Kapitel 2: Krönung des Einsamen

"Zu Nutzen? Bist du etwa schon so verbittert darüber, dass Ryouji eine Ehefrau hat und du nicht, dass du schon wildfremde Frauen von der Straße aufsammelst?", scherzte Shuusuke, was Hamano aber wohl nicht als Scherz auffasste. "Willst du mich etwa ernsthaft beleidigen, nachdem du in erster Reihe miterlebt hast was ich mit diesem Yokai gemacht habe in der Schule? Du müsstest doch am besten wissen, wie ich sein kann!", fauchte Hamano zornig.
"Ich weiß schon wie ich sie mir zu Nutzen machen kann, in Hinsicht auf meine politische Karriere", erklärte Hamano. "Wenn Yokai erst einmal blind vor Liebe ist, wird es ein Leichtes sein ihn davon zu überzeugen, dass ich am besten geeignete bin für die Stelle des Stellvertreters!", lachte Hamano. "Wäre Vorsitzender nicht verlockender als nur Stellvertreter? Seit wann bist du denn so bescheiden?", kicherte Shuusuke, doch Hamano lächelte nur. "Ich und bescheiden? Glaub mir....wenn ich erst einmal Stellvertreter bin, war Yokai lange genug Vorsitzender und König!", entgegnete Hamano schadenfreudig.

"Ich wüsste nicht, welche das wäre. Wenn ich zurücktrete, ziehe ich seinen größten Zorn auf mich und ich glaube nicht, dass ich das diesmal verkraften könnte. Du kennst ihn, wenn er merkt dass ich es nie wirklich wollte, wird er ausrasten, mehr denn je." Yokai schüttelte den Kopf. "Oder ich könnte natürlich dafür sorgen, dass ich abgesetzt werde...aber...will ich das? Das würde auch nur unangenehme Konsequenzen mit sich bringen. Nein , ich wüsste leider keinen Weg, wie ich dem Allem entgehen könnte..."
"Hm..." machte Yoichi. "Einen Versuch war es ja wert. Aber du hast Recht. Mutter wird nichts ausrichten können...das konnte sie noch nie."

"Ich liebe es wenn du das sagst. Erinnere dich aber dann bitte daran, wer dir zur Macht geholfen hat, wenn du sie erst einmal in den Händen hälst. Ich hätte sogar noch eine bessere Idee! Am besten wir ziehen auch noch Yoshiro und deinen Bruder auf unsere Seite! Wenn wir dann auch noch Ichimonji auf unserer Seite haben, gibt es so gut wie niemanden mehr, der noch auf der Seite Yokais sein wird. Dann noch ein Liebesskandal und der Staatsstreich ist perfekt!", meinte Shuusuke und lachte schadenfreudig.
"Du sprichst mir aus der Seele, mein Freund! Wie gut, dass ich dich habe!", antwortete Hamano ebenfalls lachend und zusammen stießen die beiden mit einem Glas Rotwein an.

"Sie hält sich eben gern aus allem raus...." meinte Yokai schulterzuckend, und sah zu seinem jüngsten Bruder, der sich etwas nachdenklich über die Akten gebeugt hatte, ein wenig durch die Seiten blätterte und hier und da etwas das Gesicht verzog, noch nachdenklicher als zuvor schon - so lange, bis Yokai sich von hinten an ihn stellte und ihn leise fragte, ob er denn nicht doch die Arbeit für seinen älteren Bruder erledigen wollte.
"Hm... so gut bin ich auch wieder nicht in Regierungsgeschäften. Außerdem bin ich zu jung für so etwas." entgegnete dieser. "Aber das Finanzwesen... das müsste eigentlich zu schaffen sein. Wenn du willst, kann ich mich morgen mal dransetzen."

"Sehr guter Jahrgang muss ich sagen. Selten so einen guten Wein getrunken!"; entgegnete Hamano zufrieden und nahm gleich noch einen Schluck. "Ich freue mich schon darauf, dass wir endlich unseren Plan umsetzen können. Die Warterei bringt mich noch um - warum kann nicht alles wie damals in der Schule sein? Da war es das leichteste ihn aus dem Weg zu räumen....aber jetzt? Jetzt muss jeder vor ihm spurten", seufzte Hamano und verlor sich gedanklich in alten Erinnerungen daran, wie er Yokai in der Schule immer problemlos hatte mobben können.
"Diese rotäugige Ausgeburt der Hölle....", knirschte Hamano mit den Zähnen und nahm nochmal einen kräftigen Schluck.

"Gerne doch, gerne doch. Ich bin kein Meister der Mathematik, das weißt du ja...." Yokai legte einen Stapel Akten beiseite, der für seinen jüngeren Bruder gedacht war, und wandte sich dann dem Rest zu. "Er wirft mich wirklich ins kalte Wasser, wenn du mich fragst. Sicherlich, wir waren auf der Schule, wir haben alle gelernt, wie man Regierungsgeschäfte zu erledigen hat, aber man stellt es sich einfacher vor, als es in Wirklichkeit ist. Zumindest glaube ich kaum, dass ich so wirklich eine Ahnung von dem habe, was ich hier tue..."
Auf diese Worte hin begann Yoichi zu lachen. "Das wird noch, glaub mir. Ich meine, du bist erst seit heute im Amt, und so schlimm kannst du ja auch nicht sein. Nicht schlimmer als Vater zumindest." Er kicherte.

"Bleibt nur die Frage wie wir seinen Bruder dazu bringen ihn davon zu jagen und sich auf unsere Seite zu stellen!", gab Shuusuke zu bedenken, doch Hamano blieb ganz beruhigt.
"Für die Lösung dieses Problems habe ich bereits eine Lösung gefunden und sie wird so gut funktionieren, dass uns das gesamte Reich unterstützen wird. Ich mein er ist doch noch nicht einmal einen vollen Tag im Amt und ist schon unbeliebt. Was passiert da erst wenn wir ein wenig damit nachhelfen, dass unser geliebter Yokai völlig durchdreht und endgültig regierungsunfähig wird.
Weißt du nicht mehr wie er schon in der Schule teilweise durchgedreht ist? So jemanden will doch niemand auf dem Thron haben, wenn er völlig austickt. Wir müssen nur ein wenig nachhelfen! Dann will auch Yoshiro nicht mehr zu ihm stehen, glaub mir!"; meinte Hamano zufrieden und konnte es kaum abwarten, seinen Plan endlich in die Tat umzusetzen.

"Ich wäre mir da mal nicht so sicher. Du kennst mich doch... ich habe ständig irgendwelche Launen, die ich selbst nicht beherrschen kann. Es ist nicht gerade einfach das zu kontrollieren, und noch weniger einfach, sich trotz dieser Tatsachen vor dem Volk zu präsentieren." meinte Yokai. Er wusste dass er gut und gern mal zum Dämon werden konnte, und sich meist doch eher wie ein Level-E Vampir verhielt denn wie ein Reinblüter, aber in den Griff bekommen hatte er es bisher kaum.
"Mach dir keine Sorgen. Ich bin da, und Yoshiro ist auch da. Und ich glaube kaum, dass einer von uns dich im Stich lassen würde. Hey, irgendjemand muss doch noch zusammen halten in diesem Irrenhaus. Und der Rest der intriganten Meute ist auch nicht gerade besser, also was bleibt uns, außer uns selbt?"

Während Hamano und Shuusuke noch weiter ihren Putsch planten, wachte Juria allmählich aus ihrer Bewusstlosigkeit auf. Sie war schon wieder solange in diesem Eisblock gefangen gewesen, dass sie zunächste noch Schwierigkeiten damit hatte überhaupt zu sprechen oder sich überhaupt zu bewegen. Lediglich ihre Augen konnte sie bereits wieder öffnen.
"Sie kommt zu sich....Shuusuke? Dürfte ich dich darum bitten etwas Blut zu holen. Dieses Dame sieht mir sehr danach aus, als würde ihr ein großzügiger guter Schluck äußerst gut tun. Sie ist völlig entkräftet", bat Hamano, der sich sofort zu Juria auf das Sofa setzte und sie genau beobachtete, ob ihr vielleicht sonst noch etwas fehlte.

"Irrenhaus? Ja, das stimmt. Über Vater brauchen wir gar nicht zu reden, und der Rest der Adligen?" Yokai begann zu lachen und schlang sich einen blauen Schal um den Kopf. "Seht mich an, ich bin ein Taiki, ich halte mich für etwas besseres....Hm, da fehlt noch der Bart."
"Sagt mir, was tut ihr eigentlich gerade?" Yoshiro hatte die Tür aufgemacht und stand schon etwas länger im Zimmer, als er sah, wie die beiden Brüder alberten. Dann aber begann er zu grinsen. "Yokai, das steht dir absolut nicht. Also, so gar nicht."