Kapitel 8: Die Sinfonie des Mordens, Interludium, allegro agitato

"Eine Maßanfertigung für den Senatsvorsitz! Ursprünglich ein Modell für Herrn Yoshiro Shadako, hat sich dann aber doch für das andere Modell entschieden, dass ein paar Tausender weniger gekostet hatte", erklärte der Verkäufer. Er rechnete eigentlich nicht damit, dass das Auto sonst noch jemand kaufen würde, außer Yoshiro. Es hatte schließlich niemand so ein hohes Einkommen wie er - und die Ahnen brauchten in der Regel kein Auto oder kannten sich mit der Technik nicht aus. "Interesse? Eine Million kostet das schöne Stück!", erklärte der Verkäufger.

"Wie Sie wünschen.....", bemerkte Jirou und neigte sein Haupt, während er dem Kind doch noch ein wenig hinterher sah, als es weggetragen wurde. Während die Mutter nun völlig verstummt war, schien das Kind nun den Schreipart übernommen zu haben.

"Ich bin die muntere Mi-Cha! Ich komme aus Seoul, was ja sowieso die allerbeste Stadt der ganzen Welt ist und kümmere mich darum, dass in Seoul auch bloß keine Vampire der Klassen E und C ihr Unwesen treiben, wie zum Beispiel Leute angreifen! Wenn ihr euch brav verhaltet, bin ich aber eigentlich immer nett zu allen!", erklärte Mi-Cha, auch wenn sie bei ihrem Vortrag soviel Aegyo einbaute, dass sie fast schon Kaien Konkurrenz machte.

"Nur eine Million? Das ist ja noch recht billig. Nun gut, das Auto ist gekauft, schicken Sie die Rechnung an meinen Vater, der zahlt. Sofern er gewillt ist, zu zahlen. " erklärte Cecilia mit einem Schmunzeln. Natürlich würde ihr Vater nicht zahlen,wann hatte er denn je für irgendetwas bezahlt? Bei dem Gedanken daran kicherte sie ein wenig, bevor sie sich dann aber schon einmal in den Wagen setzte, auch wenn sie nicht wusste, wie man ihn fuhr. "Konstantin, schreiben Sie die Adresse meines Vaters auf und händigen Sie dem Mann die Adresse aus, an die er die Rechnung schicken kann." Ihr Blick war zu Ryouji hinübergeglitten.

Dagegen waren Yoshiro und Yokai wieder nach oben gegangen und hatten dort Juria und Nozomi aufgesucht, damit sie ihnen das neugeborene Kind Hamanos überbringen konnten.
"Das Geschrei macht mich wahnsinnig....du hättest das Kind bei der Mutter lassen sollen, dann wäre sie von dem Geschrei so mürbe geworden, dass man am Ende hätte nichts mehr tun müssen...Naja, was solls." Ein wenig wehmütig dachte er daran, dass Juria wohl keine Zeit mehr hätte, sobald einmal das Kind bei ihr war.

"Sehr wohl eure Durchlauchtheit!", antwortete Konstantin und zückte Block und Stift, den Ryouji zufällig in seiner Jackentasche fand. Über die Gedanken konnte er bei Vincent auch gleich mal die Kontoverbindung erfragen, die er aufschreiben sollte. "Bitte sehr!", sagte Ryouji und überreicht die Daten an den Verkäufer.
"Ähh...wollen Sie nicht erst hineinsetzen, wenn der Wagen draußen ist?", fragte der Verkäufer, doch Ryouji schnitt ihm sogleich das Wort ab. "Keine Sorge, wir finden uns auch so zurecht. Auf Wiedersehen", verabschiedete er sich und setzte sich dann ebenfalls in den Wagen hinters Steuer. "Eure Durchlaucht? Wo soll es hingehen?", fragte er mit einem breiten Grinsen. Er konnte sich schon ausmalen, dass der Verkäufer wohl sicher Mühe haben würde, Luzius zum Zahlen zu bringen.

Juria und Nozomi waren derweil bereits wieder von ihrer Sitzung mit Yuka, Ichiru, Senri, Kanon und den anderen zurückgekehrt und schienen mit 3 ihrer Diener noch Rücksprache zu halten, wie sie vorzugehen hatten. Sie befanden sich in einem der Aufenhaltsräume, wo gerade frischer Kaffee für die müden und gestressten Senatoren ausgeschenkt wurde.

"Irgendwie gefällt es mir, wenn du mich Eure Durchlaucht nennst. Aber gut, der soll uns die Tür aufhalten, am Besten du fährst gleich raus und dann zur Akademie. Ich will mir das Gelände doch einmal ansehen, nachdem mein Vater gemeint hat er hätte es voriges Jahr restauriert. Ihr Bruder ist ein ganz schön zerstörungswütiger Vampir, nicht? Zumindest habe ich mitbekommen, dass er oft genug die Dinge in Schutt und Asche legt, um zu seinem Willen zu kommen. Tz, wie ein kleines Kind. Erinnert mich an dich, Vince, wenn du nur deine Seelen nicht schnell genug bekommst." Lachend wuschelte sie ihrem jüngsten Bruder durch dei Haare, der davon allerdings alles andere als begeistert war. "Aber die Wahrscheinlichkeit, dass mein Vater dei Rechnung zahlt, liegt bei null. Aber bitte, wir sind Götter, seit wann zahlen wir für Dinge? Der soll froh sein, dass ich ihn nicht beim nächsten Mal nach unten mitnehme!"

"Juria-san?" fragte Yoshiro als er in den Aufenthaltsraum trat. "Entschuldigen Sie bitte das Geschrei, dieses Kind bekommt man einfach nicht still.." meinte er zu den anderen Senatoren. "Aber ja, hier hätten wir das kleine Energiebündel. Würden Sie sich dazu bereit erklären, das Kind richtig zu erziehen?"

"Hey...Sie da? Halten Sie bitte das Tor auf, wir möchten fahren!", informierte Ryouji den Verkäufer der erst nicht verstand, doch da fuhr Ryouji schon los. Gerade im letzten Moment konnten die anderen Verkäufer noch rechtzeitig das Tor öffnen, sodass der Wagen ohne Zerstörung anzurichten nun auf der Straße Richtung Hiya-Akademie fuhr.

"Was für ein wunderschöner Sonnenuntergang...findest du nicht auch Keiji-kun?"; fragte Kumiko, die es sich auf dem großzügig angelegten Balkon gemütlich gemacht hatte und zuschaute wie sich der Himmel rot färbte. "Mhm...", stimmte Keiji nur zu, schien aber nicht die Stimmung Kumikos zu teilen. "Das war wirklich eine gute Idee von dir hierher zu kommen - hier ist es so friedlich und still.....so still war sonst bisher nur der Kerker!", meinte Kumiko und kicherte ein wenig wie ein kleines Mädchen.
"Was machst du nur für ein Gesicht? Nur weil ich dieses Wort in den Mund genommen habe, wird mir schon niemand etwas antun! Bald ist es soweit und dann wirst du deine liebe Kumiko wieder in die Arme schließen..", erklärte Kumiko ihrem Bruder und fasste dabei sein Gesicht an, sodass sich fast ihre beiden Nasenspitzen berührten.

"Dann ist es jetzt also eingetreten ? Oh nein...was für ein unschuldiges und wehrloses Ding...und dann mit solch einer Mutter....Yuka wird sicherlich erfreut sein das zu hören.....naja in Anwesenheit von Kanon und Senri wird sie sich schon im Zaume halten", bemerkte Juria und nahm Yoshiro den Säugling ab. Kaum, dass sie das Kind in Händen hielt, verstummte das Baby auch schon und schien nun sanft zu schlummern. "Oooooooh Juria-san...was für ein süßes Ding!!!", freute sich Misami, die sich immer über Neugeborene freute. "Hoffentlich wird es kein Vegetarier!"

Cecilia lachte amüsiert, als Ryouji losfuhr und der Verkäufer gerade noch die Tore aufbrachte, sodass sie nicht durch das Tor zu Schrott fahren mussten, ebenso wie auch ihr eigenes Auto verschont blieb. Sie hatten es ja gerade erst gekauft, da wollten sie es nicht schon wieder zerstört haben. "Nun, Sie kennen den Weg?" fragte Cecilia und beugte sich kurz zu Ryouji vor. Obwohl sie eine Göttin war hatte sie keinerlei Ahnung von den Autos, weshalb sie die Gefährte an sich schon faszinierend fand , umso mehr vor allem ihre Funktionsweise. Jetzt aber, da sie merkte dass Ryouji offensichtlich den Weg finden würde, lehnte sie sich nur wieder zurück und holte sich ein Glas kühles Blut aus der Mittelkonsole, die als Mini-Bar diente.

"Es ist eingetreten, ja..." erwiderte Yoshiro und war sichtlich verwirrt, dass das Kind bei Juria sofort still wurde. "Darf ich fragen, was Sie gemacht haben, dass es auf einmal so still ist? Es hat die ganzen 41 Stockwerke hinauf geschrien und den ganzen Weg bis zum Saal hierher....was habe ich falsch gemacht?"

"Ich sehne diese Zeit schon länger herbei als Ihr euch nur vorstellen könnt...", entgegnete Keiji ernst und schien geradezu davon angewidert zu sein, dass Kumiko ihn so anfasste. "Wenn Ihr nicht in diesem Körper wärt hätte ich euch schon längst getötet!", zischte er, doch schien sich Kumiko davon nicht gerade bedroht zu fühlen. "Hahahahaha du vergisst wohl wem du das sagst, schwacher Adliger....du könntest mir nicht mal ein Haar krümmen, bevor du zu Staub zerfällst!", kicherte sie. "Da du aber so ein braver, vernünftiger Bursche bist, wird dir ja doch hoffentlich etwas an deinem Leben hängen oder etwa nicht?", meinte sie und drückte sich nun fest an ihn.

"Weiblicher Instinkt..", scherzte Juria, während sie das Kind sanft hin und her schaukelte. "Ich schätze mal es hat diese böse Aura gespürt die von Ihnen ausgeht, wenn Sie so böse gucken und an Hamano denken", kicherte Juria. Obwohl sie in einer Zeit lebten, in der die Sorgen und Ängste allgegenwärtig waren, schien sie fast in jeder Lage innerlich zu strahlen und allem etwas Positives abgewinnen zu können.
"Ich denke der Kleine ist bei uns gut aufgehoben! Und ich werde schon dafür sorgen, dass er nicht bei dieser durchgedrehten Ayumi landet!", meinte Nozomi, der selber fast durchdrehte, wenn er süße Babies sah.

"Selbstverständlich eure Durchlauchtheit! Wollt ihr Kaien anrufen und ihm mitteilen, dass er euer und Vincent-samas Zimmer vorbereiten soll? Eure Übernachtung hat er ja schließich bestimmt nicht eingeplant!", meinte Konstantin mit einem Augenzwinkern.

"Weiblicher Instinkt....ist klar. Und was heißt hier böse Aura? Ich mag dieses Kind nicht, aber ich denke da stimmt mir auch jeder andere zu, der hier in diesem Saal ist. Sicherlich, das Kind kann nichts für die Eltern, doch man sieht ihm an von wem es abstammt. Es ist ein Reinblut, sicherlich, aber das muss nichts heißen..." erwiderte Yoshiro nur und schüttelte angewidert den Kopf. Allein schon die Züge Hamanos und Yumis in dem kleinen Bündel wiederzuerkennen bereitete ihm Kopfschmerzen. Dann aber winkte er nur ab und blickte zu dem Rest der Senatoren.
"Nun meine Herren, Sie sind für heute Abend einbestellt, wir haben wichtige Dinge zu klären. Für all jene, die der Sitzung nicht teilhaben können, möchte ich Sie noch einmal an den morgigen Schulball erinnern, zu dessen Teilnahme Sie alle herzlich eingeladen sind. Der Eintritt, versteht sich, ist kostenlos." Mit diesen Worten verschwand Yoshiro wieder so schnell wie er gekommen war, und ließ damit den Rest der Meute allein.

Cecilia hatte nur kurz genickt und hatte sogleich ihr iHell gezückt um damit zwei Zimmer bei Kaien zu bestellen. Eines für sich und ihren Bruder, das andere für Ryouji, denn dieser wollte ja kaum im Auto schlafen. Ebenfalls hatte sie noch den persönlichen Schneider bestellt, immerhin brauchte sie noch ein passendes Abendkleid. Sie wollte nichts anziehen, was im Schrank hing.