in einen von Ryoujis Sesseln. Er hatte mittlerweile sogar ein Hemd gefunden. "Neidisch?" fragte er den beinahe fest eingefrorenen Ryouji mit einem breiten Grinsen.

"Sojasauce? Kommt sofort!" rief Hasekura und warf gekonnt das Fläschchen mit der Sauce zu Kaoru hinüber. Sie hatte es eigentlich nur kurz benutzt gehabt, um das Sushi noch zu verfeinern, welches sie sich gerade eben noch genüsslich in den Mund geschoben hatte. Anscheinend war bei den Senatoren am vorigen Abend noch etwas vom Essen übrig geblieben, und so etwas sollte man ja nun nicht einfach so herumliegen lassen - also hatte sie einfach mal kurzerhand beschlossen, diese Reste noch zu beseitigen, bevor man am Ende das gute Essen noch wegwerfen musste.

Etwas verwirrt war Yoshiro, angesichts der Tatsache, dass es aus der Küche schon herrlich duftete, als er den Senatspalast betrat, doch er wusste, dass es einen Leichenschmaus geben würde, also machte er sich nicht allzu viele Gedanken um diese Sache. Stattdessen ging er direkt in seine Gemächer, um sich dort erst einmal umzuziehen. Er war gerade erst oben angekommen im dritten Stockwerk, wo sein und Takaras Schlafzimmer lag, als er von der Kathedrale her ein paar Orgeltöne vernehmen konnte, und ein leicht gehässiges Lächeln legte sich auf seine Lippen. "Oh , armer , armer Yokai, wie es scheint musst du wohl noch deinen Frust auslassen. Nun, nicht mehr lange, dann werden auch deine letzten Orgeltöne verstummt sein..Ich glaube an dem Ort, an den du hinkommst wenn ich mit dir fertig bin, wirst du keinerlei Gelegenheit mehr haben, noch irgendetwas zu tun.."

"Woahahaha...." rief Kaoru als sie das Messer fallen ließ und der Sojasauce hinterhersprang um sie gerade noch rechtzeitig einzufangen. "Puuuuh...das war knapp...." freute sie sich, als sie auf dem Boden lag, die Sojasauce in ihrer Hand und nur wenige Zentimeter vom Fußboden entfernt. "Danke vielmals!" rief Kaoru zu Hasekura rüber und begann damit die Teriyaki-Marinade vorzubereiten. "Wenn ich nicht wüsste, dass für die anderen was übrig bleiben muss würde ich am liebsten alles selbst essen.....so wie das duftet!"

"Da hast du total Recht! Mann, ich hätte soooolchen Hunger, und ich würd echt gern jetzt das Zeug Essen, aber nachher haben die ganzen Senatoren und die Familie nix mehr zu Essen, und dann stehen wir blöd da.." murrte auch Hasekura und sah mit glänzenden Augen zu ihrer Tomatencremesuppe hin, die nun fast fertig war. Sie würde nur noch fünf Minuten köcheln müssen, dann konnte man sie sofort schon servieren. "Wie lange brauchst du noch für die Hauptspeise? Weil soweit ich weiß kommen die ganzen Familien in einer Viertelstunde!" rief sie zu Kaoru hinüber.

"Wieso sollte ich darüber neidisch sein, als Drei-Käse-hoch wiedergeboren zu werden?" scherzte Ryouji unbeeindruckt. Ichirus Hand verkrampfte sich zu einer Faust doch besinnte er sich schnell wieder. "Ich habe diese Gabe schon seit Ewigkeiten, und ich bin dankbar, dass ich sie besitze. Im Gegensatz zu Abschaum wie dir und deinen Verwandten habe ich wirklich ewige Jugend und bin auch wirklich unsterblich." erklärte er wobei Ryouji nur grinsend das Gesicht verzog.
"Wetten, dass es einen Weg gibt auch so ein nerviges Getier wie dich aus der Welt zu schaffen!" Ichiru zügelte sich diesmal nicht, weshalb er Ryoujis Kopf nun auch in Eis hüllte. Sofort herrschte Stille und Ichiru betrachtete sein neues Kunstwerk. "Ryo...da nun Hamano sich offen gegen mich gewendet hat, weiß ich immerhin, dass ich mit euch allen verfeindet bin - das wiederum bedeutet, dass ein Krieg zwischen unseren Familien quasi bevorsteht und nur eine Seite gewinnen werden kann. Ich werde nicht ruhen, bis sowohl Hamano als auch du und Yoshiro wieder auf dem Boden der Tatsachen zurückgekehrt seid und euren Platz kennt. Ihr Größenwahnsinnigen werdet nur alle Vampire in den Ruin treiben!" zischte Ichiru, verließ den Raum und ließ Ryouji in seinem eisigen Gefängnis.

"Was in einer Viertelstunde? Das Fleisch braucht mindestens ne Stunde in der Marinade! rief Kaoru geschockt. "Wie siehts denn mit dem Reiskocher aus?"

"Das mit dem Reis klappt wunderbar!" rief Hasekura hinüber, als sie den schon fast fertigen Reis hinüberbrachte. "Aber lass dir Zeit mit der Marinade, immerhin gibt es davor ja noch die Vorspeise, und dann wäre da ja auch noch die Zeit, die die Gäste mit dem Reden verbringen, also das bemerken die garnicht, wenn das Ganze etwas länger dauert." Sie zwinkerte Kaoru kurz zu und machte sich dann weiter an die Arbeit, bei der Hauptspeise zu helfen.

Der letzte Orgelton verklang leise und Yokai, der bis dahin noch die ganze Zeit in der Kirche gewesen war, nahm die Finger von den Tasten, bevor er dann aufstand und sich einfach unten im Altarraum auf eine der Bänke setzte. "Wirklich, es könnte nicht schlimmer kommen.." murmelte er leise und seufzte. "Ich wüsste nicht wen es noch geben könnte, der mich noch hasst, wenn schon selbst du mich verlassen hast. Und dabei sagst du doch immer du würdest allen Sündern vergeben...War ich denn schlimmer als irgendjemand anderes ? Ich gebe zu, was ich getan habe ist nicht zu vergeben, doch verdiene ich deshalb diese Strafe? Ach, was rede ich überhaupt mit dir? Selbst du, der du dich doch Gott schimpfst hörst mir nicht zu."

"Wer hat den Mirin gesehen?? Ohne Mirin misslingt mir noch die Marinade....." jammerte Kaoru und durchsuchte scheppernd den Küchenschrank. "Ich hätte wohl doch früher anfangen sollen....." tadelte Kaoru sich selbst während sie fast im Schrank verschwand, immer auf der Suche nach der wichtigen Zutat. "Ohne Mirin - kein Teriyaki!" drohte sie geschockt.

"Die Luft ist hier richtig verpestet von Bürokratie und Senat....und vor allem voller Shadako.." zischte Ichiru, während er von Ryoujis Villa aus die Senatsstadt verließ. "Ich werde meine Tochter und meinen eigenen Tod rächen.....Ichimonji kann warten bis zum Ende...." überlegte Ichiru, während den Weg zur Küste einschlug. "Es wird höchste Zeit Hikageshima zu verlassen !" bemerkte er und bereitete sich schon darauf vor das Meer, dass die Inseln voneinander trennte, unter seinen Füßen gefrieren zu lassen.

"Den Mirin? Ähm..." machte Hasekura und druckste etwas herum. "Ich glaube ein wenig müsste noch davon da sein, auch wenn ich bezweifle dass es wirklich arg viel ist...weißte....der macht sich manchmal auch geil im Tee..." Etwas grinsend ging sie zu Kaoru hinüber und reichte dieser die nur noch halb volle Flasche mit dem Reiswein, der eigentlich sogar einer von der teureren Sorte war, zumindest ließ das Etikett auf der Flasche auf eine hohe Qualität schließen.
"Kann man euch etwas helfen?" Erschrocken waren Shigure und Hasekura herumgewirbelt, als sie plötzlich Amaya in der Küche entdeckten, die die grinsend den Kopf zur Tür heriengesteckt hatte, wobei unter ihr noch ein weiterer Kopf aufgetaucht war, der eindeutig zu Yuuji gehörte. "Dem Kleinen hier ist langweilig, und er wollte unbedingt mal beim Kochen helfen, nicht wahr?"Ein eifriges Nicken von Yuuji folgte auf Amayas Worte, und sie lächelte fröhlich.

Kaoru starre Hasekura entgeistert an. "Du streckst deinen Tee mit Wein, der eigentlich nur zum Kochen gedacht ist? Schmeckts denn?" fragte sie völlig baff über solch ein Verhalten. Sie war so im Kochrausch, dass sie Amaya und ihr Mitbringsel gar nicht bemerkte. "Na gut...ich werde sehen was ich machen kann....du kannst solange ja den hier nehmen!" meinte Kaoru grinsend und stellte demonstrativ eine Flasche Sake auf die Küchenablage. "Das ihr mir aber auch aufpasst nichts zu verschütten...der war ein Geschenk von meinem Vater vor 2 Tagen!" gab Kaoru jedem zu Bedenken und mischte nun voller Elan die Teriyakimarinade.

"Das habt ihr alle schon getrunken! Und euch hats doch geschmeckt, oder? " erwiderte Hasekura mit einem frechen Grinsen, kurz bevor sie sich zu Amaya und Yuuji umwandte. "Also ich würd sagen ihr könntet schonmal damit beginnen, die Tische zu decken, denn irgendwie hab ich noch keine Diener rumspringen sehen. Was ist das eigentlich für eine Organisation hier, wenn dann die Gäste selbst den Tisch decken müssen? Sauerei!" Wieder hatte sie ein paar Schlücke von ihrem gestreckten Tee genommen, bevor sie sich dann wieder Kaoru zuwandte.
"Wie lang braucht denn dein Teriyaki noch?"

Indem er das Wasser unter seinen Füßen gefrieren ließ, war es Ichiru ein leichtes über das Meer Hikageshima zu verlassen und zu einer kleinen unscheinbaren Insel, die den wenigen denen sie bekannt war, Akaishima genannt wurde. Außer einem kleinen Schrein befanden sich nur Tiere und Ahornbäume auf dieser kleinen Insel, die für die wenigen Kenner ein Ort voller Stille und Frieden war. Ichirus Blick hellte sich sofort auf, als er an der Insel ankam. Damit ihm niemand folgen würde, ließ er seine Eisspur, die er durch den Ozean geschaffen hatte, zerbrechen.
Nachdem nun auch diese Spuren beseitig waren betrat er demütig den kleinen Schrein. Mit gesenktem Haupt trat er durch die Tür in den dunklen Raum, der von dem Duft der vielen Räucherstäbchen und des Duftreises erfüllt war. Es fiel kein einziger Lichtstrahl in den kleinen Raum, weshalb er in tiefe Dunkelheit getaucht war. Lediglich durch einige Kerzen wurde eine ruhige und besinnliche Atmosphäre geschaffen, die die Wirkung des spärlich ausgestatteten Raums nur noch verstärkte.
Wie schon viele, die zuvor hier waren, zündete auch Ichiru ein Stäbchen an und wartete einen Augenblick, bis ihm eine Frau erschien mit blutrotem Haar. "Euer Fluch hat funktioniert...ihr hättet wahrlich keine bessere Wahl treffen können!" erklärte Ichiru woraufhin die blasshäutige Frau ein zufriedenes Lächeln nicht verkneifen konnte. "Dennoch meint ihr nicht, dass ihr übertrieben habt, indem ihr gleich soviel Zwist und Streit in unsere Gesellschaft gesät habt? Unser Volk wird noch aussterben, wenn der Streit zu blutig wird....möglicherweise auch ein Bürgerkrieg!" kritisierte Ichiru die Erscheinung in scharfem Ton. Diese lachte jedoch nur noch mehr und gab lediglich ein überzeugtes "Umso besser!" als Antwort.

"Diese Teriyaki-Marinade soll ein Kunstwerk in voller Perfektion sein...und das braucht seine Zeit!" erklärte Kaoru und prostete Hasekura mit einem Schälchen Sake zu.

Als es Yoshiro doch noch zu langweilig wurde, griff er zu seinem Handy und wählte Ryoujis Nummer. Es kribbelte ihn schon lange in den Fingern vor lauter Vorfreude auf den Plan, den sie beide ausgeheckt hatten, und den er sobald wie nur möglich durchführen wollte. Seine Familie hatte ihm ja schon erheblich geholfen, auch wenn es sicherlich eher unbewusst geschehen war, doch das genügte Yoshiro sicherlich noch lange nicht. Er wollte mehr, und er wollte es jetzt. Sein Ziel war es, Yokai wieder im Kerker zu sehen, wenn nicht sogar letztendlich am Schaffott. Sobald er seinen Bruder aus dem Weg geräumt hatte, wäre es kein Problem mehr für ihn, wieder die wirkliche Herrschaft im Senat zu übernehmen. Was Hamano anbetraf, so bedachte er diesen im Moment nicht. Aus seiner Sicht war es einfach genug, diesen ebenfalls zu vernichten, allein schon deshalb, weil sie seinen Aufenthaltsort herausgefunden hatten. Sie warteten eben nur noch auf den richtigen Zeitpunkt. Zwar hatte Yoshiro gehofft, dass sein Freund rangehen würde, doch wie es schein, war Ryouji wohl gerade beschäftigt, weshalb er es einfach später noch einmal versuchen würde.

"Also gut, dann warten wir eben. Wir halten die Leutz schon hin, so bis in zehn Minuten sollten die eh alle da sein, denkste nicht?" fragte Hasekura und auch sie prostete Kaoru zu, trank aber ihren mit Mirin versetzten Tee.

"Wenn ich gewusst hätte, dass ihr uns nur auslöschen wollt, hätte ich euch nie geholfen so mächtig zu werden!" zischte Ichiru. Die Erscheinung lachte ihn jedoch nur aus. "Denkst du denn wirklich immer noch, dass ich mich für das was du getan hast noch interessiere, Sterblicher? Du hast mir geholfen ja und dafür hast du deine Belohnung bekommen. Genieße sie lieber, bevor niemand mehr von euch übrig ist. Erst willst du, dass ich Streit und Zwietracht in die 3 großen Vampirfamilien säe und jetzt bist du nicht einmal zufrieden damit."

"Dann verschont wenigstens die Aritomo-Familie!" zischte Ichiru, woraufhin die Frau aufhorchte. "Ich ? Verschonen? Seit wann bin ich dafür bekannt jemanden zu verschonen?" spottete sie in beleidigendem Ton.
"Nehmt den Streit aus meiner Familie und ich werde euch erneut einen Dienst erweisen!" bat Ichiru die Erscheinung ehrfürchtig.
"Uuuuuuh, Vampir....du, der du Luzius' Schöpfung bist, gefällst mir in der Tat.....na gut.....ich werde deine Bitte erfüllen.
Die Aritomos werden sich wieder vertragen während die Shadakos und Taikis sich gegenseitig zerfleischen werden. Aber zuerst möchte ich meine Belohnung: einen erneuten Krieg zwischen den Vampiren und den Huntern!" forderte die rothaarige Frau.
"Wie ihr meint...." meinte Ichiru und nahm das Angebot an.
"Komm wieder wenn entweder ihr oder Saphariels mieses Pack vom Antlitz der Erde getilgt ist!" waren die letzten Worte der Frau bevor sie verschwand.
Ichiru blieb noch eine Weile sitzen, wobei ihm einige Gedanken kamen. /Worauf habe ich mich damals bloß eingelassen..../

"Nur wenn das Fleisch auch wirklich genug Zeit hatte die Marinade aufzusaugen, wird es auch wirklich lecker!" erklärte Kaoru und füllte den Reiskocher mit Reis und Wasser.

"Also gut dann lass ich dich eben jetzt in Ruhe deine Teriyaki-Marinade machen, aber bitte, beeil dich trotzdem etwas, die Leute kommen halt wirklich in 10 Minuten schon, da kannste nicht einfach so wirklich chillen!" erwiderte Hasekura auf Kaorus Kommentar hin, während sie nun schon die Tomatensuppe in Teller abfüllte die sie dann Yuuji gab, damit dieser sie nach draußen tragen konnte. Die Teller standen alle auf speziellen Warmhalteplatten, damit nichts kalt werden konnte.

Noch immer kniete Yokai in der Kirche vor dem Altar und fragte sich, was er denn tun musste, damit er endlich diese Qualen loswerden konnte. Sicherlich, für einen Teil davon war er selbst verantwortlich, allein schon aufgrund seiner Taten, doch hatte er nicht schon lange genug dafür gelitten? Alles was er sich doch wünschte, war nur endlich diesen Schmerz loswerden zu können, einfach ein normales Leben führen zu können, und nicht behandelt zu werden wie ein gehetztes Tier, war des dann zu viel verlangt? Und wenn ihm schon nicht dieses Leben gegönnt wurde, wieso schenkte man ihm dann nicht endlich den Tod, sondern hielt ihn nur unnötig auf Erden? War es denn nicht eine größere Strafe für ihn, im ewigen Fegefeuer zu leiden, als auf der Welt zu wandeln, ohne jemals sterben zu können?
/Bitte....bitte, egal wer...nehmt diese Qualen von mir...Hört auf mich so zu foltern...ich habe es satt!/ dachte er und unmerklich rannten ihm Tränen über sein Gesicht.
"Du leidest so sehr, nicht wahr?"

Ichiru schlug die Augen wieder auf. "Was....wie......hab ich alles nur geträumt?" fragte er sich, als er den Raum leer sah. Außer ihm war niemand anwesend und es war auch keinerlei Stimme zu hören. Der Raum war lediglich vom Duft der Räucherhölzchen gefüllt. "Ich muss wohl eingeschlafen sein....oder phantasiere ich jetzt schon wegen diesen Stäbchen?" wunderte sich Ichiru, denn so genau wusster er gerade nicht mehr was Realität gewesen war und was nicht.

Gespannt eilte Hamano in den Keller hinunter. Um sicherzugehen schaute er nochmals auf die Uhr. "Es müsste jetzt Zeit sein!" meinte er und öffnete den Schrank und alle sieben Siegel, die Yumis Sarg geschlossen hielten. Als er nur noch den Deckel anheben musste, wartete Hamano einen Augenblick gespannt, was er wohl zu sehen bekommen würde. Endlich öffnete er den Sarg und sah die geschlossenen Augen der wiederhergestellten Yumi, die aussah als wäre sie niemals gestorben. Lediglich ihre Haarfarbe hatte sich verändert - statt Rot hatte sie nun pechschwarze Haare wie Hamano.

"Wunderschön!"

"Amaya?" erchrocken hatte Yokai sich umgedreht und betrachtete nun die vor ihm stehende Gestlat, die doch so viel Ähnlichkeit mit Amaya hatte, aber eben doch nicht Amaya war, denn anstatt der sonst so gelbgrünen Augen starrte ihn ein paar tiefroter Augen an, und auch die obligatorische Rose im Haar sowie die roten Strähnen fehlten.
"Wer soll denn das sein? Nein, ich heiße sicherlich nicht Amaya, auch wenn man mir schon viele Namen gegeben hat. Ich bin vielmehr Cecilia." Sie hatte ein freches Grinsen aufgesetzt und erst jetzt verstand Yokai, wen er da gerade vor sich hatte. "Ich glaube mein Vater macht dir ganz schöne Probleme , nicht wahr? Ansonsten wärst du wohl kaum so wahnsinnig dass du schon zu Saphariel betest - ich meine, da muss man ja schon in tiefster Verzweiflung stecken, dass man so weit geht...Aber immerhin, es war ganz amüsant, dir zuzuhören bei deinen Gebeten. Du musst wissen, mein Onkel ist gerade beschäftigt, er ist nämlich dabei meinem Vater eine Moralpredigt zu halten wegen meinem Halbbruder Vincent, und ich habe eben die Aufgabe bekommen, seinen Posten kurz zu übernehmen. "
Noch immer total verdutzt sah Yokai zu der Tochter von Luzius auf, und erst jetzt bemerkte er, wie sehr sie ihrem Vater doch aus dem Gesicht geschnitten war.
"Hör zu. Ich weiß das klingt komisch, aber ich kann meinen Vater dazu bringen, den Todesbann von dir zu nehmen, wenn du mir einen kleinen Gefallen tust." Mit diesen Worten schritt sie näher auf ihn zu und flüsterte ihm dann etwas ins Ohr.

"Erwacht.....Yumi...es wird Zeit für euch, dass ihr wieder die Augen öffnet!" flüsterte Hamano ihr ins Ohr, woraufhin sich ihre Augen langsam öffneten und Hamano in ein Paar blutroter, dürstender Augen schaute. "Kommt...ihr werdet sicher Durst haben!" meinte Hamano und nahm Yumi an der Hand um ihr aus dem Sarg zu helfen. Als erstes gab Hamano Yumi gleich mal ein tiefschwarzes Kleid mit Spitze, damit sie nicht nackt laufen musste. "Eure Schönheit ist wahrlich ins unermeßliche gestiegen...." lobte Hamano Yumi, als sie umgezogen war und kniete sich vor ihr hin um ihr einen Handkuss zu geben. Yumi kommentierte es nicht sondern sah sich die Umgebung an. Ihr schien das Haus nicht im Geringsten bekannt vorzukommen - offenbar konnte sie sich nicht mehr an dieses Haus erinnern. "Wo bin ich Hamano ?"

Yokai seufzte. "Was ihr von mir verlangt ist unmöglich!" Ein verzweifelter Blick streifte die Göttin der Vampire und sie schürzte etwas die Lippen. "Wirklich, ich würde alles tun um von diesem Bann erlöst zu werden, doch das ....es geht einfach nicht." Yokai schüttelte leicht den Kopf. Er hatte sich wieder erschöpft in eine der Bänke fallen lassen, während Cecilia nun im Gang auf- und ablief.
"Schade..." murmelte sie. "Wirklich du hättest mir damit einen großen Gefallen getan, aber gut, was nicht geht, das geht eben nicht. Dann muss ich es wohl selbst erledigen. Aber ich habe heute einen guten Tag, und außerdem habe ich doch ziemliches Mitleid mit dir. Komm heute Nacht noch einmal hierher, und sei dir gewiss, dass wenigstens eins deiner Probleme gelöst sein wird." Mit diesen Worten grinste Cecilia noch ein letztes Mal zu Yokai, bevor sie sich dann, ebenso wie ihr Vater sonst immer, in Rauch auflöste und verschwand.

"In eurem Zuhause, Yumi....wenn ihr einen Blick in den Spiegel werfen wollt?" schlug Hamano vor und hielt Yumi einen Spiegel vor. "Mit schwarzen Haaren seid ihr wirklich noch umwerfender, als ihr es jemals wart....im übrigen dürfe euch bald auffallen, dass ihr nun fast alle Fähigkeiten der Shadakofamilie beherrscht...ihr müsst euch nur ein wenig in ihnen üben!" erklärte Hamano, woraufhin Yumi ihm völlig entzückt den Spiegel aus der Hand riss. "Perfekt.....Hamano....ich bin euch wirklich zu Danke verpflichtet...dank euch werde ich diese Flittchen wie Amaya und Matsuo in den Boden einstampfen können!"