Kapitel 2: Krönung des Einsamen

"Wenn du das wirklich Ernst meinst, dann kann ich über dich nur den Kopf schütteln. Ehrlich, bist du so verrückt und wahnsinnig geworden in den letzten Jahren oder habe ich nur etwas verpasst? Ein kleines Puzzleteil ? Ein winziger Stein in deinem riesigen Schachbrettspiel?" Ruka rollte mit den Augen, und hatte sich nun, die Hände in die Hüften gestemmt, vor ihrem Mann aufgebaut. "Du kannst nicht deinen eigenen Sohn wie eine Marionette benutzen! Er hat ein Leben, das ihm gehört!"
"Du siehst ja, dass ich es offensichtlich doch kann, Ruka-chan." Amura hatte zu lächeln begonnen. "Lass mich machen, ich weiß was ich tue. Und du musst doch zugeben, dass es auch für dich einige Vorteile bringen wird, also hör doch auf dich zu beschweren."

Yuuta wusste, dass er sich damit gerade auf sehr dünnem Eis bewegte und er wohl eine ordentliche Tracht Prügel von dem rothaarigen Drachen Yuka bekommen würde, doch konnte er es nicht einsehen, warum dieser Vampir da unten so grauenvoll eingesperrt gehörte. Eigentlich wollte er einen anderen Vampir suchen, als er aus dem Augenwinkel den Sicherungskasten entdeckte.
Schnell öffnete er ihn und entdeckte, dass die Energiezufuhr für die Heizung in dem Raum, wo der Vampir gefangen war, ausgeschalten war. Das muss also bedeuten, dass der Raum nicht schon immer als Eiskeller funktionierte. Yuuta schaute sich kurz um, dann drehte er den Schalter um, sodass die Heizung in dem Raum nun wieder arbeiten würde.

"Im Gegensatz zu dir habe, ich diese persönlichen Angelegenheiten schon längst beseitigt oder sie einfach verdränt. Siehst du nicht, dass es im Moment wunderbar für uns läuft?" fragte Ruka und schüttelte den Kopf. "Oder bist du so machtbesessen, o-nii-san, dass du schon alles andere vergessen hast? Immerhin gibt es noch andere Dinge, um die wir uns kümmern sollten. Und ich persönlich halte es nicht für notwendig, Yokai in diese Dinge miteinzubeziehen. Wir müssen nicht unsere Schuld auf unsere Kinder abladen, so wie es unsere Vorväter getan haben. Sollten wir nicht, des Friedens wegen, unsere Schuld für uns behalten und Yokai, Yoshiro und Yoichi in Frieden aufwachsen lassen?"
"Du und dein Pazifismus. Es geht mir weniger um die Klärung der Schuldfrage als um die Klärung der Machtfrage. Nenn mich egoistisch, aber ich hätte gerne das behalten, was unsere Vorväter sich mühsam aufgebaut haben. Ich persönlich halte es nicht für notwendig, dass wir uns diese Stellung von jemandem wegnehmen lassen, der offensichtlich nicht weiß, was harte Arbeit ist."

Zufrieden beobachtete Yuuta wie das Eis nun allmählich schmolz, kaum dass die Heizung warm gelaufen war. Je mehr Juria aus dem Eis befreit wurde, desto stärker klopfte Yuutas Herz: die Frau die er da befreite war ja noch schöner als er sich vorgestellt hatte. Dafür war es auf jeden Fall wert seine alte, zickige Herrin Yuka zu hintergehen. Sie hatte ohnehin immer nur Missachtung und ein schlechtes Gehalt für Yuuta übrig. Nichts was für ein Grund für Loyalität wäre.
Juria schien dagegen schon einen ganz anderen Eindruck auf ihn zu machen: ihre Gesichtszüge waren so sanft und auch ihr Gesichtsausdruck strahlte solch ein Freundlichkeit und Ehrlichkeit aus.

"Na wenn du unbedingt meinst..." Ruka schüttelte den Kopf. "Aber Amura, ich sage es dir sogleich: Irgendwann wird deine Gier ihr Echo auf dich werfen, und du wirst die Konsequenzen deiner Taten spüren müssen. Und sei dir gewiss, dass es keine guten Konsequenzen sein werden. Wenn er mitbekommt, was du aus ihm gemacht hast, dass du ihn wie ein Schwein zum Schlachten aufgezogen hast, wird sein Zorn ins Unermessliche steigen. Du kennst ihn, er ist unberechenbar. Sicherlich, er war einst der Ängstliche, Zurückhaltende, doch wir beide wissen, welches Blut in ihm fließt. Wie gesagt, es soll dir überlassen sien...ich persönlich werde jedoch weiterhin zu meinen Idealen halten, das habe ich Mutter am Grabe geschworen." Mit diesen Worten stand Ruka auf und verließ den Raum. Sie hatte noch andere Dinge zu erledigen.

Da das Eis nun nicht mehr stark genug war um Juria festzuhalten, verlor sie jeglichen Halt und wäre fast zu Boden geflogen, wenn Yuuta sie nicht aufgefangen hätte. Von dem dicken Eis, das Juria gefangen gehalten hatte, war mittlerweile kaum noch mehr als ein paar große Pfützen übrig, während Yuuta nun Juria vorsichtig durch den Raum trug, um sie an einen sichereren Ort zu bringen.

Er wusste, dass seine Herrin Yuka nicht im Geringsten damit einverstanden sein würde, weshalb er und Juria nun sofort fliehen mussten. Aufgrund der Tatsache, dass Juria jedoch noch in einem tiefen Schlaf lag, war es schwerer als Yuuta zunächst angenommen hatte. Er wusste nicht ob er überhaupt lange genug durchhalten konnte um Juria an einen Ort zu bringen, der weit genug von Yuka entfernt sein würde, sodass diese sie nicht spüren konnte.

Mittlerweile war auch Yokai wieder in seinem Zimmer angekommen und hatte sich vor den riesigen Stapel an Papieren gesetzt, die es zu bewerten und unterschreiben galt. Hier und da ein paar Beschwerden, dort wieder Gesetzesvorschläge, die es zu verabschieden galt. Und doch war es schwer, immerhin hatte Yokai die Pflicht, eine Lösung zu finden, die für alle angemessen erschien - und das war dank der Zerstrittenheit der Adelsfamilien alles andere als leicht. Während die Fukudas sich mit allem zufrieden gaben, was die Shadakos beschlossen, waren die Hasekuras strikt für Frieden in allen Dingen. Dem entgegen standen wohl wieder die Aritomos, die schon immer gegen den Senat und die Shadakos gewettert hatten und wohl am liebten ihren eigenen Staat hätten. Und natürlich gab es noch die Maakas, die sich stets um die Finanzen kümmerten und stets eine Lösung wollten, die ihnen am meisten Geld einbrachte. Doch wie sollte er so viele Interessen vereinen? Leicht schüttelte er den Kopf, währned er über den Papieren brütete, dann aber jeweils die Antworten aufsetzte, in der Hoffnung, alles richtig zu machen.

"Probleme bei den Hausaufgaben?", fragte Hamano zynisch per Gedanken. "Vielleicht kann ich dir ja ein wenig...unter die Arme greifen?", fragte der Reinblüter, der im Moment aber noch vor der Tür von Yokais Tür stand. Er wollte nicht einfach blindlings reinstürmen, denn hier wohnte ab sofort ja schließlich der neue Senatsvorsitzende. Da es aber nichtsdestotrotz Hamano war, öffnete er nun einfach die Tür ohne zu fragen und betrat das Zimmer. "Muss sich echt gut anfühlen, plötzlich soviel Macht zu haben oder nicht, eure Hoheit!", bemerkte Hamano und verneigte sich vor Yokais Schreibtisch.

Vorsichtig späte Yuuta um die Ecke, während er Juria aus der Villa schmuggelte um in Bastardo unterzutauchen, auch wenn er sich nicht sicher war, ob die Reinblüterin ihn nicht sowieso überall finden würde.

"Ich wüsste nicht, was dich die privaten Dinge des Senats angingen." erwiderte Yokai in einem harschen Ton. Schon in seiner Kindheit hatte er eine gewisse Abneigung gegen Hamano entwickelt, und es war in den letzten Jahren nicht besser geworden. Allein schon die Tatsache, dass es Hamano gewesen war, der die Gerüchte verbreitet hatte, Yokai sei ein Level-E, hatten für eine Welle des Hasses in ihm gesorgt, die nun, da er zum Senatsvorsitzenden ernannt worden war, zum Vorschein kamen. Nun musste er sich nicht mehr verstecken, musste nicht mehr die Fassade aufsetzen, die er sonst immer gehabt hatte, wenn er dem Älteren Vampir entgegengetreten war. Er war der Herrscher der Vampire, dessen war er sich gerade bewusst geworden, und das hieß auch, dass er sich von Hamano absolut nichts mehr sagen lassen musste. "Und ich wüsste auch nicht, wer dir erlaubt hat, dieses Zimmer ohne meine Erlaubnis zu betreten. Ich wüsste vor allem nicht, dass ich dich hereingebeten hätte?"

"Oh wirklich? Ich hätte schwören können jemand hätte mich hereingerufen...", scherzte Hamano und stand wieder auf. "Ich habe gehört du bist jetzt der neue Vorsitzende...und als solcher brauchst du doch sicher einen Berater, oder nicht? Ich wäre doch geradezu perfekt dafür - da kannst du mir vertrauen. Ich weiß bestens Bescheid über die Vorgänge und Abläufe im Reich...mein leider verstorbener Vater Senri hat mir alles beigebracht. Jemanden mit meinen Fähigkeiten und mit meinem Talent wirst du doch nicht als Berater ausschlagen oder ? Das ganze Potenzial dass du verlieren würdest!", warb Hamano für sich, da er fest davon überzeugt davon war, dass er den jüngeren Vampir immer noch genauso beherrschen konnte, wie damals in der Schule, als auch schon jeder nur auf sein Kommando gehört hatte. Hamanos und Yokais alte Schulkameraden hatten sogar nicht davor zurückgeschreckt, Yokai in einen Brunnen zu werfen, als Hamano darum gebeten hatte.

"Verschwinde sofort aus meinem Büro, oder ich lasse dich rauswerfen." zischte Yokai, der sich in diesem Moment ebenfalls an die Szene erinnerte, als Hamano ihn in den Brunnen hatte werfen lassen. So etwas würde er sich nicht noch einmal bieten lassen. Er hatte nicht im Geringsten vor, Hamano als Berater einzusetzen - eher würde er wohl noch seinen eigenen Bruder nehmen, wobei es sowieso wohl das war, was sein Vater von ihm wünschen würde. Und da er zumindest seinem Vater gegenüber noch erheblichen Respekt hatte, würde er wohl auch eher dessen Wünschen als Hamanos Wünschen nachkommen. Nun aber glühten seine roten Augen nur vor Zorn, als er sich von seinem Schreibtisch erhob. "Raus. Sofort."

"Ich...wie..was....", hapste Hamano, bevor er Yokais wütenden Blick mit einem ebenso wütenden Blick erwiderte. "Oh glaub mir Bürschchen du wirst es noch bereuen mich heute abgelehnt zu haben. Aber schön...du wirst dir wohl erst noch den Aufgaben bewusst werden müssen, bevor du meinen Wert sehen wirst. Schön....ich werde darauf warten, wie du dann vor mir ankriechen und um meine Hilfe betteln wirst! Schönen Tag noch!", schnaubte Hamano und machte dann auf dem Absatz kehrt.
Wütend ließ er die Tür laut ins Schloß fallen und stapfte aus dem Senat, wobei jeder Mitarbeiter und jeder Sekretär ihm sofort aus dem Weg sprang. Hamano wollte nur noch aus diesem Gebäude raus, um zu verhindern, dass er in seiner Wut nicht noch den Palast zu Staub verwandeln würde. Als er sah, dass auf dem Platz vor dem Senat Ryouji und einige andere Senatoren waren, wählte er einen der Nebenausgänge, da er nun absolut keine Lust hatte sich nun auch noch mit seinem Bruder herumschlagen zu müssen.

"Puh......" murmelte Yokai, als er dann wieder allein war in seinem Büro. Die Begegnung mit Hamano war alles andere als glücklich verlaufen, und dabei war er gerade erst seit einem Tag im Amt. Aber er wollte nicht einfach jemanden einsetzen, der ihm das Leben sowieso nur zur Hölle gemacht hätte. Stattdessen war es ihm sogar lieber gewesen, dass er Hamano so weggejagt hatte - auch wenn es nun bedeutete, dass er sich wohl die nächste Zeit über von dem ältesten der Taikis und seinen Gehilfen anhören musste, welche Fehlentscheidungen er nur getroffen hatte. Aber es war wohl das kleinere Übel, denn jenen, die ihn verachteten, konnte er zum größten Teil auch aus dem Weg gehen.

Wütend hatte Hamano den Senat in Richtung Park verlassen, wo er nun herumspazierte um zu überlegen wie er seine Taktik verändern musste, um endlich ein Amt im Senat zu erlangen. Bisher hatte jeder Senatsvorsitzende ihn übergangen, wenn es darum ging ein Amt zu verteilen. "Oh diese Narren...wieso sehe eigentlich nur ich wie wertvoll ich eigentlich bin?", fluchte Hamano und trat neben einen Baum. Allein dieser Tritt, sorgte aber dafür, dass der zierliche Baum fast entwurzelt wurde.
Dass Yokai nun aufmüpfig wurde, hatte er gar nicht erwartet - eigentlich meinte Hamano, dass er Yokai in der Schule genug bearbeitet hätte, dass er ihm jeden Wunsch erfüllen würde. Schon allein aus Erfurcht vor ihm und dem wozu Hamano fähig war. Offensichtlich hatte er sich in Yokai getäuscht.
"Hm...womit lässt er sich dann beeinflussen, dass er mich als Stellvertreter nimmt?"; überlegte Hamano und lief weiter im Park herum. Doch plötzlich stoppte er, als er zwei Vampire bemerkte: ein C-Vampir und eine Adlige. Was hatten die in diesem Park verloren? Und vor allem: Was hatte ein gewöhnlicher Vampir mit einer Adligen zu schaffen?

Yokai dagegen war sitzen geblieben. Auf seine Akten konnte er sich erst einmal nicht mehr konzentrieren. Stattdessen hatte er gemerkt, dass ihn die Erinnerungen von früher wieder einholten. Er wusste nicht wieso, aber gerade jetzt kam ihm wieder die Szene mit dem Brunnen in den Sinn. Es hatte damals mehrere Stunden gedauert, bis man ihn wieder herausgezogen hatte, da der Brunnen ziemlich tief war und es keine Stellen gab, an denen er sich hätte halten können. Die anderen waren über ihm gestanden und hatten ihn ausgelacht, Hamano ganz vorne, die anderen hinter ihm oder neben ihm. Es war die reinste Hölle gewesen. Und selbst jetzt schien es nicht wirklich besser zu sein. Eigentlich wollte er seine Macht als Vorsitzender nicht missbrauchen - aber blieb ihm eine andere Wahl?

Neugierig schob Hamano das Gebüsch zur Seite und lief ein paar Schritte, bevor er die Vampire gefunden hatte, die seine Aufmerksamkeit erregt hatten. Eine bewusstlose Adlige lag auf dem Boden, während neben ihr ein C-Vampir saß, der sie voller Besorgnis ansah.
"Was ist hier passiert? Diebstahl? Mord? Vergewaltigung? Sprich schnell Abschaum und ich überlege es mir vielleicht nochmal dich am Leben zu lassen!", drohte Hamano sofort und schaute Yuuta mit rotglühenden Augen an.
Verzweifelt und erschrocken warf sich Yuuta sofort auf den Boden und erklärte sich so gut es ging. "Gnade...es ist nichts von alledem werter Herr. Ich habe diese Dame gerettet und möchte ihr helfen, so gut es in meiner Macht steht. Mehr kann ich euch nicht sagen!", erklärte Yuuta, wobei er vermied Hamano auch nur anzuschauen.
"Gerettet? Vor wem? Glaubst du etwa ich würde dir so eine Lügengeschichte glauben?", fragte Hamano und kniete sich zu Yuuta hinunter. Als er nun noch einmal Juria anschaute, fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Es war die selbe Frau, wie die die mit Yokai in die "Hochzeitslimousine" gestiegen war, die Hamano seiner Schwester zur Hochzeit geschenkt hatte. Und Yokai sah aus als sei er ziemlich glücklich in ihrer Anwesenheit gewesen.
"Sag mir alles was du weißt, wenn du weiterleben willst! Ich will jedes Detail und wehe du lässt auch nur eines aus!", drohte Hamano und packte Yuuta am Hemdkragen, sodass er Hamano direkt in die Augen sehen musste. "Sie war Yuka-samas Gefangene....und ich habe sie befreit...bitte...Gnade...ich will doch nur der Frau helfen und sie von hier wegbringen!", erklärte Yuuta mit Tränen in den Augen, angesichts von Hamanos Drohungen.

Leise gab Yokai ein Seufzen von sich, als er merkte, wie er schon wieder überlegte, ob er Hamano ganz verbannen sollte. Aber dann würde er sich den Zorn der Taiki-Familie auf sich ziehen...und nachdem die Frau seines jüngeren Bruders auch eine Taiki war, würde das wohl auch den Zorn seines eigenen Vaters mit sich bringen. Es war also keine gute Idee, sich mit den Taikis anzulegen. Zumal wusste er, dass solche persönlichen Geschichten eigentlich keinen Einfluss auf die Regierungsgeschäfte haben sollten, doch wer konnte schon von sich behaupten, er wäre nicht korrupt? Selbst er, der er lange genug der Unschuld gefolgt war, merkte nun, wie die Machtgier ihn langsam aber sicher eingenommen hatte. Der Gedanke, einmal den Spieß umdrehen zu können, sich an allen Peinigern rächen zu können, es war so schön....konnte er wirklich alles riskieren, nur für die persönliche Rache?

"Yukas Gefangene?...", fragte Hamano noch einmal nach, während er versuchte alles zusammenzusetzen was er gehört hatte. Dann meinte er noch gesehen zu haben, dass Yokai in der Nähe dieser Frau wie ausgewechselt war.

Nach einigem Überlegen fasst Hamano Yuutas Kopf und sah ihn lächelnd an. "Danke..du hast deine Sache gut gemacht. Nun geh hin wohin du willst....ab hier übernehme ich !", erklärte Hamano und begann Yuutas Gedächtnis zu löschen, sodass er alles wieder vergaß was er soeben getan hatte.

Während Yuuta nun ziellos umherlief, hob Hamano Juria auf und verließ mit ihr den Park in Richtung der Parkplätze. Er wollte sie zu seinem Freund Kawagi bringen, denn dort würde er besser auf sie achten können, als hier. Zudem würde er dort den zusätzlichen Schutz der Kawagifamilie genießen - da würde Yuka geradezu einen Krieg beginnen müssen, um ihre Gefangene zurück zubekommen.

Er hatte keine Wahl, das merkte Yokai schon jetzt, als er die ganzen Beschwerden, die Hass- und die Drohbriefe bemerkte. Sie mochten ihn jetzt schon nicht, aber was sollte er schon tun? Ging es nach ihm wäre er auch nicht Senatsvorsitzender geworden, sondern hätte das alles seinem jüngeren Bruder überlassen, der offensichtlich geübter in den Regierungsgeschäften war als Yokai selbst. Dann aber sah Yokai auf, als es an der Tür klopfte, und sein jüngster Bruder Yoichi das Zimmer betrat, mit einem leichten Lächeln im Gesicht. "Lässt du wenigstens mich rein, onii-san?" fragte er leise. Natürlich hatte auch er den kleinen Vorfall mit Hamano mitbekommen. "Vater weiß es nicht, und wenn es nach mir und Mutter geht, wird er es auch nicht erfahren, soviel ist sicher..." erklärte er.

Als Shuusuke merkte, dass Hamano zurückgekehrt war, kam er seinen Eltern zuvor und öffnete Hamano die Tür. Vor Schreck hätte er die Tür fast zugeschlagen, als er Juria sah. Hamano stellte aber gerade noch im letzten Moment seinen Fuß in die Tür.
"Wer ist das? Willst du etwa meine Villa zum Gefängnis umwandeln?", fragte Shuusuke, Hamano verdrehte aber nur die Augen. "Ich erkläre dir drinnen alles, ok?", meinte Hamano und sofort gab sich Kawagi zufrieden und ließ Hamano hinein. Kaum dass Hamano in der Villa stand, schloss Kawagi die Tür zu und legte zur Sicherheit eine SChlösser um die Tür.
"So schlimm ist es jetzt auch nicht....ich würde sogar behaupten, dass niemand nach ihr sucht...außer vielleicht eine Person...aber ich wäre nicht ein Taiki, wenn ich das Problem nicht gelöst kriege", erklärte Hamano mit einem Lächeln.

Als Yokai diese Worte hörte, war er schon weitaus glücklicher als zuvor, und ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, bevor er dann aber nickte. "Du weißt doch, ich würde dich nie rausschicken. Das könnte ich wohl auch nicht. Du bist einer der wenigen, die es verstehen..." meinte er, und Yoichi nickte.
"Brauchst du Hilfe mit irgendetwas? Ich will keinen Ministerposten...außer natürlich du würdest mich ernennen, dann würde ich mich geehrt fühlen. Aber ich kann dir zumindest einen Teil der Arbeit abnehmen. Ich kann vorarbeiten, du schaust ein letztes Mal darüber und zeichnest es dann ab - oder eben nicht, wie es dir beliebt. Was meinst du? Sonst arbeitest du noch die ganze Nacht durch..."
"Danke...wenn du willst...kannst du dir die Steuererklärungen durchlesen...es gibt noch keinen neuen Finanzminister."

"Bring sie erstmal nach oben....es wäre besser wenn meine Eltern sie nicht auch noch sehen....", empfahl Shuusuke und ging eilig zum Wohnzimmer um seine Eltern abzulenken, damit Hamano derweil Juria verstecken konnte. Zwar war Shuusuke schon längst alleinstehend und unabhängig von seinen Eltern, doch waren sie mal wieder zu Besuch bei ihn.
Wenn Shuusukes Eltern erst einmal weg waren, würden er und Hamano sich um Juria kümmern, wobei Kawagi Hamano wohl erstmal ausfragen würde, was er überhaupt mit dieser Frau vorhatte.

"Ichiru....hast du wieder mit Juria gespielt oder wieso ist von ihr keine Spur mehr zu sehen? Ich meine mich daran erinnern zu können, dass sie vor wenigen Stunden noch hier stand - in einem dicken Eisklotz. Kannst du mir erklären warum ich von beidem NICHTS mehr sehe?", fauchte Yuka ihren Bruder zornig an. Sie war wieder nach Hause gekommen und jetzt stand sie vor dem leeren Kellerraum, in dem sie eigentlich Juria gefangen hatte.

"Gerne doch. Du weißt ja, ich mag die finanziellen Dinge..." kicherte Yoichi vor sich hin, nahm sich dann aber einen Stuhl und begann schon einmal damit, die verschiedenen Steuererklärungen durchzusehen, wobei er wesentlich schneller war als sein ältester Bruder und in gut einer Stunde fünf Erklärungen durchgerechnet und nachgeprüft hatte, wofür er von Yokai einen erstaunten Blick zugeworfen bekam, welcher dann aber weitermachte und die Anträge des Senats prüfte. Mit der Mathematik hatte er es noch nie so gehabt, zumindest interessierte er sich nur sehr wenig für Wirtschaft und Finanzen. Da lag ihm die Justiz und dergleichen noch eher.

Als er sicher war, dass seine Eltern endlich weg waren, eilte Shuusuke zu Hamano ins Zimmer. Kaum war angekommen, begann er damit seine unzähligen Fragen zu stellen. Hamano verdrehte nur die Augen.
"Was weiß ich woher sie kommt noch wohin sie wollte? Ich weiß nur, dass sie wohl von Yuka Aritomo gefangen gehalten wurde und von irgendeiner Putzhilfe befreit wurde. Da ich aber eine Idee habe, wie ich mir diese hübsche Frau zu Nutzen machen könnte, hab ich diesen Kerl "überzeugt" sie mir zu überlassen. Ich werde hier wohl damit fest einziehen müssen, um ein Auge auf sie zu haben", meinte Hamano augenzwinkernd.
Für Shuusuke wäre es aber ohnehin keine Umstellung, da Hamano schon seit der Schule hier öfter als in seinem wirklichen Zuhause war. Und auch seit er von zuhause ausgezogen war, war er öfter bei Shuusuke Gast gewesen, als dass er in seiner Mietwohnung gewohnt hatte.

Eine ganze Weile saßen Yokai und sein Bruder stillschweigend da. Niemand wusste so recht, was er sagen sollte, und beide waren sie in ihre Arbeit vertieft, bis dann aber Yoichi kurz aufhörte und Yokai direkt in die Augen sah. "Du wolltest das nicht, oder? Es war Vaters Wunsch, weil er keine andere Wahl hatte, nicht wahr?"
Ein wenig stockte Yokai, doch dann nickte er. "Warum fragst du das? Solltest du es nicht schon längst wissen? Vater hat es dir bestimmt oft genug erzählt..."
"Naja...vielleicht gäbe es ja eine Möglichkeit, wie du deinem Schicksal entrinnen könntest...?"